Veröffentlicht: 01.08.2020
28.7.-31.7.2020, heute mal ein spontaner Wandertrip.
Seit Mai ist mein Freund wegen seiner Meisterschule in Passau, bisher konnte ich ihn noch nicht besuchen dort. Aber jetzt sind endlich Sommerferien in Bayern und ich habe somit Zeit. Deshalb bin ich am Dienstag Nachmittag mit meinem kleinen (unklimatisierten) Toyota aufgebrochen, um meinen Freund zu überraschen.
Die Überraschung ist mir geglückt, er hatte überhaupt nicht mit mir gerechnet. Sofort hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er ja in die Schule musste und somit eigentlich gar keine Zeit für mich hatte. Aber ich hatte vorsorglich schon meine Wanderschuhe mitgenommen.
Und so machte ich mich am Mittwoch im Laufe des Vormittags zu einer ersten kleinen Runde auf. Mein Auto stellte ich im Parkhaus ab und lief zunächst ein bisschen am Donauufer entlang und ein bisschen durch die Altstadt. An der Stelle, wo der Inn in die Donau fließt, genoss ich eine Weile den Ausblick.
Dann begab ich mich auf die Suche nach dem Startpunkt bzw. Endpunkt des Goldsteigs, einem mehrere hundert Kilometer langen Wanderweg durch den Bayerischen und Oberpfälzer Wald. In der Nähe der Ilz wurde ich fündig. Zunächst ging es steil hinauf zur Veste Oberhaus, einer mächtigen Burganlage. Diese sah ich mir in Ruhe an und genoss den Ausblick auf Passau.
Schließlich folgte ich dem Weg durch Wiesen, Wälder und Felder. Immer, wenn es mir irgendwo gefiel, machte ich dort eine Pause. So kam ich nicht wirklich schnell voran. Ich kam durch eine kleine Ortschaft und schließlich ging es lange bergab. So viel war ich doch vorher gar nicht hochgelaufen? Dann war ich bei Hals und überquerte erstmals die Ilz. Entlang seiner Fließrichtung folgte ich ihr und gelangte schließlich zu einem in Fels gehauenen Tunnel. Das war faszinierend: die Ilz macht da einen Bogen, fast schon einen Kreis. An der nähesten Stelle sind die beiden "Kreisenden" nur ca. 100 Meter voneinander entfernt - getrennt nur durch den Fels. Man kann also durch den Fels hindurch gehen und kommt am anderen Ilz-Kreis-Ende wieder raus!
Von nun an ging es immer recht nah an der Ilz entlang. Ich kam an der Ilztalsperre vorbei, hielt meine Füße im Ilz-Stausee ins Wasser und folgte schließlich seinem Verlauf relativ parallel zu einem Bahngleis bergauf - bergab. Es war richtig schön!
Um 14:21 war ich dann in Fischhaus. Warum ich das noch so genau weiß? Exakt um diese Uhrzeit fuhr mir der letzte Bus nach Passau direkt vor der Nase davon. Aber was solls, nicht so schlimm, dachte ich, hatte ich doch vorher einen Bahnsteig entdeckt, der zu besagten Schienen zu gehören schien. Der Bahngleis war zwar nur Gras, ein Schild mit Fahrplänen und einer Bank, aber es sah sehr vertrauenserweckend aus.
Der nächste Zug sollte um halb 5 fahren und um 5 in Passau ankommen. Ich verbrachte meine Wartezeit mit einem Roman. Als halb 5 schließlich kam und ging, fragte ich ein paar Anwohner, wann denn der Zug käme. Sie antworteten nur "Da wirst schon bis Samstag warten müssen." Na toll. Der Zug fuhr also nur am Wochenende. Ich ärgerte mich sehr. Da stand ich nun. Also rief ich meinen Freund an, der mich dann in Fischhaus abholte und zum Parkplatz fuhr. Ich holte also mein Auto ab, fuhr noch einkaufen und schließlich zu seiner Wohnung und kochten zusammen.
Am nächsten Tag suchte ich nach einem Rundwanderweg, damit ich nicht das gleiche Problem wie am Vortag hätte. Im Internet fand ich einen Vils-Rundwanderweg beginnend bei Vilshofen. Ich fuhr also dorthin und suchte erneut nach dem Ausgangspunkt des Weges. Dieser ging zunächst in der Nähe der Vils durch ein Siedlungsgebiet immer leicht bergauf. Nach einem kurzen Stück durch den Wald führte der Weg auf eine neu geteerte Straße - und die Teerarbeiten waren noch nicht abgeschlossen. Also ging ich durch die Wiese. Dort waren Gras und Blumen so hoch, dass sie mir fast bis zu den Schultern reichten. Um schließlich wieder auf die Straße zu kommen, hätte ich dann durch ebenso hohe Brennnesseln gemusst. Das tat ich mir nicht an. Ich ging also einen Umweg durchs Unterholz ganz nah an der Vils, bis ich leicht zerkratzt schließlich doch noch auf den richtigen Weg gelangte. Dank sei an dieser Stelle einem unbekannten Tier, das mir schon einen Trampelpfad bereitet hatte.
Von nun an ging es immer eben auf einem geschotterten Weg direkt an der Vils entlang. Das wurde fast schon ein bisschen fad, aber dann zweigte der Weg zum Tafelsee ab, einem durch Granit-Abbau im letzten Jahrhundert entstandenen Natursee. Dort genoss ich im Schatten die Ruhe und den Ausblick.
Bald danach ging es über zwei Brücken hinüber zur anderen Vils-Seite. Dort folgte ich dem wieder eben an der Vils verlaufenden Weg und zweigte schließlich links ab, um einen Hügel hinauf zu einem imposant wirkenden Kloster zu kommen. Ich schlenderte durch den Hof, ging am Klostergebäude vorbei und machte schließlich im Schatten eines Baumes gegenüber des Friedhofs Pause. Nun war es gar nicht mehr weit bis ins Zentrum von Vilshofen, durch das ich schlenderte. Schließlich fuhr ich zurück nach Passau, laß meinen Roman fertig und kochte.
Am Freitag nun ging es wieder nach Hause. Zuvor wollte ich aber dem so schönen Goldsteig von Mittwoch noch ein bisschen folgen, zumal ich gelesen hatte, dass man ab Fischhaus einen Ilz-Rundweg gehen konnte. Ich machte mich also auf den Weg und spazierte an der Ilz entlang bis Kalteneck. Es war brutal heiß. Gottseidank verlief der Weg meist im Wald - im Schatten. Die Natur war wunderschön, die Ilz liegt ganz unberührt in ihrem Bett und schlängelt sich durch die Hügel. Allerdings war der Weg sehr eben und es ging nie auf besagte Hügel hinauf. Ich fand das schade. Jedenfalls war ich schnell in Kalteneck und wollte dann auf der anderen Ilz-Seite zurück nach Fischhaus. Jedoch war der Wanderweg wegen Baumfällarbeiten gesperrt. Schade. Ich ging also den gleichen Weg zurück.
Und dann fuhr ich heim, 3 Stunden Autobahn (wegen einem Stau), bei einer Außentemperatur von 34 Grad, ohne Klimaanlage. Zu Hause war ich patschnass und durchgeschwitzt. Darauf erst mal ein kaltes Radler.