Don Curry on Tour 3
Don Curry on Tour 3
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Don Curry wird Theaterkritiker

Veröffentlicht: 12.10.2021

Don Curry besuchte in den letzten Tagen unfassbar viele Ruinenstätten: aus der Griechenzeit, aus der hellenistischen Zeit, aus der Römerzeit, aus der byzantinischen Zeit. Eines fiel ihm dabei besonders deutlich auf. Am besten erhalten haben sich nicht Privathäuser und Paläste, auch nicht Festungen oder Tempel, am besten erhalten haben sich die Theater der alten Städte. Natürlich wurden einige restauriert, um auch in heutiger Zeit genutzt werden zu können; aber selbst die nicht mehr nutzbaren Theaterbauten künden lebhaft von längst vergangenen Zeiten, als es weder Kino noch Fernseher noch Internet gab, sondern der Besuch eines Theaters fast das einzige Unterhaltungsangebot der damaligen Menschen darstellte.

Nach dem gewohnt guten Frühstücksangebot im Hotel Belinda umfasste das heutige Tagesprogramm abermals mehrere Ruinenstätten, und Don Curry würde auch wieder einiges an Theatern sehen. An den Anfang setzte er gleich den Höhepunkt, zum einen, weil die Temperaturen noch nicht gar so hoch waren, zum anderen weil die Reisegruppen noch beim Frühstück saßen. So genoss Don Curry das UNESCO-Weltkulturerbe Xanthos fast ganz allein. Gleich zu Beginn erwartete ihn das Theater dieser lykischen Stadt mit einem sehr guten Erhaltungszustand. Einzig die oberen Sitzreihen hatte man in byzantinischer Zeit abgetragen, um die Rückwand des Theaters zugleich als Stadtmauer zu nutzen. Direkt neben dem Theater präsentierte Xanthos sein Außergewöhnlichstes: zwei Pfeilergräber, die rund 5 Meter vor Don Curry aufragten. Eines von ihnen, das sogenannte Harpyengrab, war einst vollständig von kostbaren Marmorreliefs verkleidet, die unter anderem Harpyien als Seelentransporteure darstellten. Während sich die Originale im British Museum in London befinden, konnten Kopien zumindest etwas vom einstigen Glanz vermitteln. Während sich das Stadtgelände recht überschaubar darbot, zog es Don Curry weiter zur Nekropole, zu der ein kürzlich mit weiß bemalten Steinen markierter Pfad in die Wildnis jenseits der Ruinen führte. Immer wieder entdeckte Don Curry am Wegesrand ausgestaltete Sarkophage oder verzierte Felsgräber, sogar ein weiteres Pfeilergrab erhob sich mitten in der Landschaft und wollte bewundert werden. Nach Beendigung des Rundweges sah Don Curry das Theater bereits gefüllt mit vielen Menschen, die ersten Reisebusse strömten herbei.

So startete er schnell durch zum Letoon, dem ehemaligen spirituellen Zentrum des Lykischen Bundes, wo es die Reste von 3 Tempeln, ein Nymphäum, aber natürlich auch ein Theater zu bestaunen gab. Sehenswert fand Don Curry zudem die uralten Olivenbäume, die auf dem Gelände standen. Der Ticketkontrolleur drängte ihm einen umfangreichen Bildband über Lykien auf, wenn er dafür einen 10 € - Schein geben würde. Don Curry nahm das Angebot gern an, und der Mann freute sich sichtlich über die wertbeständigen Devisen.

Die Hafenstadt Fethiye besitzt natürlich auch ein antikes Theater aus hellenistischer Zeit, doch Don Curry visierte hier einzig ein ganz besonderes Monument in einem Felsen am Rande der Stadt an: das gewaltige Felsengrab des Amyntas, das hoch über der Stadt in den Felsen gehauen worden war. Erst quälte Don Curry sein Auto durch die gewundenen und steilen Gassen bis zum Fuß des Felsens, dann quälte er sich selbst serpentinenmäßig zum Grab empor. Leider erfüllte das Ziel nicht ganz seine hohen Erwartungen: das Grab zeigte sich innen wie außen stark durch grellbunte Graffiti verunziert. Deutlich spektakulärer als das Grab selbst präsentierte sich der unvergleichliche Ausblick über die Stadt und die vorgelagerten Inseln.

Inzwischen nahm die Hitze wieder spürbar zu, und Don Curry sehnte sich nach einem schattigen Plätzchen für ein leichtes Mittagessen. Im Restaurant direkt am Gräberfelsen sagte man ihm, dass der Koch erst in ein oder zwei Stunden kommen würde. Don Curry fuhr lieber seinem nächsten Ziel entgegen, in der Hoffnung, am Straßenrand ein offenes Restaurant mit Koch zu finden. Ein paar Kilometer hinter Fethiye wies ein Schild auf Lammspieße hin. Kurzentschlossen parkte Don Curry auf dem improvisierten Parkplatz und nahm Platz an einem der wenigen Tische unter schattigen Bäumen. Als er nach der Speisekarte fragte, nannte ihm der junge Mann in gutem Englisch drei Gerichte: Lammspieße, Köfte oder gegrillten Fisch - mehr gab es nicht an Auswahl. Auf einen ganzen Fisch hatte Don Curry genauso wenig Lust wie auf Lammspieße, aber Köfte gehen ja immer. Er erwartete nicht viel von dieser insgesamt sehr improvisiert wirkenden Lokalität; als Getränk bestellte er Coke Zero. Kurz darauf kam der Vater des jungen Kellners an seinen Tisch und redete türkisch auf ihn ein, wobei Don Curry nur mehrfach das Wort "Ayran" verstand. Als er sich als Ausländer outete, wies der Mann immer noch energisch aber freundlich auf Ayran hin, bis Don Curry schließlich zustimmend nickte. Dann wurden ihm Wasser und Besteck gebracht, dann kam ein Korb mit 5 selbstgebackenen extrem luftigen Fladenbroten (Lavash), dazu selbstgemachte Butter und ein krümeliger Käse, dann brachte man ihm einen großen Teller Tomaten-Rucola-Salat, dann kam eine brutzelnde Pfanne mit 6 Köfte, gegrillten Tomaten, Zwiebeln und Peperoni. Und zum Abschluss brachte der Vater stolz ein großes, überquellendes Glas offenbar selbstgemachten Ayrans. Nicht nur der Ayran, alles Dargebotene überzeugte Don Curry so sehr, dass er außer 3 Broten und dem Krümelkäse nichts übrig ließ, obwohl er nur ein leichtes Mahl zu sich nehmen wollte. Eigentlich ein gutes Konzept: ganz wenige Gerichte, die aber dafür richtig gut und liebevoll hausgemacht. Am Ende, nachdem er noch einen Tee getrunken hatte, zahlte Don Curry für das opulente Mahl 5 € (incl. Trinkgeld). Und er lernte wieder einmal, dass der erste Eindruck durchaus täuschen kann. Erst später entdeckte er, dass dieses "Meşhur Ortaklar Çöp Şiş Fethiye"-Restaurant in Google Maps extrem gut bewertet wurde...

Als er das unscheinbare Gasthaus verließ, fegte ein gewaltiger Sturm über die Straßen. Vater und Sohn eilten bereits nach draußen, um das Hinweisschild auf die Lammspieße besser zu befestigen. Während der weiteren Fahrt brachte der Wind immer wieder Staub- und Dreckwolken in Bewegung, die quer über die Fahrbahn zogen und die Sicht behinderten. Der Himmel hatte sich bereits völlig verfinstert, nur an wenigen Stellen brach noch die Sonne durch. Auch Don Currys nächstes Ziel wurde kräftig von der Sonne angestrahlt, so dass es von weitem sehr gut wahrgenommen werden konnte. Die antike Stadt Tlos erbauten die Lykier auf einem hoch aufragenden Felsen, der die Kontrolle über die gesamte Umgebung ermöglichte. Jeder, der sich näherte, ob Freund oder Feind, konnte kilometerweit im Voraus erblickt werden. Heute krönt den obersten Teil des Felsens eine byzantinisch-türkische Festung, darunter durchlöchern zahlreiche lykische Felsgräber die Felswände. Am Fuß des Felsens kann man die Reste eines Stadions, zahlreicher weiterer Gebäude und natürlich eines gut erhaltenen Theaters ausmachen. Kaum hatte Don Curry sein Auto verlassen, bekam er ein paar Regentropfen ab. Doch dieser erste Schauer endete genauso schnell, wie er begonnen hatte. In aller Ruhe erklomm Don Curry das Felsplateau. Gerade als er unmittelbar vor der Festungsruine stand, brach plötzlich die Sonne durch und zauberte mit der hell im Licht leuchtenden Festung vor dem drohend-dunklen Himmel eine extrem dramatische Stimmung herbei. Don Curry war mal wieder zur rechten Zeit am rechten Ort! Wenige Minuten später endete bereits der kurze Sonneneinfall und die dunklen Wolken bestimmten allein die Szenerie. Nach geruhsamem Abstieg und Begutachtung der verschiedenen Gräber wollte Don Curry noch zum Theater, das allerdings außerhalb des eigentlichen Besichtigungsgeländes weiter an der Straße liegt. Kaum fuhr er los, setzte sintflutartiger Regen ein - Don Currys erster richtiger Regen während seiner Reise. Als der Niederschlag kurzzeitig nachließ, nahm er noch schnell ein paar Fotos vom Theater auf und gab Gas, um zu seinem letzten Ziel zu kommen: der Saklikent-Schlucht.

Der dauerhafte Regen änderte seine Pläne allerdings. er fuhr zwar noch zum Parkplatz an der Schlucht, hielt es aber nicht für sinnvoll, im strömenden Regen eine Schluchtenwanderung entlang eines Gebirgsbaches zu beginnen. Also kehrte er lieber nach Kaş zurück und konnte dort bei bewölktem Himmel den spektakulärsten Sonnenuntergang erleben. Auf fast jedem Balkon des Hotels standen Leute und staunten und knipsten und staunten und knipsten...

Erst gegen 19:30 Uhr machte sich Don Curry noch einmal auf den Weg, um zumindest ein kleines Abendessen für sich zu organisieren. Nun setzte auch in Kaş der Regen ein, was zur Folge hatte, dass sich die Anzahl der möglichen Restaurantplätze schlagartig auf ein Drittel reduzierte. Fast überall waren die Stühle unter Überdachungen und in den Innenräumen längst belegt. Endlich fand Don Curry einen Platz bei einer Pideria, der gerade frei wurde. Schnell bestellte er eine Thunfisch-Pide und ein Gara Guzu-Bier, eines der ersten türkischen Craft-Biere überhaupt und selten zu finden. Beim Begleichen der Rechnung kostete die 0,33l-Flasche genauso viel wie die ganze Pide, die auch noch von üppigen Portionen Zaziki und "scharfer Soße" begleitet war.

Gesättigt und zufrieden blickte Don Curry abermals auf einen wunder-vollen Tag zurück. Wieder einmal hieß der rote Faden: "Theater". Abermals hatte er drei davon erblickt, in unterschiedlichen Stadien der Erhaltung bzw. Rekonstruktion. Welches war bisher das Schönste? Priene, Ephesus, Pergamon, Myra, Xanthos, ... Don Curry traf noch keine voreilige Wahl. Die kommenden Tage würden weitere Theaterbauten liefern. Er konnte sie in aller Ruhe begutachten und würdigen. Er war jetzt schließlich Theaterkritiker...

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