georgienbisiran
georgienbisiran
vakantio.de/georgienbisiran

Isfahan - das Hostel und die Stadt

Veröffentlicht: 15.09.2018

Wir mussten erst einmal ausschlafen. Nach einem gemütlichen Mittagsschläfchen war der Plan ein bisschen durch das Städtchen zu spazieren. Ich hatten am Vortag einen sehr hübschen Mantelladen erspäht, den ich Siiri zeigen wollte. Meine Erinnerung sagte mir zwar, dass wir diesen fänden, wenn wir fleißig immer nur geradeaus laufen würden, doch der Plan ging nicht auf, sodass wir außer ein paar Fruchtshakes nichts in der City eroberten.

Die Mutti des Hostels hatte uns bereits vorher zum gemeinsamen BBQ eingeladen. Wir fragten, ob wir auch ein bisschen Gemüse grillen könnten, da wir gerne vegetarisch essen würden. Als Antwort bekamen wir nur ¨No Meat, Chicken!¨. Eine altbekannte Antwort die wohl jeder Vegetarier kennt. Hühnchen wird allzuoft nicht als Fleisch angesehen. Es ging ein bisschen hin und her. ¨No, no chicken, but vegetables¨ ¨Vegetables? Haha, noooo, chicken!¨ ¨Can we buy vegetables?¨ ¨Nooo, Chicken!¨….Wir kaufen Gemüse ein.

Zurück im Hostel fragten wir vorsichtig nach, ob wir nun unseren Maiskolben auf Vaters Grill legen könnten. Er schaute etwa so verdattert wie seine Frau. Schließlich hatte er Irans bestes Hühnchen auf seinem Grill liegen. Irgendwie schafften wir es dann doch den Mais unterzubringen und für Siiri, eine weitere Vegetarierin und ein bisschen für mich (ich kapitulierte vor dem leckeren Hühnchen und machte (erneut) eine Veggie-Pause) eine Kartoffelpfanne in Muttis Küche zuzubereiten.

Alle Gäste des Hostels saßen gemeinsam am Tisch und aßen. Schöner Abend, der für uns dann aber doch recht früh zuende ging, da unser Bett sehr attraktiv aussah.

Am nächsten Tag wollten wir nun aber doch endlich Isfahan kennenlernen. Gemeinsam mit einer weiteren Deutschen setzten wir auf unseren Tagesliste eine armenische Kirche, die uns vom Vati als Must-See ans Herz gelegt wurde, da hier das Haar eines Mädchen liegt, in das auf armenisch ein Satz eingraviert war. Auch eine Moschee und der Bazaar kamen auf die Liste. Kurz: war alles interessant, alles nett, etwas verstörend waren die Bilder aus dem Irakkrieg von iranischen Soldaten sowie Banner, auf denen ¨Down with USA. Down with Israel. Down with Ale Saud¨ stand. Hm. Nunja.

Abendessen, heim, gute Nacht.

Nächster und letzter Tag in Isfahan. Palast. Nett und interessant, fertig.

Die Sonne hier hilft einem an einigen Stellen nicht, die Erlebnisse und Informationen richtig aufnehmen zu können. Alle geschichtlichen Fakten und Zusammenhänge werden in unseren Köpfen nur schwer verarbeitet. Ich muss mich richtig anstrengen, um (Audio)-Guides zuzuhören und Infotafeln zu lesen. Leider kann ich mich deshalb schon nach wenigen Tagen, die seit Isfahan vergangen sind nur noch an einen kleinen Bruchteil erinnern, den wir gesehen haben. Was in Erinnerung bleibt sind alle Erlebnisse, die mit Emotionen verbunden sind. Wie zum Beispiel das Heimkommen nach dem Palast:

Das Hostel, in dem wir in Isfahan waren wurde von einem Geschwisterpaar geleitet. Da die Schwester gerade in China war, kamen die Eltern zur Hilfe und schmissen mit ihrem Sohn das Hostel. Und die Eltern hatten sichtlich Spaß dabei. Wann immer sie uns sahen, machten sie WItze mit uns. So saß der Vater eines Mittags an seiner Rezeption und sagte plötzlich ¨My mother ist from Germany¨. ¨Really?¨, er schaut auf sein Handy und dreht es zu uns um. Auf dem Display ein Bild von Angela Merkel. Daraufhin lacht seine Frau und stimmt ein ¨My father is Obama. My uncle Trump¨. Der Sohn: ¨My girlfriend is Shakira¨. Das mag jetzt nach abgedroschenem Spaß klingen aber es war wirklich zum Schießen.

Zurück zum Nachmittag nach dem Palast. Unsere abgelatschten Füße kühlten wir im kleinen Springbrunnen im Garten. Die Mutti brachte uns Tee und setzte sich zu uns an den Poolrand. Plötzlich schaute sie uns mit ihrem schlemischen Blick an und dreht an einem Rädchen. Sie machte den Springrbunnen an, der zwischen unseren Beinen losging und uns eine kleine Dusche verpasste. Okay, war lustig, alle haben gelacht. Doch ihr schlemischer Blick verschwand nicht. Auf einmal spritzt sie uns mit mehr Wasser voll, wir spritzen zurück, sie spritzt mehr, wir spritzen mehr, zack Wasserschlacht. Durch den Innenhof verfolgten Siiri, der Junge, ich und Mutti uns mit Gießkannen, Vasen, Wasserschlauch und allem anderen womit wir Wasser aus dem Pool über uns schütten konnten. Ich hätte niemals erwartet mir mit einer iranischen Mama mal eine Wasserschlacht zu liefern.

Immerhin waren wir nun erfrischt und wach.

Für 23 Uhr war unser Nachtbus gebucht. Für den Sonnenuntergang planten wir deshalb auf den Stadtnahen Berg zu klettern und den Sonnenuntergang über Isfahan zu sehen.

Glücklicherweise gab es eine Gondel mit Qualitätsgondeln aus der Schweiz, die uns hoch fuhr - so mussten wir uns wieder mal nicht sportlich betätigen. Für den Sonnenuntergang waren wir dann zwar ganz knapp zu spät, doch trotzdem konnten wir bewundern wie es langsam dunkel in Isfahan wurde und die Berge in der Nacht verschwammen. Es war wirklich wunderhübsch und friedlich. In unserer Hügelecke warern wir komplett alleine. Nur zwei Männer, welche die Dunkelheit nutzten, um sich näher kennenzulernen ;) war in der Nähe, wir hielten aber soviel Abstand, dass sie nicht gestört wurden.

Mit dem Nachtbus ging es um 23 Uhr Richtung Shiraz.

Antworten

Iran
Reiseberichte Iran