Don Curry on Tour 3
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Tag 21 - Don Curry auf Abrahams Spuren II

Veröffentlicht: 23.10.2021

Don Curry schreibt eine Fortsetzungsgeschichte. Das hat er noch nie gemacht. Doch das Programm des heutigen Tages schließt sich nahtlos an das gestrige an, zumindest was die Geschichte Abrahams betrifft. Denn nach seiner Geburt muss er irgendwann 50 km südlich nach Harran gezogen sein, denn dort lokalisiert ihn die Bibel, bevor er in das Gebiet des heutigen Israel aufbricht. Auch Don Curry zog es heute nach Harran, aber nicht sofort.

Als erstes zog es ihn in den Innenhof seines Hotels, wo das Frühstück serviert wurde. "Do you like tea?" fragte ihn die junge Bedienung in richtig gutem Englisch. Ja, Don Curry mochte Tee zum Frühstück, und das blieb wieder einmal die einzige Entscheidung, die er treffen musste. Alle übrigen Bestandteile des Frühstücks kamen ungefragt an seinen Tisch - in reichlicher Anzahl. Außer den bereits gewohnten Klassikern (Tomaten, Gurken, Oliven, Käsesorten, Marmeladen, ..) erweiterte sich sein türkischer Frühstückshorizont um drei weitere Bestandteile: Rührei mit Pepperoni, Menemen (leicht gestocktes Ei mit Tomaten und Paprika) und Tahina ve Pekmez (Mischung aus Sesammus und Traubensirup). Letzteres empfand Don Curry als besonders lecker, diese klare Nussigkeit des Sesams in Kombination mit leichter fruchtiger Süße. Zwischendurch kam eine Türkin an seinen Tisch, die ausgezeichnet deutsch sprach und fragte, ob er irgendwelche Fragen habe. Don Curry wollte sofort wissen, ob es in der Nähe ein richtig gutem Restaurant für den Abend gäbe. "Cevahir Han" lautete die klare Antwort und gemeinsam suchten sie auf Google Maps den Standort dieses Gasthauses: nur 500 m zu Fuß entfernt.

Die Abendgestaltung lag aber noch nicht an, jetzt wartete erst einmal das Besichtigungsprogramm. Don Curry beschloss gründlich vorzugehen und daher das Archäologische Museum nachzuholen. Zu seiner Überraschung galt sein Museum Pass immer noch, obwohl er eigentlich gestern abgelaufen war. Das Museum begeistere Don Curry wieder einmal. Eine klare Wegführung von der Steinzeit bis zur Zeit des Islam wurde konsequent durchgehalten, dabei wechselten immer wieder Vitrinen mit kleinen Ausstellungsstücken, Dioramen und grandiose Nachbildungen herausragender Kunstwerke wohltuend ab. Klarer Höhepunkt blieb für Don Curry ein in Originalgröße aufgebauter Tempel aus Göbekli Tepe, so dass er die gewaltige Höhe der Monolithen und ihre eindrucksvolle Verzierungen direkt und aus nächster Nähe erleben konnte. Auch Kunstwerke aus Harran befanden sich unter den Ausstellungsstücken, wie z.B. eine Stele des Mondgottes Sin, der einst in Harran verehrt wurde, vielleicht bereits zu Abrahams Zeiten.

Vor Harran gab es allerdings noch einen weiteren Zwischenstopp: die Moschee des Propheten Hiob - Eyyub im Islam - und dessen Geburtsgrotte. Hier hatten sich erstaunlicherweise viel mehr Pilger versammelt als bei Abrahams Geburtsgrotte und bevölkerten das Areal. Um die Grotte zu finden, musste Don Curry nur der langen Schlange folgen, die sich vor ihrem Eingang gebildet hatte. Auf einer schmalen Treppe, die den einzigen Zugang bot, wurden maximal 3 Personen hineingelassen. Erst wenn diese drei zurückkehrten, folgten die nächsten der dicht an dicht Anstehenden. Coronakonform war hier nichts. Don Curry verzichtete auf den Abstieg, besah sich die Grotte nur von oben und widmete sich dann der Moschee. Mit erstaunlicher Pracht, z.B. kachelgeschmückten Säulen, stellte sie die übrigen Gebetshäuser Sanliurfas weit in den Schatten. 

Bald war Harran erreicht und Don Curry fuhr direkt auf die ehemalige Stadtmauer zu. Doch wo sollte er mit Besichtigungen beginnen? Er beobachtete, wie immer wieder Autos durch ein altes Stadttor manövrierten, obwohl das extrem schmal war. Don Curry schloss sich wagemutig an und landete nach 500 m beim Ausgrabungsgelände des Siedlungshügels, das allerdings weiträumig umzäunt war. Er konnte aber von hier gut zu den Ruinen der Großen Moschee von Harran hinabsteigen. Außerdem erblickte er von hier die Festung aus der Kreuzritterzeit und zahlreiche "Bienenkorbhäuser", für die Harran berühmt ist. Da die Festung unbetretbar war, bewegte er sich gleich zu den urtümlichen Steinhäusern weiter, die in Italien auch als Trulli bekannt sind und überall dort erbaut wurden, wo es deutlich mehr Stein als Holz gab. Erstmals erlebte Don Curry hier bei diesen Häusern existentielle Armut bei den hiesigen Menschen. Zahlreiche völlig verwahrloste Kinder bettelten ihn an, bis ein Jugendlicher sie verscheuchte. Doch nun ernannte sich dieser Jugendliche zu Don Currys Führer durch die Trulli, obwohl Don Curry nichts von dem verstand, was er sagte. Dieses Freilichtmuseum wirkte sehr zwiespältig auf Don Curry. Einerseits fand er es spannend, die Lebensweise der Menschen in diesen eigenartigen Behausungen zu erfahren, andererseits wirkten die Häuser tatsächlich bewohnt: in einem Raum war eine alte Dame mit Handarbeiten beschäftigt. Stapften Don Curry und viele andere Touristen gerade durch ihr Wohnzimmer? Als Don Curry das Gelände des "Museums" verließ, rannten sofort wieder zahlreiche Kinder neben seinen Auto her. Ein anderer Jugendlicher mit Motorrad forderte Don Curry auf, die Seitenscheibe herunterzudrehen. In gutem Englisch bot er sich als Führer durch Harran; er wollte ihm die Festung zeigen, die Moschee,  Abrahams Haus, den Jakobsbrunnen... Don Curry lehnte dankend ab. Vieles hatte er schon gesehen, und ein erhaltenes Haus Abrahams hielt er für absolut unrealistisch, es wurde auch in keinem Reiseführer erwähnt. Im Gegensatz zum Jakobsbrunnen, den Don Curry dank Navi aber selbst problemlos fand, und aus dem viele Menschen Wasser zapften.

Eigentlich wollte Don Curry noch zwei Ziele im nahen Tektek-Nationalpark ansteuern, doch die Zugangsstraße war kurz hinter Harran komplett gesperrt. Umleitung: Fehlanzeige. Erst schloss sich Don Curry anderen Fahrzeugen an, die einen Weg nach Osten suchten, aber als die Straßen stetig schlechter wurden, kehrte er einfach nach Sanliurfa zurück, setzte sich auf die Dachterrasse seines Hotel und schrieb Berichte fertig. Ein aufmerksamer Mitarbeiter des Hotels erblickte ihn wohl von unten, kam die vielen Treppenstufen hinauf und fragte, ob Don Curry etwas trinken wolle? "Cay" - lautete Don Curry Antwort. Ein Tee geht immer...

Am Abend ging Don Curry dem Tipp der netten Türkin vom Frühstück nach: er begab sich zum Cevahir Han, einer historischen Gaststätte aus osmanischer Zeit. In einem riesigen Raum waren bereits sämtliche Tische eingedeckt und fast alle mit Reservierungsschildern versehen. Ganz am Rand fand Don Curry noch einen kleinen Tisch ohne Reservierung und setzte sich. Immer wieder kamen Kellner an seinen Tisch, um etwas zu fragen. Doch sobald Don Curry fragte "Do you speak english?" verschwanden sie abrupt und kehrten nicht wieder. Während Don Curry weiter auf die Speisekarte wartete, wurden immer mehr Vorspeisen auf seinen Tisch gestellt. Schließlich fragte ein ganz mutiger Kellner "Restaurant?" Don Curry bejahte und der Kellner zeigte ihm einen Raum hinter dem riesigen Saal. Jetzt verstand Don Curry: Im Saal fand ein Konak Evi statt: ein Livemusik-Konzert mit einem festen kulinarischen Menü. Da die Tür zum Saal aber meist offen stand, bekam Don Curry das Konzert mit einem Menü seiner Wahl. Da das Mittagessen an diesem Tag wieder einmal entfiel, bestellte er zunächst zwei Vorspeisen: Hackbällchen im Bulgurmantel und eine kleine Tarte mit sehr würzigem Lammhack. Das Restaurant lieferte zusätzlich noch einige Linsenbällchen in länglicher Form (Mercimek Köfte). Als Hauptgang wählte er Lammgeschnetzeltes mit Pilzen, Zwiebeln und Paprika unter einer Kartoffelstrohhaube. Da im Magen immer noch etwas Platz blieb, bestellte er ein Dessert, für das Sanliurfa berühmt ist, und das auch auf der Karte stand. Der Kellner druckste unsicher herum und verschwand. Einige Zeit später kam ein distinguierter Herr an Don Currys Tisch und stellte sich als Manager des Cevahir Hans vor. er entschuldigte sich, dass das gewünschte traditionelle Dessert heute nicht vorhanden sei, doch seine Köche würden gerade eine moderne Dessertform zubereiten; ob Don Curry sich das anschauen wollte. Das klang so spannend, dass Don Curry gern dem Manager in die offene Küche am Rand des Saales folgte. Hier wurden zwei Desserts bereitet: eine Art Croissant aus Yufka-Teig mit einer Füllung aus Pistazien- und Vanillecreme, als zweites ein Dessert in Form einer Bratwurstschnecke, das ebenfalls im Wechsel mit beiden Crems gefüllt wurde. Der Manager fragte, welches Dessert Don Curry bevorzugen würde - seine salomonische Antwort: "Je ein kleines Stück von beiden." "Ich werde das an Ihren Tisch senden lassen", versprach der Manager. Don Curry kehrte zurück, froh, der überlauten Musik des Saales etwas entkommen zu sein, bestellte Tee und wartete. Nach 10 Minuten kamen zwei Teller bei ihm an: zwei volle Portionen beider Desserts - auf Kosten des Hauses. Am Ende zahlte Don Curry 13 € für ein mehrgängiges Menü der gehobenen Kulinarik.

Zurück in seinem Hotel sinnierte er noch, ob Abraham damals tatsächlich ins Gelobte Land aufgebrochen wäre, wenn es schon zu seiner Zeit solche Desserts gegeben hätte...


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