georgienbisiran
georgienbisiran
vakantio.de/georgienbisiran

Die Inseln

Veröffentlicht: 30.09.2018

Vor meiner Einreise in den Iran hatte ich eigentlich keine Ahnung, wo genau ich hin wollte und was genau ich sehen wollte. Das einzige, das ich wusste war, dass ich gerne im persischen Golf tauchen wollte. Mein Logbuch und meine Tauchuhr trug ich jetzt schon seit Anfang der Reise mit mir rum. Nach einiger Recherche entschieden wir uns gegen die Tauch- abr auch Einkaufszentrum- und Hotelparadiesinsel Kish und für den Naturspot Qeshm. Auch hier sollte man toll tauchen können.

Wir buchten unsere Unterkunft in ¨Asads Guesthouse¨, das durch eine unglaublich witzige Webseite bestach. Dort beschrieb der Familienvater zum Beispiel es sei ¨just one Mail [für die Reservierung] to fulfill all your dreams¨.

An der Busstation fielen uns die düsteren Gestalten auf, die auch auf die Insel wollten. Man kann gar nicht genau beschreiben, was an ihnen düster war aber insbesondere einer sah wie ein sehr unangenehmer Zeitgenosse aus. Langer Zopf, blaues Jarkett, keine 60 Kilo auf den Rippen und einige Siegelringe. Wie es sein musste saß der Mann natürlich im Sitz links vom Gang gegenüber von uns.

Da der Bus jedoch recht leer war und die Liegefunktion meines Sitzes eh nicht funktionierte scnappen wir uns die SItze in der vorletzten Reihe, die weit weg von dem Zuhältertypen waren. Keine Minute später kam Langzopf auch auf die Idee mal zu schauen, welche Sitze wie gut funktionierten. Den Sitz neben uns fand er am besten. Na super! Wir fühlten uns leicht unwohl, konnten aber wenig tun. Er schaute auch gar nicht zu uns, einen konkreten Grund des Unwohlseins gab es nicht...aber...aber...warum kam er uns nach?

Diesmal hatten wir Glück, wirussten uns nicht lange beobachtet vorkommen. Eine aggressive Frau kam nach hintengestürmt und schickte ihn zurück auf seinen Platz. Er diskutierte etwas aber er hatte keine Wahl, er wurde zwangsversetzt. Keine Ahnung wieso, er wurde im Laufe der Busfahrt noch häufiger angeschnauzt und angeschrien. Zwar wäre ich neugierig warum ihn alle inklusie uns kacke fanden aber eigentlich ist es mir auch egal - er war weg.

Wir schliefen gut und wachten auf, als wir auf der Fähre waren. Asad hatte uns gesagt, dass wir direkt nach der Fähre aussteigen sollten, um von dort etwas schneller mit dem Taxi zu ihm zu kommen. Ich sagte dem Busfahrer Bescheid, dass wir gerne nach der Fähre aussteigen sollten, der so tat als ob er mich verstanden hätte und zustimmend nickte.

Nach der Fähre hielt der Bus dann aber nicht.

Wir meldeten uns und sagten, dass wir gerne aussteigen würden, worauf Fahrer, Servicpersonal sowie rund 5 umliegende Männer den Kopf schüttelten. Aber warum nicht? Bitte lasst uns raus. Wieder sah man viele schüttelnde Köpfe. Wir resignierten. Dann aber drehte sich das einzige junge Mädchen im Bus nach uns um und fragte in Englisch, ob sie helfen könne. Wir erklärten ihr, dass wir auf die andere Seite der Insel müssten und deshalb aussteigen wollten. Nun hatten wir jemanden auf unserer Seite. Im nächsten kleinen Städtchen wurden wir rausgelassen und ein Taxi wartete auf uns, dass uns zu Asads Guesthouse brachte.

In Asads Wohnzimmer angekommen kümmerte sich seine 13-jährige Tochter um uns. Wir bekamen Tee, was kleines zu essen und dann nutzte das Mädchen die Gunst dert Stunde, um mit uns weiblichem Besuch ein Gespräch über Beauty, Fashion und Schuhe zu beginnen. Man hat den EIndruck, dass es völlig egal ist wo Mädchen aufwachsen und ob sie auf der Straße Hijab, Tschador oder Manto tragen, sie alle interessieren sich für die drei oben genannten Themen. Das selbstbewusste Mädchen präsentierte uns ihre neusten Einkäufe, die selbstgenähten Kleider, erklärte uns aus welchen Zutaten sie ihre Gesichtsmaske mixt, die (recht unerfolgreich) gegen die Pubertätspickel helfen soll und zeigte uns mit welchen Sportübungen sie sich in Shape halte.

Die Zeit mit ihr war irgendwas zwischen lustig und leicht nervig. Mit Siiri und mir hatte sie nämlich zwei Girls getroffen, die sich relativ wenig für Schminke, Fashion und Schuhe interessieren. Nachdem sie uns auch noch darüber aufklärte welches Mädchen an ihrer Schule mal ihre Freundin und jetzt ihre Feindin war, stohlen wir uns aus der Unterhaltung.

Asads Angebot neben der Unterkunft auch unsere Touren zu planen, nahmen wir an und sagten zu, am Nachmittag mit einer zehnköpfigen polnischen Reisegruppe und ihm + Guide zu den Chakooh Mountains (oder so) zu fahren.

An diesem Tag lernten wir unseren Guide Baman (oder so) für die nächsten drei Tage kennen. Der kurze Iraner mit den großen Rehaugen fuhr uns in die Berge, die ziemlich eindrücklich waren. Während die polnische Gruppe die Zeit vor allem für Fotoshootings nutze, wollten wir lieber die Berge erkunden und etwas rumkraxeln. Baman bat uns an mit uns den ¨schwierigen¨ Weg auf den Berg hochzuklettern, von dem man den Sonnenuntergang schön sehen soll. Yippie.

Der Weg nach oben war dann gar nicht mal so wahnsinnig schwierig, trotzdem aber nicht ungefährlich. Gleich auf den ersten Metern kam uns ein iranischer Mann entgegen, der auf den sandigen Steinen ausrutschte und sehr unangenehm auf sein Steißbein fiel. Das tat weh. Während Siiri die Steine hochhüpfte als ob sie nie etwas anderes getan hatte, nahm ich immer wieder gerne Barmans helfende Hand an, die mich den ein oder anderen Stein hoch zog.

Oben angekommen, war der Blick über die Steinwüste dann aber wirklich beeindruckend. Es war super schön und so friedlich. Wirklich eine interessante Landschaft, die ich in der Form noch nie gesehen hatte. Auf Bildern kommt es leider nicht zur Geltung, darauf erinnert die Landschaft eher an eine dröge Mondlandschaft. Die Erinnerungen sind also vor allem in unserem Kopf.

Etwas hat das Idyll jedoch zurück in die Realität geholt: Die Geschichten von Barman. Der berichtete zwar nur in Zügen von seiner vor kurzem ausgelaufenen Zeit beim Militär, doch diese paar Sätze blieben uns in Erinnerung. Er berichtete davon, dass er im Gefängnis arbeitete, wo er für Ordnung sorgen musste und die aggressiven Straftäter ¨bestrafen¨ musste. Man will gar nicht daran denken, was das bedeutet, weder für den Häftling, noch für die Wärter. Die Zeit habe ihm so zugesetzt, dass er Teile seiner Jugend vergessen hätte. Er könne sich an einige Nachbarn nicht mehr erinnern, dafür müsste er immer wieder an die Zeit im Gefängnis denken. Wir wünschen Barman wirklich, dass er in seinem Kopf die schlimmen Situationen im Gefängnis bald durch Erinnerungen an seine Nachbarn ersetzen kann.

Für den kommenden Tag hatten wir ausgemacht abends am Meer campen zu gehen. In der Abend- und Morgendämmerung sollten wir sogar in der Lage sein schwimmen zu gehen...in Bikini…

Bis 17 Uhr hatten wir auf der 40 Grad heißen Insel, die mit ihrer Luftfeuchtigkeit von 90% ganz schön auf den Kreislauf ging und einem nicht viel Bewegung ermöglichte.

Wir wollten etwas die Insel zu Fuß erkunden, das würde zwar grausam anstrengend werden aber bis 17:00 nur im Zimmer sitzen ist ja nun auch etwas dröge. Die Tochter bot uns an, uns zu begleiten. Anfangs waren wir davon nur wenig begeistert, wollten wir wirklich nicht mehr über Fashion und Mädchen reden. Im Endeffekt war es aber richtig nett. WIr unterhielten uns gut und bekamen einen immer besseren Einblick in das Leben eines jungen Mädchens auf Qeshm Island. Das Mädchen sprach super Englisch und wusste schon jetzt, dass sie das Business ihres Vater übernehmen wolle. Ein konkretes Zukunftsziel was immerhin zur Folge hat, dass sie in den dafür relevanten Fächern gut aufpasst.

Pünktlich 17 Uhr wurden wir von Barman abgeholt. Was wir erst im Nachhinein erfuhren war, dass wir die ersten Gäste waren, die den Camping Trip gebucht hatten. Da wir uns vegetarisches Essen wünschten, gab uns die Mutti einiges an Gemüse mit. Zudem hatte Barman liebevoll gewürfelten Tomätchen, Gurken uns Snacks dabei. Um für uns zu kochen, holten wir noch Asads Onkel ab. Der Greis ohne Zähne, mit nicht mehr als 50 Kilo auf den Rippen und seiner weißen Tschador-Männer-Kluft war erst zarte 60 Jahre alt. Die Sonne und sein Leben hatten ihn stärker altern lassen, als es sein Alter vermuten ließ. Seine Geschichte, die fand auf großer See statt. Der Mann war Zeit seines Lebens Kapitän und fuhr ein Handelsschiff zwischen dem Iran, Omar, Indien und arabischen Staaten. All diese Sprachen konnte er auch, nur an Englisch scheiterte es.

Wir fuhren rund 20 Minuten zum Strand. Da war er also endlich, der persische Golf. Wir waren zur perfekten Zeit da, das Licht ließ das Meer noch blauer und den Sand noch roter aussehen. Zauberhaft. Nach einer Anweisung im Falle von heraneilender Polizei schnell aus dem Wasser zu kommen und in die Klamotten zu schlüpfen sowie einem Testschwimmen durch den Kapitän (vielleicht wollte er einfach vor uns ins Meer pinkeln, verkauft wurde es uns als Testschwimmen), sprangen wir ins nicht so kühle Nass. Traumhaft. Im Sonnenuntergang im persischen Golf - das klingt doch schon nach dem Titel für Belletristik.

Wir wurden etwas hungrig - wie gut, dass wir einen Koch dabei hatten….nunja...als wir wieder trocken am Strand saßen, hiet uns Barman eine Aubergine unter die Nase: ¨What is it? And what can you cook with it? Can you cook it?¨ Klar können wir. Wir übernahmen das kochen und brutzelten uns eine Auberginenmatsche, die dank dem von Mutti mitgegebenen vorzüglichen Shrimp-Gewürz wirklich lecker wurde. Da haben die Fleischverwöhnten Männer aber gestaunt.

Ziemlich früh legten wir uns schon unter das Sternenzelt. Im Hintergrund erzählte der Kapitän von seinen Abenteuern der Seefahrt. Hier und da übersetzte Barman uns ein bisschen was, aber eigentlich musste man die Sprache gar nicht verstehen, um den Zauber der alten Seefahrergeschichten zu spüren. Es ging um Kompasse, die nach Sternen ausgerichtet werden und um Legenden von Überlebenden eines Unglückes auf hoher See.

Zum Sonnenaufgang wachten wir wieder auf. Die Männer waren die ganze Nacht wach geblieben und haben die Füchse vertrieben, die wohl um uns kreisten. Gruselig und gut, dass wir davon erst im Nachhinein erfuhren. Nach dem morgendlichen Schwimmen und einem Frühstück packten wir zusammen, verabschiedeten uns vom Meer und fuhren zu einer Salzhöhle. Diese ist die weltgrößte und der Stolz der Insel. Barman berichtete davon, wie die Höhle leider jedes Jahr mehr zerstört wird, weil am persischen Neujahr Newroz tausende iranische Touristen mit Gurken bewaffnet in die Höhle kämen, um ihr Gemüse in das Salz zu dippen. Was ganz witzig klingt, hat zur Folge, dass es auf den begehbaren ersten hundert Metern der Höhle kaum noch Stalagmiten und Stalagtiten zu sehen sind. Die Höhle war ziemlich krass. Alles Salz in unterschiedlichen Farben und mit unterschiedlichen Mineralien angereichert. Wir hätten durch einen winzigen Schlitz noch in die nächste Höhle robben können, verzichteten aber auf dieses Abenteuer - das sah echt eng aus da unten.

Ein toller Trip.

Zurück im Guesthouse erholten wir uns, verbrachten die Zeit mit UNO und einer Tanz- und Ballettstunde mit der Tochter und ein paar Gesprächen über den neusten Schnack aus der Schule. Langsam mochten wir die pubertäre Fashionqueen, die abends für ihren Lesewettbewerb mit unserem Rat sogar ihre hohen Glitzerschuhe und etwas durchsichtige Kleidungsteile wählte...die natürlich auch glitzerten.

Am Nachmittag wuden wir erneut von Barman abgeholt, der etwas erholt von der Fahrt aussah und uns zu den Mangroven fuhr, wo wir eine Bootstour machten. Das war ganz nett aber nicht so krass wie erwartet. Eher aus der Kategorie netter Sonntagsausflug.

Am nächsten Morgen sollte endlich mein Tauchausflug anstehen. Bisher hatte Asad sich jedoch noch nicht dazu geäußert. Ich fragte also am Vorabend nach, wie es aussehe. Zu dem Zeitpunkt war es schon knapp 22 Uhr. Er habe sich noch nicht gekümmert, würde mir aber jetzt gleich eine Tauchschule raussuchen. Hm…

Nach einiger Recherche erreichte er wirklich eine Tauchbasis - die Uhren ticcken hier einfach später. Asad berichtete mir, dass er mir am nächsten Tag um 11 sagen könne, ob es klappen würde, da der Wind morgens zu stark sei, die Tauchbasis aber klären würde, ob es nachmittags möglich ist. Da wir neben dem Tauchen an diesem Tag auch noch die Regenbogeninsel Hormoz erkunden wollten, gefiel es mir nicht so gut, noch bis 11 Uhr warten zu sollen, um den Tag planen zu können.

Zudem gab es für mich noch einige ungeklärte Fragen. War die Basis zertifiziert? Wusste er nicht. Sprechen wir von einem oder zwei Tauchgängen? Keine Ahnung. Sprechen die Tauchguides Englisch? Die Frage verstand Asad nicht, schlielich spräche man unter Wasser doch eh Zeichensprache. Dass es mir wichtig war, dass ich Fragen vor oder nach dem Tauchgang aber klären können wollte und dies für meine Sicherheit wichtig war, verstand er auch nicht.

Ich habe in meinem Leben schon so einige schlechte Tauchgänge erlebt, in denen ich mich nicht hundert Prozent sicher fühlte. Deshalb tat ich einmal, was wir beim Tauchschein lernten: meine Sicherheit über alles stellen. Ich entschied mich, nicht Tauchen zu gehen und sagte Asad ab. Gleichzeitig war ich total traurig und auch etwas pissig. Ich hatte ihm schon vor 3 Tagen gesagt, dass ich an diesem Tag tauchen wollte. Warum hatte er es nicht vorher geklärt, dann hätte ich vielleicht die Chance gehabt, selber mal mit der Basis zu sprechen oder sie mal zu besuchen. Tauchen war mein einziger Wunsch auf der Reise und nun klapt es nicht, weil ich diesen Wunsch in die Hände eines Tauchnoobs gegeben hatte (und natürlich wegen dem windigen Wetter). Mist, riesen-doppel-Mist. Aber gut. Habe ja sonst viele schöne Sachen erlebt.

Am nächsten Morgen ging es also nach Hormoz.

Morgens um halb 6 holte uns Barman ab (wer auch sonst) und brachte uns zum Fährhafen. Der liebe liebe Barman hatte uns sogar noch selbstgemachte Andenken von seiner Schwester mitgebrachte. Zwei Anhänger in Form von traditionellen Gesichtsmasken, die von Frauen hier getragen werden. Wir hatten zuvor die Tochter von Asad schon gefragt, was es mit den Masken auf sich hätte. Ihr Antwort es sei ein medizinischer Sonnenschutz kam uns schon dazumal etwas seltsam vor. Zwar ist es auch ein Sonnenschutz, vor allem aber ist es eine andere Form für Frauen ihr Gesicht zu bedecken.

Auch wir hatten etwas für Barman dabei. Trinkgeld. Und damit zieht mich Siiri bis heute auf: Die Zeit die Fähre zu bekommen war ziemlich knapp. Als wir Barman 10 Euro in die Hand drücken wollten lehnte er - natürlich - ab. Ich hatte jedoch keine Lust und vor allem keine Zeit auf ein langes Tarof-HinundHer. Deshalb öffnete ich einfach seine Autotüre und schmiss das Geld auf den Sitz mit dem sympathischen Satz ¨Take it, for you it is a lot of money, for us it is nothing¨ Oh man! Ich muss wieder bescämt kichern, wenn ich das schreibe. Seitdem ist diese Situation Futter für diverse Witze. In Taxis fragt mich Siiri nach dem Bezahlen, warum ich das Geld nicht einfach auf den SItz geschmissen habe, bei jeder Gelegenheit sagt eine von uns leise beim Bezahlen ¨For us it is no money, for you its a lot¨ (Natürlich sprechen wir das nicht in der Öffentlichkeit aus).

Kurz vor knapp erwischten wir noch die überfüllte Fähre nach Hormoz.

Auf der kleinen Insel angekommen, brauchten wir erst einmal Frühstück. Wir gingen auf Asads Empfehlung in das kleine und hippe Cafe Kelek, wo drei junge und alternative Hipster-Iraner zusammensaßen. Wir bestellten uns Omlettes und planten den Tag. WIe im späteren Verlauf der Reise noch mehrmals geschehen, bekamen wir nicht akkurat was wir unter Omelette verstanden. Es waren eher in Tomatensauce gekochte Zwiebeln. Da dies nicht so sehr Siiris Ding ist, hatte ich nun zwei Frühstücke...und damit viele, viele Zwiebeln.

Sorge machte uns, ob wie und wann wir wieder von der Insel runterkämen. Leider hatten wir uns nämlich etwas verrechnet und der schlafmützige Asad hatte vergessen uns zu warnen. Statt wie erwartet am 20. September begannen die beiden wichtigen Feiertage Ashora nämlich schon am 19. An diesen beiden Tagen hat quasi alles geschlossen und die Verkehrsmittel sind alle ausgebucht, da das ganze Land unterwegs zu seinen Familien ist.

Zur Erkundung der Insel nahmen wir das Tuk-Tuk von einem Bekannten der Cafebesitzerin. Leider konnte der quasi gar kein Englisch, war deshalb aber umso begeisterter von Google Translate auf meinem Handy. Gleich bat er mich, ob ich ihm diese tolle App zuschicken könnte...nunja. Mit unserem Fahrer wartete eine unflexibel getimte Tour auf uns, die mich leider wahnsinnig nervte. Von Attraktion zu Attraktion wurden wir auf dem holprigen Tuk-Tuk gefahren. Eigentlich hatte ich nur den Wunsch wieder ins Wasser zu hüpfen, nachdem es mit dem Tauchen nicht geklappt hatte. Danach hätte ich mir gerne die Naturwunder der Insel angesehen. Dieser Wunsch passte allerdings nicht in den Tourplan, sodass ich vor mich hin grummelte und bei jeder Station hoffte, bald am Meer anzukommen.

Leider hat mir dieses Gegrummel den Tag etwas versaut. Denn die Insel ist der Wahnsinn! Hier gibt es neben Salzhöhlen ganze Salzberge und Steinformationen, die so bunt sind, dass man es sich mit normalem Menschenverstand kaum erklären kann, wie es sein kann, dass jeder Hügel aus anderen bunten Mineralien besteht. Unser Fahrer konnte uns das leider auch nicht erklären. Siiri und ich nahmen uns vor, dass wir eines Tages nochmal zurück nach Hormoz kommen müssten - dann aber im kühleren und noch bunteren Frühling und mit Fahrrad, zu Fuß, eigenem Motorrad.

Nach Stunden kamen wir dann auch endlich am Meer an, das überraschend kühl war und uns herrlich erfrischte. 20 Minuten plantschten wir...bis ich Opfer eines Quellenangriffs wurde. Ich sah das Viech nicht, spürte aber ein böses Brennen am Handgelenk. Autsch.

Die Szenarien von giftigen Quallen und damit meinem baldigen Ersticken spielten sich vor meinen Augen ab. Als der Taxifahrer sah, dass ich mein Handgelenk hielt, schaute er und konnte wohl direkt identifizieren, welche Qualle das gewesen sein musste. Seine Reaktion: Er lachte mich aus. Haha, deshalb hast du geschrien? Tut weh oder? Hahahaha.

Nicht sehr nett aber immerhin konnte ich wohl nun davon ausgehen, dass mir mein brennender Arm nicht amputiert werden müsse, da man schlechte Nachrichten wohl nicht lachend überbringt…

Unser Tag in Hormoz ging zu Ende. Wir fuhren mit der Fähre aufs Festland nach Bandar Abbas, wo wir auf gut Glück zum Busbahnhof fuhren, um noch irgendwie nach Yazd zu kommen.

Direkt am Eingang wurden wir schon abgefangen. Ihr wollt nach Yazd? Kein Problem, in 1 Stunde geht es los. Das war simpel. Wir ließen unser Gepäck bei den Männern am Stand und planten noch was Essen zu gehen. Der Busbahnhof war düster. Wieder mal ausschließlich Männer, dazu viele in traditionellen pakistanischen Gewändern, die etwas gruselig dreinschauten.

Wir verließen den Bahnhof in Richtung Restauran, als uns der Bus-Mensch hinterherkam. Wo wir hin wollten, fragte er. Essen. Warum nicht im Bahnhof? Weil wir was besseres gefunden haben. Er kam ein Stück mit um uns zu sagen, in welcher Sekunde und an welcher Stelle wir die Straße überqueren sollten. Seltsam.

WIr liefen rund 10 Minuten und alle 15 Sekunden hupte ein Auto, fuhr langsam neben uns oder hielt an, um nach uns zu schauen. Seltsam. Dann, kurz vor dem Restaurant, stand der Bus-Mensch neben uns, der mit dem Motorrad hinter uns her gekommen sei. Er zeigte uns wie wir laufen sollten. Aber wieso? Seltsam.

Das Restaurant hatte geschlossen, wir gingen also zurück zum Busbahnhof. Wieder kreiste das Auto vom Hinweg um uns drumherum. Seltsam. Und plötzlich war auch wieder der Bus-Mensch da, der fragte warum wir jetzt doch wieder zurück gingen. Irgendwie bekamen wir ein seltsames Gefühl. Banda Abbas ist ein wichtiger Ort für den Warenschmuggel im Iran. Da die Inseln Kish und Qeshm sogenannte Visa-freie Zonen sind wird von dort aus diverses durch den Iran geschmuggelt.

Unsere Verschwörungstheorie war damit perfekt: bestimmt wollten die Männer in unserem Gepäck, das wir am Bahnhof gelassen hatten, etwas schmuggeln.

Zurück am Busbahnhof checkten wir unser Gepäck und fotografierten das Kennzeichen des Busses. Auf unseren Plätzen schauten wir vorsorglich besonders unsympathisch aus der Wäsche - bloß nicht naiv aussehen war die Devise. Strong und independent und nicht für Schmuggel ausnutzbar.

Die Busfahrt war ruhig - was genau da in Banda Abbas passiert ist werden wir nicht mehr aufklären können. Ob was geschmuggelt wurde, geschmuggelt werden sollte, wir verkauft werden sollten, wir was kaufen sollten, keine Ahnung. Es kann genauso gut aber auch sein, dass der Bus-Mensch nur ein überfürsorglicher Mann war, der sich sorgte, ob wir noch etwas zu essen bekämen. Wer weiß. 

Antworten (1)

Elke
Wow, was man alles erleben kann, wenn man sich einfach mal auf Land und Leute einlässt. Toll!

#inseln#qeshm#hormoz