Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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57. Tag - 3.Sept: Vorbereitung für Erntedank in der Puszta

Veröffentlicht: 06.09.2022

Nach zwei Tagen wo ich ständig im Regen geradelt bin, war es schön bei Sonnenschein, aber moderaten 23 Grad mit dem Rad durch die Puszta zu fahren. So verließ ich die "Hauptstadt der Evangelischen" in Ungarn Bekescsaba mit seiner großen Lutherischen Kathedrale. Tagesziel war die Kleinstadt Medgysegyhaza unweit der Grenze nach Rumänien, meinem fünften Land meiner Reise. Der Weg führte mich wieder durch die Weiten der Puszta. Nie ging es bergauf, so war es eine Freude zu radeln. Pastorin Eszter aus Dabas vermittelte wieder einen Kontakt, so dass ich schon erwartet wurde.

Als ich am Frühen Nachmittag in Medgysegyhaza ankam, waren gerade ca. 8-10 Gemeindemitglieder damit beschäftigt die Kirche für den Erntedankgottesdienst zu reinigen und vor allem entsprechend zu schmücken. Die Frau des Pastors begrüßte mich und entschuldigte ihren Mann, der leider an diesem Tag noch lange unterwegs ist. Deshalb wird sie mir alle Informationen zur Gemeinde geben. Dafür hat sie extra eine Übersetzerin aus der Stadt Orashaza kommen lassen. Was für eine tolle Bereitschaft und dann erzählte sie die besondere Geschichte dieser Gemeinde.

Die Gemeinde wurde in der zweiten Hälfte des 19.Jh. von einst von evangelisch-slowakischen Menschen gegründet, die aus der großen Stadt Bekescsaba kamen.  Sie kultivierten die Felder in der Puszta und lebten ausschließlich von der Landwirtschaft. Sie erbauten die recht große Stadtkirche und gaben sich den Schwur an jedem ersten Sonntag im September Gott für die Fürsorge und für die Ernte mit einem besonderen Gottesdienst zu danken. Dieser Brauch hält bis heute an, obwohl gewöhnlich erst am ersten Sonntag im Oktober Erntedank in Ungarn gefeiert wird.

Heute zählen sich von den 3500 Einwohnern der Stadt immerhin rund 500 zur Lutherischen Gemeinde. Eine reformierte Kirche gibt es dafür in der Stadt nicht. Zu den normalen Gottesdiensten kommen ca. 20-30 Besucher, aber zum Erntedank werden deutlich mehr erwartet. Ebenso zum monatlichen Familiengottesdienst.  Jeden Donnerstagabend gibt es noch einen weiteren Wochengottesdienst.

Seit 1. September ist die Ev. Kirchengemeinde Träger der Grundschule in der Stadt. Einige Eltern beantragten diesen Wechsel und nach einer Abstimmung stimmte die Mehrheit der Elternschaft dafür. Mit diesem Wechsel erhofft sich die Gemeinde mehr Kontakte zu Familien und neue Impulse für die Gemeindearbeit.

Nach fast 2 Stunden Gespräch über die Geschichte und aktuelle Situation wurde ich von einem Gemeindemitglied abgeholt, weil die Pfarrfrau für mich eine private  Unterkunft bei einer Familie organisiert hat.  Die Eltern konnten sogar etwas Deutsch, weil der Mann fünf Jahre in Österreich gearbeitet hat. Dort zeigte ich auch etwas von meiner Arbeit und ich erlebte einen schönen und gastfreundlichen Abend bei einer ungarischen Familie.


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