Im Kojteich
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Tokio - Alle Facetten

Veröffentlicht: 19.05.2023

Full disclosure 🕶

Ich fahre heute mit der Bahn zum größten Gachapon Store. Japaner haben eine fast schon absurde Vorliebe für die Kapselautomatne mit den Spielzeuge. Auf Google Maps erfahre ich, dass meine Bahn Verspätung hat.

Im Zug selbst werde ich auch Gründe dafür erfahren. Nicht als Durchsage, sondern durch die Monitore. Auf denen laufen Anzeigen durch, die den Status der Züge erläutern.

Status - Delay
Reason - Personal Injury Accident

Aber auch "Bagagge caught in door" sehe ich hier auf den Anzeigen. Etwas, vor dem auf allen möglichen Aufklebern gewarnt wird. Und einer der Gründe, den Rucksack vorne zu tragen. Neben der Tatsache, dass du andere nicht unbeabsichtigt umwirfst. Siehst du Touris mit Rucksack vorne, sind sie entweder gut informiert oder aufmerksam. Oder beides. ;)

Ich komme am Zielbahnhof an, wieder ein Shopping-Distrikt. Mein Ziel, so stelle ich fest, ist in der Sunshine City ist. Ironischerweise muss ich zuerst in den Untergrund gehen, um zum Sonnenschein zu gelangen.

Ich sehe die internen Wegweiser der Sunshine City und stelle fest: Okay es ist wirklich eine City. Deshalb gehe ich erst mal zu meinem Sekundärziel, was kleiner sein sollte. Animate. Ein Anime-Laden, wer hät's gedacht?

Ja zumindest nahm ich an, dass es kleiner sein würde. Dabei war es nur das sechsstöckige Animate Café. Deshalb gehe ich zum richtigen Animate Gebäude rüber. Wenn Kyoto für Tempel und Schreine bekannt ist und Osaka für Glücksspiel und Einkaufen, dann ist es Tokio mit Anime und Manga. Überall begegnet dir hier alles rund um Anime und Manga.

Das richtige Animate hat neun Stockwerk. Dennoch weitaus weniger als Sunshine City. Ich kämpfe mich durch, ein paar Souvenirwünsche für Kinder gilt es abzuarbeiten. Gosh, zu viel Auswahl, ich lasse es einschränken. Also zurück zur Sunshine City.

Es ist Mittags, ich habe Lust auf Ramen. Wie war das? Je länger die Schlange, umso besser der Laden? Ich ziehe mir nach kurzer Übersetzung ein Ticket aus dem Automaten. Er hat nur vier Ramen zur Auswahl, zwei Stück, jeweils in hot and cold. Wenig Auswahl ist üblicherweise auch ein gutes Zeichen. Wie mein Vater gestern sagte, gib Geld aus. 1080 Yen, 7,29 € in einer der teuersten Städte der Welt für Dinner. Das ist okay.

Ich mag dieses System für Spezialisten Restaurants wie diesen. In der Auslage siehst du, was du bekommst. Darauf wählst du am Automaten etwas aus und bezahlst direkt dort. Danach geht's irgendwann zum Platz, Essen. Und dann geht's weiter zur Arbeit. Das funktioniert natürlich am besten zum Mittagessen, weniger fürs gesellige Abendessen unter Freunden.

Nach einer kurzen Weile in der Schlange draußen wird mein Ticket zur Gourmetreise entgegen genommen, ich soll mich auf einen Zwischenwarteplatz setzen, mit drei anderen Leuten. Nach einer weiteren Minute sitze ich am Platz, warte auf den Magenwärmer. An das ständige Schlürfen ist um mich herum muss ich mich erst mal gewöhnen, in einem Ramen Restaurant ist es natürlich besonders verbreitet. An der Theke bemerke ich eine weitere Variante, die Tasche nicht auf den Boden stellen zu müssen.

Wenn dieses J-Pop Gedudel bloß nicht wäre, wäre es sogar recht entspannt. Diese Ironie... Beim gemütlichen Essen läuft treibender Pop, beim schnellen Einkaufen im Minimart läuft entschleunigte Klassik.

Nach einer Weile sehe ich einen aus der Fraktion "Ramen Ultras". Er hat einen Klappstuhl mitgebracht, auf dem er in der Wartschlange saß. Nun sitzt er an der Theke, hat einen Einweglatz um den Hals gebunden. Er macht das hier nicht zum ersten Mal.

Ich gehe weiter. Zu meiner Rechten, Souvenirs. Aha, schön. Zu meiner Rechten, Disney. Nah, uninteressant. Zu meiner Rechten... Studio Ghibli Artikel!

Ich weiß genau, wenn ich diesen Laden betrete, wird's Tote geben. An vorderster Front wird meine Kreditkarte blutig vom Schlachtfeld gehen.
Es gibt nicht viel Fanboy-Tum in meinem Leben, aber Studio Ghibli hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Die haben einige der besten Animationsfilme produziert, und so gut wie jeder ist es wert gesehen zu werden.

Meine Hände fliegen durch die Regale, zum Entsetzen meines Geldbeutels. Ich weiß, diese Gelegenheit wird nie wieder auf mich zukommen, außer ich suche danach. Das habe ich bisher nie aktiv gesucht, und werde es auch vermutlich nie wieder. Aber es werden immerhin keine Staubfänger. Wenn's um so etwas geht, dann verbinde ich das Schöne mit dem Praktischen. Unter anderem Geschirrspülltücher. Die sind ein Muss in jedem Haushalt, warum also nicht hier praktisch sein?
Am Ende verlasse ich mit 87 € weniger auf dem Bankkonto den Laden. Na immerhin steuerbefreit. 😅 

Apropos Steuern. Die Mehrwertsteuer beträgt in Japan 10 Prozent, für Grundmittel 8 Prozent. Auch für Take-Out beim Kaffee oder Restaurant gelten unterschiedliche Steuersätze. Erstaunlich, z.b. beim Starbucks zahlst du beim Take-Out auch entsprechend diesen anderen Preis, der Unterschied wird direkt an den Kunden weitergeben. Habe ich so bisher in Deutschland nicht gesehen. Es ist ja einer der Gründe, warum du beim McDonalds nach "Hier essen oder mitnehmen?" gefragt wirst. Also neben dem offensichtlichen Grund. Es wird halt anders verbucht.

Warum es Sunshine 60 heißt? 60 Stockwerke.

Ich finde mich im Gachapon-Laden ein. Yup, er ist groß. Verdammt groß. Aber im Grunde ist es hier gleich wie überall. Ein Haufen Automaten für die 100 Yen Münzen, entspricht ca. 70 Cent, je nach Kurs.

Bock dein Gacha zu präsentieren? Let's go!

Die Touristen kommen aus ihren Löchern, der Laden füllt sich mit Westlern. Es wird Zeit für mich zu arbeiten. Ich trete aus der Sunshine City und biege in die zweite korrekte Richtung ab. Ich könnte auch sagen, dass ich in die falsche Richtung abgebogen wäre. Aber was ist falsch daran genau deshalb die putzigste Polizeistation und den merkwürdigsten Bus überhaupt gesehen zu haben.

Beste Polizeistation ever!

In der Bahn sitzend sehe ich einen weiteren Grund, warum ein Zug Verspätung haben kann. "Unidentified noise" Wow, sicher ist sicher.

Auf dem Weg nach Hause steigen i-Dötzchen in die Bahn. Die Schulkinder sind in ihren Uniformen echt knuffig. Vor allem mit ihren Hüten, es hat etwas Klassisches. Die Kleinen haben auch Handys in ihrer Größe. Wie kleine Erwachsene. Es sieht aber so aus, als wäre es nur auf das Notwendigste beschränkt. Immerhin.

Jesus Maria!


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