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Von La Paz zur Isla der Sol (Titicacasee) und wieder zurück…

Veröffentlicht: 09.10.2022

02/03.10.22

Die Entscheidung mich am Samstag dem bolivianische Nachtleben (= längerer, feuchtfröhlicher Barbesuch zus. mit Joelle und bolivianischer Kollegin + anschliessende 80s/90s Trashdisco) hinzugeben, blieb erwartungsgemäss nicht folgenlos. Dementsprechend überschaubar war auch das (Kater-)programm am darauffolgenden Tag. Wir besuchten das Valle de la Luna (eindrücklich, aber leider ziemlich touristisch) und gingen danach in ein authentisches bolivianisches Restaurant essen. Hierzu sollte ich vielleicht erwähnen, dass die bolivianische Küche (jedenfalls, das was ich bisher probiert habe) oft sehr fleischlastig und üppig ist und die Portionen bisweilen gigantisch sind. Dementsprechend war ich dann auch gar nicht so geschockt, als mir ein gefühltes halbes Lamm auf dem Teller serviert wurde (Teller #1). Als würde dies allein nicht schon reichen, eine bolivianische Grossfamilie zu ernähren, wurde auf Teller #2 dann noch ein Berg an Beilagen (Kartoffeln, Reis und Chuños*!!) aufgetischt. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wer oder was solche Mengen vertilgen kann und will.

*entwässerte und daher sehr gut lagerbare Kartoffeln, typisches Grundnahrungsmittel in weiten Teilen der indigenen Bevölkerung

03.10.22-06.10.22

Nach 6 Tagen in La Paz, war es an der Zeit der ganzen Hektik der Stadt ein bisschen den Rücken zu kehren. Ich machte mich also auf, den rund vier Busstunden entfernte Titicacasee zu besuchen. Die Busfahrt dorthin war überraschend angenehm, obschon der Zustand der Strassen bisweilen etwas zu wünschen übrig lässt. Um auf den Titicacasee bzw. die bei den Touris allseits beliebte Isla del Sol zu kommen, muss man einen Zwischenstopp in der kleinen (wenig pittoresken) Hafenstadt Copacabana machen. Da es auf der Isla del Sol keinen einzigen Bancomat gibt, musste ich mich in Copacabana noch etwas mit Bargeld eindecken. Nur zu dumm, dass sämtliche (also 3) Bancomaten nicht funktionierten (hatten kein Geld mehr oder weiss der Geier was). Schliesslich musste ich das Geld (Bolivianos) via Kreditkarte im Hostel wechseln. Es soll übrigens keine Seltenheit in Bolivien sein, dass Geldautomaten zu wenig Geld haben, manipuliert wurden oder sonst irgendwie nicht funktionieren. Nach einer Übernachtung in Copacabana, ging‘s direkt weiter mit dem Boot nach Yumani (Isla del Sol). Die Insel liegt auf über 4000 Meter und hat ca. 2000 Einwohner, wovon die meisten indigener Abstammung sind. Daneben gibt es wahrscheinlich ebenso viele Schafe, Schweine und Esel (und eine Handvoll Lamas). Die Insel spielt in der Mythologie der Inka eine grosse Rolle. Der Legende nach erschuf der Sonnengot Inti auf der Insel den ersten Herrscher der Inka. Diesbezüglich sind auf der Insel auch ein paar Inkaruinen zu finden. Mit einer ebensolchen Ruine durfte ich denn auch gleich bei der Ankunft in Yumani Bekanntschaft machen - die Inka-Treppe (aka Treppe des Todes). Es ist ja nicht so, dass ich in meiner Freizeit nie Sport treiben würde, aber das Treppensteigen in dieser Höhe (Stichwort Höhenkrankheit) war für meinen Organismus (Raucher zu sein hilft vermutlich auch nicht) irgendwie zu viel. Trotz enormer Verlangsamung des Schritttempos und zahlreichen Zwischenstopps, schlug mir das Herz zunehmend bis zum Hals. Gleichzeitig hatte ich unablässig das Gefühl keine bzw. zu wenig Luft zu kriegen. Obschon ich mich im Vorfeld darüber informiert habe, hätte ich nie gedacht, dass ich derart mit der Höhenkrankheit zu kämpfen habe würde. Ich kann nur hoffen, dass sich das mit der Zeit noch etwas legen wird. Als ich also nach einer gefühlten Ewigkeit, dann doch noch im Hostel ankam, brauchte ich eine längere Verschnaufpause. Offensichtlich sah man mir die Erschöpfung an, denn eine Hostelmitarbeiter brachte mir sogleich einen Tee mit getrockneten Kokablätter. Letzteres hilft die Symptome der Höhenkrankheit etwas zu mildern. Nach einer längeren Regenerationsphase, verbrachte ich den Nachmittag damit, den südlichen Teil der Insel zu erkunden, wobei ich erstmals echte (leider aber festgebunde) Lamas zu Gesicht bekam :). Nach Lektüre mehrerer Reiseberichte (und offensichtlicher Verdrängung der Strapazen vom Vortag), entschloss ich mich am darauffolgenden Tag, die rund 10 Kilometer lange und 4.6 Kilometer breite Sonneninsel zu Fuss zu erkunden. Insgesamt nahm die (über 20 Kilometer lange!!) Süd-Nord- Rundwanderung über 6 Stunden in Anspruch. Obschon ich mich dabei natürlich völlig verausgabt habe, habe ich die Wanderung in keinster Weise bereut. Schon allein den Blick über den schier nicht enden wollenden, tiefblauen Titicacasee schweifen lassen zu können, war mir Belohnung genug. Vielleicht noch ein paar eindrückliche Infos zum See: Mit einer Höhe von 3812 m ü.M. und einer Gesamtfläche von über 8300 Quadratkilometer, ist es das höchstgelegene, kommerziell schiffbare Gewässer der Welt. Der See ist somit rund 14 Mal grösser als der Genfersee bzw. 418600 Mal grösser als der Egelsee ;).

07.10.22-09.10.22

Nachdem ich vom Ausflug (Isla del Sol) wieder nach La Paz zurückgekehrt bin, führte die Reise nun weiter Richtung Osten des Landes.  Die beiden letzten Tage (bzw. momentan immer noch) verbrachten wir zu dritt (Joelle + ihre Kollegin) in Coroica (= Seele baumeln lassen in einem kleinen Kaff jenseits des Grossstadtgetümmels). Währenddem ich mich bis anhin noch vorwiegend in Höhenlagen jenseits von 3000 Meter bewegte (sprich relativ heisse Tage und zeitweise bitterkalte Nächte) herrscht hier (ca. 1500 Meter) ein wesentlich angenehmeres Klima. Dies wird sich aber schon bald ändern, denn heute Abend steht eine rund 12-stündige Busfahrt (es graut mir schon) nach Rurrenabaque an, wo ich erstmalig die Gelegenheit haben werde, den bolivianischen Dschungel im Madidi National Park zu erkunden. 

 

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