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Planlos in Fes

Veröffentlicht: 16.06.2019

[Jonas] Als wir nach der unruhigen und viel zu heißen Nacht unser Zimmer direkt ins Freie verließen, merkten wir, dass es deutlich abgekühlt hatte und das wir auch einfach hätten draußen schlafen können.

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Mustafa und brachen auf, die Sahara schon wieder im Rückspiegel. Ein kurzer, aber dafür besonders schöner Besuch!

Die Fahrt verlief entspannt. Zunächst fuhren wir eine kleine Strecke zurück in Richtung Norden, die wir am Vortag gen Süden gefahren waren. Kurz nach der Stadt, die wir noch kannten leitete uns das Navi (wir nutzen mittlerweile maps.me) zunächst auf eine unbefahrene Straße, welche zu einer Straße wurde, die warum auch immer nur in eine Richtung von Fahrrädern und Eseln befahren wurde, welche uns schon eigenartig musterten. Den Grund erfuhren wir dann einen Kilometer weiter: Die Straße wurde erst zu einem kurvigen Kiesweg, bevor sie komplett im Sand verlief. Es hieß also umdrehen und wir lernten daraus, uns öfter an die gute alte Straßenkarte zu halten und nicht immer auf das Navi zu vertrauen. Wir verloren insgesamt ca. eine halbe Stunde, also halb so wild.

Mit der Zeit wurde es wieder bergig. Wir näherten uns dem mittleren Atlas. Kurz bevor wir diesen erklommen, hielten wir in Errachidia um zu tanken und tatsächlich fanden wir hier den bisher einzigen Supermarkt vor, wo wir Europäer natürlich direkt erstmal einkaufen gehen mussten.

Kurz nach der Weiterfahrt erstreckte sich zu unserer rechten plötzlich ein riesiger See, wahrscheinlich ein Stausee, während sich zu unserer linken das Gebirge aufbäumte, ein sagenhafter Anblick! Und gleichzeitig ein Vorbote für das, was noch kommen sollte: Schon im Gebirge füllten sich immer mehr Täler mit Flüssen und daran angesiedelten Oasen. Als Franzi auf dem Beifahrersitz einschlief, war es noch steinig und trocken.


Straße verläuft zwischen zwei sehr trockenen Bergen


Ich fuhr die kurvige Straße immer weiter durch den Atlas und aus Kamelen und abgemagerten Katzen, die die Straße unbewacht kreuzten wurden Kühe und Hunde. Aus Oasen wurden Wälder und aus steinigem Flachland wurden von Gras bewachsene Hügel. Als Franzi aufwachte hätte man dem Ausblick nach auch behaupten können, dass wir in den Alpen wären.

Und als hätten wir es heraufbeschworen durchfuhren wir kurze Zeit später eine Stadt, die nicht europäischer hätte sein können. Backsteinhäuser mit Spitzdach aus Dachziegeln, Laternen und Zebrastreifen. Es war wirklich verwirrend so viele arabische Menschen auf den Straßen zu sehen und auch die Fahrweise war weiterhin keine europäische…


Ifrane


Die Stadt heißt Ifrane und wurde, wie wir später durch unseren Reiseführer erfuhren, von den Franzosen gegründet und ist heute noch Urlaubsort und Standort einer der Elite-Privat-Unis des Landes.

In einem Wald ein ganzes Stück weiter saßen dann plötzlich frei lebende Affen am Straßenrand. Wir konnten es uns natürlich nicht nehmen lassen an Seite zu fahren um die Affen aus nächster Nähe zu betrachten.


Affen am Straßenrand



Daran, dass sie gar nicht Auto- oder Menschenscheu waren merkte man jedoch gut, dass das wohl einige Touristen tun. Dieser Verdacht bestätigte sich, als einige Kilometer weiter im Wald ein Camp aufgebaut war, wo ganze Reisebusse eine Pause einlegten um freilebende Affen zu sehen. Ganz so freilebend sind sie dann wohl aber nicht mehr, da sie durch die Touristen immer mehr ihren Jagdinstinkt verlieren und Essen von dem Menschen bekommen.

Ein weiterer Zwischenstopp war unvermeidbar, als wir auf der Spitze eines Bergen ankamen, von welchem wir auf die weiten des marokkanischen Hochlandes herabblicken konnten.


Aussicht auf grüne Berge


Dann näherten wir uns unserem Ziel: Fès. Die Straßen wurden allmählich voller und vor allem chaotischer. Doch irgendwie sind wir lebendig an unserem Zielparkplatz gekommen, wo wir auch direkt belagert wurden. Der Parkplatzaufseher wollte direkt 30 DH (=2,76€) für eine Nacht haben, welche er natürlich auch bekam. Den Gepäckträger und den Guide, der uns zu unserem Hotel begleiten wollte, wimmelten wir aber gekonnt ab und fanden unser Riad relativ zügig auf eigene Faust in einer ruhigen Seitengasse. Wir klingelten und wurden sofort in einen blauen Innenhof mit kleinem Springbrunnen gebeten.

Wir hatten ein richtiges Schnäppchen gemacht, das Riad kostete eigentlich deutlich mehr! Das merke man. Unser Zimmer lag auf der 2. Etage und war einfach nur riesig. Es hatte getönte Fenster zum Innenhof, sodass das angenehme Plätschern des Brunnens auch in unserem Zimmer noch zu hören war. Wir hatten zwar ein Doppelzimmer gebucht, doch der Raum war so riesig, dass er trotz der 2 Doppelbetten, die dort standen, noch lange nicht voll war und auch noch eine Couch und ein Tisch angenehm rein passten.


Unser Zimmer im Riad


farbige Fenster zum Innenhof


Dann machten wir uns auf die Suche nach Abendessen. Wir hatten uns im Vorhinein nicht besonders mit der Stadt auseinandergesetzt, da wir sie einfach auf uns wirken lassen wollten. Wir wussten zwar, dass sie aus einigen kleinen Gassen besteht, aber diese Beschreibung trifft es nicht annähernd.

Uns fehlen einfach die Worte diese verrückte Stadt zu beschreiben, ich versuche es mal mit folgender Auflistung: Gefühlt im Mittelalter stehen geblieben, Chaotisch, Verwinkelt, Gassen ohne Ende (fast wie ein endloses Labyrinth), Gestank. Auf einmal steht man vor Hähnchen, die mitten in der Stadt in kleinsten Massenställen gehalten wurden und direkt davor an der Straße geköpft, zerlegt und verkauft wurden, im nächsten Moment läuft man fast gegen einen Esel oder ein Pferd oder tritt fast in dessen Ausscheidungen und im wieder nächsten Moment findet man sich in der Mitte einer wohlriechenden Gewürze-Souk wieder. Das waren zu viele Einflüsse auf einmal und der Kulturschock war perfekt!

Die Eindrücke der 1,5 Tage, die wir dort waren verschwimmen auch, sodass ich hier keine chronologisch genaue Beschreibung abgeben kann.

Wir fanden uns plötzlich im Treiben eines großen Platzes wieder an dessen Ende wir ein Restaurant fanden, in dem auch einige Touristen saßen. Da wir ja eigentlich auf der Suche nach Abendessen waren setzten wir uns und aßen einen echt guten Fleischteller und eine Tajine (insgesamt 140 DH = 12,90€). Den Weg zurück zu unserem am Rand der Medina liegenden Riad fanden wir grade so vor Einbruch der Dunkelheit. Wir gingen sofort schlafen.


Tor in die Medina von Fes bei Nacht


[Franzi] Am nächsten Tag irrten wir weiter durch die Stadt. Wir wussten gar nicht so recht wo wir hin wollten. Und das sah man uns wohl an. Wir wurden andauernd angesprochen, ob wir nicht hier essen wollen oder dort, ob wir nicht jenes sehen wollen oder dieses. Ja, wir wissen, das war von den Marokkanern nur nett gemeint, aber auf Dauer fanden wir es sehr anstrengend. 

Des Öfteren wurden gefragt, ob wir nicht auf die “Terraces of Tannery” wollten. Am Anfang verstanden wir nicht so wirklich, was das war, bis wir ein Bild bei einem Lederwarenverkäufer sahen und stehen blieben. Im Gegenteil zu all den anderen Lederwarenverkäufern hatte dieser uns nicht angesprochen und so willigten wir ein diese anscheinend so berühmten Terrassen anzusehen. Kurze Zeit später standen wir schon auf seiner privaten Terrasse von wo aus wir eine tolle Sicht auf die Ledergerberei hatten. Hier wird das Leder noch traditionell gegerbt und das mit vollem Körpereinsatz der Arbeiter, die Gerberei mitten in der Altstadt von Fes steht unter dem Schutz der UNESCO, mit ihr die gesamte Medina. Der Verkäufer erzählte uns, dass hauptsächlich morgens gearbeitet wird, dass das Gerben bestialisch stinkt und dass es circa ein Jahr dauert bis aus Tierhaut Leder geworden ist. 


Ausblick auf die Leder Gerberei

Natürlich zeigte er uns im Anschluss noch seinen Laden und wollte, dass wir etwas kaufen, er wollte uns jedoch nichts aufschwätzen, was wir nicht haben wollen und so verabschiedeten wir uns von ihm mit einem herzlichen Dankeschön und gaben ihm 10 Dirham. Und so irrten wir weiter durch die Stadt bis wir auf dem zentralen Platz standen, auf dem wir am Vorabend zu Abend gegessen haben. 


Tor in die Medina von Fes bei Tag


Altes Gebäude, das von Holzbalken gestützt wird

Wir setzen uns in einen kleinen Imbiss und aßen eine Kleinigkeit zu Mittag während wir überlegten, was wir in dieser Stadt noch machen wollten. Wir stießen im Reiseführer auf einen Aussichtspunkt und fanden es eine gute Idee dort hinaufzusteigen. 

Wir liefen nach dem Essen also los und hofften, den Weg nach dort oben recht schnell zu finden. Doch dies gestaltete sich schwieriger als gedacht. Erneut irrten wir durch die Gassen und wussten nicht so recht, wo wir lang mussten. Nach einer Weile kamen wir beide sehr erstaunt bei dem Lederwarenverkäufer vom Morgen vorbei und wussten nicht so recht, wie wir das gemacht haben. Wir ließen uns von ihm den Weg erklären und tatsächlich haben wir unser Ziel dann endlich gefunden. Jetzt mussten wir nur noch da hoch. Der Weg führte uns über einen alten Friedhof und immer steil bergauf. Doch wir wurden mit einem tollen Ausblick über die Stadt belohnt und genossen die Aussicht. 


Jonas genießt die Aussicht über Fes


Franzi genießt die Aussicht über Fes


Wir gingen zurück in unser Riad und haben es uns auf der Dachterrasse gemütlich gemacht.


Aussicht von der Dachterrasse des Riads


Am nächsten Tag schliefen wir etwas länger, bevor es wieder auf die Straße ging.

Nur so viel: Es wird Blau!!!

Sonnige Grüße, 

Franzi & Jonas

Antworten (1)

Christina
So, jetzt hatte ich richtig viel zu lesen - komme erst heute dazu. Irgendwie finde ich diese Gegend erfordert mehr Mut als eurer langer Trip durch Asien...

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