Veröffentlicht: 27.09.2020
Samstag, 18.8.2018
Strecke: Donau-Radweg 5 (Belgrad - Kovin)
gefahrene Kilometer: 30
Highlight des Tages: die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft aller Art!
Wir wollten aus Belgrad losfahren. Davor gab’s noch Frühstück in unserem Hostel, aber das war nicht so überragend, aber wir wurden satt. Dann wollten wir unsere Fahrräder wieder vom 3. Stock hinunter tragen. Aber da ist Julius aufgefallen, dass sein Rad hinten einen Platten hatte. Wir haben also seinen Reifen abgeschraubt und geflickt. Das hat ewig gedauert, weil wir uns irgendwie doof angestellt haben. Jedenfalls haben wir dann den Reifen wieder eingesetzt, unsere Fahrräder nach unten getragen und sind losgefahren. Nach nicht einmal 2 km fiel uns auf: der Reifen ist immer noch platt. Außerdem haben wir uns ständig verfahren und sind irgendwie gar nicht rausgekommen aus Belgrad. Ab und zu haben wir zwar Schilder gesehen, aber nicht wirklich regelmäßig. Irgendwann ging es mit dem Reifen nicht mehr weiter. Also haben wir mitten auf dem Fußgängerweg gehalten und noch einmal den Reifen ausgebaut. Dieses Mal haben wir aber einen neuen Schlauch eingebaut, das ging deutlich schneller. Trotzdem haben wir den Mantel danach einfach nicht wieder in die Fassung gebracht. Da kam ein Mann auf uns zu und hat uns zu verstehen gegeben, dass in ca. 20m ein Fahrradgeschäft wäre. Ich bin da also mal hingelaufen, aber es war kein richtiges Fahrradgeschäft, sondern ein Laden für Räder, Motorsägen, Rasenmäher, … Trotzdem konnten uns die Angestellten helfen, haben den Mantel eingebaut und wir sind wieder los gefahren.
Wir sind sogar auf richtigem Wege aus Belgrad raus gefahren! Als wir also draußen waren, war es 12:00 mittags und wir hatten erst 5 km der Strecke zurückgelegt. Nun sind wir ziemlich kursiose Wege gefahren: z.T. war der asphaltierte Weg zu Ende, weil darauf Häuser gebaut wurden, dann wurden wir umgeleitet über Holzbretter, die über Mulden führten, in denen wohl normalerweise Wasser fließen würde. Aber die Ausschilderung war gut! Danach kamen wir wieder auf einen anständigen Weg. So ging das ca. 2-3 mal und schließlich waren wir auf einem gut zu befahrenden Feldweg. Da haben wir tatsächlich mal ein Sumpfgebiet der Donau gesehen! Das hatte was! Da haben wir eine kurze Trinkpause eingelegt und uns die schöne Gegend angeschaut. Ich habe mich nochmal ans Leitungswasser gewagt, was sich nachträglich als Fehler herausstellte. Weil ich ständig Bauchweh bekommen habe mit jedem Schluck Wasser, habe ich eine Vitamintablette in die Flasche geworfen, dann war’s besser.
Wir fuhren weiter und waren schließlich in Pancenko, wo wir auf einer Hauptstraße entlang fuhren. Das war blöd, denn dort war ein offener Gullideckel, den ich übersehen habe. Ich bin mit voller Geschwindigkeit hineingerast. Daraufhin hatte ich einen Platten. Wir hielten also am Wegesrand und haben meinen Reifen geflickt, diesmal ging es schon recht flott. Erstens machten wir das heute ja schon zum 3. Mal und zweitens waren die beiden Löcher sehr groß. Wir verbanden das mit einer Mittagspause, aßen aber nicht viel. Hier kam ein Mann mit Mofa vorbei und fragte uns, ob wir Hilfe brauchen könnten. Wir verneinten.
Dann fuhren wir auf dem Radweg weiter, denn auf der Straße waren ja offene Gullideckel. Nach nicht einmal einem Kilometer bemerkten wir, dass irgendwas immer klackerte beim Fahren. Dann bemerkte Julius so kleine Pflanzennadeln in meinem Hinterreifen. Dann zog er da Dornen raus. Die waren auch im Vorderreifen. Es hat gezischt. Also hatten wir vorne und hinten Platte. Beide. Ein paar Meter weiter sahen wir zwei Leute am Wegesrand, die gerade Reifen geflickt haben. Wir fuhren also zu ihnen hin. Es waren zwei Deutsche, geschätzt Mitte 70, aus Baden-Württemberg. Zwei sehr nette Leute. Sie wollten von Budapest bis zur engsten Stelle der Donau fahren. Ursprünglich wollten sie weiter, aber sie meinten, sie seien zu alt dazu. Jedenfalls waren die beiden ziemlich hart im Nehmen: die Frau hatte ein eingebundenes Bein, weil sie eine Fleischwunde hatte, die sie sich auch an diesem Tag zugezogen hatte. Der Arzt meinte, sie solle ihr Bein also erstmal nicht so belasten, darauf meinte sie, sie könne ja ein paar Kilometer weniger fahren. Wir unterhielten uns während des Flickens gut mit ihnen. Währenddessen kam der Mann mit Mofa nochmal vorbei. Weil wir da gerade noch motiviert waren, verneinten wir wieder.
Sie waren zuerst mit Flicken fertig, aber nach 5m Fahrt hatte er wieder einen Platten und sie begannen erneut zu mit dem Flicken. Währenddessen ging die Frau ein bisschen umher und sah ein Schild ca. 50 m von uns weg: Achtung! Zu manchen Jahreszeiten können hier spitzige Früchte von Bäumen liegen, die selbst den besten Fahrradreifen zerstören. Das Schild 100m weiter vorne wäre ideal gewesen… Jedenfalls haben wir immer weiter geflickt, aber es nützte nichts. Die Dornen waren im Mantel, auch wenn wir sie nicht mehr sehen konnten. Um halb 5 gaben wir auf. Insgesamt hatten wir da 25km. Bis Covin (wo wir gebucht hatten) wären es noch 40-50 km gewesen. Dann habe ich versucht, Autos oder irgendjemanden aufzuhalten, der uns sagen könnte, ob und wo es hier einen Fahrradladen gäbe. Aber es hielt keiner. Und die Radfahrer konnten uns auch nicht helfen – und hatten selbst alle Platte.
Dann schoben wir wieder in den Ort hinein und wollten dort einfach ein Hotel und einen Laden suchen. Wir waren gerade drin, als neben uns ein Auto hielt. Ein Mann sprach uns auf Englisch an. Er meinte, wir sollen unsere Reifen abmontieren, unsere Sachen in seinen Garten stellen und einsteigen. Das taten wir und fuhren los. Er konnte auch deutsch, weil seine Oma Deutsche war und seine Mutter Ungarin. Er selbst bezeichnete sich auch als Ungar, der in Serbien lebt, aber 5 Monate im Jahr arbeitet er in Bad Mergentheim und er hat Verwandtschaft in Mannheim. Ein ziemlich cooler Kerl. Und der fuhr uns zu einer Autowerkstatt, die uns noch schnell die Reifen flickten. Alle 4! In dieser Zeit sind wir mit dem netten Ungar in eine Kneipe gegangen. Das war anscheinend seine Stamm-Dönerbude, denn er hat sich lange mit der Verkäuferin unterhalten und hat uns was zu essen bestellt. Der Döner mit Pommes war sehr viel. Der Ungar ist sogar extra noch los gegangen und hat uns etwas zu trinken geholt, weil die nichts mehr da hatten. Danach sind wir wieder zur Autowerkstatt und wir haben die Reifen eingepackt.
Bei ihm daheim haben wir dann die Reifen wieder montiert und überlegt, wie es nun weitergehen solle. Ob wir die kommenden 40km noch radeln oder mit dem Bus fahren sollten. Der freundliche Ungar wollte uns immer noch helfen und rief seinen Bruder an. Dieser kam und fuhr uns mit dem Auto zur Bushaltestelle und wartete mit uns. Nach 4 mal „nur noch 10 Minuten warten“ kam endlich der Bus, der uns aber nicht mitnahm. Der Bruder war auch sehr nett, der fuhr uns dann noch die 40km nach Kovin. Leider konnte er nur Englisch, aber wir konnten uns gut unterhalten. In Kovin ließ er uns an einer Tankstelle raus, wo uns auffiel, dass wir beide je einen Platten hatten. Bei meinem Reifen war das zuvor an der Bushaltestelle schon einem älteren Mitwartenden aufgefallen. Prompt zogen wir wieder so einen dummen Stachel raus, obwohl unsere Räder seit dem Flicken den Boden vielleicht 20 Sekunden berührt hatten.
Die 4 km bis zu unserem reservierten Hotel erreichten wir dann aber doch noch durch nochmaliges Aufpumpen der Reifen. Um 21:00 waren wir da und konnten einchecken. Auch hier war das Personal sehr freundlich.