Don Curry on Tour 3
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Don Curry macht Ruinenhopping

Veröffentlicht: 10.10.2021

Don Curry liest gern Reiseführer. Und wenn er ein konkretes Ziel für seine nächste Reise hat, dann liest er alle Reiseführer für die angestrebte Region, egal ob in Deutsch oder in Englisch. Das führt einerseits zu einem enormen Wissenszuwachs, erschwert aber jegliche Entscheidung, irgendeine Sehenswürdigkeit am Wegesrand auszulassen. So erwuchs zu Beginn des heutigen Tages aus Wissen und Unverzichtbarkeitsgefühl eine völlig neue Form des Reisens: das Ruinenhopping.

Vorher stärkte sich Don Curry noch einmal ausgiebig und spezifisch türkisch an seinem All-Inclusive-Frühstücksbuffet, checkte aus und riss sich erleichtert das orangene Plastikband vom Arm. Vielleicht würde er ja All Inclusive lieben, wenn er irgendwann mal richtig alt sein würde, aber zur Zeit konnte er dieser allzu umsorgenden Urlaubsmöglichkeit wenig abgewinnen.

So startete er befreit entlang der ionischen Küste gen Süden. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich südlich von Ephesus weitere bedeutende Ruinenstätten aneinander, die Zeugnis von der einstigen Bedeutung dieses Landstrichs geben. Die Ruinen von Priene machten dabei den Anfang. Ihr besonderer Charme liegt darin, dass Priene bereits in griechisch-hellenistischer Zeit an Status verlor und daher nicht in römisch-byzantinischer Zeit umgeformt bzw. überbaut wurde. Priene bot tatsächlich die Ruinen einer echten griechischen Stadt in landschaftlich beeindruckender Umgebung: die Stadt wurde auf mehreren Terrassen vor einem mächtigen Felsmassiv angelegt. Don Curry erfreuten vor allem die Reste des großen Artemis-Tempels und das erstaunlich gut erhaltene Theater, in dem sogar die Ehrensitze in der ersten Reihe die Zeiten überdauert hatten. 

Mit einem Theater glänzte auch die nächste Etappe des Ruinenhoppings: die Stadt Milet, einst direkt am Meer gelegen, durch jahrtausendelange Verlandung nun aber kilometerweit davon entfernt. Sogar das Theater von Milet besaß früher einen Platz unmittelbar am Meeresufer und war vermutlich das erste Bauwerk, das der auf dem Seeweg Milet erreichende Besucher wahrnahm: ein gewaltiges Monument, das die Ausmaße des Priene-Theaters um ein Mehrfaches überbot. Die weiteren Ruinen Milets lagen weit verstreut in der Ebene, so dass Don Curry nur einen kleinen Teil davon aufsuchte, so die spärlichen Reste des Bischofpalastes und der Michaelskirche. Ganz am Rand des Ruinenfeldes erhob sich sogar ein intaktes Gebäude, die Isa-Bey-Moschee aus dem Jahr 1404, die vermutlich kürzlich so intensiv restauriert worden war, dass sie geradezu klinisch rein wirkte. Dennoch strahlte sie eine ganz eigene Würde und Zeitlosigkeit aus, weit entfernt von der barocken Prachtentfaltung der Moscheebauten Sinan Paschas und erst recht von der ostentativen Prunksucht neuzeitlicher Moscheenarchitektur, wie sie Don Curry bereits erlebt hatte. Ein letztes Highlight Milets entdeckte er direkt neben der Moschee und einem bukolischen Olivenhain: die erstaunlich gut erhaltenen Reste der Faustina-Thermen, von denen nicht nur viele Mauern standen, sondern sogar zwei Statuen der einstigen Badeeinrichtung noch an Ort und Stelle zu finden waren.

Ein weiterer 40 km-Hop gen Süden führte Don Curry schließlich nach Didim, an dessen Rand sich die kolossalen Reste des Apollontempels und Orakels von Didyma erhoben bzw. ausbreiteten. Er gehörte unzweifelhaft zu den gewaltigsten Bauwerken der Antike,  obwohl er trotz 600jähriger Bauzeit nie völlig fertiggestellt wurde. (Da atmen jetzt die Bauherren des Berliner Flughafens erleichtert auf: 600 Jahre...) So fehlt z.B. einer der drei heute noch stehenden Säulen die strukturierende Kannellierung. Während der neuzeitliche Besucher hoch aufragende Gebäude durchaus gewohnt ist, muss für die Zeitgenossen der hellenistischen Epoche dieser Tempel jedes bekannte Maß gesprengt haben: die insgesamt 120 Säulen erreichten eine Höhe von fast 20 Meter, die Treppe zur Vorhalle wurde derart steil angelegt, dass sich jeder Besucher besonders klein vorkam beim Blick nach oben, die riesigen Medusenköpfe wirkten zumindest beunruhigt - alles zwang den Menschen unmittelbare Ehrfurcht auf. Hier in Didyma, der Legende nach der Geburtsort Apollons, konnte man sich dem Gott besonders nahe fühlen.

Fast 3 Stunden verbrachte Don Curry bei seinem Ruinenhopping, Fahrtzeiten nicht mitgerechnet; so kam inzwischen auch ein kleines Hungergefühl auf. Direkt gegenüber des Apollontempels bot ein Restaurant schattige Plätze auf der Terrasse an. Don Curry bestellte bei einer äußerst mürrischen Wirtin Zitronenhühnchen, ohne genau zu wissen, was ihn erwartete. Das Ergebnis konnte sich schmecken lassen: Mundgerechte Stücke vom Hühnerfleisch in einer sämigen Zitronen-Curry-Sauce, umgeben von würzigem Risotto und fettigen Pommes. Ein Tee zum Abschluss, und die Kräfte für die Weiterfahrt regenerierten sich. Das Hopping endete hier in Didim. Don Curry wollte allerdings noch ein Grabmal der Karier in der Großstadt Milas besuchen. Dieses war allerdings zur Gänze von einem hohen Bauzaun umgeben, so dass nur an einer Stelle ein Foto des unerreichbaren Denkmals möglich wurde. Danach gab es nur noch eine Devise: Fahren, fahren fahren - noch fast 300 Kilometer, bis Don Curry bereits im Dunkeln seine südlichste Unterkunft der gesamten Reise in Kaş bezog. 

Schon beim Einfahren in den Ort merkte er sofort, dass Antalya nicht mehr fern ist. Auch Kaş hat sich ganz dem internationalen Tourismus geöffnet, die gesamte Innenstadt ist angefüllt mit Restaurants, Dönerbuden, Hotels und Pensionen. Da Don Curry keinen Wert auf ausgiebige Strandbesuche legte, hatte er ein höher gelegenes Hotel gebucht, das Belinda Hotel, dass ihm dafür fantastische Ausblicke auf das Meer und die vorgelagerte griechische Insel Kastelloriza bot. Einen Vorzug der direkten Strandlage von Kaş nahm er dennoch gern in Anspruch: in einem Restaurant direkt am Meer bestellte er einen Beach Burger und dazu das normale Bomonti-Bier (die unfiltrierte Variante hatte er im Supermarkt von Edirne gekauft). Zur Krönung des Sonntagabends und nach all der anstrengenden Ruinenwanderungen gönnte er sich einen Wassermelonen-Mojito. Da hüpften doch die Geschmacksknospen vor Freude in seinem Munde...

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#priene# milet#didyma