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Lahnradweg: Koblenz bis Beilstein

Veröffentlicht: 27.07.2020

Samstag, 6.6.2020

Heute wollten Mama und ich unsere letzte Etappe unseres Lahn-Abenteuers antreten. Der aufmerksame Leser denkt nun bei sich: "Hä? Gestern mündete die Lahn doch schon in den Rhein? Wo wollen sie denn noch hin?", und damit hat der Leser natürlich recht.

Sehen wir es vielmehr als Teil unseres Heimwegs an, denn Papa würde uns in Beilstein dann mit dem Auto abholen. Und Beilstein ist von Koblenz noch eine Fahrrad-Tagestour entfernt, die wir auf dem Moselradweg fahren würden.

Aber warum nun genau Beilstein? Das ist auch nur ein Dorf! Ein Onkel meines Papas lebt dort und weil der schon alt ist und wenn wir schon gerade in der Gegend sind, wollen wir den auch besuchen. In diesem Sinne beginnt unsere Heimweg-Etappe unseres Lahnradweg-Abenteuers!

Unser letzter Tag begann wieder mit einem sehr ausführlichen Frühstück im Gastraum des Hotels. Wir waren lange Zeit die einzigen dort, aber wie immer waren wir einfach sehr früh dran. Es gab alles, was man sich wünschen konnte und im Hintergrund lief echt gute Musik! Und die Gastgeberin war echt nett, wir unterhielten uns lange mit ihr über die Auswirkungen von Corona für ihr Wirtshaus, denn außer uns waren ja kaum Leute da.

Dann ging es los und das Wetter spielte wieder mit: tatsächlich war es zwar noch bewölkt, als wir zum deutschen Eck fuhren, aber die Sonne blitzte immer häufiger durch. Kühl war es leider trotzdem.

Und dann ging es an der Mosel entlang, die links und rechts gesäumt war von Weinbergen, richtig steilen Hängen! Zwar führte unser Radweg recht nah an einer viel befahrenen Straße entlang, aber der Lärm störte wenig, wenn man so eine tolle Aussicht hatte. So fuhren wir eine Weile weiter.

Irgendwann merkte ich, wie die dunklen Wolken am Himmel zunahmen, aber die Sonne schien immer noch durch. Schnell machte ich ein zwei Fotos und noch während ich mein Handy wieder in der Tasche verstaute, begann es zu tröpfeln. Und dann ging es schnell: es goß wie aus Kübeln! Gottseidank waren wir gerade neben einem Dorf, wo wir schnell hineinfuhren und uns beim erstbesten Haus unter einem Durchgang zwischen Wohnhaus und Garage unterstellten. Dort warteten wir eine Weile, bis der Regen nachließ. Dann trauten wir uns langsam wieder weiter.

Von jetzt an war Mama vorsichtig: als wir einige Kilometer später in Löf an einem Unterstand vorbei kamen, stellten wir uns dort vorsichtshalber unter, obwohl es gar nicht regnete. Allerdings gab es dort auch Büsche, hinter die wir mit Blick auf die Mosel pinkeln konnten. Als meiner Mama das Warten auf den Regen zu blöd wurde, fuhren wir weiter.

Kaum waren wir wieder unterwegs, begann es erneut leicht zu nieseln, aber das war noch auszuhalten. Erst bei Burgen wurde der Regen immer immer stärker. Weil es schon halb 12 war, gedachten wir, im Ort einen Unterstellplatz zu suchen und dort unser mitgebrachtes Essen zu vertilgen. Allerdings wurden wir nicht fündig. Enttäuscht und ziemlich nass fuhren wir wieder raus aus Burgen - und konnten unser Glück kaum fassen!

Direkt am Straßenrand, aber geschützt stand eine Kapelle! Eine ganz kleine, aber sie hatte hölzerne Bänke an den Wänden und war offen. Eine Tafel an der Wand erklärte in Reimform, dass alle Wanderer und Radler hier willkommen seien und Zuflucht vor Hitze und Wetter finden könnten, wenn sie nur nicht randalierten. Die Fahrräder ließen wir draußen stehen und setzten uns mit unserem Essen in die Kapelle.

Zuerst machten wir eine gemütliche Pause, aßen, tranken und redeten. Bald schon wurde es uns in unseren nassen Klamotten aber sehr kühl. An eine baldige Weiterfahrt war aber nicht zu denken. Also mussten wir uns irgendwie aufwärmen. Das taten wir mit dem Lied "Laurentia, liebe Laurentia mein". Wer das Lied nicht kennt: immer wenn im Lied das Wort "Laurentia" oder ein Wochentag fällt, muss eine Kniebeuge gemacht werden. Singt man das Lied einmal ganz durch, hat man 63 Kniebeugen gemacht. Wir hatten sehr viel Spaß und warm war uns hinterher auch wieder!

Schließlich wurde der Regen wieder weniger und wir konnten die Weiterfahrt antreten. Immer ganz nah an der Mosel ging es weiter, manchmal leicht bergauf, meist aber sehr eben in Ufernähe. Cochem näherten wir uns von oben und es war ein gigantischer Ausblick! Wären wir nicht ganz so nass gewesen, hätten wir uns das Städtchen wohl genauer angesehen. Und wir fuhren gar nicht weit vom ominösen Bundesbank-Bunker vorbei, wo bis 1988 15 Milliarden D-Mark streng geheim aufbewahrt wurden.

Von Cochem war es nicht mehr weit bis Beilstein, die Strecke war wunderschön entlang der zwischen Weinbergen dahinfließenden Mosel. Schließlich waren wir in Beilstein, welches auch sehr schön in den Hang hineingebaut ist. Dort gibt es kleine Lokale, Souvenir-Läden und Geschäfte der hießigen Weinbauern. Oben thront ein Kloster mit einem Café, was unser Ziel war. Die Räder ließen wir unten an der Schiffsanlegestelle und machten uns zu Fuß durch die wunderschönen engen Gässchen. Eigentlich wollten wir gemütlich dahinflanieren, aber nun begann es zum dritten Mal an diesem Tag wolkenbruchartig zu regnen. Wieder erreichten wir das sichere Dach erst, als wir schon wieder ganz nass waren.

Nichtsdestotrotz setzten wir uns ins Café und die Chefin kam gleich zu uns. Sie ist eine gute Freundin vom Onkel meines Papas und hat ihm damals geholfen, das Café umzubauen und zu betreiben. Meine Eltern kennen sie bereits seit längerem. Wir aßen dort Kuchen und tranken einen Kaffee und plauderten. Schließlich kam auch Onkel Schorsch alias Pater Justin. Der ist mittlerweile auch schon weit über 80 und obwohl er nach wie vor fit ist, merkt man ihm das Alter schon an.

Er erzählte viel: von früher vom Krieg, seiner Kindheit, seiner Missionarstätigkeit in Brasilien, wie er mit mehr oder weniger legalen Methoden das Café im alten Klostergebäude errichtete und philosophierte über Theologie und Physik. Es war echt interessant.

Später kam endlich Papa mit dem Auto. Gemeinsam kauften wir einige Kartons Moselwein, gingen um die Burg und auf dem Weinberg spazieren und aßen schließlich zu Abend. Im umgebauten Kloster gibt es auch zwei Gästezimmer, wo wir übernachteten, am nächsten Tag noch einen Gottesdienst besuchten (wo Pater Justin extra wegen uns mitzelebrierte) und fuhren schließlich heim. Auf dem Heimweg hatte Papa noch eine Überraschung für uns parat: während unserer Abwesenheit waren im Garten die ersten eigenen Erdbeeren gewachsen und zusammen mit meinen Brüdern hatte er einen Erdbeerkuchen für uns gebacken!


Etappe: Koblenz bis Beilstein

gefahrene Kilometer: 62

Wetter: erst sonnig und kühl, dann windig, dann bewölkt mit immer wieder starken Regenschauern

Antworten

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