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Achterbahn in der Sahara

Veröffentlicht: 12.06.2019

[von Jonas] Angekommen in Ksar Khamliya, in der Nähe von Merzouga und dem Erg Chebbi, den Dünen der Sahara, wurden wir wie bisher überall in Marokko mit einem Tee begrüßt. 


Unser Camp


Aufenthaltsbereich unseres Camps


Zu unserem Erstaunen warf unser Gastgeber Mustafa einen ganzen Brocken Zucker in den Tee (und damit meinen wir keine Zuckerwürfel!) und verbrachte dann die nächsten 5 Minuten damit, den Tee immer wieder in ein Glas zu gießen und dieses wieder in die Kanne zu schütten. Auf unsere Nachfrage hin erklärte er uns, dass sich der Zucker dadurch in dem Tee besser auflöst und es wohl besser schmecken sollte. Dann stand er kommentarlos auf und ging in die Küche. Wir wussten nicht ganz, was jetzt passiert doch kurz darauf kam er wieder, mit einem ca. 2 kg schweren Zylinder aus gepresstem Zucker. Er brach mir ein Stück ab um zu beweisen, dass es Zucker war. Und genau so schmeckte der Tee dann auch, vor allem süß, aber trotzdem nach leckerer Minze! 


2kg Zuckerhut


Dazu gab es etwas, von dem wir uns immer noch nicht sicher sind, was es war. Es war eine trockene, bröckelige Masse, die im ersten Moment erschreckend wie Sand schmeckte. Sofort danach breitete sich der eigentliche Geschmack aus. Ein Geschmack der sich kaum beschreiben lässt, am meisten erinnert hat er uns an Erdnüsse. Das Gericht ist ein typisches Ramadan-Essen der Berber.

Doch viel Zeit zum Plaudern war leider nicht, wir hatten nur eine Nacht bevor am nächsten Tag die längste Strecke unseres Roadtrips wartet und wir wollten unbedingt in die Wüste. Dafür musste allerdings eine Entscheidung gefällt werden: Zu Fuß, mit Kamel, mit einem Buggy oder dem Quad. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Zu Fuß war aber schnell ausgeschlossen, da es schon so spät war und wir so kaum weit in die Wüste gekommen wären. Ebenso die Kamele, besonders schnell bewegen sie sich nicht fort, weswegen man dann entweder in der Wüste in einem Camp schlafen müsste oder mindestens einen halben Tag für die Tour einplanen muss. Außerdem kann man selten vorher wissen, wie die Tiere behandelt werden und ob es vertretbar ist, diese in die Wüste zu reiten.

Der Buggy viel auch weg, da er zu teuer war. So blieb das Quad, obwohl wir auch hier moralische Bedenken hatten. Zerstören wir uns selbst den Eindruck der Wüste? Oder viel mehr: Zerstören wir die Immersion anderer, die sich auf einer entspannten Tour auf einem Kamel befinden und was ist auch hier mit den Tieren? Offensichtlich gibt es keine perfekte Lösung und so entschieden wir uns für eine Stunde Quad fahren bei einem Freund unseres Gastgebers. Zu unserer Verwunderung stieg dieser sogar mit in unser Auto und zeigte uns den Weg zu seinem Freund und zu dem Ort, wo man schöne hohe Dünen vorfinden kann. Wir handelten einen Preis von immer noch übertriebenen 800 DH (=73,55€) für zwei Quads für eine Stunde mit inkludiertem Guide aus. Trotzdem anscheinend ein fairer Preis im Vergleich zu anderen Anbietern der Gegend.

Und dann ging es auch schon los, eine kurze Einweisung in die Automatik-Quads und einem kurzen Weg zur Wüste und schon düsten wir mit 60km/h und mehr über die Dünen der Sahara. Hoch und Runter, Hoch und Runter, eine Kurve nach der anderen, ein atemberaubender Anblick nach dem nächsten. Doch die Weite und Stille der Wüste merkten wir erst so richtig als wir stehen blieben um eine kleine Pause einzulegen. Hier sind dann auch einige Fotos entstanden:


Wir beide auf dem Quad beim ersten Stopp



Die unendliche Weite der Sahara


Eine der unzähligen Dünen der Sahara


Franzi springt vom Quad


Jonas springt vom Quad


Kamele in der Wüste


Sahara Wüste


Franzi auf ihrem Quad in der Wüste



Unser Guide sagte immer wieder “full power, full power”, sonst kämen wir die Dünen nicht hoch.. Und genau das merkte Franzi dann auch bei einer sehr steilen Düne und blieb im Sand stecken. Für sie erstmal ein sehr erschreckender Moment, aber unser Guide sagte ihr, dass sie absteigen solle und fuhr das Quad dann rückwärts den Berg runter um mit “full power” wieder hoch zu fahren. 


Franzi bleibt mit ihrem Quad im Sand stecken


Es war die richtige Entscheidung Quad zu fahren, denken wir. Wir hatten unfassbar viel Spaß und aufgrund der späten Uhrzeit waren auch nur noch wenige andere Menschen in der Wüste, die wir mit den lauten Motoren hätten stören können. Am liebsten wären wir direkt nochmal gefahren!

Mustafa war in der Zeit scheinbar einkaufen und legte die Tüte mit dem Kommentar "Dinner" in unseren Kofferraum.

Die Autofahrt danach zurück zum Camp fühlte sich seltsam an. Man hatte immer wieder das Verlangen so Gas zu geben wie zuvor und genau so in die Kurven zu gehen.


Franzi auf der Straße des Dorfes Khamliya

Nach einem kurzen Spaziergang durch das Dorf gab es dann Abendessen, von Mustafa selber gekocht. Er brachte eine Platte mit Gemüse und etwas Brot dabei. Zunächst waren wir etwas enttäuscht und leerten den Teller beinahe komplett, da wir uns nicht sicher waren ob wir satt werden würden. Die Portionen in Marokko waren bisher eher kleiner gewesen. Diesmal hingegen sollte es anders sein: Dieser Teller war nur die Vorspeise, was wir erst erfuhren, als Mustafa eine Tajine brachte, die sonst sicher für 3-4 Personen gedacht war. Sie bestand aus sämtlichen weiteren Gemüse, wie z.B. Zucchini und Auberginen, und einer ordentlichen Portion Hähnchenfleisch.


Leckere Tajine


Zu allem Überfluss brachte unser Gastgeber dann auch noch eine ganze geschnittene Honigmelone als Nachspeise. Wir konnten lange nicht alles essen und mit einem 3-Gänge-Menü hatten wir auch nicht gerechnet.

Dann war Schlafenszeit. Leider war unser Raum weder klimatisiert noch war er gut belüftet, sodass die Nacht sehr unruhig und schlaflos war. Ausgerechnet die Nacht vor der voraussichtlich längsten Autofahrt unserer Reise…

Denn unser Ziel am nächsten Tag war Fès.

Unsere Eindrücke dieser Reise und der nächsten Stadt könnt ihr dann im kommenden Blog erfahren. Dieser Blog ist zumindest teilweise auf einer Dachterasse in der alten Medina von Fés entstanden, soviel kann ich aber schon mal sagen :)

Bis dahin

Franzi & Jonas

Antworten (1)

Roswitha
einfach spitze

Marokko
Reiseberichte Marokko
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