Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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60. Tag - 6. Sept: Mühlbach / Sebes: Große Kirche mit historischen Erbe

Veröffentlicht: 07.09.2022

Nach dem historisch sehr informativen Vormittag in Broos / Orastie radelte ich gegen 11 Uhr los. Weiter ging es über die Fernstraße E 68 im weiter hinein nach Siebenbürgen. An einer Straßenkreuzung begrüsste mich ein Schild mit der deutschen Aufschrift "Siebenbürgen". Links und Rechts der Fernstraße erheben sich jeweils lange Bergketten, die die typische Landschaft von Siebenbürgen prägen. Schon kurz nach 14 Uhr kam ich in Mühlbach (deutsch) bzw. in Sebes (rumänisch) bei der Kirche an und in der Nähe fand ich schnell das Pfarramt. Pfarrer Alfred Dahinten begrüsste mich freundlich und leitete mich zu einem Appartmenthaus, das der Lutherischen Gemeinde gehört, aber privat geführt wird. Für 18 Uhr verabredeten wir uns und in der Zwischenzeit schaute ich mit schon mal die Kleinstadt und die historisch interessante Kirche an.   Ein Teil der Grundmauern stammt aus dem 12. Jh. Zu dieser Zeit wurden die ersten deutschen Siedler in der Gegend sesshaft gemacht. 1241 wurde die Stadt während des Mongolensturms verwüstet und 1438 von den Türken belagert und die Stadt wieder geplündert. Die Kirche wurde von den Deutschen wieder aufgebaut, großzügig mit einem großen Chor erweitert und zudem mit einer Ringmauer wehrhaft gemacht. Auch heute noch prägt sie das Stadtbild von Sebes, auch wenn es nur eine kleine Anzahl von deutschen Stadtbewohnern gibt.

Schon wenige Jahrzehnte nach der Reformation wurde die Stadt Evangelisch, die Kirche wurde zur Ev. Stadtpfarrkirche umgewandelt und die deutschen Händler prägten die Stadt bis in die Neuzeit.  Nach der großen politischen Wende von 1990 verließen innerhalb einiger Jahre die Mehrheit der Siebenbürger Sachsen die Stadt. Sie sahen in Rumänien für sich keine Perspektiven mehr.

Heute - im Jahre 2022 - gibt es noch rund 180 Evangelische Kirchenmitglieder in der Stadt und Pfarrer Dahinten ist insgesamt mit den anderen Gemeinden für rund 280 Mitglieder zuständig. Jeden Sonntag gibt es einen Gottesdienst. Die Liturgie ist auf Deutsch, die Predigt auch Rumänisch. Desweiteren gibt es eine Deutsche Schule, die aber vom Staat geleitet wird. Dort wird auch Religionsunterricht angeboten. Deshalb gibt es auch keinen Kinder bzw. Familiengottesdienst. Diese speziellen Angebote, wir wir sie seit Jahrzehnten kennen, hat es auch in den Zeiten, wo die Deutschen die Mehrheit in Mühlach bildeten, nicht gegeben. An der Vorderfassande prangt auch das Deutsche Bildungsethos "Bildung ist Freiheit".  Nach dem Rundgang durch die Kirche, trafen wir uns noch zu einem Cafe und Alfred verriet mit, das er auch in einer Band spielt, welche auch bei den Sachsentreffen auftritt und für Stimmung sorgt.

Dann ging ich noch etwas für das Abendessen einkaufen und lief zurück zu meiner Unterkunft. Als ich im Bett lag stellte ich mir für einen Augenblick das mittelalterliche Stadtleben rund um die Kirche vor, wie es in manchen Dokus präsentiert wird. Heute ist die Stadt rumänisch geprägt. Jedoch die Stadtkirche erinnert jeden Einwohner an die Zeit, als sie von den deutschen Siedlern bestimmt war.

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