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Tehran - ab jetzt im Duo

Veröffentlicht: 09.09.2018

Nach einer achtstündigen Busfahrt kam ich morgens um sechs in Tehran an. Ich sprang in ein Taxi und ließ mich zum Hostel bringen, das zentral gelegen ist und an deren Rezeption eine nette Frau saß. Das Heritage Hostel hätte so in etwa überall auf der Welt stehen können. Es war sehr modern, jung und hip. Und es hatte europäische Sitztoiletten.

Barfußlaufende Backpacker wanderten durch die Gänge und schliefen auf Bänken im schön angelegten Garten.Da der Check-In erst um 14 Uhr möglich war vertrieb ich mir die Zeit mit ein paar Folgen GZSZ und einem Nickerchen, bevor ich mich los in die Stadt machte, um Frühstück zu erobern.Die Eroberungstour war dann leider sehr unerfolgreich. Im ersten auf maps gefundenen Frühstückscafe hätte ich 100.000 IR Eintritt zahlen müssen, das zweite servierte kein Frühstück (aber ich trank einen tollen Tee), das dritte existierte nicht mehr. Also verschob ich meine Pläne und ging erst einmal zur Geldwechselstraße, um mehr Scheine zu bekommen. 

Auf der Geldwechselstraße kam direkt ein Mann im Blumenhemd auf mich zu. ¨Exchange Money¨? Ich wechselte 100 Euro und bekam dafür etwa 30 lila 500.000 Rial-Scheine. Hier den Überblick zu behalten, war gar nicht mal so einfach. Nach der Aufregung brauchte ich nun wirklich etwas zu essen. Mein Frühstück wurden Käse-Pilz-Schinken-Pommes. Etwas anderes habe ich nicht gefunden. Nach einem Besuch einer kleinen Shoppingstraße und dem Erwerb der ersten Kopftücher für die nächsten Wochen war es dann auch schon Zeit zum Check-In.


Meine Reisepartnerin und Freundin Siiri wollte ich abends vom Flughafen abholen. Ich informierte mich über die Möglichkeit öffentlicher Verkehrsmittel und erfuhr, dass der Flughafenzug alle 80 Minuten fahre, man wisse aber nicht zu welchen Zeiten genau. Ich pokerte und hoffte auf mein Glück, nicht mehr als 20 Minuten auf den Zug warten zu müssen. Als ich nach mehreren Umwegen und Verfahrungen bei der Station ankam wunderte ich mich, wo das Gleis sein sollte. Auf Nachfrage schüttelten drei Iraner den Kopf, der Zug würde um die Uhrzeit nicht mehr fahren, es gebe jedoch einen Minibus, der mich zum Flughafen fahren könne. Nach einer 90-minütigen Anreise zum Flughafen kam ich pünktlich an und wartete gespannt hinter der Glaswand. Nach einiger Wartezeit erspähte ich dann den blonden Schopf und die bunte Bluse von Siiri. Quietschend fielen wir uns in die Arme. Da trifft man sich im Iran wieder - wie cool!

Wir versuchten rauszufinden, ob wir mit öffentlichen Verkehrsmittel zurück kommen könnten, kapitulierten jedoch bald und nahmen ein Taxi. 


Am kommenden Tag wartete auf uns die Abarbeitung der üblichen Ersten-Tages-Aufgaben: Geld wechseln, Sim-Karte besorgen, dünnen Mantel kaufen. Im Iran muss der Popo bedeckt sein. Deshalb boomt das Mantelbusiness. Eigentlich ist es egal, was man anzieht, sogar wie viel Dekoltée zwischen Oberteil und Kopftuch hervorblinkt, solange etwas über den Bobbes hängt. Auf dem überfüllten und hektischen Bazaar steuerten wir in den mehr oder weniger erstbesten Laden und kauften uns dünne Mäntelchen, die sich auch auf Deutschlands Straßen gut aussehen würden. 

Gleich neben dem Bazaar befindet sich der Golestan Palast, ein Gelände des Reichtums. Diesen besuchten wir und blechten so einiges an Eintritt. Das Gelände war dafür aber auch wirklich beeindruckend. Alles voller Gemälde, Glasmosaiken, Parkalleen und Kitsch. Das ein oder andere Selfie entstand in dieser Prinzessinnenkulisse. Ein iranischer Mann wurde auf uns aufmerksam und sprach uns an. Wo wir herkämen, ob wir es auch so hübsch fänden im Palast, wie wir den Iran fänden, ob wir ein Foto zusammen machen könnten. Von mir aus. Ich setzte mein Fotolächeln auf, doch der Mann war noch nicht zufrieden. Er fragte, ob wir mit ihm in den Garten gehen würden wegen der Kulisse. Siiri und ich trottelten ihm hinterher und wurden in die Tiefen des Palastgartens vor einen Busch geführt, dessen Hintergrund so gar nicht schmuckhaft war. Mit seinem Handy wollte er nun ein Selfie mit jeder von uns. Er fragte ob wir dafür unser Kopftuch abnehmen könnten, was wir verneinten. Die Situation wurded etwas seltsam. Er hatte jedoch nichts einzuwenden und nahm auch ein Bild mit Tuch von uns. Es war 2 cm zu nah für meinen Geschmack aber es passierte weiter nichts und wir machten uns aus dem Staub.

Das nächste Ziel sollte der Artist Garden sein. Hier hatten wir gelesen, sollte es ein vegetarisches Restaurant geben. Zudem soll sich hier Tehrans künstlerische Jugend treffen. Klang gut. War gut. Gesättigt und glücklich saßen wir recht lange im Restaurant und nahmen uns noch Hummus für das Frühstück mit. Während ich schon genug Input für den Tag hatte, wünschte sich Siiri für ihren ersten Abend noch etwas Unterhaltung. Wir suchten uns also eine Bar heraus, die relativ nah zu unserem Hostel war. In der Diamond Bar empfang uns eine moderne junge Frau mit knallroten Haar, das unter dem legere auf dem hintersten Hinterkopf sitzenden Tuch ins Auge stach. Die Bar stand Bars in anderen Großstädten in nichts Hinterher. Es gab eine großoe Cocktailauswahl , Snacks, Musik und ein paar Brettspiele. Ich war froh meiner Müdigkeit zum Trotz noch mitgekommen zu sein. Wir hatten einen richtig entspannten Abend und fühlten uns jung und fresh.Auf dem Rückweg zwickte Siiris Zahn. Sie vermutete Böses unter einer ihrer Füllungen und wir wandten uns an die Hostelrezeption mit der Frage nach einem iranischen Zahnarzt.

Am nächsten Morgen war sie dann auch schon unterwegs hinten auf dem Motorrad des Rezeptionisten hin zur Zahnklinik. Ich vertrieb mir etwas den Morgen, wechselte noch einmal Geld zwischen Tür und Angel bei einem extrem netten und ehrlichen Mann und empfang meine erleichterte Zahnschmerzfreie Freundin. Nun konnte es losgehen zum nächsten Stop. Es sollte nach Kashan gehen, um dort die Wüste zu besuchen. Wir hatten ein schönes Hostel gebucht und waren gespannt auf das erste außerstädtische Abenteuer

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