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7 Tage, 6 Nächte

Veröffentlicht: 05.08.2019

Sonntag 4. August

Servus! Seit 7 Tagen rollen wir nun durch die Gegend und… es ist toll! Wir realisieren zwar noch nicht ganz, dass wir jetzt tatsächlich unterwegs sind (so richtig meine ich!) aber die ersten sieben Tage hat alles super geklappt und wir haben schon ganz viel erlebt. Fangen wir mal von vorne an.

Die erste Nacht haben wir bei einer guten Freundin von mir (ich bin Steffi, Sarah spielt gerade Gitarre!) auf einem Bauernhof in St. Gallen verbracht (Nein, wir sind doch nicht ins Tessin).

Filou hat sich dort prächtig mit dem Hofhund Marly amüsiert, während wir versucht haben zu realisieren, dass wir nach 2 Jahren Planung tatsächlich planlos losgefahren sind.

Am zweiten Tag haben wir die Schweiz dann endgültig verlassen und haben einen ersten Zwischenstopp bei einem österreichischen Einkaufszentrum eingelegt, wo wir uns ein österreichisches Handyabo besorgt haben (20 GB im Monat für EUR 22.00 im Monat – allerdings sind davon nur 9 GB ausserhalb von Österreich nutzbar, aber immerhin). Dann sind wir los in Richtung Berge. Sarah sass am Steuer und hat die teils heiklen Passstrasse unversehrt passiert. Übernachtet haben wir auf einem Schotterplatz bei einer Seilbahn in Faschin - einem winzigen Pass in den Bergen. Das war unsere erste Nacht im Büssli wo wir alleine «freigestanden» sind. Hat wunderbar geklappt. Ausser dass unsere Wasserpumpe beim Abwasch am Abend plötzlich den Geist aufgab. Aber jetzt kommts: wir konnten sie SELBER flicken. Nachdem wir den Wasserkanister durchleuchtet haben, hat Sarah am Grund ein loses Teilchen entdeckt, welches sie mit der Grillzange herausfischen konnte. Nachdem wir dieses mit Sekundenkleber wieder angeklebt haben, kam das Wasser wieder aus dem Hahn.

Am nächsten Tag ging es wieder ein paar Berge hoch und runter, bis wir in Pettneu am Arlberg gelandet sind. Wir haben uns für einen zweitätigen Aufenthalt auf einem Campingplatz entschieden, weil das Wetter ziemlich regnerisch aussah und uns eher nach gemütlichen Netflix-Nachmittagen anstatt nach Wandern im Nassen zumute war. Und da unsere Gigabytes begrenzt sind, kam uns ein supermoderner kleiner Campingplatz mit gratis W-LAN ganz gelegen. Aber wir sind natürlich nicht nur faul herumgelegen und haben Haus des Geldes geschaut, sondern haben uns dann doch noch auf den Weg zum Galzig (ein Berg) gemacht, um dort eine zweistündige Rundwanderung in Angriff zu nehmen. Allerdings gab es unterwegs eine böse Überraschung; als wir mit Filou in den Bus einsteigen wollten, wies uns der Busfahrer relativ unfreundlich daraufhin, dass Filou einen Maulkorb tragen muss und fuhr ohne uns los. Wir mussten dann nochmal zurück zum Campingplatz um den Maulkorb zu holen, den wir für solche Fälle zum Glück vorsorglich gekauft haben. Filou war überhaupt nicht glücklich mit seinem neuen Accessoire und hat ständig versucht, den Maulkorb wieder loszuwerden. Später haben wir erfahren, dass die Maulkorb-Regel in sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Österreich gilt. Schlussendlich sind wir dann doch noch auf dem Galzig gelandet und konnten auf einer Rundwanderung einen imposanten Einblick in die Tiroler Bergwelt geniessen. Anschliessend gab es Kaiserschmarrn und Palatschinken.

Am Freitag ging es dann wieder weiter. Zuerst nach Innsbruck, wo wir uns die Stadt angeschaut haben (1 Stunde durch die Stadt laufen und zwei Stunden Gulasch mit Knödel und Tiroler Gröstel essen) und anschliessend zum Achensee, wo wir nun seit drei Tagen stehen. Es ist wunderschön hier, ein türkisblauer See mitten in den Bergen, ein echtes Juwel. Für fünf Euro am Tag können wir hier parkieren und zwar 20 Meter vom See entfernt mit Badeeinstieg und Grillstellen. Am Abend haben wir Justine und Guillaume aus Paris mit ihrem Hund Inuit kennengelernt. Sie sind in unserem Alter und ebenfalls für ungewisse Zeit mit einem selbstausgebauten Camper unterwegs. Nachdem wir gemeinsam am See ein Bierchen getrunken und sich die Hunde ausgetobt haben, haben sie uns zu einem weiteren Bierchen in ihren Camper eingeladen. Zu sechst sassen wir dann in der winzigen Küche und haben uns prächtig unterhalten. Hauptsächlich auf französisch, denn der Deutschwortschatz der beiden beschränkte sich auf «Hilfe» «Kugelschreiber» und «Auto» (warum auch immer). Guillaume hat dann noch einen Crumble-Birnenkuchen in den Gas-Ofen geschoben und mit vollem Bauch sind wir nach Mitternacht in unser Büssli gekrochen.

Am nächsten Tag liefen wir bei Sonnenschein nach Archenkirchen zum Einkaufen und bei strömenden Regen wieder zurück. Sarahs Laune entsprach ähnlich dem Wetter. Seit wir am Montag gestartet sind hat es jeden Tag geregnet – für mich kein Problem aber Sarah bekommt langsam den Koller. Zum Glück hat unser Büssli eine Markise und wir konnten die nassen Sachen immerhin draussen aufhängen.

Am Abend gesellten sich unsere neuen Freunde Justine, Guillaume und Inuit zu uns unter die Markise und bei strömenden Regen tranken wir draussen wieder Bierchen und spielten «Arschlöchle» - tatsächlich kennen die Franzosen dieses Spiel! 😊 Nach dem Bier wechselten wir auf Wein und schliesslich auf Gin und selbstgebrannten Biernenschnaps. Wir haben in dieser Nacht tief und fest geschlafen.

Heute hatte der Himmel die Gebete von Sarah endlich erhört und verwöhnte uns mit dem schönsten Wetter. Wir sind um den halben Achensee gelaufen und haben vom gegenüberliegenden Ufer aus das Schiff wieder zurückgenommen und konnten dann auch endlich mal in dem wunderschönen See baden gehen. Jetzt gerade sitzen wir gemütlich vor unserem Büssli, Sarah spielt Gitarre und ich komme endlich mal dazu den Blog aufzufrischen. Justine und Guillaume haben heute Morgen angekündigt, dass sie am Abend für uns kochen werden und morgen geht es für uns dann gemütlich weiter nach Salzburg. Wir wollen dort wieder für eine Nacht auf einen Campingplatz, weil wieder mal eine Dusche nötig ist und wir zwei Ladungen Wäsche zu waschen haben (wir haben in diesen Regentagen so ziemlich jedes Frottetuch benützt das wir haben um Filou einigermassen trocken zu kriegen). Zudem ist uns gestern Abend das Wasser ausgegangen, wir bedienen uns aktuell mit Wasser aus dem naheliegenden Bach. Am Dienstag (Sarahs Geburtstag) planen wir dann den Tag in Salzburg zu verbringen.

Bis jetzt fühlt sich das Campingleben richtig gut an, besonders wenn man an so superschönen Plätzen sein kann wie hier am Achensee. Und noch besser ist es natürlich, wenn statt Regen die Sonne scheint. Bisher hat alles erstaunlich gut geklappt (Holz anfassen); beim Fahren gab es nie Probleme, wir haben noch keine Beule ins Auto gemacht, es kommt Wasser aus dem Hahn, kochen geht problemlos, unsere Toilette ist super und unser Bett ist wirklich sehr bequem. Das einzige was etwas stört ist, dass der Gang in unserem Büssli relativ schmal ist. Wenn also jemand gerade irgendetwas am hantieren ist (z.B. drin kochen, Zähne putzen, Kleider anziehen etc.) dann muss die andere entweder auf dem Bett oder draussen warten, weil man sich sonst ständig auf die Füsse trampelt. Das ist aber kein Problem für uns, wir haben den Dreh langsam draussen und die Arbeitsteilung klappt immer besser. Sarah hat mir soeben gesagt, dass ich noch darauf hinweisen soll, dass sie sich etwa 50 Mal den Kopf beim Küchenschrank angeschlagen hat. Wie genau sie das aber schafft ist mir ein Rätsel, erstens ist sie viel kleiner als ich und zweitens stehe ich viel öfter in der Küche als sie und ich habe mir noch nie den Kopf angeschlagen. So.

Nächstes Update folgt spätestens in einer Woche! Bis dann! 


Autorin: Stephanie Köllinger





Antworten (7)

martina
Wir freuen uns, dass ihr gut unterwegs seid. Der arme Filou mit seinem Maulkorb. Aber ihr fährt ja nicht immer Bus! Hoffentlich bleibt euch der Sommer noch lange erhalten. Wir haben euch fest lieb MaPi

Monique
Es hört sich alles super an - bin eifersüchtig!! Für Morgen schon mal einen wunderbaren Geburtstag gewünscht!

Monique
Seit ihr bis zum Restaurant auf die andere Seite vom Achensee gelaufen, oder bis an Pertisau? Danke für die viele schöne Blder!

Sarah
Wir sind genau zur gegenüberliegenden Seeseite vom Leuchtturm gelaufen und dort im Restaurant gewesen, dann mit dem Schiff zurück. Nicht bis Pertisau gelaufen..da waren wir zu faul für :P

martina
Wie geht "Arschlöchle"?

Judith
Spannend, spannend und schön von euch zu lesen. Wünsche euch eine ganz tolle Zeit und freue mich schon auf weitere Reiseberichte. En liebe Gruess Judith

Steffi
Arschlöchle ist ein Spiel mit Jasskarten :-) hier eine Anleitung: https://www.jassverzeichnis.ch/index.php/blog/183-arschloch-jass-kartenspiel

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