TeamStini
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Die Geschichte, 60 Piroggen und 1000 Mücken

Veröffentlicht: 02.09.2024

Ca. 41 000 Kilometer sind wir durch Europa gereist, und bevor es wieder in die weite Welt geht, erkunden wir noch einen kleinen Teil unseres schönen Heimatlandes. Nur 172 Kilometer ist daher unsere erste Etappe, die uns von Oberösterreich nach Horn in Niederösterreich führt. Dort findet das Geocache Megaevent Horn statt, ein Wochenende ganz nach Christians Geschmack. Viele Caches, super neue Bekanntschaften und gutes Bier. Im Waldviertel bleiben wir auch noch bis zum nächsten Wochenende, bevor wir zu einem besonders schönen Event zurück nach Oberösterreich fahren. Mit Freunden geht es auf eine urige Hütte nach Vorderstoder. Viele haben wir nun wirklich ein Jahr nicht gesehen und so vergehen die Tage mit spazieren, grillen, wenig Schlaf und ganz viel Freundschaft richtig schnell. Glückselig setzen wir uns Montagmittag wieder in unser Wohnmobil und halten nach 128 Kilometern in Lunz am See. Ein besonders schönes Fleckerl in Österreich. Die nächsten Tage wird der Lunzersee umwandert und per Kajak erkundet. Wir sind gerade sehr gerne hier in unserem schönen Land, nach einem Zwischenstopp bei Christines Familie, einem lustigen Spieleabend und erstklassiger Verpflegung, verlassen wir Österreich aber nun doch.

Wir fahren durch Tschechien, alles fühlt sich nach Sommer an, wir steuern Prag an. In Tschechien schlafen wir auf urigen kleinen Campingplätzen mitten im Wald, neben Seen und Flüssen voller Kajakfahrer. Wir notieren so eine mehrtägige Kajaktour auf unsere Wanna-Do Liste. Wir besuchen den Velka America, einen alten Steinbruch, in dem Zwangsarbeiter während der Sowjetzeit Steine abbauen mussten. Hier kommen wir mit Geschichte in Berührung und fahren weiter in die Hauptstadt Tschechiens. In Prag ist es heiß, auch hier finden wir einen kleinen Stellplatz auf der Halbinsel. Zur Altstadt fahren wir mit einer Fußgängerfähre über die Moldau, an deren Ufer Christian später, im Schatten der Bäume, bei Bier und Aperölchen, das EM Spiel der Österreichischen Mannschaft und Christine und Lilli die Wasserratten, alias Nutria, beobachten. Dabei fällt auch die Entscheidung sich das nächste EM Spiel aus nächster Nähe anzusehen – next Stop Leipzig. Der Weg dorthin führt uns durch das Lausitzer Seenland nach Bautzen. An der Talsperre Bautzen waren wir während unserer Auszeit schon einmal, jedoch wollen wir unbedingt noch die Gedenkstätte Bautzen, das ehemalige Stasi-Gefängnis, besuchen. Zuerst kommt aber noch ein Wochenende am See, an dem Lilli am Hundestrand mit 4,5 Jahren plötzlich beschließt, doch gerne zu schwimmen, vergnügt im See ihre Runden dreht und Stöckchen aus dem Wasser holt, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Wir sind ehrlich gesagt baff. Danach geht es zur Gedenkstätte. Über diesen sehr informativen Nachmittag in Bautzen sprechen wir noch lange. Abends geht es noch ein Stück weiter durch Sachsen, es gilt ja einem Fußballspiel zu frönen. Naja, was sollen wir im Nachhinein schreiben, Leipzig ist eine gemütliche Stadt, Christian hat eventuell eine Träne zerdrückt, los geht’s, wir fahren jetzt nach Polen.

Unser erstes Ziel ist Krakau, Schauplatz eines Geocache Megaevents, mal wieder. Bereits am ersten Abend in Krakau verlieben wir uns in die polnische Küche. In einem kleinen Lokal bestellen wir uns 60 Stück kleine, köstlich gefüllte Teigtaschen namens Piroggen, klingt viel, ist es auch. Es gibt dann am nächsten Tag Piroggen(lt. Christine heißen sie Pieroggi) zum Frühstück und zum Mittagessen, herrlich. Auch Krakau selbst ist abseits des Events und der Köstlichkeiten eine sehenswerte Stadt. Die Parkanlagen laden zum Flanieren ein und wer gerne Museen besucht, ist hier richtig.

Mit einem Zwischenstopp in dem Dorf Zalipie, das wegen seiner wunderschön bemalten Häuser bekannt ist, geht es zur Masurischen Seenplatte. Wir checken in Galindia ein, ein kleiner, uriger Campingplatz mitten im Wald und direkt am See. Am ganzen Platz sind geschnitzte Holzskulpturen verteilt. Der Künstler scheint eine Vorliebe für große Brüste und gruselige Szenarien zu haben. Im Schatten der Bäume und mit dem Kajak am See lassen sich die heißen Tage dann gut aushalten. Tagsüber bekommen wir immer wieder Besuch vom löwenähnlichen Camphund, dessen Namen wir nicht erfahren, Kröten, die wir alle Udo nennen, und abends von 1000 Mücken, deren Namen wir nicht wissen wollen. Die Udos sind uns lieber und noch ein bisschen mehr freuen wir uns über die Herde Wildpferde, samt Fohlen, die wir beim Kajakfahren vom Wasser aus beobachten können.

Irgendwo zwischen hölzernen Wikingern, juckenden Mückenstichen und Piroggen beschließen wir dann Polen für ein paar Tage zu verlassen und noch eine Runde durch Litauen und Lettland zu drehen, denn wir haben ja Zeit und das Baltikum reizt uns schon lange.

Als ersten Halt wählen wir die Wasserburg Trakai, eine gut erhaltene Burg aus dem Mittelalter und ihres Zeichens die meistbesuchte Attraktion im Baltikum. Alleine dieser Umstand veranlasst uns abends zu kommen, nahe zu parken, früh aufzustehen und die Burg noch vor den Touristenmassen zu besichtigen. Unser Plan stellt sich als gut heraus, wobei die Besichtigung auf Grund des Eintrittspreises zu einem gratis Spaziergang rundherum wird. Unser Fazit ist dennoch, wunderschöner Ort, der Besuch in Trakai lohnt sich, auch weil es sich um einen Vorort von Vilnius handelt und wir die Stadt sowieso besuchen wollen. Anhand Christines neu erworbener Fähigkeit Google maps Routen zu erstellen, flanieren wir durch die Hauptstadt Litauens, lernen unsere Leidenschaft für kalte rote Beete Suppe kennen, beobachten die Einlassschlange zu einer Feierlichkeit im Präsidentenpalast (wobei wir froh sind dort nicht hin zu müssen) und lernen Geschichte im jüdischen Viertel der Stadt. Zweiter Halt in Litauen, ein zweites Mal helle Begeisterung. Unsere Reise geht aber weiter. Durch den Nationalpark Birzai, mit seinen Karstlöchern und Seen fahren wir in die Hauptstadt Lettlands nach Riga. Wie Vilnius überzeugt uns auch die alte Hansestadt. Die alten Backsteingebäude, Parks und, wie soll es anders sein, ein Besuch in einem russischen Restaurant inklusive hauseigenem Wodka, machen Riga für uns besonders. Auch wenn wir nur einen Tag hier sind, die Anfahrt hat sich gelohnt. Weiter nordwärts soll es für uns aber nicht sein, unsere Runde geht weiter nach Westen zum Kap Kolka, an dem die offene Ostsee und die Bucht von Riga zusammentreffen. Ein wunderbares Gebiet, weshalb wir eine Wanderung entlang des Strandes und durch Pinienwälder machen, und natürlich auch die Nacht dort verbringen, Sternenhimmel, wunderschön.

Der Rückweg gestaltet sich dann eher schwierig. Lettland ist jetzt nicht sehr groß im Westen, weshalb man gleich wieder in Litauen ist. Man fährt Bundesstraße, kilometerlang Asphalt, bis, ja bis sich die Verantwortlichen gedacht haben, mal eben 30km Schotterstraße zu bauen. Wir sind mehrmals kurz vor dem Verzweifeln. Am Ende wird die Straße dann aber doch wieder befahrbar und wir landen im Nationalpark Zemaitija wo sich abseits von wilder und geschützter Natur noch ein ganz anderes Highlight verbirgt. In Zeiten des kalten Krieges bauten die Sowjets hier ihre erste Atomraketenabschussbasis. Heute ist sie ein Museum und klärt über den kalten Krieg auf. Christian muss sich so etwas natürlich ansehen und wird nicht enttäuscht. Lilli und Christine ziehen die friedliche Natur vor. Das wunderbar aufbereitete Museum lässt dich am Ende zu der Ansicht kommen, wie dumm die Menschheit doch nicht sein kann und wie wichtig Friede ist. Krieg und Friede, dieses Thema beschäftigt uns dann auch bei der übernächsten Station unserer Reise. Nach einem kurzen Abstecher in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens, begeben wir uns wieder nach Polen, wieder in die Masuren.

Ungeplant kommen wir genau am Abend des 23. Juli, dem Tag des Stauffenberg-Attentats an der Wolfsschanze an. Ein bisschen gruselig ist es schon an so einem Ort zu schlafen. Am nächsten Morgen geht es ganz bald los, wir holen uns einen Audioguide und gehen durch die Reste der alten Bunkeranlagen, sehen Alltagsgegenstände, die in den Bunkern gefunden wurden, und lernen richtig viel über die Geschichte, den Aufbau und den Alltag in den Bunkern sowie den Warschauer Aufstand. Krieg und Friede, möge uns ersteres erspart bleiben.

Als nächsten Tourstopp wählen wir die Stadt Torun. Ehrlicherweise hat und dieser Ort nichts gesagt, bis wir in Krakau von einer polnischen Geocacherin den Tipp bekamen, dorthin zu fahren. Immerhin sei es die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus und Torun sei die Hauptstadt des Lebkuchens. Lebkuchen? Da muss man uns nicht zweimal bitten. Wir flanieren durch die mittelalterliche Altstadt, vorbei am Geburtshaus des Astronomen, streicheln wie in allen Hansestädten diverse goldene Figuren, damit uns das Glück nicht verlässt, gönnen uns eine riesige Portion Piroggen, probieren kalte Stachelbeerensuppe und verspeisen anschließend köstlichstes Lebkucheneis am Stadtplatz. Danke Fr. M., dass du uns Torun empfohlen hast.

Schön langsam verlassen wir Polen und es geht nach Deutschland. Gemütlich geht es an Berlin und Magdeburg vorbei, nach Bremerhaven, mal wieder aus geschichtlichem Interesse. Bei unserem Thermenbesuch in Slowenien hat uns ein sehr nettes Camperpaar das Auswandererhaus in Bremerhaven wärmstens empfohlen. Da Hunde wohl nicht so geschichtlich interessiert sind und somit Museumsbesuche tabu sind, wechseln wir uns mit diesem ab. Darin sind wir schon routiniert, den Vormittag verbringt Christian im Auswandererhaus, Christine und Lilli gehen spazieren, schlürfen mit einem Buch, Rhabarberschorle in einem kleinen Café und am Nachmittag, weil so interessant bis kurz vor der Sperrstunde, ist Christine dran und Christian und Lilli sind.. richtig.. geocachen. Danke an euch 2 aus der Steiermark, deren Namen wir nicht mehr wissen, der Tipp war hervorragend.

Und jetzt ist es Zeit für Urlaub! Wir fahren rüber in die Niederlande nach Heerenveen, holen unsere Freunde vom Bahnhof ab und machen eine Woche Urlaub in Friesland. Wir bewohnen ein kleines Häuschen direkt am Wasser, es wird wieder lecker vegan gekocht, stundenlang gespielt, lange wundervolle Kajaktouren am Heegermeer und Slotermeer unternommen, durch das Wattenmeer gewandert, Eis gegessen, die Stadt Sneek besucht, Sonne getankt und einfach eine schöne Zeit mit lieben Menschen verbracht. Danke für die wunderbare Zeit!

So und dann geht es weiter, der letzte Abschnitt unserer langen Reise durch Europa steht uns noch bevor. Wo es hingeht, was wir dort machen und ob wir einen Schatz finden, das steht dann im letzten Eintrag unserer Reiseberichtes.

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