Don Curry on Tour 3
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Tag 20 - Don Curry auf Abrahams Spuren

Veröffentlicht: 22.10.2021

Don Curry begegnete im bisherigen Teil der Reise zahlreichen Spuren neutestamentlicher Promis: sei es das Haus Marias bei Ephesus, das Grab des Apostels Johannes in Selcuk, das Grab seines Kollegen Philippus in Hierapolis, den Geburtsort des Paulus in Tarsus und natürlich die Petruskirche in Antakya. Inzwischen hat Don Curry den Osten Anatoliens erreicht, und hier ist vieles spürbar anders. Hier spielt auch das Neue Testament keine Rolle, dafür aber das Alte...

Zunächst aber verließ Don Curry entgültig den Götterberg und fuhr gen Süden. Auf das Frühstück hatte er heute verzichtet, um lieber etwas mehr Schlaf nachzuholen. Außerdem ging er davon aus, sein Tagesziel bereits gegen Mittag zu erreichen und sich dann dort stärken zu können. Kurz vor diesem Ziel stand noch ein Abstecher auf dem Tagesprogramm. die Besichtigung des Göbekli Tepe - also wieder ein Ausgrabungshügel aus grauer Vorzeit. Doch wieder einmal konnte sich Don Curry überraschen lassen.

Überraschend wirkte schon das gut durchdachte System der Besucherführung. Ein großer und überaus gut gefüllter Parkplatz lag direkt am Besucherzentrum, das wie sämtliche Gebäude kreisförmig gestaltet war. Von dort musste Don Curry nur wenige Schritte gehen zum Einführungspavillion, der einen kurzen Einblick in die Geschichte der Funde in Göbekli Tepe gab; dazu diente auch ein kurzer Film mit neugierig machenden Informationen, aber mehr noch eine musikalisch eindrucksvoll untermalte Multimedia-Show, die ganz ohne Worte die Entstehung von Spiritualität und Kultur zum Ausdruck machte. Denn genau das kann Göbekli Tepe sein: der älteste von Menschen erbaute Ort der Spiritualität, der erste Tempel. Und die Menschen damals hatten nicht gekleckert, sondern geklotzt. 

Nach Verlassen des kreisrunden Pavillions begibt man sich als Besucher auf einem überdachten Weg zur Bushaltestelle, um sich dann mit einem Kleinbus die 800 Meter zur eigentlichen Ausgrabung transportieren zu lassen. Unter einem riesigen Dach sieht man sie dann: Vier kreisrunde Sakralgebäude waren bisher ausgegraben worden, jeweils 10.000 bis 11.000 Jahre alt - und damit viele Jahrtausende vor den Pyramiden oder Stonehenge. Doch ähnlich wie in Stonehenge spielten gewaltige Monolithen eine wichtige Rolle. Sie sind bis zu 6 m hoch und sämtlich in der Form des Buchstaben "T" gestaltet - wie ein Mensch mit ausgebreiteten Armen. Doch nicht nur die Größe lässt staunen, viele der Monolithen sind mit erstaunlich lebensechten Reliefs verschiedener Tiere verziert. Die erst vor 25 Jahren begonnenen Ausgrabungen von Göbekli Tepe werfen schon jetzt viele vermeintliche Gewissheiten der frühen Kulturgeschichte des Menschen über Bord. Für Don Curry bildete dieser buchstäbliche Einblick in eine ganz ferne Zeit zu den spannendsten und wichtigsten Erlebnissen der bisherigen Reise.

Gegen 13:00 Uhr hatte er das Ziel des Tages bereits erreicht, kämpfte sich mühsam durch die Altstadtgassen von Sanliurfa, fand sein Hotel sofort und konnte sein Auto direkt daneben auf einem Otopark abstellen. Darin lag einer der Vorteile des Palmyra Boutique Hotels, dass es miiten in der Altstadt einen kostenlosen Parkplatz bieten konntre. Der andere Vorteil: das Hotel residiert in einem typischen Urfa-Haus, von denen es noch einige in der Altstadt gibt. Von außen wirken diese Häuser eher schroff und abweisend mit ihren schmucklosen Fassaden, doch hat man den Eingangsbereich durchschritten landet man unweigerlich in einem kleinen idyllischen Innenhof, von dem auf mehreren Treppen die Räumlichkeiten erreicht werden können. Mit seinen insgesamt 6 Zimmer wirkte das Hotel sehr familiär und Don Curry wurde sehr herzlich begrüßt. Sein Zimmer war leider noch nicht ganz bezugsfähig, aber er konnte sein Gepäck abstellen, fragte nach einem Tipp für ein gutes Mittagslokal und stürzte sich in die Altstadt.

Er merkte schnell, dass Sanliurfa deutlich anders ist, als alle bisher besuchten türkischen Städte; es ist deutlich orientalischer. Alles gebärdet sich etwas lauter, etwas chaotischer und etwas undurchschaubarer, als er es bisher gewohnt war. Bevor er den Lokaltipp mitten im Basarbereich überhaupt erreichen konnte, fiel er gewissermaßen wegelagernden Kellnern zum Opfer. Er näherte sich zu sehr den Tischen eines Straßenlokals und wurde sofort von den jungen Männern zum Hinsetzen gedrängt. Don Curry trieben keine gehobenen Ansprüche an sein Mittagessen, daher fügte er sich in das ihm aufgenötigte Schicksal. Als er nach einer Speisekarte fragte zählte der für ihn zuständige junge Kellner einfach auf: "Chicken, Lamb, Meatballs, ..." Bei Chicken war Don Curry schon einverstnaden gewesen. Er bestellte noch Ayran und Wasser dazu, mehr musste er nicht festlegen. Sofort wurde ihm die Flasche Wasser und eine Blechtasse voll überschäumenden Ayran kredenzt, dazu eine Schüssel Chilipaste und eine Schüssel sehr knoblauchlastiges Zaziki, dann eine Schüssel eingelegter Zwiebeln in brauner Soße und ein Teller rohe Zwiebeln und ganz viel Petersilie. Erstaunlicherweise fehlte das Brot, das sonst immer zuerst auf dem Tisch steht. Es kam als dünner Fladen unter den gegrillten Hühnerstücken. Don Curry sollte sich wohl aus Fleisch, Zwiebeln, Petersilie und all den anderen Dingen seinen eigenen Dürüm zusammenrollen, den türkischen Wrap. So taten es zumindest die Nachbarn an den anderen Tischen. Er selbst griff lieber zur Gabel und aß sein Hühnchen auf konventionelle Art, überrascht von der fantastischen Würze des leckeren Fleisches. Die Beilagen konsumierte der dazu, wobei er auf die scharfe Chilipaste sehr gut verzichten konnte. Das Mahl kostete 2,30 € und sorgte für einen gut gefüllten Magen. Inzwischen konnte sein Zimmer bezogen werden, das allerdings eher enttäuschend wirkte. Aufgrund des schmucken Innenhofes hätte er auch im Zimmer mehr orientalisches Ambiente erwartet. Aber klar, das Leben in den Urfa-Häusern spielte sich nicht in den Zimmern, sondern im Innenhof ab.

Ohne langes Verweilen kehrte Don Curry in die Altstadt zurück, besuchte zuerst die alterwürdige Ulu Cami, die die Stelle einer byzantinischen Stephanus-Basilika eingenommen hat. Das Minarett nutzt in der unteren Hälfte den alten Kirchturm. Das Innere der Mosche bescherte Don Curry abermals eine Enttäuschung. Es bot sich - erwartungsgemäß - als klassische Pfeilermoschee dar, allerdings ohne jeglichen Schmuck oder farbliche Akzente. Unwillkürlich fühlte sich Don Curry an frühe romanische Kirchen erinnert, die ebenfalls recht schmucklos daherkamen und allein durch das Wunder des Gebautwordenseins zum Staunen anregten. Durch Teile des wuseligen Basars begab sich Don Curry in das spirituelle Zentrum Sanliurfas, den Komplex um die Geburtsgrotte Abrahams. Zunächst entdeckte er die große Hauptmoschee, die allerdings erst 1987 fertiggestellt wurde und damit wohl eher dem neoosmanischen Stil zuzurechen ist. Dementsprechend gab es hier bei der Prachtentfaltung im Innenraum keine Grenzen. Deutlich unscheinbarer zeigte sich die Geburtsgrotte, eigentlich einen Felsenhöhle. Mit geschlechtergetrennten Zugängen konnte man sich der Grotte nähern, musste sich aber ähnlich wie bei der Geburtskirche in Bethlehem zunächst ganz klein machen, um in das Innere zu gelangen, die Höhe des Eingangs betrug maximal 1 m. Die eigentliche Grotte war hinter Glas abgeschirmt und grün angeleuchtet, der Farbe des Islam. Später am Abend sollte Don Curry sehen, dass der gesamte Bereich um die Grotte herum grün illuminiert wurde. Neben der Hauptmoschee befinden sich in einer schönen Parkanlage mehrere Teiche, in denen es von mächtigen Karpfen nur so wimmelt. Das geht zurück auf eine islamische Abrahamlegende, so dass die Karpfen als heilige Tiere gelten. Wer einen von diesen Fischen aus den Teichen isst, soll auf der Stelle erblinden. Daher kaufen die zahlreichen Pilger und einheimischen Touristen lieber Fischfutter und geben den Tieren zu essen.

Nach dieser Spurensuche in Sachen Abraham gönnte sich Don Curry zunächst eine regionale Süßspeise, Künnefe, eine Mischung aus Fadennudeln und einem speziellen fetten Käse, die gebraten, mit Pistazien bestreut und anschließend in Sirup schwimmend serviert wird. Neu gestärkt wollte Don Curry nun noch tiefer in die Vergangenheit Sanliurfas und ihrer Umgebung eintauchen. Nicht weit von den Abrahamstätten eröffneten in den letzten Jahre gleich zwei bedeutende Museen. Da das Mosaikmuseum als erstes auf dem Weg lag, machte Don Curry hier den Anfang. Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Freizeitpark entstehen. Doch sobald man in Anatolien den Boden aufreißt, muss man mit archäologischen Funden rechnen. In diesem Fall waren es römische Mosaiken von derartiger Größe und Kunstfertigkeit, dass man sie nicht einfach wegbaggern konnte. So entschied man sich, statt des Freizeitparks direkt an der Fundstelle ein Museum zu errichten, das eigentlich nur aus einem Raum besteht: einer riesigen Halle, die sämtliche hier gefundenen Bodenbeläge an der Originalposition umfasst und schützt. An den Rändern brachte man noch einige Mosaiken aus benachbarten Ortschaften unter. Nach dem Besuch in Gaziantep konnte sich Don Curry als durchaus mosaikenverwöhnt bezeichnen, doch der hier gezeigte Stil wirkte nochmals lebensechter, nochmals bezaubernder. 

Dieses fantastische Hors d'oeuvre entfachte die Erwartungen für das benachbarte Archäologische Museum umso mehr. Als Don Curry es allerdings kurs nach 17:00 Uhr erreichte, schlossen sich die Türen gerade. Zu spät! Also zurück ins Hotel und etwas an den Berichten arbeiten.

Gegen 19:00 Uhr machte sich Din Curry nochmals in die Altstadt, um ein leichtes Abendessen einzunehmen. Direkt bei der Großen Moschee hatte er bereits am Nachmittag ein Restaurant in einem Urfa-Haus gesehen, das mehr zu sein schien, als eine Kebabbude. Es wirkte auch tatsächlich edler, funktionierte aber trotzdem nach dem gleichen Prinzip: der Gast sieht sich die rohen Spieße an, wählt aus und bekommt sie mit den immer gleichen Beilagen am Tisch serviert. Schön an dieser Methode ist, dass man die Menge problemlos an das eigene Hungergefühl anpassen kann. So suchte sich Don Curry nur einen Urfa Kebab aus, eine Mischung aus Hackfleisch und Bulgur am Spieß gegrillt. Das Fleisch kam mit zwei Brotfladen, zwei Soßen, zwei Grilltomaten, und jeder Menge roher Zwiebeln und Petersilie. Da blieb sogar noch Platz für eine Portion Baklava. Insgesamt mit Ayran und Wasser zahlte Don Curry 7 €. Das Bier musste er dann aus seinen Vorräten nehmen, dann ähnlich wie in Konya wird in Sanliurfa offiziell kein Alkohol ausgeschenkt oder verkauft.

Das Hotel bot noch eine weitere Überraschung. Direkt nebenan liegt ein Konak Evi, ein Gasthaus, das mehrmals die Woche abends Live-Musik und dazu ein festes Menü anbietet. Das Essen konnte dem gesättigten Don Curry egal sein, die türkische Musik hörte er mindestens genauso gut wie die zahlenden Zuschauer im Konak. so genoss er die akustische Begleitung und freute sich schon, morgen weiterhin Abraham auf der Spur zu bleiben...

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