Auslandsjahr in China
Auslandsjahr in China
vakantio.de/jena-shanghai

Taoyuan - Shanghai - Hong Kong - Frankfurt: Meine Heimreise über China

Veröffentlicht: 26.02.2020

Gestern habe ich mich endlich auf den Weg in Richtung Deutschland gemacht. Mein erster Zwischenhalt war Shanghai, da ich hier noch mein Gepäck abholen wollte. Ich werde euch also ein bisschen was darüber erzählen, wie es hier so ist.

Los ging es mit dem Schnellzug zum Flughafen. Nun mussten Thomas und ich uns, nach etwa einem Monat gemeinsamen Urlaubs, auf Wiedersehen sagen.

Ich wünsche dir alles gute Thomas und bleibt gesund. Ich drücke dir die Daumen für die Praktikumssuche und wenn das nichts wird, dann sehen wir uns halt eher auf ein Bier in Deutschland wieder.

Am Flughafen hat alles reibungslos funktioniert, aber auch hier war alles sehr leer und es waren wenig Leute unterwegs. Jeder hat sich auf seine Weise versucht zu schützen: Die meisten hatten einfach nur eine Maske auf, aber es gab auch welche mit 2 oder 3 übereinander und teilweise noch mit Schutzbrille und Handschuhen. Auf dem Flug gab er mehrere Ansagen zur Verhaltensweise in China und eine Temperaturkontrolle, von denen noch einige folgen sollten.

Pudong war genauso leergefegt. Das Personal war auf das mindeste reduziert und die, die näheren Kontakt zu den Passagieren hatten, waren in Ganzkörperanzüge gesteckt. Über eine App musste man seine Daten angeben und seine Reisehistorie angeben.

Am Ausgang des Ankunftsbereichs standen maximal 10 Leute und auch die Halle war unglaublich leer. Normalerweise sind hier mindestens 100 Leute und man wir sofort gefragt, ob man nicht ein Taxi haben will. Auf dem Bild sieht man auch, dass ein Großteil der Flüge gecancelt wurde.

Da ich das noch abarbeiten wollte, habe ich mich entschieden, den Maglev zu nehmen. Das ist eine Magnetschwebebahn, die etwas fixer als die Metro ist und zumindest einen Teil der Strecke zum Zentrum fährt. Der Zug kommt zwischendrin auf 300km/h, was schon echt beeindruckend ist. Dann bin ich mit der Metro weiter nach Anting und wie zu erwarten war auch dort viel weniger los. Die Linie 2 fährt genau durch das Zentrum und sonst sind hier mindestens 4-fach so viele Leute in der Metro. Außerdem liefen überall auf den Monitoren Filme, in denen Verhaltenshinweise gegeben wurden und die Ausschnitte aus Sicherheitskontrollen und dem Kampf gegen den Virus zeigten.
Wer den Blog schon länger liest, wird von Anting schonmal gehört haben. Das ist ein Stadtteil, der direkt um die Ecke vom Campus liegt. Ich hatte mir hier ein Hotel für eine Nacht gemietet. Ich musste mich nochmal registrieren und meine Reisehistorie angeben. Außerdem hingen in meinem Zimmer Zettel mit dem Datum der letzten Desinfektion. Nach dem Check-In habe ich mir ein Taxi zum Campus genommen und mich mit Sebastian getroffen. Alle Eingänge sind mit Zäunen abgesperrt gewesen und es saßen einige Wachen zur Einlasskontrolle dort. Das witzige ist, dass Sebastian nur bis zum Tor darf und ich gar nicht auf das Gelände darf. Würde er den Campus verlassen, dann dürfte er nicht mehr drauf. Ich kann also bis auf ca. 1km an das Wohnheim heran, darf aber nicht mal für kurze Zeit das Gelände betreten, obwohl dort aktuell eh kaum einer mehr ist, da der Vorlesungsbetrieb bis auf weiteres eingestellt ist und Vorlesungen in Onlinekursen gehalten werden. Ich habe also endlich mein Zeug abholen können und hoffe jetzt, dass das alles vom Gewicht passt.

Ein paar Restaurants haben noch normal auf und zum Glück war eins direkt um die Ecke, wo ich dann endlich was essen konnte. Es waren wenige Leute zum Essen dort und die meisten haben es sich mitgenommen. Außerdem waren die Türen dauerhaft offen, damit immer frische Luft reinkommt. Allgemein ist die aktuelle Situation in Anting recht deutlich zu erkennen. Es ist weniger Verkehr und vor allem die Bürgersteige sind fast leer. Die letzten Male, als ich hier gewesen bin, standen dort überall Roller und Fahrräder herum.

Da ich vergessen hatte Sebastian meinen Zimmerschlüssel mitzugeben, bin dich dann um 22 Uhr noch einmal zum Campus gejoggt und habe ihm den noch gebracht.

Für heute Morgen wurde mir auf Grund der Epidemie ein kostenloses Frühstück angeboten und ich hatte mich schon auf ein leckeres Brötchen gefreut. Allerdings habe ich recht schnell gemerkt, dass das hier in China ja etwas anders ist. Es gab ein Ei, ein Stück Süßkartoffel, eine kleine Baozi, ein Mochi und die typische Reissuppe, was aber nur Wasser mit Reis drin ist. Alles in allem nicht so der Hit, aber zum Glück hatte ich noch Gummibärchen.

Ich werde jetzt meine Sachen nehmen und mich mit einem anderen Kommilitonen im Zentrum treffen, um dort noch etwas an wichtigen Dingen mitzunehmen. Ich bin gespannt, ob ich über die 30kg für mein Gepäck komme.

+++ Update - 18:22 +++

Ich sitze jetzt direkt vor meinem Gate und habe es endlich geschafft. Die letzten Stunden waren von einiger Anspannung geprägt, aber die fällt jetzt so langsam von mir ab.

Ich habe mich mit einem Kommilitonen am People's Square getroffen und noch ein paar Dokumente und einen Laptop von anderen abgeholt, die ich mitnehme. Mein Rucksack wurde dadurch noch schwerer und ist jetzt mit 3 Laptops und viel Technik bei ~17kg. Das ist schwerer als mein großer Rucksack. Mein restliches Gepäck ist etwas über 30kg, aber es gab zum Glück nirgendwo Probleme am Flughafen.
Ich war etwa 5 Stunden vor Abflug da und hatte somit zum Glück noch etwas Zeit, um meine Sachen etwas umzupacken, da ich noch ein paar Dinge gefunden hatte, die nicht im Handgepäck erlaubt sind.

Der Flughafen Pudong ist unglaublich leer. Wo normalerweise tausende Leute unterwegs sind, ist es heute totenstill und nahezu alle Läden haben zu. Das Personal ist minimiert, da auch nur sehr wenige Flüge fliegen überhaupt ab. Es ist krass zu sehen, wie sehr diese Pandemie das Leben hier vor Ort einschränkt.

Ich für meinen Teil bin gerade unglaublich glücklich. Es sind nur noch ~16 Stunden im Flugzeug, zwischendrin Umsteigen in Hong Kong und dann mit der Bahn nach Jena. Das Schwierigste ist also weg. Ich freue mich sehr, endlich wieder nach Hause zu kommen und auch dort bleiben zu können.

Und noch als Anmerkung, da ich das gerade gelesen haben:
Mich erwartet in Deutschland keine Quarantäne. Die europäischen Staaten haben bisher nichts dergleichen eingeführt. Hier ein kurzes Zitat vom Auswärtigen Amt:

"Piloten sind verpflichtet, vor der Landung nach Flügen aus China dem Tower über den Gesundheitszustand ihrer Passagiere zu informieren. Reisende aus den betroffenen Risikogebieten sind verpflichtet, auf Aussteigekarten Angaben zu ihrem Flug und zu ihrem Aufenthaltsort in den folgenden 30 Tagen nach Landung zu machen. Auch können bei Reisenden aus China Informationen zur Symptomatik und Risikoexposition erfasst werden. Auffällige Personen können weiter befragt und gegebenenfalls untersucht werden. Beim Treffen der EU-Gesundheitsminister wurde außerdem vereinbart, dass Flugreisende künftig vor Landung in EU-Ländern gefragt werden können, ob sie in Corona-Infektionsgebieten waren oder Kontakt mit Infizierten hatten. Abhängig von der Risikoeinschätzung für Deutschland werden fortlaufend weitere mögliche Maßnahmen gemeinsam geprüft."
Es gibt auch keine so groß angelegten Temperaturkontrollen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung in Shanghai gerade sehr gering. Die Anzahl an Infizierten ist um die 70 und seit 6 Tagen gibt es keine oder nur einen neuen Fall pro Tag. Die Situation hier ist unter Kontrolle. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich entschieden haben noch einmal hier her zu fliegen. Vor 2 oder 3 Wochen wäre das noch was ganz anderes gewesen.

+++ Update - 23:10 +++

Ich sitze wieder am Gate, aber diesmal in Hong Kong. Der Flug verlief super entspannt und es war genug Platz im Flugzeug, sodass man weit genug weg von seinem Nebenmann saß. Außerdem kenne ich jetzt endlich den "Joker"-Film. Jetzt warte ich auf den Flug nach Frankfurt. Das nächste Mal melde ich mich dann aus dem Zug nach Erfurt.

+++ Update - 8:45 +++

Ich bin gut in Frankfurt gelandet. Über Russland gab es ein paar ordentliche Turbulenzen, deswegen habe ich nicht besonders gut schlafen können. Ich bin also dementsprechend müde. Ansonsten hat alles super gut geklappt. Es gab keine Gesundheitskontrollen in Frankfurt und auch im Flugzeug hatten die meisten keine Masken auf, aber ich habe meine durchweg getragen.
Es fühlt sich gut an wieder zu Hause zu sein. Jetzt ist es nur noch eine kleine Zugfahrt und dann bin ich endlich da :)

++Ich werde hier im Laufe des Tages noch weitere Updates posten++

Antworten (1)

Ulf
Ich hoffe, du findest noch etwas handfesteres zum Essen als das Frühstück und die Gummibärchen, damit du die Rückreise nach Frankfurt gut überstehst - vor allem Keim(Virus-)frei. Der Situationsbericht aus erster Hand ist sehr anschaulich. Wir drücken die Daumen, dass dir die Quarantäne in Frankfurt erspart bleibt und du Lisa bald wieder in die Arme nehmen kannst! Bis bald grüßen dich lieb Opi und Omi

China
Reiseberichte China