Veröffentlicht: 30.11.2018
Bei Giurgin fahren wir (mit gemischten Gefühlen) über die Grenze. Der ADAC hat eine Warnung bzgl. Wildcamping rausgegeben. Hmmm??? Die Campingplätze haben fast alle geschlossen... wir werden sehen wie es läuft in Bulgarien. Wir finden dann doch im Internet einen Campingplatz nahe den Bergen im Landesinneren, der auf hat. Also los gehts... Bulgarien wir kommen.
Gleich zu Beginn gehts erst mal über eine sagenhafte alte Steinbrücke aus den 1950er Jahren. Hier muss man 4 Euro Maut zahlen und sich auch gleich noch eine Straßenvignette kaufen. Dann gehts weiter. Wir kommen vorbei an unzähligen hässlichen Fabriken. Es raucht uns stinkt aus allen Schornsteinen. Die Schilder sind in Kyrillisch geschrieben... aber die größeren Städte auch in Englisch. Wir fahren Richtung Landesinnere und kommen durch Ruse. Auch nicht wirklich "schöner wohnen" hier. Graue alte kommunistische Hochhäuser in schlechtem Zustand. Diesel kostet hier 1,14Euro-1,20Euro.
Unser Weg nach Tornovo (zum Camping) führt uns auf gar nicht mal so schlechten Straßen durch viele kleine Dörfer. Viele leerstehende verfallene Häuser und Fabriken säumen unseren Weg. Viele überfahrene Hunde am Straßenrand. Durch bergiges nebliges Gelände kommen wir in der "Trinity Rock Farm" an. Ein kleiner Campingplatz am Fluß. Betrieben von zwei Engländern, die hier ihren Aussteigertraum leben. Zudem gibts hier noch ein Curiosity-Shop. Unzählige alte Sachen stehen rum. Man könnte auch sagen Trödel :) es gibt Hunde, Katzen, Hühner... alles läuft im Hof rum. Der Chef "Jason" ist sehr sympathisch und lädt uns gleich abends zu sich ein. Freunde kommen zu Besuch (Iren!!) und es gibt eine kleine Party. Wir lassen uns nicht lange bitten und so entsteht ein echt lustiger Abend mit Engländern und Iren in Bulgarien... wer hätte denn sowas erwartet. Feuchtfröhlich plaudern wir in den Abend. Alle erzählen uns aus Überzeugung, dass sie nie mehr weg wollen aus Bulgarien. Schon keines falls nach England oder Irland zurück. Interessant!! Zum Glück kann eine Irin Deutsch... das machts einfacher... denn die Iren versteht man so gut wie gar nicht (und das wird nicht besser, wenn sie was getrunken haben grins). Wir geniessen den lustigen Abend und beschliessen, noch etwas hier zu bleiben. Der Wetterbericht bringt Schnee!! (hhmmpppfff)
Abends fährt noch ein Wohnmobil ein. Hää? Das kennen wir doch?! Das gibt's doch nicht - doch - es ist die nette französische Familie, die wir im tiefsten Rumänien schon mal getroffen haben. Nocolas, Katja, Tamara, Tamlin und Lyra :) Die Traveller-Welt ist klein. Wir freuen uns und es gibt ein herzliches Hallo.
Und tatsächlich... am nächsten Morgen wachen wir auf... Rollo hoch... alles weiß!! Ja Mensch wer braucht denn jetzt sowas?? Wir wollten morgen über die Berge weiter nach Griechenland fahren... Im Moment wohl nicht gerade eine gute Idee. Dann beim Frühstücken passierts: Unsere Standheizung verlässt uns.... zack... aus ist sie!!! Und macht keine Anstalten wieder anzuspringen. Gaaanz schlechter Zeitpunkt stellen wir fest. Also ist mal wieder Mann mit Werkzeug gefragt. Ich platziere mich mit Amy im Aufenthaltsraum vor dem Holzofen (jaaa sowas gibts hier) und harre der Dinge die da kommen. Jason kommt vorbei uns bietet uns gleich (falls wir es nicht repariert kriegen) seine Zimmer an die er hier zu vermieten hat. Ich vertraue jedoch auf Kilians Geschick. Er konnte bisher alles reparieren was irgendwann mal kaputt war. Noch macht sich keine Panik breit :) Nach einigen Stunden bangen wartens dann: Entwarnung!! Heizung läuft wieder :) "Mann kann" halt einfach alles reparieren.
Auch die Franzosen haben großes Pech und fahren sich in der nassen Wiese fest. Das Womo steht schräg auf drei Reifen. Doch Jason der Chef kommt sogleich mit seinem Jeep und mit vereinten Kräften befreien wir das Auto aus dem Matsch.
Am nächsten Morgen beschließen wir, den Weg durchs Rodopi-Gebirge zu wagen. Die nächsten Tage ist noch mehr Schnee gebracht... drum wollen wir los. Beim Autopacken dann plötzlich: Autoschlüssel weg!! Wie vom Erdboden verschluckt. Kilian hat gestern wegen der Heizung den halben Bus auseinandergebaut... und irgendwo ist der Schlüssel abhanden gekommen. Na toll!! Wir starten eine Suchaktion... haben wir ihn doch vielleicht beim Gassi gehen verloren... oder im Bus verschlampt... oder im Gemeinschaftsraum... wir suchen und suchen und dann endlich nach 1 Stunde findet "Frau" ihn dann bei "Mann" in anderer Hose!! Puhhh was für ein Stress am Morgen. Dann gehts los. Noch schnell vom Chef Jason und den netten Franzosen verabschiedet und los gehts. Ab in die Berge. Über Tornovo nach Stara Zagora. Wir hoffen die Straßen sind frei. Über unbeschreiblich schlechte Straßen gehts immer weiter hoch in die Berge. Es hat ordentlich Neuschnee hier oben aber die Straßen sind zum Glück geräumt. Auf der anderen Seite dann: Nebel, Regen, dicke graue Wolken.... bääähhhh... wir wollen nur noch nach Griechenland. In Kazanlak machen wir Halt zum einkaufen. Grau in Grau präsentiert sich die ganze Stadt. Riesige alte Monsterhochhäuser aus der Kommunistenzeit. Der Anblick passt zum Wetter. Weiter gehts auf üblen Straßen. Die Schlaglöcher sind voll mit Wasser und wir kneifen jedesmal die Augen zu, wenn wir wieder über eins drüber fahren... man kann überhaupt nicht abschätzen wie tief sie sind. Durch das graue Wetter wird es viel früher dunkel als erwartet. Mist Mist Mist!! Im Dunkeln in Bulgarien Autofahren kann man vergessen. Drum heisst es Übernachtungsplatz suchen. Nicht so einfach im Dunkeln. Irgendwann kapitulieren wir dann und parken an einem Industriegebiet... wird schon schiefgehen!!
Aber wir schlafen gut und am nächsten Morgen gehts bei strömenden Regen auf in die letzte Etappe. Griechenland wir kommen. Auf den letzten 50 km vor der Grenze reisst dann endlich mal wieder der Himmel auf und wir sehen erst mal so richtig, in was für einer traumhaften Berggegend wir hier sind. Grandiose Felsen säumen die Straße und ein Fluß schlängelt sich entlang der Straße. Kleine Bergdörfer stehen an den Hängen... fast ein wenig wie in Norditalien. Wir sehen viele Minarette.. in fast jedem Dorf. Bei schönem Wetter ist diese Gegend bestimmt traumhaft schön. Dann sehen wir mitten in den Bergen plötzlich die blau-weiße grichische Flagge am Himmel.... Hurra Hurra -Wir haben es geschafft. Griechenland: Da sim mer :)
Fazit Bulgarien: Ein wirkliches Urteil können wir uns nicht bilden..dafür waren wir nur zu kurz hier. Wäre das Wetter aber besser gewesen... ich glaube wir hätten es schon noch etwas ausgehalten. Jason hat uns im Internet einige schöne Orte gezeigt, die sich bestimmt lohnen würden, anzuschauen. Aber bei Dauerschnee und Dauerregen will man einfach nur flüchten. Auch von der Landschaft haben wir nur Bruchstücke zwischen dem Nebel gesehen. Die Berge waren jedenfalls traumhaft schön. Bulgarien kommt uns etwas "weiter" vor als Rumänien. Wir haben hier keine Pferdekarren, oder Pferde die Äcker pflügen gesehen. Auch die Städte und Industriegebiete kamen uns etwas moderner vor. Auch haben wir von unserm Campingplatzbesitzer erzählt gekriegt, dass jeden Sommer hunderte Touristen aus aller Welt mit Zelten und Campern zu ihm kommen und keiner hat bisher etwas "böses" erlebt in Bulgarien. Auch Wildcampen würden viele von ihnen.... vielleicht ist es gar nicht so kriminell wie viele sagen?? Jetzt stehen wir auf jedenfall vor den Toren Griechenlands und freuen uns sehr darauf, unser Winterdomizil erreicht zu haben. Nach gefahrenen 20 000 km freuen wir uns drauf, länger an unseren Plätzen zu verweilen.