Veröffentlicht: 15.06.2022
In Trogir waren wir schon in der Einflugschneise von Split gewesen. Split ist die größte Stadt Dalmatiens und die zweitgrößte Stadt Kroatiens. Unbedingt sehenswert ist die Altstadt von Split. Okay, Split ist die x-te Altstadt entlang unserer Reise, aber Split ist die einzige Stadt, die in einen römischen Kaiserpalast gebaut wurde. Der römische Kaiser Diokletian ließ hier für sich einen riesigen Palast bauen und nachdem Diokletian freiwillig sein Amt niederlegte, wurde der Palast in eine bewohnte Festung umgewandelt. So blieben große Teile des Palastes bis heute erhalten und treten an jeder Ecke in der Altstadt zum Vorschein. Natürlich ist auch die Altstadt von Split entsprechend eine UNESCO-Weltkulturerbestätte. Was auffiel: hier stieg die Quote der US-Amerikaner und des Partyvolks sprunghaft an. Wir näherten uns scheinbar der Hauptsaison.
Von Split ging es dann direkten Weges wieder für einen Abstecher nach Bosnien und Herzegowina. Mit kleinen Zwischenstopps bei den Kravica-Wasserfällen, Počitelj und Blagaj fuhren wir nach Mostar.
Bosnien und Herzegowina ist eine föderale Republik, die, anders als der Name vermuten lässt, aus der Föderation Bosnien und Herzegowina und der vornehmlich von Serben bewohnten Republik Srpska, in etwa Republik Serbien, besteht. Beide Teile haben ihre eigene Judikative, Exekutive und Legislative und zu allem Überfluss hat Bosnien-Herzegowina drei Präsidenten, einen Bosnier, einen Serben und einen Kroaten, von denen rotierend einer immer der Präsident der Präsidenten ist. Zusätzlich gibt es noch den hohen Repräsentanten der UN, aktuell ein Deutscher, der gewählte Amtsträger entlassen und Gesetze erlassen kann. Also alles zusammen ein äußerst komplexes politisches Gebilde, das für die Bildung eines bosnisch-herzegowinischen Staatsgefühls sicher nicht förderlich ist. Geschuldet ist dieses Gebilde dem Daytoner Abkommen, dass versuchte nach dreieinhalb Jahren grausamen Kriegs in Bosnien-Herzegowina den Frieden zu sichern und zu wahren. Die Stadt Mostar ist seit dem Krieg ein Symbol der Teilung und der Zerrissenheit dieses Staates. So kämpften im Bosnienkrieg hier Serben gegen Bosniaken gegen Kroaten und zerstörten einen Großteil der Stadt. Kroaten wie auch Serben führten in ihren besetzen Stadtteilen ethnische Säuberungen durch, da es den Plan gab, Bosnien-Herzegowina zwischen beiden Ländern aufzuteilen. Die neue Grenze sollte genau durch Mostar verlaufen. So wurde Mostar zu einem Brennpunkt des Bosnienkrieges, der in der Zerstörung der historischen und symbolträchtigen alten osmanischen Brücke von Mostar gipfelte. Naja, die Brücke wurde mit viel internationaler Hilfe wieder aufgebaut, aber selbst heute noch ist Mostar politisch in eine kroatische und eine bosniakische Stadt geteilt mit dem Fluss Neretva als klare Grenze. Deutlich zu erkennen an den Kirchen im Westen und den Moscheen im Osten der Stadt. Das alles lernten wir auf einer Free Tour von unserem Guide Sheva, der als Soldat der Bosniaken selbst von den Kroaten und Serben in der Stadt eingekesselt war.
Von Mostar ging es über Stolač zurück an die Küste von Kroatien. Nach Stolac verließen wir die Föderation Bosnien-Herzegowina und fuhren in die Republik Srpska. Es dauerte nicht lange bis wir bei einer Straßenkontrolle von der Polizei angehalten wurden. Das Fahren mit einem Kindersitz auf dem Beifahrersitz ist hier in vielen Ländern verboten und kostet in Bosnien-Herzegowina angeblich 200 € Strafe. Aber die Polizisten waren durchaus "kooperationsbereit", da wir leider keine 200 € in bar dabei hatten zahlten wir am Ende nur 35 €, angeblich für das Fahren ohne Gurt. Weitere Vergehen unsererseits haben sie nicht gefunden, obwohl sie durchaus auf der Suche waren. Eine Quittung gab es keine, aber Karlchen sitzt seitdem hinten und Juliane sieht jetzt auch was vor dem G an Landschaft vorbeizieht. Unsere AirBnB-Vermieterin aus Mostar bestätigte später, dass es tatsächlich 200 € in Bosnien-Herzegowina Strafe kostet den Kindersitz vorn zu haben (was aber auch Einheimische tun).
Um genau zu sein, wir sollten 400 Mark bezahlen. Während des Bosnienkrieges entwertete die Jugoslawische Währung stark und da viele Kriegsflüchtlinge nach Deutschland flüchteten etablierte sich die DM als Zahlungsmittel. Deshalb wurde in Bosnien-Herzegowina nach dem Krieg die konvertible Mark mit festem 1:1 Kurs an die DM eingeführt und besteht bis heute.
Bosnien-Herzegowina hat gerade mal 22 km Küstenlinie und damit nur ein wenig mehr Küste als das kleine Monaco. Der kurze bosnische Meereszugang macht das kroatische Süddalmatien zur Enklave, die bald über eine lange Brücke ans Kernland angeschlossen werden soll, bezahlt von EU-Geldern, gebaut von Chinesen. In Süddalmatien liegt aber auch Dubrovnik und Dubrovnik ist wohl spätestens seit Game of Thrones das Highlight eines Kroatienbesuchs. Entsprechend voll ist die Stadt, wobei vorallem sieder die Masse an Amerikanern auffällt. Was man von Dubrovnik sagen kann, es ist wirklich sehr sehr schön. Eine so intakte große Altstadt mit geschlossener Stadtmauer und majestätischen Bastionen wird es nicht so oft geben. Allerdings gleicht es auch einem Disneyland, denn Einheimische findet man dort kaum noch, die Preise sind überteuert, der Quadratmeterpreis liegt bei 7000 € und überall wird versucht mit Touristen viel Geld zu verdienen. Wir unternahmen eine Free Altstadttour, die wirklich zu empfehlen ist. Viel häufiger finden dort jedoch Game of Thrones Touren statt. Terence, als Fan der ersten Stunde, war auch ganz angetan, aber wir ließen es Juliane zuliebe bei der Altstadttour. Karlchen vermochte einige Touren zu bomben. So quiekte die Führerin einer GoT- Tour in der Schwarzwasserbucht (keiner weiß mehr wie die Bucht wirklich heißt): "Oh Gott, ist der niedlich" als Karlchen am Pier entlang spazierte. Auch viele Amerikaner und andere Touristen waren von Karl in seiner Kraxe so sehr angetan, dass wir auf unserer Tour durch die Stadt immer von einem Gekicher und "so cute", "sweet" und "sympatico" begleitet wurden. Karl läuft wohl oder übel dem G den Rang ab.
Von Dubrovnik ging es dann weiter nach Süden über einen kleinen Stopp in Molunat, dem so ziemlich südlichsten Zipfel von Kroatien, nach Montenegro.