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Shiraz und das Opfern der Kinder...(bisschen vielleicht)

Veröffentlicht: 15.09.2018

Die Busfahrt war okay. Besonders viel konnten wir trotz VIP Liegesessel leider nicht. Zum einen, da wir in der ersten Reihe saßen, die nicht sehr schlaffreundlich ist, zum anderen weil der Bus wider erwarten verdammt schnell war. Schon gegen 5:30 Uhr erreichten wir Shiraz und unser Hostel, in dem der Rezeptionist etwas angefressen war, uns zu solch einer Uhrzeit schon die Türe öffnen zu müssen. Doch zum Glück sitzt man im Iran ja auf großen mit Teppichen ausgekleideten Liegeflächen, sodass wir hier noch einmal ein bisschen schlummern konnten.

Während alle Hostels bisher ja relativ leer und ruhig waren, gab es im Hostel in Shiraz Klassentreffen. So gut wie alle Gäste aus Isfahan trafen wir auch hier wieder. Amelie, mit der wir bereits viel Zeit in Isfahan verbrachten, das holländische Pärchen, das wir schon die Tage zuvor zum Schießen fanden, das deutsche Pärchen, das wir noch kennenlernen wollten, der neuseeländische Surfertyp, der sich hier direkt eine sehr hübsche und nette Reisebegeitung klar gemacht hatte. Alle da. Neben ihnen noch gefühlt 100 andere Traveller. Der Innenhof war bombenvoll beim Frühstück. Für unsere Schlafmissenden Seelen und Nerven war das etwas viel, wir waren sehr froh als wir endlich auf unser Zimmer gelassen wurden und ein bisschen in Ruhe schlafen konnten.

Nach dem kleinen Schläfchen wanderten wir los um Shiraz zu erkunden. Die Sonne war wesenlich heißer als in Isfahan oder geschweigedenn irgendwo anders. Unsere Füße waren müde und träge. Da der ¨Holy Shrein¨ jedoch ganz nah beim Hostel ist, wollte ich diesen gerne noch sehen. Es war eine echte Überwindung bis dorthin zu gehen und bedarf etwas Trotz gegenüber Siiri, die schon längst abbrechen und zurück ins Hostel wollte.

Am Eingang kam direkt jemand auf uns zu und fragte ob wir rein wollten. Joa. Dann würde er uns einen Guide holen. Nein!! Wir wollen keinen Guide. Dann dürften wir nicht rein. Beleidigt stampften wir ein paar Schritte um die nächste Ecke und möpperten, was das den solle und wie teuerdas wieder werden würde. Dann lasen wir jedoch, dass der Guide wohl wirklich iimmer da wäre und zudem kostenlos. Nungut.

Uns wurde eine Frau mit ¨International Affairs¨ Schärpe zugewiesen, die uns erst einmal einen Touristenfreundilchen Knoten in den Tschador unter dem Kinn machte. Der Tschador ist ja mehr oder minder nur ein riesiges Tuch, das man sich um Kopf uns Körper wickelt. Abfällig wird es unter uns Touris auch gerne Bettlaken oder Tischdecke genannt. Dieses Tuch so zu wickeln, dass man sich bewegen kann, es aber auch nicht runter fällt, ist also gar nicht mal so einfach. Während die Dame mit meinem Auftreten zufrieden war, sah sie mit schrecken, dass Siiris Hose 15 cm über dem Knöchel aufhörte. Sie bat Allah um Verzeihung über diesen Hautblitzer und bat Siiri darauf zu achten, dass sie etwas auf die Bedeckung ihrer Fußfessel achten solle.

Dann führte uns die sehr religiöse Frau für über eine Stunde durch die Moschee und erklärte uns alles. Es war der Wahnsinn. Total informativ (ich kann mich an einiges noch erinnern), sehr nett und sympathisch und endlich bekamen wir ein paar Dinge über Ashora erklärt, das größte und wichtigste schiitische Fest, das seit 12. September läuft und einen ganzen Trauermonat umfasst. Wir waren ganz selig und bedankten uns x Mal für die Führung. Die Frau sah diese als Gottes Auftrag an sie und konnte sich ganz am Ende der gemeinsamen Zeit nicht verkneifen uns zu sagen, dass dies ja eventuell der erste Schritt für uns sei, zum Islam zu konvertieren.

Schon mehrfach ist Siiri und mir aufgefallen, wie geschädigt wir von anderen Reisen sind. Hinter jeder Ecke erwarten wir abgezockt, verarscht oder belästigt zu werden. Wir sagen schon ¨Nein, danke!¨ bevor wir überhaupt das Angebot hören. Nach zwei Wochen im Iran haben wir es immernoch nicht gelernt, dass es hier meist (auch nicht immer) anders läuft. Wenn sie sagen, es ist kostenlos, ist es kostenlos. Beim Geld wechseln fehlt kein Cent. Angebote sind fair, Guides nett, mehr als 1x Nein sagen muss man nur im Falle von Tarof.

Zurück zum Tagesablauf. Den heißen Nachmittag verbrachten wir im Hostel, wo wir auf Amelie warteten, mit der wir abends essen gehen wollten. Wir hatten uns ein Restaurant rausgesucht, das Veggie-Freundlich sein sollte. Kurz bevor wir starten wollten fragten uns 9 (neun!!!) Backpacker, ob wir mit ihnen essen gehen wollten. Ich dachte nein (neun Backpacker sind in der Regel neun zu viel) und sagte ja. Da aber auch Siiri und Amelie nicht mitwollten, schafften wir es dann doch, uns abzuseilen - auch wenn wir damit keine Sympathiepunkte gewannen. Der Abend war dann wirklich lustig. Next day!

Auch dieser Tag hatte eine Aufteilung von morgens etwas erleben, dann im Schatten die Mittagshitze abwarten und abends wieder raus.

Der Morgen begann dann aber total besonders für uns. Unser Guide aus dem Holy Shrine hatte uns dazu eingeladen an diesem Morgen um 8 in der Moschee zu sein und eine Zeremonie zu beobachten, die für shiitische Frauen etwas ganz besonderes ist.

Dazu Kontext. Im Trauermonat Muharram wird Imam Hussein gedacht, dessen komplette Familie getötet wurde. So auch sein sechsmonate altes Baby, das vom Pfeil erstochen wurde. In Gedenken daran bekommen an diesem speziellen Morgen Kinder unter drei Jahren grüne Anzüge angezogen und werden in der Moschee von ihren Müttern in die Luft gehalten. Es hat etwas von einer symbolischen Opferung. Anstelle des Kindes von Imam Hussein würden sie ihre eigenen Babys für den Willen Gottes geben (so haben wir es zumindest verstanden).

Der Festtag ist auch der einzige Tag, an dem Frauen in die große Männerhalle der Moschee dürfen. So auch wir. Es war verrückt, einschüchternd, beeindruckend. Unser Guide weinte zwischendurch beim Beten, auch wir wurden angehalten am heiligen Schrein zu beten. Und ganz ehrlich:ich war ganz kurz davor, auch zu weinen.

Beeindruckt und eingeschüchtert wanderten wir noch zur pinken Moschee, deren Bilder im Reiseführer schöner als die Realität sind. War trotzdem hübsch und dann hatten wir auch schon genug für den Vormittag erlebt.

Den Nachmittag verbrachten wir mit dem holländischen Pärchen, mit dem wir uns quasi anfreundeten und gegenseitige Besuchspläne schmiedeten. Abends ging es dann wieder einma auf einen Hügel, um den Sonnenuntergang zu sehen. War wieder mal super. Danach noch ein Garten, lustige Bilder, Abendessen und dann war es auch schon wieder spät. An allen Abenden in Shiraz konnten wir die Zeremonien des Muharram beobachten. Bis zum großen Tag, dem 21. September, finden hier nämliche jeden Abend Paraden statt, in denen Männer durch die Stadt ziehen, die sich hab smybolisch, halb reell mit Eisenketten geißeln. Dabei viel Trommelmusik und grün erleuchtete Festdeko. Es ist interessant und schwierig für uns nachzuvollziehen. Auf der einen Seite ist jeden Abend großes Volksfest, auf der anderen Seite aber ist es ja ein Trauerumzug. So richtig nach Genuss sieht es daher also auch nicht aus..oder darf es nicht...

Den letzten Tag in Shiraz möchte ich nur kurz zusammenfassen. Wieder standen wir sehr früh auf um mit Amelie und noch zwei anderen Mädchen nach Persepolis zu fahren. Das ist eine antike Stadt (?), Gedenkstätte (?), Festplatz (?) Aus dem Jahr 500 B.C.

Waren Steine. Es war interessant aber nicht viel drüber zu berichten.

Seit Nachmittag dann saßen wir im Innenhof und vegetierten bis der nächste Nachtbus auf uns wartete. Morgen sind wir auf Quesm, einer Insel im persischen Golf, wo ich hoffentlich tauchen kann und wo wir uns hoffentlich schnell an die 50 Grad Lufttemperatur gewöhnen. 

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