Don Curry on Tour 3
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Don Curry und der Nikolaus

Veröffentlicht: 11.10.2021

Don Curry ist sich bewusst, dass er extrem historische Regionen bereist. Die verschiedensten Völker und Zivilisationen siedelten in Kleinasien, bekämpften einander und gingen unter im Laufe der Jahrtausende. Zugleich brachte dieser Landstrich zahlreiche berühmte Persönlichkeiten hervor, seien es Herrscher und Politiker, seien es Philosophen oder Künstler. Heute sollte Don Curry den Spuren eines Mannes folgen, der zwar in all die genannten Kategorien nicht hineinpasst, den aber dennoch jedes Kind weltweit kennt.

Zuvor aber konnte Don Curry zum ersten Mal das Frühstücksbuffet im Hotel Belinda abschreiten. Dieses Hotel hatte eine andere Lösung für den Umgang mit der Corona-Pandemie gewählt: anstelle von Zuruf- oder Zeigeoptionen, um sich am Buffet bedienen zu lassen, lag hier direkt neben Teller und Besteck die medizinische Corona-Maske bereit. Derart ausgerüstet stand der Selbstbedienung nichts mehr im Weg. Und es gab genügend Auswahl, um sich zu bedienen: neben diversen Käsesorten, Kräutern und Gemüsestücken, wurde auch ausreichend Obst angeboten; dazu Gemüse-Kartoffel-Rührei, gebratene Würstchen, Kuchen und diverse Marmeladen. Don Curry zeigte sich erfreut, dass er in den kommenden Tagen all das probieren würde können, was er heute unmöglich schaffte. Als besonders köstlich erwiesen sich die Scheiben von Wasser- und Honigmelonen, die nicht nur vor ungewohnter Süße, sondern auch vor Aroma nur so strotzten.

Den Rest des Vormittags wollte Don Curry der Erkundung von Kaş widmen. Denn auch dieser heutige Touristenort kann auf eine jahrtausendealte Geschichte zurückblicken. Aus der Zeit der Lykier stammt beispielsweise ein mit Löwen geschmücktes 4 Meter aufragendes Hochgrab, das mitten in der Fußgängerzone der Stadt steht. Von der antiken Stadt Antiphellum hat ein gut erhaltenes Theater die Zeitläufte überdauert; Don Curry entdeckte es am Rand von Kaş. Er wusste, dass es dort in der Nähe auch ein ungewöhnliches "Dorisches Grab" geben sollte und folgte daher den Trampelpfaden durch aufgelassene Olivenhaine bis auf einen Hügel hinauf. Aber auch von dort konnte er kein Grabmonument erblicken. Also folgte er weiteren Pfaden zurück Richtung Stadt und stand nach einer Wegbiegung plötzlich vor dem aus dem Stein gehauenen Grab. Das Thermometer zeigte um 10:30 Uhr bereits 29° C, die von Don Curry gefühlte Temperatur lag um einiges höher. Schweißgebadet kehrte er zum Hotel zurück und verfluchte nun innerlich, dass er sich eine extra hochgelegene Unterkunft ausgesucht hat.

Per Auto ging es Richtung Osten in die nächste Küstenstadt Demre. Da die Küste allerdings ungemein zerklüftet ist und ein Straßenbau ungeheuer kostenintensiv wäre, liegt die Verbindungsstraße zwischen den Orten am Meer hoch in den Bergen: Serpentinen hoch, Serpentinen runter. Der Anblick von Demre erschreckte Don Curry zunächst. Der Ort schien eine einzige Ansammlung von weißen Plastikplanen-Gewächshäusern zu sein. Als große farblose Fläche leuchteten sie in der Sonne. Don Curry hatte allerdings ein anderes Ziel, nämlich die antike Vorgängerstadt von Demre: das alte Myra.

Als er sich der gut ausgeschilderten Ruinenstätte näherte, winkte ihn ein junger Mann energisch auf einen Parkplatz. Don Curry hatte auch gerade die ungewohnten Schilder gelesen: "Parking free". In der Regel hat jeder türkische Parkplatz einen offiziellen Wächter, der mindestens 10 Lira abkassiert, egal, wie lange man parkt - allerdings alles staatlich geregelt und gegen Quittung. Der junge Mann hatte eine andere Strategie: das Parken war frei, aber er quatschte die Parkenden so sympathisch an, dass sie nachher gern einen Kaffee oder Ähnliches in seinem Café am Parkplatz bestellten. Don Curry fand das geschäftstüchtig, vor allem als er erkannte, dass der offizielle Parkplatz ebenfalls kostenlos war. Per Museum Pass fand er schnell Einlass zu dem sehr übersichtlichen Gelände der Stadt Myra. Im Wesentlichen bot es zwei Sehenswürdigkeiten: ein großartig erhaltenes Theater aus der Römerzeit und in der Felswand daneben und darüber eine ganze Reihe fantasievoll verzierter lykischer Felsgräber. Seit einigen Jahren hatte man diese Gräber für Touristen gesperrt. Don Curry sah auch keinen Weg, wie man selbst unter rudimentären Sicherheitsvorkehrungen den Besuchenden Zugang zu den teils hoch in der Felswand gelegenen Gräbern ermöglichen sollte, ohne den pittoresken Anblick der Gesamtanlage restlos zu zerstören. Dann lieber so, vor allem, weil das Innere der Gräber meist völlig uninteressant ist. Bei seiner Rückkehr zum Parkplatz bestellte er bei dem sympathischen Cafébetreiber einen frischgepressten Granatapfelsaft und einen Tee. Als Don Curry nach dem Genuss beider Getränke die Rechnung erbat, rief der junge Mann so etwas wie "Ten - Five", setzte sich auf ein Motorrad und entschwand. Don Curry schob also umgerechnet 1,50 € unter das Teeglas, stieg ins Auto und entschwand ebenfalls.

Fahren musste er nicht weit, nur ins Zentrum von Demre. Dort lag sein nächstes Ziel, das ebenfalls mit der Stadt Myra zu tun hat. Hier steht eine relativ gut erhaltene byzantinische Kirche, die im Kern auf das 8. Jhdt. zurückgeht und - natürlich - dem Hl. Nikolaus von Myra geweiht ist. Jahrhundertelang war sie im Schlamm des nahen Demre-Flusses versunken, erst Mitte des 19. Jhdts. erwarb der russische Zar das Gelände und gab eine Wiederherstellung in Auftrag. Das heutige Erscheinungsbild wirkt zwar zunächst sehr befremdlich mit der modernen Überdachung und den weitläufigen Stoffbahnen oberhalb der Kirchenzugänge, doch letztlich dienen diese Vorrichtungen vor allem dem Schutz der noch immer zahlreichen Fresken im Inneren, die somit nicht dem starken Sonnenlicht ausgesetzt sind. Auch Don Curry genoss ausgesprochen gern den Schatten innerhalb und um die Kirche herum, entdeckte außer den Wandmalereien auch kunstvoll gestaltete Fußböden und mehrere Sarkophage, von denen einer einst die Gebeine des Hl. Nikolaus enthielt, bis im 11. Jahrhundert italienische Kaufleute diese entwendeten und nach Bari brachten. Dennoch bleibt Myra bis heute die Stadt des Nikolaus und zieht nicht nur Touristen, sondern auch - vor allem russische - Pilger an, was Don Curry an der riesigen Auswahl von Nikolausikonen in den Souvenirläden um die Kirche herum ablesen konnte. Auch sonst schien das türkische Demre stolz auf seinen ehemaligen Bewohner zu sein: mehrere Statuen des Heiligen und noch viel mehr Läden, Restaurants und Hotels, die nach Santa Claus benannt waren, ließen Nikolaus sehr gegenwärtig werden. Wobei es Don Curry irgendwie schwer fiel, Nikolaus und 30° C Außentemperatur zusammenzubringen...

Inzwischen entfaltete die Sonne noch mehr Kraft, das Thermometer zeigte 32° C, als Don Curry das kleine Küstendorf Üçağiz erreichte, den Startpunkt zahlreicher Bootstouren in die malerische und inselreiche Umgebung. Don Curry zog es zunächst zu den Überresten der Stadt Theimussa. Da sich das Parken in Üçağiz trotz großer Kapazitäten als extrem schwierig erwies, stellte Don Curry sein Auto einfach vor einem Souvenirladen am Hafenplatz ab und ging ganz bis zum östlichen Ende des Dorfes. Hier begann ein kleiner Pfad der mit "To the Tombs" ausgeschildert war. Buchstäblich über Stock und Stein stapfte Don Curry durch eine sehr unwegsame Landschaft direkt am Meer, bis er endlich eine Ansammlung sehr spezieller Kammergräber im lykischen Stil fand, die extrem fotogen in der Gegend herumstanden.

Trotz der schier unerträglichen Hitze plagte ihn ein leichtes Hunger- und ein ausgeprägtes Durstgefühl. Vor einer Pension am Hafen saßen zwei Männer und aßen etwas. So suchte sich Don Curry dort auch einen Tisch und wartete. Erst als die Männer aufgegessen hatten, sprach ihn einer an "Welcome to my little paradise. What can we do for you?" Die Esser outeten sich als der Besitzer und der Koch der Pension. Don Curry erklärte, dass er nur etwas Leichtes essen wolle, worauf ihm der Besitzer "Pancakes" empfahl. Diese türkischen Gözleme haben mit unseren typischen Pfannkuchen allerdings herzlich wenig zu tun. Sie werden aus dem blätterteigähnlichen Yufkateig bereitet und können verschiedene Füllungen enthalten. Don Curry bekam seine mit einer leckeren Mischung aus Frischkäse und verschiedenen frischen Kräutern. Zusammen mit insgesamt 1 Liter Wasser zahlte er in diesem Touristenparadies 4 € und war mehr als zufrieden. Bei der Rückkehr zu seinem Auto zeigte sich, dass wohl andere mit seinem Parkplatz vor dem Souvenirladen weniger zufrieden waren. Nicht nur die Scheibenwischer waren aufgestellt worden, auf der Motorhaube seines Autos hatte jemand einen Warnzylinder platziert, der genutzt wurde, um ein Parken zu verhindern. Don Curry verstand die Botschaft, brachte seinen Wagen wieder in fahrbereiten Zustand und entschwand, bevor sich weiterer Ärger entladen konnte.

Kurz nach 16:00 Uhr kehrte er zum Hotel zurück und war froh, in dieser Hitze nichts mehr unternehmen zu müssen. Die eigentlich geplante Bootstour in Üçağiz fiel einerseits den unerträglichen Temperaturen, als auch den touristischen Hochpreisen (ab 60 € pro Person) zum Opfer. Don Curry gönnte sich lieber eine späte Siesta...

Gegen 19:00 Uhr wuchs in ihm die Bereitschaft zu neuen kulinarischen Abenteuern. Nachdem er gestern so schmählich international gegessen hatte, freute er sich heute auf ein Restaurant mit ausgezeichneter türkischer Küche, das "Bahçe (Garten)", und wie ein kleiner schmaler Garten lag das Restaurant auch - eingezwängt zwischen einem Teppichladen und einem anderen Gasthaus. Besonders bekannt ist das "Bahçe" für seine überreiche Mezze-Auswahl, von denen über 30 Varianten auf der Karte stehen oder direkt in der Mezze-Vitrine ausgewählt werden können. Don Curry entschied sich für gegrillte Auberginen und grüne Peperoni in Joghurt-Tomaten-Sauce, eine reichhaltige Paste aus zerkleinerten Walnüssen und einen extrem leckeren Hummus. Ausreichend Brot und Wasser gab es kostenlos dazu; Don Curry bestellte sich außerdem eine kleine Flasche (0,375 l) lykischen Weißwein aus Patara. Sein Hauptgang sollte eigentlich Schwertfisch in Papier sein, doch der Kellner bedauerte, dass es heute keinen frischen Schwertfisch gäbe; so wich Don Curry auf die Seafood-Casserolle aus - eine heiße Pfanne voller Muscheln und Shrimps auf Paprika-Zwiebelgemüse. Ja, so schmeckt türkische Küche, dachte Don Curry. Manches hätte vielleicht noch etwas würziger sein können, doch insgesamt katapultierte sich dieses Mahl an die Spitze seiner bisherigen kulinarischen Erfahrungen. Mit einem doppelten Tekirdag-Raki und dem Rest des Hummus dazu (Raki ohne Essen ist für Türken unvorstellbar!) endete dieses Event im Garten, für das er aber auch insgesamt 29 € zahlen musste. 

Aber das war es wert, fand Don Curry, und dachte an einen wunderbaren Tag zurück, an dem er dem Nikolaus ganz nahe kam.

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