Veröffentlicht: 16.04.2025
Galicien - 15.-16.04.25
Mit Beginn der spanischen Osterferien, siedeln wir erneut um. Unsere Reiseroute führt uns in den Norden Galiciens, nach Viveiro, einem kleinen Hafenstädtchen an der Mündung des Rio Landro.
Die Stadt erstreckt sich auf beiden Seiten der Mündung am Hang entlang. Eine kunterbunte Ansammlung freistehender Häuschen, bekannt für die pittoresken, für Galicien so typischen, verglasten Holzbalkone. Galicien zeigt sich zum wiederholten Male von einer komplett neuen Seite, wobei wir etwas indifferent sind, ob es uns gefällt oder nicht.
Zugegeben, nach der idyllischen Künstler-Kommune liegt die Messlatte verdammt hoch und das graue, wechselhafte April-Wetter hebt die Stimmung nicht gerade.
Dafür sind wir mit unserer Unterkunft ganz zufrieden, und freuen uns auf ein Estrella im Dorf.
Laut unserem Vermieter Juan Carlos (jap, Volltreffer beim Namenwetten), ist JEDES Lokal in der Stadt sehr gut und der Spaziergang Richtung Marktplatz ohnehin lohnenswert, da im der heiligen Woche jeden Abend um 19:00 Uhr eine Brassband für Unterhaltung sorgt.
Außer bei Regen, da fiele die Prozession mit musikalischer Untermalung zu Ehren unseres Erlösers aus. Irgendwo gibt es auch für die Gläubigsten der Gläubigen eine Grenze und die kommt ironischerweise von Oben.
Wir sind gespannt, und machen uns mit Schirmen bewaffnet auf in die Stadt. Noch ist es trocken und normalerweise verhindert das Mitschleppen von Schirmen einen Wolkenbruch ja recht zuverlässig.
Heute aber nicht!
Schon nach wenigen Metern beginnt es zu schütten. Also keine Musik für uns. Na gut, dann wenigstens ein Bier. Bei nur 11 Grad ein mäßig nettes Vergnügen und ein deutliches Zeichen dafür, diesen Tag zu beenden.
Für den Dienstag hatten wir uns den Praia das Catedrais vorgenommen. Schlappe 50 Minuten Anfahrt für spektakuläre Felsen, die sich nur bei Ebbe besichtigen lassen. Wenn es von unten ohnehin nass wird, stört uns auch der Regen nicht. Regenklamotten an und los.
Das haben offensichtlich auch 582.412 andere Menschen gedacht. Die Parkplätze sind gerammelt voll mit Campern, Reisebussen und allerlei anderen Vehikeln. Ach Du lieber Himmel! Aber nach 50 Minuten Anfahrt wollen wir auch nicht einfach wieder umkehren. Wir ignorieren das böse Omen und lassen uns vom Strom mitreißen, der durch zwei Damen in neongelber Warnjacke jäh gestoppt wird.
Wir brauchen Tickets. Für einen Strand.
¿Echt jetzt?
Ja, aber eine Online-Registrierung würde genügen. Okidoki. Also schnell unsere Dokumenten-Nummern (völlig egal, welche, denn es wird weder abgeglichen, noch sonst irgendwas) angegeben und schon dürfen wir uns wieder in den Strom der Menschen einreihen. Klasse.
Zum Klang eines Dudelsacks tapsen wir bei starkem Wind über den Strand und (Sarkasmus aus) freuen uns über die schönen Felsen. In der Tat sind sie imposant und einen Besuch wert. Wenngleich der Andrang extrem abschreckend ist und uns davon abhält länger zu verweilen.
Wobei es schon durch die Gezeiten selbst ein halbwegs kurzes Vergnügen bleibt. Bei Windstärke 7-8 schreitet die Flut für manch bestockten Besucher doch rascher voran als die Beine gehen können!
Darwins Auslese mal anders…
Die jetzt nun doch warm scheinende Sonne motiviert uns dazu, eine Wanderung anzugehen, die wir eigentlich für den folgenden Tag angedacht hatten.
Es geht an den Klippen entlang, durch wunderschöne Eukalyptus-Wälder, bis an einen Zaun mit rotem Flatterband Endstation ist: „irgendwas irgendwas Parco cerrado temporalmente“
¿Echt jetzt?
Das schönste Stück der Wanderung, über Holzstege und Treppchen entlang des sogenannten Schweinefuß-Felsens ist seit über einem Jahr wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Falls das Karma ist…wir sind uns keiner Vergehen bewusst. Wirklich nicht!
Immer schön positiv bleiben, immerhin sind wir bisher nicht nass geworden.
Es hilft nix, wir treten mit etwas hängenden Schultern und langen Lätzen den Rückweg an. So sind wir immerhin noch pünktlich, um in Viveiro erst schnell etwas zu essen und dann, mit einem lecker Fisch im Bauch die oben erwähnte Musik zu hören.
Dachten wir. Bei sechs Lokalen versuchen wir es!
Das einzige, was es bringt ist die Erkenntnis, dass man in Spanien vor 20:00 Uhr wirklich nichts zu Futtern bekommt, außer Churros, Eis und Backwaren. Ida freut sich über das unverhoffte Schweinohr um 18:30 Uhr. Die Hüfte auch. Ich fühle schon, wie die Hose zwickt.
Mit Vanilleplunder und Rumkugel bewaffnet verbringen wir die nächste halbe Stunde in der Sonne, und warten auf die musikalische Darbietung. Und warten. Und warten. 19:00 Uhr kommt, 19:00 Uhr geht - nix passiert. So heilig kann die Woche ja nun nicht sein, wenn selbst bei strahlendem Sonnenwetter kein Rambazamba stattfindet. Dabei tummeln sich noch so viele Familien auf dem Marktplatz, die übrigens alle Essen von daheim aus ihren Proviantkörben zaubern (aha, Schummler!!! Die Spanier selbst halten auch nicht bis 20:00 Uhr durch).
Irgendwann haben wir keine Lust mehr zu warten. ¡Adios, Positivität! Etwas angefressen fahren wir nach Hause. Auf dem Weg zum Auto laufen wir an der Programmtafel vorbei. In fetten pinken Lettern schreit es uns förmlich entgegen: „täglich 18:00 Uhr“.
Ach Viveiro, weißt Du was? Du kannst uns mal…
Frustriert von diesem (wenn auch ersten!) wirklich miesen Tag planen wir für den Mittwoch einfach gar nichts!
Morgens vor dem Frühstück wartet auf uns alle eine Runde Sport, um einerseits die Hüfte zu verschlanken und andererseits Idas Traingsplan zu erfüllen!
Also rein in die Laufschuhe und runter an den stadteigenen Strand und zurück. Ganz zum April passend, zeigt sich Jupiter hier als wankelmütiger Wettergott und versorgt uns mit Sonne, Sturm und Regen. Aber immerhin auch mit einem vollständigen Regenbogen als Entschädigung für nasse Klamotten.
Dennoch überwiegt Zufriedenheit ob der sportlichen Betätigung und die Belohnung, in der Badewanne frühstücken zu dürfen, macht die brennenden Beine der kleinen Roten schnell vergessen.
Den Rest des Tages nutzen wir zum Packen und Vorbereiten auf die letzten 2 1/2 Urlaubstage in Santiago.
Die Wettervorhersage verheißt für unseren Abschluss wahrlich nichts Gutes.
Wenn die Semanta Santa in SdC ebenso regenanhängig ist wie hier in Viviero, brauchen wir das Hotel gar nicht erst zu verlassen!
So oder so…wir werden berichten…