Veröffentlicht: 11.08.2019
Nach viel zu langer Reisepause geht es endlich wieder los - der Rucksack, der schon längst zu mir gehört wie ein festes Körperteil, wird gepackt! Nach meinen eher negativen Camping-Erlebnissen in Chile wage ich mich noch einmal ans Zelten, in der Hoffnung, dass ich endlich die Begeisterung fürs Campen teilen kann. Dieses Mal wird auch ein angemessen warmer Schlafsack eingepackt. Los geht's!
Wir starten in Glasgow, wo wir unseren Mietwagen abholen und uns ab in die Highlands machen.
Zugegeben: Ich bin froh, hier nicht der Fahrer zu sein. Linksverkehr ist eine Herausforderung, aber zu Überforderung hätten bei mir die engen, kurvenreichen, entlang Felswände führenden Straßen am Ufer des Loch Lomond geführt. Aber zusammen ("Du hast links noch Platz...Du hast links KEINEN Platz mehr!!!") haben wir dann die Situation fachmännisch in den Griff bekommen. Belohnt werden wir so schon am ersten Tag, denn Schottlands größter See fährt mit kleinen Stränden und den Highlands im Hintergrund auf. Und wie es am ersten motivierten Tag eines Roadtrips noch so ist: hinter jeder Kurve wartet eine neue, gigantische Aussicht, für die wir unbedingt anhalten müssen, während die Stunden vergehen und wir abends endlich in Oban ankommen.
Nach einer erholsamen Nacht in einer gemütlichen Pension Nahe Oban starten wir wieder, heute soll es über Glencoe nach Fort Williams gehen. Wir versuchen nicht ganz so viele Stop-'n'-Go's einzubauen wie gestern, was nur bedingt klappt, denn wieder werden wir hinter jeder Kurve überrascht.
Wir kommen beim Visitor Centre Glencoe an. Angeblich kostenfrei möchten wir uns über kurze Wandermöglichkeiten schlau machen, um den Autositz gegen Wanderschuhe auszutauschen. Schnell merken wir, dass das Centre zwar kostenfrei ist, der zugehörige Parkplatz jedoch ganz und gar nicht. Das ist es uns nicht wert, also fahren wir weiter und stoßen nur ein paar hundert Meter weite auf einen kostenlosen Wanderparkplatz mit kurzen Rundwanderwegen - genau das, was wir gesucht haben und wir können endlich raus aus dem Wagen und rein in die Natur.
Weiter geht es nach Fort Williams. Hier endet der West Highland Way, so dass uns unzählige humpelnde, aber glückliche Wanderer begegnen. Ein wenig Wehmut kommt auf, es erinnert stark an den Camino Frances, aber dieses Mal bin ich nicht Teil der Wanderer. Also erstmal den West Highland Way auf die Bucket list setzen. Für uns Nicht-Hiker hat die Stadt wenig zu bieten, also fahren wir kurz darauf weiter zu unserem Hostel. 100 Meter vor unserer Ankunft dort und in der letzten Kurze dann unsere Katastrophe - wir nehmen in der Kurve den Bordstein mit und zerhauen uns einen Reifen. Für uns eine neue Situation, was nun zu tun ist, und Sonntagabends ist auch beim 24h-Kundenservice nicht mit viel Hilfe zu rechnen - oder besser, mit gegensätzlichen Aussagen. Die Stimmung hinüber, der Ersatzreifen drauf, bleibt uns nichts anderes übrig, als den Abend abzusitzen und am nächsten Morgen den ganzen Weg nach Glasgow zurückzufahren; unwissend, ob wir dort einen neuen Wagen bekommen...