Don Curry on Tour 3
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Tag 22 - Don Curry schläft in einer Synagoge

Veröffentlicht: 25.10.2021

Don Curry hat in seinem Leben bereits in manchen Räumlichkeiten genächtigt. Vom Baumhaus zum Maharadschapalast, vom einfachen Zelt bis zum Hochhausappartment, von der Schiffskabine bis zum Schlafsaal in einer Pilgerherberge. Und einmal sogar im eigenen Auto. Doch die heutige Übernachtungsmöglichkeit stand jenseits alles Erwartbaren.

Der Morgen begann wieder mit dem überreichen Frühstück des Palmyra Hotels. Die Bedienung hatte sich gemerkt, dass Don Curry Tahina ve Pekmez besonders mochte und stellte es direkt vor seinen Teller, die anderen Köstlichkeiten darum gruppierend. Am Ende bekam er sogar ein abgefülltes Glas mit dem türkischen Brotaufstrich als Geschenk des Hauses mit. Ein wirklich aufmerksames Hotel!

Am Sonntagmorgen ruhte noch der Straßenverkehr, so dass Don Curry problemlos die Altstadt durchfahren konnte und gegen 12:30 Uhr in Diyarbakir ankam. Er hatte in Google Maps bereits vorher ein Parkhaus direkt an der Stadtmauer eingegeben und musste daher nicht lange nach einem freien Platz für Insignia suchen. Auch in der heimlichen Hauptstadt der Kurden hielt sich der Autoverkehr noch in Grenzen, umso mehr Menschen flanierten durch die weitläufige Innenstadt. 

Don Curry flanierte mit, sobald er die massive, aus schwarzen Basaltblöcken gemauerte Stadtmauer hinter sich gelassen hatte. Bald erreichte er seine erste Sehenswürdigkeit am Weg, die reizvolle Nebi Cami (Propheten-Moschee), die ein typisches Kennzeichen vieler hiesiger Moscheen aufwies, das schwarz-weiß gestreifte Minarett. Die nahe Große Moschee bestand dagegen samt Minarett ganz aus den schwarzen Steinen der Gegend. Sie gilt als eine der ältesten Moscheen Anatoliens und soll auf das 7. Jhdt. zurückgehen. Viele prächtige Säulen und anderer Bauschmuck recycelte von der vorher dort stehenden byzantinischen Thomaskirche. Trotz der Farblosigkeit gehört sie zu den Gebetshäusern, die Don Curry während dieser Reise am meisten beeindruckt haben.

Noch viel länger steht die syrisch-orthodoxe Marienkirche an ihrem Ort. Ihr Ursprung gründet im 3. Jhdt., doch erfuhr sie im Laufe der Zeit mannigfaltige Umbauten und Restaurationen. Bis heute wird sie für Gottesdienste genutzt. Die Stadt Diyarbakir zeigt sich stolz über das gute Zusammenleben der verschiedenen Religionen. Don Curry fand bei seinem Gang durch das verwirrende Gassenlabyrinth der Altstadt noch andere Kirchen und Moscheen, doch entweder waren sie verschlossen oder wegen Renovierung gesperrt. 

So begab er sich in die Zitadelle von Diyarbakir, die lange Zeit als berüchtigtes Gefängnis gedient hatte. Heute ist sie Museum und Parkanlage zugleich und am frühen Sonntagnachmittag für hunderte Familien ein beliebtes Picknickareal; zudem eilten mindestens vier Hochzeitspaare über das Gelände, um möglichst schöne Hintergründe für die Fotos zu finden. Don Curry zog es zunächst in das Restaurant der Zitadelle, von dessen Terrasse weite Blicke ins Tal des Tigris möglich waren. Er bestellte ein ziemlich scharfes Chicken Fajita und - aufgrund der Mittagshitze - ein Himbeer Frozen. In der benachbarten Ruine der Georgskirche mit ihren zwei Kuppeln fand gerade ein Schachturnier für Kinder und Jugendliche statt. In die Moschee auf dem Zitadellengelände drängten derart viele Menschen, dass Don Curry bereits im Vorhof kehrtmachte. 

Inzwischen wurde es Zeit, seiner heutigen Unterkunft entgegenzufahren. Bereits gestern hatte der Besitzer Kontakt zu ihm aufgenommen, um die genaue Ankunftszeit zu erfahren. Don Curry sollte bald wissen, warum das so wichtig ist. Er bekam die Information, 5 Minuten vor Ankunft kurz anzurufen. Um sein Ziel in der Altstadt zu erreichen musste Don Curry zunächst durch das neue Mardin fahren, die ausgedehnte und äußerst moderne Stadt zu Füßen des Altstadthügels. Das alte Mardin lag dagegen unterhalb einer Zitadelle an einem steilen Hang oberhalb der Ebene. Bei der Entstehung dieser uralten Stadt hatte noch niemand an die Existenz von Autos denken können, so dass es heute nur zwei durchgehende Straßen in der Stadt gibt, von denen gelegentlich Stichstraßen abgehen, die als Sackgassen abgehen. 

So eine enge Stichstraße, fuhr Don Curry nun empor, nachdem er sich beim Hotel gemeldet hatte. Ein junger mann kam ihm bereits winkend entgegen und geleitete ihn 50 m weiter zu einer etwas breiteren Stelle, wo er sein Auto dicht an einer Häuserwand abstellen konnte; die Spiegel wurden eingeklappt. Inzwischen kam ein zweiter junger Mann dazu, der ebenfalls im Hotel arbeitete. Der erste schulterte Don Currys schwere Reisetasche, der zweite erzählte ihm auf dem Weg zum Hotel etwas über Mardin und seine Geschichte. Und Don Curry erlebte sogleich das Besondere an Mardin: es ist eine Stadt der Treppen. èberall gibt es schmale Verbindungstreppen, die die verschiedenen Ebenen, auf denen Häuser stehen, miteinander verbinden. Dabei sind die Treppen selten gerade angelegt, sondern winden sich um Häuser herum, haben mal hohe Stufen, dann ganz flache. Rund 100 Stufen führten zum Maristan Tarihi Konak hinauf,, seinem Hotel, das übrigens im unteren Teil von Mardin liegt. Im Hotel wurde Don Curry herzlich vom Besitzer begrüßt, bekam einen riesigen Schlüssel und wurde dann zu seinem Zimmer geleitet, nochmals 30 Stufen hinauf. Als erstes bestaunte Don Curry die mit Tisch und Bänken möblierte Terrasse, die zu seinem Zimmer gehörte. Im letzten Tageslicht genoss er von hier einen atemberaubenden Blick über das neue Mardin und die Tiefebene, die bis nach Syrien reichte. An besonders klaren Tagen könne man Syrien sehen, sagte der begleitende Mitarbeiter. Dann drehte sich Don Curry um und sah sein Zimmer: eigentlich ein eigener, kunstvoll verzierter Bau, der wie der Rest des Hauses mindestens 500 Jahre alt ist. Die reiche Verzierung ging auch im Inneren weiter, selbst die 4 m hohe Decke war mit gold unterlegten Reliefs dekoriert. Das ganze Anwesen gehörte einst einen reichen jüdischen Kaufmannsfamilie, erklärte man Don Curry, und "sein" Raum diente der kleinen damaligen jüdischen Gemeinde von Mardin als Synagoge.

Viel Zeit zum Würdigen seiner ganz besonderen Unterkunft auf Zeit blieb Don Curry allerdings nicht, denn trotz des kleinen Snacks am Mittag meldete sich ein deutliches Hungergefühl. Um Don Curry unnötige Wege zu ersparen, fragte das Hotel in Restaurants nach freien Tisch. In einem, das als das drittbeste der Altstadt galt, gab es noch Kapazitäten. Sogleich bot sich ein Mitarbeiter an, Don Curry zu dem Restaurant zu begleiten, da die Orientierung in Mardin extrem schwierig ist. Wieder ging es mindestens 100 Treppenstufen bergan, zwischendurch durch einen Teil des bereits geschlossenen Basars und vorbei an der Großen Moschee mit ihrem eindrucksvoll verzierten Minarett. Von der Aussichtsterrasse des Restaurants sah Don Curry dann auf das illuminierte Minarett und die Kuppel der Moschee herab. 

Auch dieses Restaurant bot keinen Alkoholausschank, dafür aber eine Reihe lokaler Getränke, die mehr als ungewöhnlich sind: zum Essen bestellte Don Curry ein kühles Mixgetränk aus kaltem Wasser, Zitronensaft und Gewürzen. Da viele der regionalen Essensspezialitäten mit Innereien oder gar mit Hammelhoden zubereitet wurden, blieb Don Curry lieber beim Hühnerspieß, der auch hier wieder exzellent gegrillt wurde. Allmählich breitete sich auf der Terrasse eine spürbare Abendkälte aus, so dass Don Curry auf ein Dessert verzichte und lieber einen Sahlep trank, ein arabisches Heißgetränk, das aus der Wurzel einer bestimmten Orchideenart, Milch und Gewürzen besteht. Es hat eine leicht schleimige Konsistenz, schmeckt aber richtig gut und wärmte Don Curry von innen durch.

Beim Rückweg zu seinem Hotel fand er nicht den kürzesten Weg, aber er fand einen Weg, auch wenn er mehrmals Treppen hinauf und woanders wieder hinab laufen musste. Danach freute er sich nur noch auf sein weiches Bett - mitten in einer ehemaligen Synagoge...

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