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21/04/2018 - "Quake City"

Veröffentlicht: 26.05.2018

Kaum lässt man in Neuseeland ein paar Kilometer hinter sich, umgibt einem möglicherweise eine völlig andere Außentemperatur. - Im „Mount Cook National Park“ hatten wir es noch mit Minusgeraden zu tun. Einen Tag später und 300 Kilometer weiter begrüßte uns die strahlende Sonne und bescherte uns frühlingshafte Temperaturen.

Nach nur einer Nacht verließen wir „Ashburton“ und reihten uns in den Berufsverkehr ein. Als wir in „Christchurch“ eintrudelten, checkten wir früh auf dem neuen Campingplatz ein. Das schöne Wetter wurde für die Wäsche und Autopflege genutzt. Auch die darauffolgenden Tage waren von vielen Sonnenstunden geprägt.
Der längere Aufenthalt in der größten Stadt der Südinsel wurde vor allem für den Blog genutzt. Darüber hinaus verschlug es uns noch einmal in die Innenstadt; was hat sich in den vergangenen drei Monaten getan?

Während unseres ersten Aufenthalts waren im Zentrum einige Straßen nicht zugänglich. Heute sind kleinere Bauarbeiten abgeschlossen worden, sodass „neue Wege“ gegangen werden konnten. Trotz alldem ist die schicksalsgeprägte Stadt nach wie vor eine riesen Baustelle. Dies konnten wir gut während unserer „Street Art Tour“ erkennen. In der gesamten Stadt liegen Kunstprojekte verborgen - seien es Staturen im Fluss, Gemälde auf hohen Hauswänden oder humorvolle Kunstwerke wie „Schafs-Poller“. Der Rundweg leitete uns in Gassen, die uns neue Einblicke auf die ausgedünnte Stadtlandschaft gaben.

Nach einem fußläufig-geprägten Tag folgte ein ruhigerer. Es ging mit dem Auto auf die Spitze von „Port Hills“. Hier oben bot sich ein fantastischer Blick auf die gesamte Stadt Christchurch. Es ist schon erstaunlich, dass zu erkennen ist, wo sich das Zentrum einer Stadt befindet und wie sich Drumherum - in jede Richtung - Wohngebiete bildeten.
Von hier oben erkannte man erst, wie nah sich die Innenstadt eigentlich am Meer befindet! Dabei hatten wir bei den vielen Innenstadtbesuchen nie das Gefühl, wirklich so nah an der Küste zu sein. Lediglich die Möwen ließen es erahnen - doch eine Meeresbrise wehte uns nicht um die Nase.
Wir spazierten etwas auf dem Hügel umher und waren umgeben von mehreren Schafen. Trotz dem regelmäßigen Besuch verschiedener Menschen, seien es Touristen, Locals oder der Ranger, waren sie ziemlich scheu. Ein paar wenige posierten dennoch vor unserer Kamera. ;)
Wir genossen die wunderbare Stille und den weitläufigen Ausblick vom Berg.

Der Hunger meldete sich und so ging es für uns in ein etwas anderes Restaurant. Leicht außerhalb des Zentrums hat der Wiederaufbau nach dem Erdbeben im Jahr 2011 begonnen. Neben vielen Ruinen und baufälligen Gebäuden haben sich mehrere Imbisse zusammengeschlossen und einen „Food-Court“ eröffnet. Neben der Holzofenpizzeria findet man beispielsweise einen modernen Asiaten und einen Burgerladen. Genau zu diesem zog es uns. Die „Bacon Brothers“ verwenden ein etwas anderes Patty. Wo anderswo auf Hackfleisch zurückgegriffen wird, dreht sich hier alles um geräucherten Bauchspeck. Tobi wählte die vegetarische Variante „Roxy“ und ich den klassischen Baconburger „Happy“ - kein Wort könnte das Gericht besser beschreiben als „glücklich“. ;)
Nach 20 Minuten bekamen wir die selbstgemachten Burger und eine Portion Fritten. Die Burger sahen super aus und waren sehr lecker - doch unserer Meinung nach kommen sie an den Fergburger aus Queenstown nicht heran.

Zum Nachtisch durfte es etwas außergewöhnlicher werden. Ohne Waage oder Schüttelflasche gelang es uns, luftige Pancakes herzustellen. Die kleinen Dinger hatten es uns schon länger angetan und nun wagten wir uns an die kleine Herausforderung. Als Beilage durfte es neben Bananen und Orangen, die ersten Kiwis sein. Lange mussten wir warten. Seit unserer Ankunft im vergangenen Jahr hatten die haarigen Früchte noch keine Saison. Endlich war es soweit und wir schnitten die ersten, in Neuseeland angebauten Kiwis an. Wow, welch eine intensive Farbe - sie leuchteten in einem kräftigen Grün. Wir zögerten nicht lange und probierten ein Stück … Yummyy! Sie schmeckten einfach hervorragend, besser geht es nicht!

Statt Verdauungsspaziergang spielten wir eine Runde Minigolf. Wir ergatterten uns vergünstigte Tickets (4€ p.P.) für eine Indoor Minigolf Anlage der anderen Art.
Jede der 18 Bahnen war individuell thematisiert, bot Neues und kleinere Überraschungen. Bei der ersten Bahn musste der Golfball durch ein Flugzeug geschossen werden, bei der Nächsten den Bachlauf hinab ins Tal. Jede Strecke war bis ins Detail überlegt und dekoriert. Selbst motorbetriebene Türen und Tore mussten durchquert werden. Dabei war gutes Timing gefragt, denn diese schlossen sich immer wieder.
Eine Bahnstrecke blieb uns in besonderer Erinnerung. Der Golfball musste in die Eingangshalle einer Achterbahn geschlagen werden. Kurz danach saß der kleine, weiße Ball im Waggon und wurde maschinell nach oben befördert. Dort angekommen, kullerte er die Achterbahnstrecke hinab. Je nach Platzwahl (es gab drei Sitze) endete die wilde Fahrt wo anders. ;)
Nachdem der Golfball den Busbahnhof überquert, das brennende Haus gelöscht und das Burgtor ohne Verluste durchquert hatte, war schon bald das 18. Loch erreicht. Als der Ball im letzten Loch, welches übrigens ein Süßigkeitenautomat war, versenkt wurde, ertönte Musik. Eine Schublade öffnete sich und darin lag ein Lolli! Klingt nach einem fairen Tausch. ;) - Wir hatten riesigen Spaß!

Zum Abschluss unseres zweiten Besuchs in Christchurch ging es ins Museum. „Quake City“ ist eine Ausstellung, welche sich mit den beiden verheerenden Erdbeben aus den Jahren 2010 und 2011 beschäftigt. Zu Beginn wurde auf die Maori-Legende eingegangen. Sie erzählt von einem erbosten Gott, der die Erde aus Wut regelmäßig zum Beben bringt. Anschließend wurden die Erdbeben der letzten 200 Jahre im Zeitraffer aufgelistet. Die Region um Christchurch wird aufgrund ungünstiger Lage auf gleich zwei tektonischen Platten immer wieder von Erschütterungen heimgesucht. Dabei sind die meisten kaum zu spüren, wenige jedoch schlimm genug, um Stadt, Mensch und Tier Schaden hinzuzufügen. Der für uns wohl spannendste Teil des Museums begann mit einer Aufzeichnung von damaligen Live Übertragungen. Die Reporterin berichtete über die gravierenden Schäden und das katastrophale Ausmaß. Originale Videoaufzeichnungen zeigten, wie plötzlich und heftig die Erde vibrierte. Schlagartig fiel eine Hauswand in sich zusammen. Die Menschen liefen hilflos umher …
Nach diesen bewegenden Bildern hörten wir 20 Christchurch-Bewohnern zu, wie sie den 22. Februar 2011 wahrgenommen und erlebt hatten. So erzählte eine Mutter, wie sie verzweifelt ihre Kinder in der Innenstadt suchte. Der Bademeister berichtete, wie er die Kinder nacheinander aus dem schwankenden Schwimmbecken griff und rettete. Eine Kirchenmitarbeiterin verbrachte den Tag in der Nähe von der Christchurch Cathedral, brach sich einen Arm und konnte nur mit Mühe aus den Trümmern gerettet werden. Ein weiterer Mann krachte mit seinem Auto in einen tiefen Abgrund, der plötzlich vor ihm entstand. Wir saßen über eine Stunde vor dem Fernseher. Jede Geschichte ging unter die Haut - es ist erschreckend, wie schnell sich das Leben, bedingt durch ein Erdbeben, verändern kann. Trotz alldem ist es bewundernswert, welch eine Lebensfreude die Interviewten neben ihrer Trauer, die sie während dem Erzählen überkam, ausstrahlten und wie sich zurück ins Leben kämpften.
Der restliche Teil des Museums widmete sich dem Wiederaufbau und wie man sich zukünftig besser vor solchen Beben schützen kann. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass Christchurch erneut von einem Erdbeben getroffen wird, ist leider sehr hoch.

Ein letztes Mal schlenderten wir durch die Stadt. Alt und neu, Zerstörung und Wiederaufbau liegen so nah beieinander. Für uns strahlte Christchurch eine spezielle Atmosphäre aus, die wir nicht so schnell vergessen werden.
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