Don Curry on Tour 3
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Tag 36 - Don Curry macht Pause

Veröffentlicht: 07.11.2021

Don Curry kennt sich ganz gut. Er weiß, dass er stets gegen Ende einer Reise in seinem Enthusiasmus nachlässt, sein Entdeckerdrang erlahmt und eine nonchalante Gleichgültigkeit gegenüber neuen Eindrücken aufkommt. Nach 35 teils randvoll gefüllten Tagen darf der innere "Arbeitsspeicher" auch durchaus voll sein. Daher hat er sich für die letzten Tage bewusst recht wenig Programm vorgenommen. Er wollte nicht "unterwegs sein", er wollte einfach "sein".

So gönnte er sich heute auch ein spätes Frühstück im "Safranhan". Wie immer in den besseren Hotels musste er nicht mühsam zu einem Buffet gehen, das persönliche Buffet kam mit vielen Tellern, Schälchen und Schüsselchen zu ihm. Eine Eierspeise seiner Wahl konnte er frei benennen - als Fast-Türke entschied er sich für Menemen, was den Kellner zu freuen schien; es wurde igm allerdings das würzigste Menemen serviert, das er bisher kennengelernt hatte. Ein paar süße Gebächstücke und etwas Käse löschten die Gaumenflammen. die er beim Frühstück nicht unbedingt brauchte.

Auf seinen ersten Programmpunkt freute er sich schon lange: das berühmte Museum der anatolischen Zivilisationen, das unbestritten zu den wichtigsten Archäologischen Museen der Welt zählt. Hier würde er Objekte und Kunstwerke von vielen Orten finden, die er in den letzten Wochen besucht hat, und wo er häufig mit Kopien an Ort und Stelle vorlieb nehmen musste. Hier fand er die echten Schätze von Göbekli Tepe, Catalhöyük, Acalahöyük, Aslantepe, Yazilikaya und Hattusha, dazu noch einige Funde mehr, z.B. aus Gordion, das er gestern aus dem Programm wegkürzen musste. Das Museum residiert in einem selbst museumsreifen Gebäude, einem alten osmanischen Basar, von zahlreichen Kuppeln überdacht. Das Innere wurde dagegen gemäß dem neuesten Stand der Technik gestaltet, mit lebensgroßen Computeranimationen, um per Trackball ein phrygisches Dorf zu erkunden. Sonntags scheint wohl der Tag der Schulausflüge zu sein: eine quirlige Klasse nach der anderen wurde durch das Museum gelotst, wobei die meisten Schülerinnen und Schüler begeistert auf Entdeckungstour waren.

Nach diesem intensiven und zugleich abrundenden Input, der Don Currys Gedächtnis einiges abverlangte - wo war nochmal Aslantepe und was habe ich da gesehen? - stieg er noch kurz zur Festung von Ankara hoch, deren Haupttor direkt gegenüber seines Hotels liegt. Hier hat ein Stück Alt-Ankara überdauert, die kleinen Gassen sind aufwändig restauriert und mit Souvenirshops und Teppichläden gepflastert. Vom oberen Teil der Festung erkannte Don Curry allerdings, das andere Bereiche dieser Altstadt eher Slums gleichen mit zerfallenden Häusern und fast müllhaldenartigen Brachflächen. Erst hinter diesem kleinen Gürtel des Desolaten begann die glitzernde Welt des modernen Ankara, das sich bis zum Horizont ausbreitete. 

Ebenfalls im Altstadtbereich liegt die Alaeddin-Mosche, die älteste ihrer Art in Ankara. Vor allem der aus Nussbaumholz geschnitzte Minbar erfreute. Rund 200 m weiter lsteht die ebenfalls mittelalterliche Aslanhane-Moschee, die mit ihren Holzsäulen und dem blaugekachelten Mihrab als schönste Moschee Ankaras gilt. Hier begann gerade das Mittagsgebet, das von zwei ungefähr 10jährigen Jungs angeleitet wurde, bis irgendwann der Imam übernahm. Auch für die versammelten Beter schien die Gebetsleitung durch Kinder ungewohnt zu sein, einige schauten irritiert, andere fotografierten sogar das Kinderpaar. Der Imam schien sie anschließend gelobt zu haben, korrigierte aber zumindest eine der gesungenen Gebetsmelodien.

Eigentlich wollte sich Don Curry nun in einem empfehlenswerten Gartenlokal in Ankaras Altstadt ein Mittagessen gönnen, doch dort bot sich ihm kein Platz mehr. Also beschloss er etwas nachzuholen, was er die letzten 35 Tage vermieden hatte: er ging in eine Dönerbude. Als er nach einer Speisekarte fragte, entschwand der Kellner und schickte eine Kellnerin, die gut Englisch sprach und ihm die Karte zeigte; es gab zwei Gerichte: Döner oder Köfte - die Beilagen jeweils identisch. Also bestellte Don Curry seinen ersten Döner in Anatolien. Schnell zeigte sich, das hier im Dönerfleisch auch Sehnen und Bindegewebe vorkommen können, die anderen Fleischstücke schmeckten gut, kamen aber ohne jede Sauce daher, sondern nur mit Weißbrot, Reis, Zwiebeln, Tomaten und einer gegrillten Pepperoni. Don Currys Resümee: essbar, aber es gibt Besseres.

Inzwischen zeigte die Uhr, dass sich die Mittagszeit dem Ende näherte. Don Curry verschob den Besuch des Atatürk-Mausoleums auf morgen und plante für heute nur noch eines: Freizeit. Er betrachtete die Kunstwerke in seinem Hotel etwas genauer, gönnte sich dann ein kleines Mittagsschläfchen, vollendete den Bericht über den gestrigen Tag und las noch ein bisschen. Zwischendurch bemerkte er, dass der Innenhof seines Hotels für eine Feier festlich geschmückt und die Tische gedeckt wurden. Es könnte also eine lange Nacht werden.

Zum Abendessen beschloss er seine anatolischen Dönerkenntnisse zu vertiefen und eine türkische Döner-Kette zu testen: SR Döner. In 700 m Entfernung gab es eine Filiale. Eigentlich ein kurzer Weg, aber Don Curry erinnerte sich, dass sein Hotel einen wunderbaren Ausblick über den Rest Ankaras bot. Er erinnerte sich auch, dass das heute morgen besuchte Museum nur 200 m entfernt liegt, dafür aber gefühlt 100 Höhenmeter tiefer. Die Döner-Filiale lag noch viel tiefer. Der Hinweg stellte kein Problem dar und führte sogar durch einen sehr lebendigen Basar Ankaras , wo es von frischen Erdbeeren über unzählige Firscharten bis zu Pullovern für 4 € fast alles gab. Don Curry wollte aber nur Döner, und zwar Hähnchen-Döner. In der winzigen Filiale von SR Döner war das meiste bereits ausverkauft, z.B. alles mit Kalbs- oder Lammfleisch. Bei den Hähnchen-Döners gab es den Döner im Brot nicht mehr, aber im Brötchen oder im Dürüm (Wrap). Don Curry wählte beide Möglichkeiten, die jeweils mit Hähnchenfleisch vom Döner-Spieß, knusprigen Pommes, Gurken, Mayo und scharfer Lavash-Sauce belegt/gefüllt waren; zusammen 2,50 €. Der Rückweg hinauf auf den Festungsberg war die Hölle, der Genuss des Dürüms dagegen himmlisch: extrem würzig, saftig, knackig und lecker! 

Zufrieden blickte Don Curry auf diesen Tag zurück. Er hatte im Museum seine gesamte bisherige Reise wunderbar zusammenfassen können, er hatte die wichtigsten Orte des "alten" Ankara besucht und er hatte den Döner in seinem Ursprungsland ausgiebig erforscht. Und außerdem: er hatte ganz viel Pause gemacht...

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