Don Curry on Tour 3
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Tag 19 - Don Curry bei den Göttern

Veröffentlicht: 21.10.2021

Don Curry schreckte hoch, als der Wecker seines Smartphones um 4:30 Uhr einen Klingelton produzierte. Er hatte sich gestern noch erkundigt, wann man zum Sonnenaufgang auf dem Nemrut-Berg starten müsse. "Um 5:00 Uhr", kam die beängstigende Antwort. Und so startete Don Curry tatsächlich um 5:00 Uhr, um möglichst früh bei den Göttern zu sein. 

Bereits gestern sammelte er ausreichend Erfahrung damit, im Stockdunklen die serpentinenreichen 10 km bis zum Besucherzentrum hinaufzufahren. Heute ging die Schranke hoch, als Don Curry bei dem Kontrolleur seinen Museum Pass vorzeigte. Rund 500 m oberhalb des Zentrums befindet sich der Besucherparkplatz. Da die meisten Touristen mit organisierten Touren per Kleinbus anreisen, braucht der gar nicht besonders groß sein. Doch nun begann der wirklich beschwerliche Teil. In völliger Dunkelheit mussten 20 Minuten lang Treppenstufen zum Gipfel bewältigt werden. Zudem betrug die Temperatur hier oben in über 2000 m Höhe frostige 6° C, die Don Curry trotz dickem Pullover und Kapuzenjacke erschauern ließen. Das beste Mittel gegen Kälte stellt andauernde Bewegung dar; und so stapfte Don Curry an mehreren Busladungen türkischer Touristen vorbei stetig bergan. Ein leichter rötlicher Schimmer zeigte sich am östlichen Horizont, aber bis zum tatsächlichen Sonnenaufgang würde es wohl noch 50 Minuten dauern. Don Curry und viele andere nutzen die Zeit für ausgiebige Fotos der Götterstatuen und -köpfe im Licht des Vollmonds und der beginnenden Morgenröte. Die Busgruppen wärmten sich zusätzlich mit Raki, der kräftig ausgeschenkt wurde. Don Curry nutzte die lange Wartezeit sehr sinnvoll, indem er zwischendurch zur Westterrasse weiterging, und ganz allein die dortigen Monumente bestaunen konnte. Zurück auf der Ostterrasse entwickelte die Sonne rasch ihre wärmende Kraft und brachte die alten Steine regelrecht zum Glühen. Wahrhaft göttliche Momente...

Gegen 7:30 Uhr kehrte Don Curry ins Hotel zurück, schlummerte noch etwas und begab sich dann zum Frühstück. Neben frisch gebackenen Fladen wurden ihm drei Porzellanteller serviert mit einer reichen Auswahl von all dem, was zu einem türkischen Frühstück dazugehört: Tomaten, Gurken, verschiedene Käsesorten, verschiedene Marmeladen, verschiedene Olivensorten; sogar etwas Wurst war im Angebot. Obwohl er heute bereits 2,5 km vor dem Frühstück gelaufen war, konnte er nur einen kleinen Teil der Lebensmittel verzehren.

Dann ging es schon wieder los. Insignia erwies sich als echter Gourmet unter den Fahrzeugen. Er bevorzugte nicht nur Diesel, sondern zusätzlich noch AdBlue. Don Curry hatte zwar davon gehört, dass es so ein AdBlue-Konzept gab, konnte aber keinerlei Erfahrungen damit vorweisen. Doch seit gestern meldete Insignia ziemlich aufdringlich, dass der AdBlue-Pegel niedrig sei. Heute erhöhte er das Drohpotenzial und gab klar an, wie viele Kilometer es noch dauern würde, bis der Motor nicht mehr starten könne. Noch waren das über 800 km, aber Don Curry erkannte deutlich, dass er möglichst bald AdBlue auftreiben müsse.

Zunächst aber besuchte er Arsameia, eine der Königsstädte des ehemaligen Reiches Kommagene, dessen König Antiochos sein Grabmal auf dem Nemrut-Berg geschaffen hatte. Arsameia galt als Sommerhauptstadt, da es hier in den Bergen stets angenehm kühler blieb, als im Tiefland. Erstaunlicherweise blieben von dieser antiken Ortschaft keine Gebäuderuinen erhalten, dafür aber zwei gegrabene Tunnel, einer davon sogar über 150 m lang, und mehrere überragende Denkmäler. Als Höhepunkt gilt ein mehr als lebensgroßes Relief von Herkules und König Antiochos, die sich herzlich begrüßen. Neben diesen frei in der Landschaft stehenden Kunstwerken beeindruckte Don Curry vor allem die majestätische Berglandschaft, die sich nach allen Seiten ausdehnte. Auf der Weiterfahrt erblickte er auch den charakteristischen Gipfel des Nemrut mehrfach aus weiter Entfernung.

Sein nächstes Ziel lag nur 60 km Luftlinie entfernt, doch auf der anderen Seite des Berglandes. So musste Don Curry fast 150 Minuten investieren, um auf 100 km Straßenstrecke dieses Ziel zu erreichen - 100 km fast durchgehend Serpentinen bergauf und bergab. Die überaus abwechslungsreichen Landschaftbilder dieser Bergwelt entschädigten zumindest etwas für diesen andauernden Kraftakt. Am Ende der Strecke lag die Großstadt Malatya, und das erste, was Don Curry dort sah und anfuhr war eine Tankstelle. Insignia verlangte inzwischen nicht nur AdBlue sondern auch Diesel. Ein junger und sehr kommunikativer Tankwart nahm sich Don Currys an. Sehr schnell machte Don Curry deutlich, dass er kein Türkisch verstehe, doch das störte den Tankwart wenig, er redete trotzdem weiter mit Don Curry. Als Don Curry verdeutlichte, dass er auch AdBlue brauche, zeigte sich der junge Mann allerdings irritiert. Schnell fragte er einen Kollegen um Rat. Der machte deutlich, dass Don Curry einen Kanister AdBlue kaufen müsse, dessen Inhalt man dann in den AdBlue-Tank des Autos einfüllen könne. Don Curry verstand das Prozedere, doch der junge Tankwart begleite Don Curry lieber, immer weiter redend. Gemeinsam standen sie vor 5 Liter-Kanistern, auf denen "AdBlue" stand. Der Tankwart wollte von Don Curry wissen, ob das die richtigen seien? Don Curry hatte eigentlich gehofft, an einer Tankstelle Spezialisten für Autoversorgungsfragen zu finden. Um es nicht noch komplizierter zu machen, nickte er einfach. Der kommunikative Tankwart nahm den Kanister und begleitete Don Curry zur Kassiererin. Dort erklärte er ihr, dass Don Curry den Kanister (7 €) und das Volltanken (42 €) bezahlen müsse. Die Kassiererin nickte und begann ununterbrochen auf Don Curry einzureden: als er die Karte zückte, als er die PIN eingab, als der Beleg ausgedruckt wurde - sie redete die ganze Zeit mit Don Curry, der kein Wort verstand. Doch das war gar nicht wichtig. Sie erwartete keine Antwort oder Reaktion. Sie redete einfach weiter, bis Don Curry das Gebäude verließ und zu seinem Tankwart zurückkehrte, der fröhlich pfeifend den Kanister AdBlue in den dafür vorgesehenen Tank kippte. Schnell unterbrach er das Pfeifen, um wieder mit Don Curry zu reden, besser: zu Don Curry zu reden. Als der Kanister leer war, bedankte sich Don Curry auf türkisch, stieg ein und fuhr davon, bevor der junge Mann seinen Redefluss neu anschwellen lassen konnte. Irgendwie würde es Don Curry schon interessieren, was der Tankwart und die Kassiererin ihm die ganze Zeit erzählt haben...

Nachdem Insignias Bedürfnisse doppelt befriedigt waren und keine neuen Drohungen mehr kamen, steuerte Don Curry Arslantepe an, einen Grabungshügel am Stadtrand von Malatya, der erst vor einigen Monaten zum UNESCO-Welterbe ernannt worden war. Obwohl der Hügel eigentlich nur mit Führung besichtigt werden darf, verzichtete der Museumsmitarbeiter aufgrund mangelnder Englischkenntnisse darauf, und Don Curry hatte das Gelände ganz für sich. Kürzlich angebrachte Infotafeln, auch auf Englisch, halfen ihm sehr bei der historischen Orientierung. Zu sehen gab es für den Nichtarchäologen nicht sehr viel: Grundmauern eines Palastes und einiger angrenzender Häuser, alles aus Lehmziegeln errichtet. Die Info-Tafeln kündeten von den Anfängen, der Blütezeit und dem Niedergang dieser Siedlung. Sämtliche Fundstücke gab es nicht vor Ort, sondern im Museum von Malatya zu sehen. Dafür blieb Don Curry keine Zeit. Er fuhr noch kurz nach Battalgazi, dem alten Malatya. Dort hatte man kürzlich eine osmanische Karawanserei restauriert. Doch diese Restauration geschah derart klinisch rein, dass das Gebäude wie ein nüchterner moderner Neubau wirkt, dem sämtliches historisches Flair abhanden gekommen ist. Ziemlich enttäuscht verließ Don Curry den Ort und wollte sich heute endlich mal wieder ein Mittagessen gönnen. 

Im Reiseführer gab es einen Hinweis auf ein Restaurant mit regionaler Küche in Malatyas Innenstadt. Da Malatya im Prinzip eine moderne Gründung ist, fürchtete Don Curry nicht, in irgendwelche Altstadtgassen zu geraten. Er geriet stattdessen in eine riesige Baustelle. Eine ganze Verkehrsachse der Innenstadt war komplett vom Asphalt befreit, weil dort neue Versorgungsleitungen gelegt werden mussten. Doch das ist kein Grund, diese Straße zu sperren oder gar Umleitungen auszuschildern; nein, der Verkehr muss sich eben irgendwie durch die Baustelle durchzwängen und tunlichst den arbeitenden Baggern ausweichen. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Bagger Teile des Erdreichs so in diverse Nebenstraßen geschoben hatten, dass die unangekündigt zu Sackgassen wurden - meist ohne Wendemöglichkeit. Don Curry gab seinen Restaurantplan schnell auf, er wollte nur noch raus aus dem Chaos, genauso wie viele andere Fahrzeuge auch. Endlich gelang es, über das Gelände einer Tankstelle zu einer anderen Hauptstraße zu wechseln und die Innenstadt zu verlassen.

Etwas außerhalb von Malatya entdeckte Don Curry Hinweisschilder auf ein Restaurant an einer Tankstelle. Dort fuhr er hin und landete in einem typischen Grillrestaurant. Als Gast sucht man sich in einer großen Vitrine die verschiedenen Arten von Spießen aus, die danach auf dem Holkzkohlengrill zubereitet werden, die Beilagen sind immer gleich. Don Curry bestellte zwei Hühnerspieße, bekam reichlich Brot, Zaziki, Chilipaste und Salat auf den Tisch gestellt, später folgten nach einem Warte-Tee die exzellent gegrillten Spieße: außen knusprig und innen durch und nicht zu trocken. Anschließend orderte er noch einen türkischen Kaffee, der mit einem kleinen Teller Süßigkeiten serviert wurde. Das gesamte Essen mit Tee, 1 l Wasser, 2 Dosen Coke Zero und dem Kaffee belief sich auf 4 €. Und Don Curry war ordentlich satt.

Diese Energie brauchte er nun auch für die Rückfahrt. Obwohl er in Google Maps viele Strecken durchrechnen ließ, die mit Abstand kürzeste und zugleich zeitsparendste Route blieb die Serpentinenstrecke, die er schon kannte. Also noch einmal durch die Berge! Einen kleinen Stopp fügte er ein bei der gewaltigen Septimius-Severus-Brücke aus der Römerzeit. Bis vor einigen Jahren hatte sie unverändert ihren Dienst getan, bis ein voller Tanklaster sie zum Einsturz brachte. Inzwischen ist sie gut restauriert, aber nur noch für Fußgänger zugänglich.

Ursprünglich wollte Don Curry abends noch einmal zum Nemrut, um auch den Sonnenuntergang zu erleben. Doch dafür war es bereits zu spät. Don Curry erreichte sein Hotel zwar noch bei Tageslicht, die Sonne hatte sich aber längst hinter die Berge zurückgezogen. Aber ein Besuch bei den Göttern reicht auch für den Tag...


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