Reiseblog von Fabienne & Simon
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F: Huaraz

Veröffentlicht: 14.11.2019

In Huaraz weilten wir in einem Hostel, dessen Leiter Paul bei der Planung aller Art von Wanderungen sehr behilflich ist und natürlich Verbindungen zu Touranbietern hat. Wir wussten von Anfang an, dass wir eine mehrtägige Wanderung machen möchten und informierten uns bei ihm ausführlich. Dabei warfen wir auch ein Auge auf die als wunderschön, aber recht anspruchsvoll bekannte, achttägige Rundwanderung um das Huayhuash-Gebirge. Da man auf dieser Wanderung nicht durch Dörfer kommt, maximal ein paar Bergbauernhöfe sieht, ist Zelten die einzige Möglichkeit. Und wir wussten, dass es uns vermutlich nach vier Tagen verleidet diese Wanderungen mit dem kompletten Campingmaterial auf dem Rücken zurück zu legen – zudem hätten wir alles mieten müssen. Paul hatte einen Gruppentrek, der am 30.11. starten würde. Dabei trägt man nur den Tagesrucksack und das Campingmaterial wird auf dem Maulesel von Zeltplatz zu Zeltplatz transportiert. Wir waren noch am Zögern, als eine Gruppe von ebendiesem Trek zurück kam und einer der Teilnehmer uns vorschwärmte, wie sehr sich diese Wanderung lohnt. Also entschieden wir uns dafür!

Da es bis zum 30. Noch sechs Tage waren, mussten wir diese noch füllen – ohne schon des Wanderns überdrüssig zu werden. Wir hatten schon mit einer Akklimatisationswanderung begonnen und planten zwei weitere ein. Für die restlichen Tage organisierten wir uns kurzerhand Privatunterricht in Spanisch, um die Zeit gut zu nutzen.

Wanderungen

Die erste kleine Wanderung war eher unspektakulär. Die Wanderung zum Churup See war indes wunderschön. Zuerst eine erlebnisreiche Fahrt im Colectivo (s.u.) bis auf 3800m, und dann auf einem gut präparierten Weg 800hm hinauf. Ja, wir schnauften ziemlich :-D. Der Aufstieg ist zum Schluss sogar noch ziemlich unterhaltsam, da er über felsige Stellen führt, an denen Fixseile befestigt wurden. Der See ist kristallklar und war bei unserer Ankunft spiegelglatt. Zusammen mit dem Churupgipfel im Hintergrund war es die perfekte Postkartenaussicht.
Für die nächste Wanderung zur Laguna Ahuac waren wir schon im Colectivo die einzigen Touristen. Es gilt hier auch knapp 1200 hm zu überwinden. Wir wanderten zuerst vorbei an Äckern und Weiden, und begegneten den einzigen Lamas hier; ein Bauer brachte sie gerade auf die Weide. Lamas sind im nördlichen Peru kaum verbreitet, hier herrscht Schaf- und Rinderwirtschaft vor. Bis kurz vor dem Ziel begegneten wir keinen anderen Touristen, nur einem Hirten. Auch der Ahuac ist ein wunderschöner Bergsee mit eindrücklicher Bergkulisse im Hintergrund. Da er aber weniger türkis ist, ist er vermutlich nicht ganz so beliebt wie andere der über 800 Seen der Cordillera Blanca.

Huaraz

Natürlich hatten wir in diesen Tagen auch genügend Zeit, das Städtchen Huaraz und damit ein authentisches Stück Peru zu erleben. Es gefiel uns sehr, sehr gut. Nicht weil es eine Augenweide wäre, aber im Unterschied zu Arequipa gibt es keine herausgeputzten Touristenpromenaden voller Restaurants nach westlichem Standard, Touranbietern und traditionell gekleidete Frauen mit Lamas, die sich für Geld fotografieren lassen möchten. Es ist ein Städtchen voller Einheimischer, für eine ganze Gebirgsregion das einzige Zentrum mit moderner Infrastruktur. Auf den Strassen begegnet man nur vereinzelt anderen Gringos, es dreht sich alles um das normale Leben, wie in Wädenswil, und nicht hauptsächlich um den Tourismus.

In der Markthalle bekommst du alles, was ein Haushalt braucht, von der Nähnadel über Lebensmittel bis zum Hundefressnapf. Die ganze Stadt, aber vor allem die Strassen rund um die Markthalle sind einerseits voll von Lädeli, in denen das Angebot im gleichen Stil weiter geht, andererseits ebenso voll von vorwiegend Frauen, die auf dem Boden ihre Ware ausbreiten. Bei vielen – so nehmen wir an – ist es die eigene Ernte, andere bieten Brötchen an, oder Geschirr, gezuckerte Haferpops, frische Kräuter, Hosenträger und Schuhbändel, usw. Ausserdem füllen Essensstände die Gassen, zum Beispiel solche mit einem ganzen Spanferkel, oder einfach frischen Süssbackwaren, Bohnensalat (Chocho), grillierten Hühnerfüssen (logisch, Simon hat einen probiert), usw. usf.

Lustig ist für uns, dass die Markthalle genau so wie die ganze Stadt nach Branche gegliedert ist: In der Halle gibt es die Fleischgasse, die Getreidegasse, die Blumenecke, die Stoffstrasse usw. – dort reihen sich dann verschiedene Händler aneinander, die alle oft genau das gleiche anbieten. In der Stadt gibt es entsprechend die Strasse mit lauter Druckereien und Papeteriegeschäften, die Gasse mit den Pollofrito-Restaurants, jene mit den Apotheken und die mit den Kleiderläden. So kann man sich gut zurechtfinden, aber ist das wegen der Konkurrenz nicht eher unvorteilhaft?

Die Strassenhunde. V.a. leicht abseits des Kerns, in den «Wohngebieten», wimmelt es davon. Sie sind in den allermeisten Fällen sehr desinteressiert an den Menschen, und insofern sehr freundlich, worüber ich sehr froh bin. Der Rassenkombinationen sind keine Grenzen gesetzt. Das führt zu sehr aussergewöhnlichen und zuweilen witzigen Figuren. Am lustigsten sehen die mockigen, grossen Hunde aus, die Dackelbeine vererbt bekommen haben.

Der Abfall. Genau wie bei uns, identifiziert man sich nicht mit den öffentlichen Strassen und Plätzen und trägt ihrer Sauberkeit folglich weniger Sorge als dem eigenen Garten. Dass dann in Peru die Säuberung von Strassen, öffentlichen Kübeln etc. nicht nach schweizerischem Level erfolgt, kann ich voll und ganz nachvollziehen und finde Peru diesbezüglich sogar recht sauber.

Beim Wandern sind wir aber auch durch Dörfer/Weiler gekommen, wo Abfall auf den Äckern, in den Gärten, buchstäblich vor der eigenen Haustür liegt. Klar, es gibt keine Abfallabfuhr. Aber warum nicht ein Loch graben und allen Abfall an die selbe Stelle werfen? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass einen das nicht stört? Gelten vielleicht Papierli, Bananenschalen und Plastikverpackungen nicht als Dreck? Es bleibt mir schleierhaft.

Colectivos. So heissen die Sammeltaxis, die wie Buslinien verkehren, aber erst losfahren, wenn sie mind. ¾ voll sind. Oft sind es Verbindungen zwischen dem Stadtzentrum und den umliegenden Weilern. Damit sind wir mehrfach zu den Einstiegen für unsere Akklimatisationswanderungen gefahren. Es ist ein Erlebnis für sich! Ein Minibüssli, in dem bei uns maximal 11 Passagiere mitfahren dürften, ist so eingerichtet, dass schon mal locker 17 Personen sitzen können (Ein Zweiersitz ist etwa so breit wie bei uns anderthalb Sitze), dann kommen noch die dazu, die gebückt im «Gang» stehen. Weder Simon noch ich sind sehr gross, aber die Sitze sind so eng, dass auch wir nicht recht wussten, wie wir unsere Knie verstauen sollten. Oft stiegen traditionell gekleidete Frauen ein, die vermutlich Einkäufe oder Verkäufe im Städtchen gemacht hatten und nun zurück ins Dorf fuhren. Einmal hatten wir das Vergnügen, neben einem Sack voller toter Hühner zu sitzen. Vielleicht waren es auch nur Hühnerfüsse, ein Bündel davon schaute jedenfalls oben aus dem Sack. Das andere Mal stieg eine Frau mit einem jungen Schaf ein… Es pieselte dann auch noch in den Bus, was dann auch unter den Einheimischen zu etwas Geschmunzel führte, aber sonst zuckte keiner mit der Wimper ob dem Fahrgast :-)

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