Veröffentlicht: 17.05.2018
Die Sonne ging auf und das Auto war vereist. Die Tür ließ sich zu unserem Glück problemlos öffnen. Dennoch waren wir dezent geschockt, als wir die Eisschicht sahen, die unser Auto einschloss.
Mit Flipflops kämpften wir uns ins Bad und nahmen eine herrlich warme Dusche. Lediglich die Lüftung in dem Gebäude gab einem das Gefühl, dass es drinnen kälter sei als draußen. Zum Frühstück gab es Tee, der von innen wärmte - nebenan befand sich der angefeuerte Kamin, der von außen wärmte. Nach der ausgiebigen Stärkung hieß es Rucksäcke packen, denn es sollte mal wieder auf eine Wanderung gehen. Dafür packten wir unter anderem den am Vortrag zubereiteten und altbewehrten Couscous ein, da der Ausflug etwas mehr Zeit in Ansprung nehmen wird.
Als gegen 09:30 Uhr die ersten, warmen Sonnenstrahlen unsere Frontscheibe enteisten, konnte es los gehen. 30 Minuten später kamen wir am Parkplatz im „Mount Cook Village“ an. Nach weiteren 20 Minuten Fußmarsch erreichten wir den Beginn der Strecke. Der „Sealy Tarns Track“ ist berüchtigt für seinen heftigen Aufstieg - mehr als (geschätzte) 1.000 Stufen ging es nun den Berg hinauf. Die schier endlos lange Treppe bestand größtenteils aus Holz, manchmal aus Stein und selten war sie in die Erde getreten. An dem Tag knallte uns die Sonne gnadenlos auf den Kopf, weshalb sich die richtige Klamottenwahl als schwierig erwies. Schließlich startete der Track schon bei knapp 850 Höhenmetern; die Außentemperatur lag im niedrigen Plusbereich. - Wir waren höchst wahrscheinlich für fast jede Wetterlage gerüstet.
Umso weiter wir hinauf stiegen, umso schöner wurde die Aussicht. Der Blick auf „Mount Cook“, der sich während dem Hinaufkraxeln im Rücken befand, entschädigte schnell für die Strapazen.
Doch nicht nur die Treppenstufen machten uns zu schaffen. Die Vegetation wurde zunehmend, naja.. winterlicher!? Im Tal war nur ganz vereinzelt Schnee zu erkennen, hier oben empfing uns eine kleine Schneelandschaft. Schon bald waren die Treppenstufen mit Schneematsch gefüllt, welcher das Ausrutschen möglich machte.
Nach genau 1,5 Stunden erreichten wir das erste Etappenziel. „Sealy Tarns“ begrüßte uns mit einer vereisten Wasseroberfläche. Normalerweise spiegelt der kleine Teich den großen Mount Cook - doch davon war nichts zu sehen. Wir nahmen es mit Humor. :)
Wir fanden Platz auf einer großen Picknickbank und ließen das Panorama auf uns wirken. Diese Farben, diese hohen Berge und diese unglaubliche Landschaft begeisterten uns restlos. Nach einer längeren Verschnaufpause entschieden wir uns dazu, dem Wanderweg noch etwas weiter zu folgen. Der Track endete nämlich nicht am besagten Teich, sondern führt noch weiter den Berg, bis zur „Mueller Hut“, hinauf.
Jedoch mussten wir schnell feststellen, dass der Wanderweg uns und unsere Ausrüstung an die Grenzen brachte. Denn der Trampelpfad war zugeschneit und bestand größtenteils nur noch aus rutschigem Schneematsch. Lediglich die Wegweiser verrieten uns die grobe Richtung. Immer und immer wieder rutschten wir aus und konnten uns nur mit Mühe vor dem Fallen retten. Als wir uns 30 Minuten lang bergauf gekämpft hatten, war ein kahler Stein unsere Rettung. Wie ließen uns nieder und besprachen die Lage. Die meisten Wanderer, die an uns vorbeikamen, waren mit Wanderstöcken und Spikes ausgestattet. Blickten wir selber nach oben, Richtung Gipfel, war kaum noch ein grünes Fleckchen zu erkennen. Wir mussten uns eingestehen: Dafür sind wir nicht ausgestattet genug und Spaß machte es auch nur noch bedingt. Aufgrund dessen brachen wir die Wanderung ab und genossen den wunderbaren Ausblick, der sich schon jetzt lohnte. Wir nutzten die gewonnene Pause und bauten einen Schneemann! :) Schnell hatten wir seine drei Körperteile beisammen. Als diese aufeinandergesetzt waren, froren uns bereits die Hände ein. Augen, Nase und Knöpfe angeklebt, fehlten nur noch Arme und Besen. Viel Auswahl hatten wir nicht - also war Kreativität gefragt und so gab es diesmal keinen Besen, sondern drei Haare aus langen Grashalmen. So saß er neben uns - der kleine „Homer - The Snowman“. Unser kleiner Freund eignete sich super als Fotomotiv. Nachdem das Fotoshooting beendet war und wir uns verabschiedet hatten, traten wir den Rückweg an. Mehrmals drehten wir uns herum, um nach Homer Ausschau zu halten. Wir konnten beobachten, wie sich andere Wanderer neben ihn platzierten, um ebenfalls ein Bild zu schießen. So bereitete der kleine Schneemann nicht nur uns, sondern scheinbar auch den Anderen eine kleine Freude. Wir hoffen, Homer schmilzt nicht allzu schnell. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir im Internet ein Bild vom ihm. ;)
Der steile Abstieg zurück zum Sealy Tarns war im Übrigen ein großes Abenteuer. Unsere Trekkingschuhe fanden kaum Halt, weswegen wir mehr rutschten als liefen. Dennoch erreichten wir sicher die große Picknickbank und aßen vor Ort unseren wohlverdienten Couscous.
Als wir wieder bei Kräften waren, stiegen wir die endlose Treppe ins Tal hinab. Schnell schmerzten uns Oberschenkel und Knie. Bei jeder weiteren Stufe spürten wir einen neuen, bis dato unbekannten Muskel. Der Abstieg zog sich wie Kaugummi, ungelogen ... Jede Kurve weckte neue Erinnerungen an den Aufstieg und ließ auf ein baldiges Ende hoffen. Nach insgesamt fünf Stunden gingen wir die letzte Treppenstufe hinab. Endlich!
Zurück auf dem Campingplatz stießen wir auf einen wunderschönen und doch sehr anstrengenden Tag an und ließen unseren 8. Jahrestag mit hochgelegten Beinen ausklingen.
Nachdem wir dem Gletschersee durch einen weiteren Walk etwas näher kamen, ging es zurück zum Parkplatz. Es stand uns noch eine längere Autofahrt bevor. Im Rückspiegel
genossen wir die letzten Blicke auf Mount Cook. Pünktlich zur letzten Kurve,
bevor man ihn nicht mehr sehen konnte, verhüllte er sich in Wolken.
Vorbei an „Lake Pukaki“ und „Lake Tekapo“ kamen wir am frühen Abend in „Ashburton“
an. Dieses Örtchen liegt südlich von „Christchuch“, wohin es morgen gehen wird.