Veröffentlicht: 13.04.2022
Mit ein paar Tagen Verzögerung sind wir schließlich am Donnerstag, 07.04.2022 um 15:56 Uhr endlich von Chemnitz aufgebrochen.
Wie es fast schon Tradition ist, war unser erster Halt Regensburg um im Cafe Lila frühstücken zu gehen. Es war wie immer ein Genuss. Natürlich wurde der Stopp genutzt um auch letzte Besorgungen beim Baumarkt und MediaMarkt zu erledigen.
Da der G leider nicht schneller als 80 km/h fährt, am Berg gerne mal nur 60 km/h, dauerte die Fahrt nach Ljubljana zwei Tage und Karlchen war viel in seinen Sitz gefesselt. Da das Wetter zusätzlich sehr bescheiden war, waren die Rasthäuser Karls einzige Krabbelmöglichkeiten um sich ein wenig auszupowern. Dort sorgte er aber mit seinem Krebsgang meist für viel Erheiterung, vorallem beim Personal. Allgemein ist eine solche lange Fahrt nicht mehr von der Suche nach Tankstellen und Kaffee aller 500 km geprägt, sondern eher von der Suche nach Gelegenheiten Karl alle paar Stunden ein wenig Auslauf zu gönnen. Davon gibt es bei Regenwetter aber leider nur wenig. Österreich empfing uns mit Kälte und Schneeregen, sodass wir da eigentlich nur schnellstmöglich durch wollten, aber eine Nacht mussten wir dann doch in der Nähe von Salzburg auf einem Rastplatz verbringen.
Danach ging es direkt nach Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens. Zwar wurden wir noch mit Schnee empfangen, aber bereits am nächsten Tag konnten wir die Frühlingssonne genießen. Ljubljana hat eine schöne kleine Altstadt, die sich am Fluss Ljubljanica entlang schlängelt und immer wieder schöne Blicke auf die Alpen oder den Burgberg freigibt. Die Stadt ist auf jeden Fall einen Stopp wert. In Lujbljana merkten wir aber auch schnell, dass das Reisen mit einem Einjährigen anders werden würde als das mit einem Säugling oder noch besser ohne Kind. So stand auch der Besuch eines Indoorspielplatzes in Anbetracht der trotzdem noch kühlen Temperaturen auf dem Programm. Auch entwickeln die Windelinhalte so langsam Duftnoten, die sich nicht lange verbergen lassen und schnelles Handeln erfordern. Aber wo hin in der Dämmerung bei um die Null Grad? Da kam das gerade in der Nähe befindliche klassisch sozialistische Konzert- und Opernhaus wie gerufen. Allerdings gab es dem Durchschnittsalter der Besucher entsprechend, das Haus war voll von adrett gekleideten Konzertgästen, natürlich keine Wickeltische. Zum Glück empfahl uns eine Kellnerin eine ruhige Ecke im Untergeschoss. Der Windel-ABC-Angriff konnte beseitigt werden und Karlchen bespaßt noch ein wenig die Rentner.
Von Ljubljana ging es über die historischen Städtchen Krain, heute Kranj, und Skofja Loka Richtung slowenische Alpen. Wir wollten zum dritten Mal den Vršič-Pass im Triglav-Nationalpark überqueren nachdem während unseres Urlaubs 2019 zweimal tiefe Wolken die Sicht trübten und der Wetterbericht stimmte uns diesmal optimistisch. Auf dem Weg dahin fuhren wir entlang der Grenze zwischen den Julischen Alpen und den Karawanken und stoppten im weltberühmten Skiflugort Planica für eine kleine Wanderung im Schnee. Leider sahen die Skiflugschanzen ohne Schnee so gar nicht ansprechend aus. Dafür war dann die Bergwelt des Triglav entlang des Vršič-Passes umso schöner und da der Winter noch nicht lange her ist, gab es oben auf dem Pass, 1611 m, auch noch ordentlich Schnee.
Der Vrsis-Pass endet im Sočatal. Im Deutschen (und Italienischen) heißt der Fluss Isonzo und könnte Einigen als Isonzofront des Ersten Weltkrieges bekannt sein. Hier kämpften Italiener und Österreicher um wenige Meter in erbärmlicher Kälte und es gab ähnlich hohe Verluste wie bei Verdun. Uns zeigte sich das Tal in zartem Frühlingsgrün und mit einer fantasisch türkisen Soča. Deswegen gönnten wir uns den Luxus und blieben zwei Nächte auf einem Bauernhof mit kleinem Campingplatz und erkundeten die Gegend und entspannten.
Weiter ging es gen Süden in die letzten Ausläufer der Alpen in die Nähe von Cerkno. Hier war die Natur schon deutlich weiter als in den Alpen und wir wanderten ein wenig durch das junge Grün. Tagsdrauf besuchten wir das Partisanenlazarett Franja. Ab Dezember 1943 wurden hier verwundete Partisanen versorgt. So weit ganz normal. Doch dieses Lazarett musste dem Feind verborgen bleiben. Es befindet sich daher in einer entlegenen Schlucht. Sämtliches Material (Baumaterial, Lebensmittel, Brennholz, Verbandmaterial... und Patienten) musste dort nachts per Pedes hineingetragen werden und das obwohl die Schlucht meist nur so breit ist wie der Bach, der hindurchfließt. Insgesamt wurden hier über 500 Patienten behandelt. Es war das einzige Lazarett, das auch über Bunker zur Abwehr verfügte. Zweimal ist es zu Kampfhandlungen gekommen, blieb aber unentdeckt.
Es ging weiter nach Süden, wir wollen schließlich auf den Balkan und noch vor den Touristenmassen durch Kroatien reisen. Die Julischen Alpen gehen langsam in den Karst über. Da wir diese Region schon vor drei Jahren ausgiebig besuchten machten wir nur einen kurzen Stopp an der Škocjan Höhle, die aufgrund ihrer Größe und unterirdischen Schluchten auch Teil des UNESCO-Welterbes ist und besuchten noch den Karstsee Cerknica, der von einem unterirdischen Fluss gespeist wird und seine Fläche je nach Niederschlag in den Bergen drastisch ändert.
Wenn man schon auf der Reise in Slowenien ist und sich dem Meer nähert bietet sich ein Abstecher ins nahegelegene Triest an. Hier hat Italien den Slowenen einen beträchtlichen Teil ihrer Küste geklaut, sodass Slowenien selbst nur noch 46 km Küstenlinie besitzt. Trst, wie es früher hieß, ist eine schöne, habsburgisch geprägte Stadt direkt an der Adria mit Blick auf Slowenien und Kroatien. Mit dem Wetter hatten wir leider wieder ein wenig Pech und so wollte der Funke der Stadt nicht so richtig auf uns überspringen und der Wunsch nach einer dicken Wintermütze wurde laut.
Nach dem kleinen Italienabstecher ging es weiter an der Küste entlang nach Süden. Koper und Izola standen noch auf unserer Stoppliste. Koper ist der Industriehafen Sloweniens mit entsprechend viel Industrieanlagen in der Umgebung. Aber die Altstadt ist ganz ansehnlich. Izola war bei unserem letzten Besuch ein im Winterschlaf liegendes Kleinod am Meer. Jetzt mit vollem Jachthafen und geöffneten Restaurants ist es dann doch ein wenig voller. Aber wir konnten schön an der kurzen Promenade spazierend endlich das Meer bei Sonne genießen.
Piran, als das Aushängeschild der slowenischen Küste, ließen wie rechts liegen (schon mal besucht) und begaben uns zur Grenze. Hier wartete noch eine kleine Überraschung auf uns. Eigentlich wollten wir nur an einem Parkplatz an den Salinen der Piraner Bucht zu Mittag essen. Den Platz im Niemandsland nach dem slowenienischen Grenzübergang aber vor dem kroatischen Grenzübergang kannten wir noch von früher. Hier wurde aber in der Zwischenzeit ein Naturpark mit Fahrradverleih eingerichtet. So kam es hier zwangsläufig zu Karlchens erster Fahrradfahrt. Viel gesehen außer Terences Hintern hat er zwar nicht, aber er fand es sicher ganz okay.
Von hier ist es nur noch ein Steinwurf nach Kroatien. So viel zu unseren ersten Wochen auf Reise.
Schöne Grüße
TkJ