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E guds Neus

Veröffentlicht: 08.01.2024

15.12.2023 - 09.01.2024

Am 15.12. überquerten wir zu Fuß die Grenze mit Hilfe einer Reiseagentur, die wir über unser Hotel vermittelt bekommen hatten. Im Internet haben wir so viel Verschiedenes über den Grenzübergang gelesen, sodass wir hiermit auf Nummer sicher gehen wollten. Und es hat ohne Zwischenfall super geklappt, auch ohne Passfoto und US Dollar, was wir beides nicht hatten… Raus aus Vietnam ins neue Abenteuer Kambodscha. Was wohl dieses Land für uns bereithält? Viel wussten wir nicht und haben uns auch nicht belesen. Was wir über dieses Land wussten: eines der ärmsten Asiens und dadurch hohe Kriminalitätsrate. Das wars. Es kommt wie‘s kommt, wir lassen uns überraschen und einfach treiben. Das einzige, was wir uns vorgenommen hatten und weshalb Flo unbedingt hierher wollte, war Angkor anschauen. Diese riesige Tempelanlage erstreckt sich wohl über 200 km2 und besteht aus über 1000 Tempeln.

Von der Insel Phu Quoc mit dem Schnellboot rüber auf vietnamesisches Festland, mit dem Taxi weiter zur vietnamesischen Grenze, zu Fuß weiter zur Passkontrolle, Xin chào, càm ón und weiter über die Grenze, erst wieder Pass vorzeigen, weiter ins Grenzhäuschen, Fingerabdrücke, Foto: bitte nicht lächeln, unser „Guide“ macht das wohl tagtäglich und hat für uns schon irgendwelche Papiere ausgefüllt. Somit ging das auch ziemlich zügig. Immer nett lächeln und dann hatten wir unseren Stempel. Noch einen letzten frisch gepressten Orangensaft mit Dong bezahlt und dann ging es in einem Minivan über holprige, sandige „Straßen“. Da wir nicht sicher wussten, wie lange das Grenzüberquerungsszenario dauern würde, haben wir uns dagegen entschieden, gleich weiter nach Phnom Penh zu fahren. Also eine Nacht in Kampot, nahe der Grenze und einen Tag später mit dem Bus nach Phnom Penh weiter. Hier besuchten wir das S21- Gefängnis uns im Anschluss die Killingfields. Die traurige Geschichte des Pol Pot Regimes während die roten Khmer regierten. Mit Hilfe Audio Guides wurde uns sehr stark verdeutlicht, zu welch gruseligen Taten Menschen fähig sind. Während dieser Ära wurden anfänglich die gebildeten Menschen wie Lehrer, Ärzte, Künstler und Studierte unter nicht vorstellbaren Methoden gefoltert und später ermordet. Pol Pot wollte die Gesellschaft in einen Agrarstaat umbilden, alle Menschen gleich stellen und da passten gebildete Menschen nicht hinein. Später wurde er jedoch von Misstrauen und Paranoia heimgesucht, sodass er auch seine eigenen Minister foltern und ermorden lies. Die Folter und Mordszenarien möchten wir euch nicht näher beschreiben, sie gehen durch Mark und Bein. Uns haben sie einige Tage (und Nächte) begleitet. Es macht einen unfassbar wütend, wenn man zum Ende dann auch noch gesagt bekommt, dass Pol Pot selbst nur 30 Jahre einsaß und danach erneut geheiratet hat und Kinder und Enkelkinder aufwachsen sah. Was für eine ungerechte Welt ist das, wenn ein Massenmörder, unter dessen Führung ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung qualvoll vernichtet wurde, noch so ein erfülltes Leben genießen durfte? Während seiner Regierung zwischen 1975- 1979 fanden zwei Millionen Menschen den Tod. Man kann es kaum glauben, dass dies alles erst 44 Jahre her ist. Diesen Sonntag feiern die Kambodschaner ihren „victory over genocide day“.

Mit Lucas und Marjorie, einem französischen Reisepärchen schlenderten wir abends durch die Straßen der Hauptstadt, auf der Suche nach günstigen Leckereien, wobei wir eigentlich auch tagsüber schon super leckere, vegetarische, kambodschanische Küche genossen :-)

Dann gings weiter mit dem Bus. Fünf Stunden später saßen wir ohne Gepäck in Siem Reap. Zu viel Gepäck, zu kleiner Kofferraum. Wir mussten gute 30 Minuten auf den nachfolgenden Bus warten, der unser Gepäck transportierte. Unser Hostel hat einen traumhaften Dachterassenpool, aber wir hatten bei der Buchung leider nicht aufgepasst und kein einziges Fenster in unserem privaten Stockbettzimmer. Gut, für vier Nächte ok. Abends kauften wir uns noch typische, luftige Touri Klamotten für die kommenden Tempelbesuche.

Und so fuhren wir einen Tag später mit geliehenen Rädern zum Angkor Ticket Office. Von den rund 40 Schaltern war kein einziger besetzt, wir waren die einzigen Touristen. Wir fragten nach, warum, denn tagtäglich werden hier 4000 Tickets verkauft, gleich morgens zu Beginn und abends, damit man am nächsten Tag gleich starten kann. Wir kamen um 10:30 an. Wir haben ja Zeit und gönnten uns somit den 7 Tage Pass. Also denn, weiter in der kambodschanischen Mittagshitze auf dem Drahtesel zu unserer ersten Tempelanlage, dem bekanntesten, dem Angkor Wat. Immer wieder muss man seine Eintrittskarte vorzeigen. Und nicht zum ersten Mal wurden wir gefragt, ob wir nicht einen Guide haben möchten. Schlussendlich stimmten wir zu und legen es auch jedem Nahe, dies auch zu tun. Er hatte 1,5 Stunden angesetzt. Wir waren fast drei Stunden mit ihm durch Angkor Wat unterwegs. Absolut beeindruckend, mit wieviel Detail diese Tempelanlage erbaut wurde. Und das alles vor tausend Jahren! Seit 1992 gehört Angkor, der größte Tempelkomplex der Welt, zum UNESCO Welterbe. Es gab also einiges zu besuchen in den kommenden Tagen. Wir gönnten uns nochmals geführte Touren, waren zu zweit unterwegs, und auch zu dritt, mit Miguel, einem netten alleinreisenden Spanier. Nahmen uns Zeit für Fotografien, an Weihnachten den Sonnenaufgang zu bestaunen und auch den Sonnenuntergang zu genießen. Angkor Park beinhaltet ja nicht nur Tempel, sondern beherbergt auch Dörfer, somit auch Schulen, ist Heimat vieler Tiere. Somit hat man einiges auch drumherum zu erkunden. Wir genossen die Zeit hier sehr, manchmal auch einfach nur dazusitzen und die Atmosphäre zu genießen. Wir waren an manchen Tempeln auch mehrmals, je nachdem wie das Licht durch die Bäume fällt, verleiht es dem Besucher ein komplett anderes Feeling. Teils war es schon fast magisch.

Über Weihnachten gönnten wir uns zudem ein etwas schickeres Hotel mit eigenem Bad, lichtdurchflutetes Zimmer mit Balkon in den Innenhof, ruhig gelegen und trotzdem Mitten in der Stadt.

Danach fiel Flo in einem Tempel leider sehr ungünstig, zum Glück nur ein hoffentlich verstauchter Knöchel, der Ruhe und Eis benötigt. Sodass wir ein zweites Mal in Siem Reap umzogen und einige Tage im Bett verbrachten. Neben unserem Hostel fanden wir eine winzige Bäckerei, in der wir die nächsten Tage Stammgast waren. Die hatten tatsächlich Brezeln!!! Bei weitem nicht so gut, wie die von zu Hause, aber sie heiterten Flo doch sehr auf, während seiner Bettzeit.

Dem Fuß gings langsam besser und wir verließen die guten Tuktukküchen und Tuktukbars von Siem Reap am 31.12. Hier wurde die letzten Tage auf den Straßen ordentlich geschufftet und organisiert. Man veranstaltet wohl jedes Jahr einen Wettstreit unter den drei größten Städten des Landes, welches Silvester das schönste sei. Dass unsere „neue“ Stadt in die wir fuhren, dies mitfeiert, wussten wir beide nicht. Als wir in Battambang ankamen, sagte man uns, dass am Abend am Flussufer ein paar Essensstände seien und bisschen Musik. Die Kambodschaner feiern drei Mal im Jahr Neujahr: das chinesische im Februar, das kambodschanische im April und das westliche am 31.12. Wir erwarteten deshalb nicht viel und wurden maßlos überrascht. Da gab es eine Hauptbühne mit wechselnden Musikern und Tänzerinnen und davor war aufgestuhlt, alles mit schicken Hussen bezogen, eine zweite Bühne mit Programm am anderen Ende des Flusses, Unmengen an Essensständen, Fahrattraktionen für die Kinder, man konnte Klamotten und Accessoires kaufen. Alles in allem vergleichbar mit unseren Rummeln, nur in größer. (Am nächsten Tag sagte mir das Internet 370.000 Besucher) An manchen Ständen konnte man einzelne Feuerwerksraketen und Himmelslaternen kaufen. Letzteres kauften wir noch im alten Jahr und ließen sie mit dem Wunsch nach Frieden hinauf in den Sternenhimmel steigen. Warum man hier das westliche Neujahr so sehr feiert wissen wir immer noch nicht, denn am ganzen Abend fanden wir keine 15 westlich aussehenden Touristen. Man schaute uns an, als wären wir eine Attraktion, viele Kinder grüßten uns mit winken, Männer prosteten uns zu und bedankten sich, dass wir ihr Land besuchen, ältere Frauen lächelten uns verschmitzt zu und Teeniemädels kicherten, wenn wir an ihnen vorbei liefen. Uns schien es, als hätten viele von ihnen noch nie europäisch aussehende getroffen. Nachdem wir etwas vegetarisches zu essen gefunden hatten, setzten wir uns an die Uferpromenade als das Mädchen neben Flo zu ihm sagte, dass da unten auf der Treppe sein Freund säße. Haben wir nicht schlecht gestaunt, als Lucas und Marjorie zu uns kamen. Die Bekanntschaft aus Phnom Penh wollte eigentlich schon längst in Thailand sein und was ist das bitte für ein Zufall, sich unter so einer großen Menschenmasse zu treffen? Somit feierten wir tatsächlich Silvester mit Bekannten. Um 24 Uhr gab es ein riesiges, von der Stadt aus geplantes Feuerwerk mit viel Goldregen, dazu stiegen Himmelslaternen auf. Was für ein tolles Erlebnis. Die Stimmung passte, es war nicht hektisch, nicht allzu laut, eine tolle Atmosphäre um in ein neues Jahr voller Abenteuer zu starten. Es wurde noch bis um ein Uhr ausgelassen gefeiert und getanzt. Das gekühlte Bier ging langsam aus- alles zu Silvester in Battambang war von Ganzberg gesponsert: German Premium Beer. Ein deutscher Braumeister, der hier in Kambodscha Bier braut und es ordentlich gut vermarktet. Das war auch tatsächlich das erste Werbebanner, das wir nach Grenzübertritt sahen. Überall sieht man das gold- rote Schriftzeichen. Unter uns, es gibt deutlich bessere deutsche Biere! Nachdem wir danach noch mit unseren Familien per Videotelefonie einen guten Rutsch gewünscht haben, gingen bei uns um 3:30 Uhr die Lichter aus, und bei den Daheimgebliebenen wurde erstmal das Raclette abgebaut. Wieder einmal, dass die Zeitverschiebung doch ne komische Sache an sich ist.

In den kommenden Tagen fuhren wir mit einem Tuktukguide, aber auch alleine mit einem Roller durch die Gegend um Battambang herum. Wir besuchten eine Reisschnapsdestillerie (1Liter für 1,15€ im Verkauf), eine „Fabrik“ für leckeren Bamboostickyrice, die Obstfledermausbäume und fuhren natürlich auch den berühmten Bambootrain, der wirklich eine tolle Erfahrung war. Die Schienen wurden gelegt, um die Ernte leichter von den Feldern abzutransportieren. Die Strecke von Phnom Penh bis zur thailändischen Grenz ist nur einspurig. Bambuszug, da die Waggons früher mit Bambusstöcken angeschoben wurden, so wie beim Stocherkahn fahren. Heutzutage fährt der Zug noch zweimal täglich planmäßig und Touristen können sich jederzeit auf ein kleines Bodenstück setzen, das auf zwei Achsen gelegt wird, hintendrauf wird ein kleiner Motor gelegt und der „Lokführer“ regelt wie auch immer die Geschwindigkeit, wir werdens nie erfahren. Wenn uns ein anderer „Waggon“ entgegenkam wurde lautstark diskutiert, wer die Schienen freiräumen muss. Da wurde dann kurzerhand das Bodenteil und die zwei Achsen neben die Bahngleise gelegt, der eine fährt vorbei und dann bastelt man das andere auf den Gleisen wieder zusammen. Ein netter Ausflug war das, leider mussten wir bei der Hinfahrt drei Mal den Weg räumen, dafür durften wir bei der Rückfahrt sitzen bleiben. Abends wanderten wir einen tollen buddhistischen Bergtempel zum Sonnenuntergang hinauf und zum Tagesabschluss liefen wir von dort aus zu den Batcaves: kurz nach Sonnenuntergang, wenn alle Fledermäuse auf Nahrungssuche gehen und in einem riesigen Schwarm für ca. 30 Minuten ausströmen. Laut Google sollen es dort 15 Millionen sein. Ein absolut verrücktes Naturschauspiel. Als wir alleine auf dem Roller die Gegend unsicher machten, war es wieder so, dass uns die Menschen hinterherschauten, uns zuwinkten oder sogar neben ums stehen blieben um uns „hey“ zu sagen. Wir fuhren durch scheinbar sehr arme Dörfer, teils nur Wellblechhütten mit runden Hüttchen nebenan für die Notdurft. Unser Ziel an diesem Tag waren die Feuchtgebiete Nahe des Dammes in der Battambangprovinz. Riesige Lotusfarmen, die uns bisher verborgen blieben, saftig grüne Reisfelder, wie Tine sie nur von Bali kannte und viele Büsche und Bäume in den gefluteten Arealen, perfekte Heimat für verschiedenste Vögel. Auch hier leben Menschen, jenseits von Elektrizität und fließend Wasser. Dass fließend Wasser Rarität ist, wo wir gerade sind, haben wir schon mitbekommen. Neben den Häusern stehen sehr häufig riesige Betonvasen um Regenwasser aufzufangen. Wir stiegen von unserem Roller und hielten Ausschau nach Vögeln. Wir nahmen uns nun ewig Zeit nach Vögeln Ausschau zu halten um sie zu fotografieren, oder auch einfach den Moment zu genießen, wenn ein schimmernder Eisvogel hastig über unseren Köpfen dahin flatterte.

Bis Morgen werden wir noch hier in diesem doch sehr verschlafenen Städtchen mit 151.000 Einwohnern bleiben.

Allen Freunde/innen und Leser/innen unseres Blogs wünschen wir hiermit ein schönes und abenteuerreiches neues Jahr. Auf dass wir uns alle gesund wieder sehen! In unseren Gedanken und Herzen teilen wir manchmal doch den ein oder anderen Moment mit euch!

Antworten (1)

Angela
Hallo Flo, ich seh mir sehr gerne euren Blog an, die Bilder sind einfach fantastisch und die Kommentare mehr als nur erhellend! Seit über anderthalb Monaten gibt's allerdings kein Zeichen von euch. Ist alles in Ordnung? Ganz liebe Grüße Angela

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