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Irgendwo im Nirgendwo

Veröffentlicht: 31.10.2017

Es ist geschehen: das entscheidungsfreudige Wetter hat sein erstes Opfer gefordert. Ullis Tagesablauf bestand nun aus Schniefen und Schnauben. Trotzdem ging die Reise weiter in Richtung River Valley, denn Ulli ist hart im Nehmen. Bei einem zweistündigen Zwischenstopp im Tongaririo National Park gab uns Lisa die Möglichkeit, ein weiteres Mal die wunderschöne Natur Neuseelands zu erkunden. Der Weg, der uns entlang von Flüssen, Bäumen und Steinhängen führte, war jedoch eher mäßig. Die Bezeichnung Weg ist wahrscheinlich schon zu viel gesagt. Eigentlich balancierten und stiegen wir über Wurzeln, Steine und matschige, steile Schlitterbahnen, immer dort entlang, wo der Vordermann halbwegs sicher einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte. Zu allem Überfluss schien das Wetter aber noch einen drauf setzen zu wollen. Als wir gerade zehn Minuten gelaufen waren, fing es an zu schütten. Und zwar so richtig. Innerhalb von Minuten waren unsere Hosen, Rucksäcke und Socken durchnässt. Grundsätzlich war die Natur hier wirklich atemberaubend. Es hätte ein richtiges, kleines Abenteuer werden können bei all dem, was sich hier an Eindrücken bot. Aber durch die unangenehme Wetterlage konnten wir es leider gar nicht richtig genießen. Die Diskussion, die ich in diesem Moment mit meinem inneren Schweinehund führte, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

„Können wir nicht zurück gehen?“
„Nein.“
„Aber wir sind durchnässt, es ist kalt, warm, wieder kalt und urplötzlich heiß. Der Regen ist so stark, dass wir kaum geradeaus schauen können und der Weg ist gar nicht mehr zu sehen. Der ist zu einem reinen Fluss mutiert. Außerdem hab ich Hunger.“
„Nein, wir gehen weiter.“
„Und wie wäre es mit einer Pause?“
„Nein, wir sind spät dran.“
„Aber ich habe eine Banane eingepackt.“
„Wirklich?“
„Nein. Hätten wir dann angehalten?“
„Ja.“
„Mist.“
„Komm schon, jetzt hab dich nicht so. Nur so können wir die Landschaft richtig erkunden. Dazu sind wir doch schließlich hergekommen.“
„Dazu bist du hergekommen? Um die Landschaft zu erkunden?!“
„Und uns kulturell und sprachlich weiterzubilden, genau.“
„Hahaha, das glaubt dir doch sowieso keiner.“
„Na hör mal! Wozu bist du denn bitte hergekommen?“
„Um vor dem richtigen, harten Arbeitsleben nochmal eine Auszeit zu haben.“
„Tse.. wenn das unsere Leser wüssten!“
„Das müssen sie ja nicht erfahren.“
„Und ob die das erfahren, da kannste dir so was von sicher sein, wenn du nicht gleich die Klappe hälst.“
N„Schon gut… … … Wieso geht es eigentlich die ganze Zeit bergauf?“
„Okay, du hast es nicht anders gewollt.“

Nachdem unsere Regenwanderung schließlich ein Ende fand und mein innerer Schweinehund (ich entschuldige mich für ihn und sein Benehmen) und ich wieder glücklich im warmen Bus saßen, machten wir uns auf die letzten Kilometer zum River Valley. Dort angekommen muss man sagen, es war schon was besonderes hier. Die Ruhe war selbst für Neuseeland einzigartig und um uns herum erstrahlte das pure Grün. Dass Duschen und Toiletten sich allerdings außerhalb der Unterkunft befanden und es immer noch wie aus Eimern schüttete, dafür kann ja keiner was. Wettertechnisch muss hier aber wirklich mal was geändert werden. Immerhin werden wir beim Einschlafen den Vögeln lauschen und in die bewachsenen Berge sehen. Hat was.

Antworten (1)

JoeyBoe77
Herrlich geschrieben! Der innere Schweinehund ist mir sympathisch. ;)

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