Auslandsjahr in China
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Was genau lernen wie hier eigentlich?

Veröffentlicht: 29.09.2019

Einige von euch werden sich garantiert fragen, was genau wir hier eigentlich lernen. Ich werde deshalb versuchen hier mal auf alle Studieninhalte und Fächer einzugehen und meine persönliche Meinung zu den Fächern zu geben.

Auf dem Stundenplan seht ihr alle Fächer. Allerdings sind die Zeiten nicht ganz richtig, da vor allem Lean Management zusammengestaucht wird.
Nun aber zu den Fächern:

1.FEM (Finite Element Method)

In FEM geht es darum einen Weg zu finden, komplexe reale Systeme mathematisch beschreiben zu können, um dann damit Simulationen und Berechnungen durchführen zu können. Dafür wird das Objekt in endlich viele einfache geometrische Elemente zerlegt (daher der Name). Diese lassen sich mathematisch einfacher beschreiben und aus vielen Einzelelementen kann man dann eine Annäherung für das Gesamtobjekt erstellen. Wir haben dazu immer eine theoretische Einheit am Montag, in der es um die mathematischen Grundlagen und Methoden geht und am Mittwoch ein Praktikum, in der dann Simualtionen und die Arbeit mit Nastran/Patran (Simualtionsoftware) geübt wird.

Simmulation einer Dachkonstruktion eines Stadions.
3D-Modell eines Teils einer Landestrebe.

An sich finde ich das Fach sehr interessant und es knüpft an viele Inhalte an, die wir schon hatten und bringt uns gleichzeitig Neues bei. Allerdings sind die Praktika nur ein reines Durchklicken nach Anleitung ohne viel Erklärung und die Vorlesung ist etwas schwer verständlich, da das Englisch des Profs nicht besonders gut ist (Aber das möchte ich hier keinem zum Vorwurf machen und man versteht was er meint, da wir ein gewisses Grundwissen haben)
Leider können uns sowohl der Prof, als auch der Assistent meist nicht bseonders helfen, wenn Probleme bei der Simmulation auftreten. Teilweise heißt es dann nur: "Das liegt an der Software. Machen sie das zu Hause nochmal." Das ist nicht unbedingt der Sinn des Studiums, aber leider kommt das ab und zu mal vor. Es ist also immer ein Hoffen, ob es heute mal funktioniert oder nicht.

2. AMT (Advanced Manufacturing Technologies)

Wie der Name sagt, geht es um Produktionstechnologien. Bisher hatten wir die folgenden Schwerpunkte:
- CAD/CAM, NC, FMS, CIM und Technologien für RP&M.
Zu diesen Themen wurden uns jeweils Defintitonen, Vor-& Nachteile und Teilgebiete vorgestellt.
Allerdings ist das Fach nicht so der Wahnsinn. Die Dozentin liest nur ihr Skript ab und die meisten machen in den Vorlesungen die Hausaufgaben, da man nicht mitschreiben oder mitdenken muss. Und selbst für mich in der zweiten Reihe ist es nahezu alles akustisch unverständlich, was sie erzählt. Hinzu kommt auch noch, dass die Präsentation von vor gefühlten 15 Jahren ist, denn wenn es darum geht, dass zusammen mit CAD-Progammen oft Floppy Disketten zum Speichern verwendet werden, dann ist das einfach nicht mehr zeitgemäß. Es ging sogar um Gopher. Davon habe ich noch nie zuvor was gehört und scheinbar nutzt diesen Dienst seit Anfang der 2000er keiner mehr wirklich... Immerhin sind die Themen in den noch kommenden Präsentationen aktueller, wie z.B. 3D-Druck.
Das Fach ist also sehr durchwachsen, auch wenn es teilweise schon interessante Themen sind, aber sie werden einfach nicht besonders gut rüber gebracht.

3. Design and Realize of Intelligent Manufacturing

In diesem Fach behandeln wir Manufacturing Prozesse und vor allem die Betrachtung und Analyse deren Abläufe. Außerdem gibt es ein Praktikum in dem es um die Arbeit mit SPSen (Speicherprogrammierbare Steuerungen) geht.

Berechnungen zu einem Petri Net.

Aktuell beschäftigen wir uns vor allem mit Petri Nets. Diese sind eine Art und Weise die Reihenfolge von Schritten in einem Prozess und die Abhängigkeiten untereinander darzustellen. Mit Hilfe von etwas Mathe lassen sich verschiedenste Zustände des Systems berechnen und herausfinden, ob es zu Deadlocks kommen kann. Das sind Situationen, an denen sich das System selbst blockiert und nicht weiterlaufen kann.
Das Fach wird von der Leiterin des Mechatronikdepartments gehalten und sie macht das ganz in Ordnung. Man muss gut aufpassen, sonst weiß man sehr schnell nicht mehr wo sie gerade ist. Der Großteil ist zum Glück 1-zu-1 aus einem Buch, wodurch sich viele Sachen recht einfach nacharbeiten lassen.
Allerdings ist das alles nicht ganz einfach zu verstehen und es hat bei mir auch ein wenig gedauert, aber jetzt blicke ich recht gut durch. Immerhin ist sich die Dozentin dessen bewusst, da scheinbar auch die Jahrgänge vor uns große Probleme hatten das alles zu verstehen. Wir schreiben nächste Woche auch eine Zwischenklausur, da sie unseren Wissensstand testen will.
Ich finde es ein interessantes Fach, da es eine Erweiterung zur Steuerungstechnik ist, die wir bereits an der EAH gehört haben.

4. E-Buisness/E-Commerce

Wie der Name verrät, geht es um alles was mit Online-Geschäften zu tun hat. Wir bekommen Methoden zu Markt- & Kundenanalyse gezeigt und der Prof bringt sehr viele Beispiele. Dabei geht er auch viel auf die Unterschiede zwischen China, Europa und den USA ein, was ich persönlich sehr interessant finde. Man bekommt einen guten Einblick in die kulturellen Unterschiede und auch wie weit fortgeschritten China ist, gegenüber z.B. Deutschland.
Die Einheiten machen Spaß, da er oft das Gespräch mit uns sucht und das alles etwas auflockert. Aus meiner Sicht ist es eine der besseren Vorlesungen hier.

5. Green Manufacturing

Auch hier ist der Name Programm. Wir behandeln alles, was es im Rahmen vom nachhaltiger Produktion zu sagen und zu wissen gibt. Dabei geht es um closed-loop Produktionssysteme, saubere Energien und umweltfreundliche Herstellung, Verpackung und Transport.
Die Dozentin kann gut Englisch und macht das ganz gut, auch wenn es wieder nur Frontunterricht ist. Sie bindet viele Beispiele mit ein und versucht so ihre Punkte klarer zu machen.
Wir müssen in dem Fach eine Hausarbeit schreiben und zusätzlich noch eine Präsentation halten, in der wir, also Sophie, Selina und ich, uns mit dem System von Zero-Waste- bzw. Unverpackt-Läden beschäftigen.

6. Lean Management

LM ist das einzige Fach, dass auf Deutsch gehalten wird. Der Prof. ist nur für einen Monat hier und deswegen müssen wir viele Vorlesungen in kurzer Zeit machen. 3-4 Stunden am Stück sind unglaublich anstrengend und die Pausen haben wir sehr verkürzt, damit wir nicht bis spät in den Abend haben und das heißt trotzdem noch Vorlesung bis 19 oder 20 Uhr. Sich so lange zu konzentrieren ist verdammt schwer und anstrengend. (Ihr seht die Zeiten ja im Studenplan)
Hinzu kommen recht langweilige Inhalte, zumindest aus meiner Sicht. Eigentlich ist das Fach für WI gedacht, aber im Prinzip sitzen alle Richtungen mit drin. Es geht um Management und BWL. LM hat als Grundsatz grob gesagt: "Stetig im Gegebenen von heute dasBessere von morgen suchen." Wir haben also verschiedene Wege gezeigt bekommen und Fehler im Management zu finden und zu beheben. Hinzu kommt noch eine wirtschaftliche Betrachtung von Firmen und Projekten durch z.B. Berechnung von Rentabilität, Wirtschaftlichkeit und all diesem Unsinn.
Natürlich ist es gut, dass alles mal gehört zu haben, aber ich habe das schon in BWL nicht gemocht und es hat sich nicht geändert. Ich finde das alles unglaublich langweilig und trocken. Es ist wenig verstehen und viel auswendig lernen. Er hat sich manchmal selbst wiedersprochen und alleine die Tatsache, dass ihm egal ist wie wir Zahlen runden oder ob immer alle Einheiten passend dastehen wiedersprecht so ziemlich allem, was wir bisher in unserem Studium hatten.
Immerhin ist am Freitag Prüfung und dann ist das Leben deutlich einfacher und wir haben viel mehr Zeit für den Rest.

7. Chinesisch

Thomas und ich haben uns entschieden hier nochmal einen Chinesischkurs zu besuchen. Wir haben ja bereits alle das A1.1 Niveau in Deutschland geschafft, aber das reicht bei weitem nicht aus, um hier zurechtzukommen. Sophie macht es aus Zeitgründen nicht mit.
Wir haben 2 Einheiten à circa zwei Stunden pro Woche. Dienstagabend und Freitag Vormittag. Jeweils mit einer anderen Lehrerin. Beide machen das sehr gut und es ist etwas anderes, von einer Muttersprachlerin zu lernen. Wir haben im Prinzip nochmal von vorne angefangen, was nicht schlimm war, da man so nochmal eine Wiederholung hat. Es geht vor allem um das Sprechen und wir arbeiten großteils mit Pinyin, also der Umschrift mit unseren Buchstaben. Das Schreiben und die Zeichen stehen erstmal im Hintergrund und sind vor allem Fleißarbeit nebenbei. Im großen und ganzen macht es viel Spaß und ich merke, dass es vorran geht, auch wenn ich durchaus noch mehr machen kann/muss.

8. Intelligent Manufacturing

Im CDHAW-Gebäude wurde vor einigen Jahren im Industry 4.0 Lab eine kleine Fertigungsstrecke aufgebaut. Diese besteht aus 2 Robotern, Fließbändern, 2 CNC-Maschinen, einer Verpackungsanlage und einem Lagersystem. Ziel dieses Faches ist es, gewisse Teile des Gesamtsystems zu steuern bzw. selbst zu programmieren. Wenn ich es richtig im Kopf habe, geht es um die folgenden Punkte:
1. Erstellen einer Weboberfläche mit Python zu Steuerung und zum Zugriff auf die Daten auf dem Server.
2. Objekterkennung mit Hilfe einer Kamera. Somit wissen wir, wo sich das Werkstück gerade befindet. Für die Bildverarbeitung nutzen wir Visual Studio mit OpenCV.
3. Aufbau der Kommunikation der Maschinen und Sensoren mit OPC.
4. Erstellen eines Digital Twins (Digitaler Zwilling) des Gesamtsystem. Das heißt, dass wir ein virtuelle Abbild der Realität erstellen, was uns die aktuelle Realität darstellt.
Gehalten werden die Einheiten von den zwei Laborassistentenen, deren Englisch immerhin ganz ok ist, einer kann soga gut Deutsch.
Aus meiner Sicht ist dies das interessanteste Fach, da es wirklich mal um Anwendung der Einzelkenntnisse an einem Gesamtsystem geht.
Allerdings wird es bisher nur so mittelmäßig gut rübergebracht. Die Laborassitenten gehen sehr schnell durch viele Sachen durch, ohne dabei allzu viel zu erklären. Das heißt für uns, dass wir oft nicht nachkommen und viel nacharbeiten müssen. Außerdem werden teilweise Programmierkenntnisse vorrausgesetzt, die keiner von uns hat und einige unserer Kommilitonen sitzen einfach nur herrum und können wenig/nichts machen, da ihre Laptops zu schlecht für die Software sind. (Wir arbeiten mit einer virtuellen Maschine und das braucht eine gewisse Grundleistung)
Es besteht also noch Ausbaubedarf, aber wenn ich mal was verstehe, dann macht es echt Spaß, da ich hier wirklich was lerne. Mal schauen, wie gut wir es hinbekommen die Reports zu schreiben und wie gut der mündliche Test läuft.

9. Mechatronics Project

Der Donnerstag im Prinzip komplett für das Projekt gedacht. Es gab verschiedene Themen und jeder konnte sich mehr oder weniger frei für eines entscheiden. Ich bin zusammen mit Thomas, Réne, Matthias und Zhang in einer Gruppe. Wir sind aktuell dabei ein smartes Schneebeseitigungssytem für Dächer zu entwerfen. Dabei haben wir freie Hand und kümmern uns um alles selber. Wir versuchen das ganze Projekt nach einer DIN durchzuführen, was bisher auch ganz gut funktioniert. Wir haben uns für ein System entschieden, was das Dach auf Schnee überprüft und dann mit Hilfe eines Salzlauge entfernt. Wir bauen einen Prototypen mit Lichtschranke, Photodioden, Wassersensoren und dem entsprechenden Pumpensystem. Alles wird von einem Arduino gesteuert. Wir müssen alles selber prorgammieren, zusammenbauen und noch eine Simmulation machen. Es ist also viel zu tun, aber wir kommen gut vorran.

Vielleicht schafft Sophie es noch, hier auch mal über ihr Projekt zu schreiben, aber aktuell ist LM wichtiger und wir kümmern uns danach drum...


Geschrieben von: Friedemann

Antworten (1)

Ulf
Nǐ hǎo Friedi, Omi und ich waren vergangene Woche in Freiberg, wo uns 6 noch lebenden Absolventen unserer Fachrichtung von der TU anlässlich des 60jährigen Jubiläums unseres Diplom im Jahre 1969 eine "Goldene Diplom-Urkunde" in einer Feierstunde überreicht wurde. An diesen Tagen haben wir viel übere unser Studium damals und die Studentenzeit in Freiberg gesprochen! Daher war es sehr interessant Deinen Bericht zu lesen. Ich habe den Eindruck, dass Du eine gute Einstellung zu den Studienfächern hast - schön und sicherlich auch für später ist, dass Du dir noch das Chinesisch aufgebürdet hast. Viel Erfolg für die bevorstehenden Tests, Reports und/oder Prüfungen wünschen Dir Opi und natürlich auch Omi