Im Kojteich
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Osaka - Homerun

Veröffentlicht: 10.05.2023

Schreine! Schreine überall! ⛩

Es regnet. Ein guter Zeitpunkt den Tag damit zu starten, was aus diesem Teil der Erde kommt, ich aber hier komplett vernachlässigt habe. Meditation. 10 Minuten, und ich bin total klar. Das brauche ich auch, denn die ersten Nächte in einer neuen Unterkunft sind immer schwierig.
Als ich ein paar Dinge am Laptop fertig machen und aus dem Fenster im 14. Stock gucke, staune ich nicht schlecht. Auf dem gegenüberliegenden Gebäude, direkt auf Augenhöhe, steht ein kleiner Schrein.

Pre-Show 💃

Ich schreibe am Blog und mache mich dann auf dem Weg zum Baseball Stadion. In der Nacht habe ich eine E-Mail bekommen mit der genauen Anweisung und etwas zum Vorlegen beim 7-11.
Auf dem Weg zum Baseball Stadion wickle ich kurz in einem der zahlreiche 7-11 die Übergabe ab. Am Schalter zeige ich mit den Worten "Ticket pickup, please." meine E-Mail. Danach rüber ins Stadion.

An dieser Stelle sei gesagt, es ist mein allererstes Stadionbesuch überhaupt, und dann direkt im Ausland. Bei einem Sport, von dem ich keine Ahnung habe. In einer Sprache, der ich nichts verstehe. Wenn schon, denn schon. 😅

Mir fallen die Toiletten auf; keine Ahnung, ob das auch in deutschen Stadien so ist. Rechts gibt's einen Eingang, links einen Ausgang. Effizient.

Hätte ich mich Mal über das Station informiert, dann wäre ich wohl in kurzen Klamotten gekommen. Es ist soooo warm hier, und ich sitze hier auf Grund des Regens mit Jeans, Pullover und Jacke. 💦

Ich schaue mir die Pre-Show. Eine Girl Band singt etwas sehr Gehaltsvolles. "Update", gefolgt von etwas Japanischem. Als würde ich etwas verstehen, aber das ist auch komplett egal. Ich genieße es, lasse es zu, lasse es mein System fließen. Belohnt werde ich mit feuchten Augen vor lauter Glücksgefühl.

Dann stehen die Leute neben mir auf, dann alle. Ich stelle mich dazu, ein Kinderchor fängt an zu singen, daneben die japanische Flagge. Dann wird's wohl die Nationalhymne sein.

Los geht's ⚾

Als ich die Karte gebucht hatte, hatte ich keine Ahnung von den Teams, wer Gast ist, etc. Nun sitze ich hier, bei den Fans der Saitama Seibu Lions im Gästeblock. Mir gefällt das Logo, es ist eine erwachsene Version von "Kimba, der weiße Löwe".
Und was verspeisen Löwen zum Frühstück? Buffaloes. Genauer gesagt die "Orix Buffaloes". Zumindest hoffe ich das, denn Die Buffaloes sind wohl Favoriten.

Nach einer Weile des Zuguckens verstehe ich zumindest, welches mein Team ist. Die Regeln verstehe ich noch lange nicht, dafür ist meine aktive Wii Baseball Zeit zu lange her.
Auch hier fällt mir wieder die Security auf. Diese übertriebene Rücksicht, wenn es um den Stellungswechsel geht. Dann nämlich geht er extrem tief verbeugt, bloß niemanden die Sicht rauben.

Eines muss ich den Buffaloes Ultras lassen, musikalische Stimmung können die. In dem Block zu sitzen hätte bestimmt noch mehr Spaß gemacht als hier zu sitze. Das war zumindest meine Meinung bis zum fünften Inning, also Durchlauf. Zu diesem Zeitpunkt liegen wir mit 3:0 hinten. Dann jedoch, wie aus dem nichts, haben wir mit einem einzigen Schlag den Rückstand aufgeholt, 3:3. Der Sport fängt mir an zu gefallen.

We are the champions 🥇

Umso mehr gefällt er mir, als ich kurz die Regeln und Punktezähle nachschlage. "Aaaaah, so läuft das also." Dann reißt es mich von Inning zu Inning immer mehr mit.

Im achten Inning gehen wir dann in Führung, ich fiebere mit.

Zu Beginn des neunten Innings stehe ich dann nun auch mit den Leuten, klatsche und jubele, feuere mit an. Ich singe nicht mit, denn am Ende könnte ich sonst noch auf Grund von falscher Aussprache irgendeine Mutter beleidigen. Aber in einem unerwarteten Moment ertappe ich mich selbst dabei, wie mir ein "Let's go, …" ausrutscht, bevor ich vor dem Namen stoppe.
Ich sehe mir drei Stunden ein Spiel an, dessen Regeln ich nicht vorher nicht kannte,
von zwei Mannschaften, von denen ich noch nie gehört habe,
in einem Land, von dessen Sprache ich nach 7 Wochen immer noch nur eine Handvoll verstehe und bin einfach nur kindlich glücklich.
Und klatsche mich beim letzten Treffer jubelnd und mit feuchten Augen mit den Einheimischen ab. Wieder einmal mehr auf der Gewinnerseite.

Und ja, wie die Vorurteile so sind, die Leute nehmen alle sauber ihren Müll mit und schmeißen in entsprechend weg. I love it.

Hölle, Hölle, Hölle! 🕹

Mit einem Fan-Gesang-Ohrwurm gehe ich kurz rüber in die Mall, Lebensmittel shoppen. Da werde ich mich wohl so schnell nicht gewöhnen, Sonntags shoppen.

Nach kurzem Essen in der Unterkunft geht's weiter, in die Spielhölle. Eine gute Stunde habe ich Zeit, bevor mein Telefonat in die Heimat ansteht. Es regnet seit heute morgen ununterbrochen. Da kommt es wieder, Plastik. Diesmal in Form von Regenschutz vom Einkaufstüten. Wieder Mal was Neues.

In der Spielhölle tausche ich mein Geld gegen Münzen, schaffe es aber nur 4 € zu verspielen. Damit spiele ich an den Rhythmus-Spielen mit Drum Sticks oder Klatschen auf Knöpfe. Ich mache mir einen guten Zeit.

Wanna duck? 🤨

Apropos "gute Zeit", auf dem Weg ins Hotel kommt mir im strömenden Regen eine asiatische Frau entgegen. Sie fragt mich irgendwas. Dann verstehe ich, zumindest ihre Worte.
"Massage?".
Wie, sie sucht eine Massage? Und dann fragt sie ausgerechnet den offensichtlichen Ausländer? Als sie noch "Sex" dazu sagt, fällt auch bei mir der Groschen. 😅

Wanna duck?

Ängste und das "Warum?" 😱

Im Telefonat schneiden wir einige Themen an, unter anderem das Thema Angst. Meine Meinung dazu?

Angst basiert wie vieles im Leben auf einem Informationsdefizit. Wie zum Beispiel im Zwischenmenschlichen oder auf der Arbeit.
"Ach, du hast das so gemeint!" oder "Oh, das wusste ich nicht. 🦙" sind nur zwei Auswüchse von Informationsdefiziten, die durch ein Mangel an Wissen entstehen. Und Mangel an Wissen ist oftmals begründet durch ein Mangel an richtiger Kommunikation. Schließt du das Informationsdefizit, so begräbst du Erwartungen.

Das Gleiche ist der Fall bei Angst. Du weißt nicht, was da kommt, weil du ein Informationsdefizit hast. Es fehlen dir die Informationen in Form von Erfahrungen.
"Ich wechsel den Job nicht, weil [...]" oder "Ich traue mich das nicht, weil [...]", sind nur zwei typische Aussprüche. Es fehlt dir die Informatoinen in Form von Erfahrungen. Und wie wirst dieses Informationsdefizit los?

Nun ja, wie wird man die Angst vor Ablehnung los? Wie wird man Angst als erstes auf die Bühne zu gehen los?
Du musst abgelehnt werden. Du musst zuerst auf die Bühne gehen. Dann findest du heraus, was dir für Informationen verborgen blieben. Und es wird vielleicht auch schmerzen, so schlimm wie körperlicher Schmerz.

Aber wir alle sind nur deshalb hier, weil wir auf den Schultern von Giganten stehen, die ihre Ängste in den Wind geschossen haben. Auf Grund unserer Eltern. Und deren Eltern. Und deren Eltern...

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