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Tag 62-66 - Tiefer, älter, wärmer!

Veröffentlicht: 20.11.2018

In den letzten Tagen haben wir den Norden Griechenlands erkundet. Da es hier – zumindest nach unseren Recherchen- kaum lohnenswerte Klettergebiete gibt, drehten wir nur eine schnelle Kulturrunde. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wollen wir hier nur von ein paar Highlights erzählen.  



Die Vikos-Schlucht mit uns zum Vergleich


Das erste ist ein echter Superlativ, denn die Vikos-Schlucht ist die tiefste der Welt. Also zumindest im Verhältnis, denn sie ist 900 Meter tief und dabei nur 1200 Meter breit. Naja, für das Guinness-Buch der Rekorde hat das gereicht..



Sehenswert ist die Schlucht, ob jetzt besonders tief oder nicht, alle mal. Allein die verschnörkelten Straßen, die sich auf beiden Seiten durch Felsbrocken winden, sind ein Erlebnis – nicht nur, weil dort das Vieh weidet und einem der Weg schon mal durch ein paar Kühe oder Ziegen versperrt wird. Es gibt ein paar tolle Aussichtspunkte mit Blick über die immerhin 10 Kilometer lange Schlucht, die Berge und die kleinen schiefer-bedachten Dörfchen. Wir waren in Monodendri und die einheitlichen Dächer und blau gestrichenen Fensterläden wirken sehr idyllisch.



Am Hafen von Thessaloniki


Die größte Stadt im Norden und auch eine der wichtigsten in ganz Griechenland ist Thessaloniki. Sie ist historisch sehr bedeutsam, vor allem im Hinblick auf ihre vielen aus dem Byzantinischen Reich stammenden Gebäude und auch dank ihrer intellektuellen Rolle als Universitätsstadt. Dementsprechend groß waren unsere Erwartungen, die leider nicht so ganz erfüllt wurden.

Vielleicht lag es am regnerischen Wetter und der Kälte, die uns zu Mütze und Handschuhen Zwang, aber die vielen Hochhäuser und Geschäfte im Hintergrund so ziemlich jeder orthodoxen Kirche (davon gibt es zugegebenermaßen wirklich viele) verdarben uns irgendwie den Anblick. Die Altstadt innerhalb der Kastell-Mauern hat uns dann besser gefallen, leider hat es uns dorthin erst deutlich später verschlagen.

Gedenkmarsch in Thessaloniki


Immerhin konnten wir unser Wissen über griechische Geschichte und Gegenwart etwas auffrischen, zunächst im Museum über die Byzantinische Kultur und später ganz lebensecht im Gespräch mit zwei Demonstrantinnen. Ganz zufällig gerieten wir mitten in den Gedenkmarsch des studentischen Aufstands gegen die Griechische Militärdiktatur.

Die Junta beherrschte Griechenland zwischen 1967 und 1974 und nahm große Einschnitte in allen Lebensbereichen der Griechen vor, auch im Bildungswesen. Widerstand leisteten vor allem linke Parteien und Gruppierungen. Auch an den Universitäten kam es zu Unruhen und Widerstand gegen die Einflussnahme auf den Lehrplan und regimetreue Professoren. Am 16. November 1972 besetzen in Athen, Patras und Thessaloniki Studierende ihre Institute. Am 17. November ging das Militär gewaltsam mit Panzern gegen die verhandlungsbereiten Demonstranten im Inneren vor, wobei es Tote, Verletzte und Verhaftungen gab. 1973 wurden die Hochschulen wieder ihren Verwaltungen übertragen, 1974 wurde die Entscheidungsgewalt des Militärs an eine zivile Regierung übergeben.

Bis heute findet jedes Jahr am 17. November eine Gedenkdemonstration statt. Insofern sind wir trotzdem froh, in Thessaloniki gewesen zu sein und dieses Ereignis hautnah mitbekommen zu haben.


Kokkoris-Brücke aus dem Jahr 1750


Außerdem fanden wir in Thessaloniki unseren bisher wohl außergewöhnlichsten Standplatz für die Nacht, nämlich auf dem Firmengelände eines Wohnwagen-Verkaufs. Das mag erstmal nicht so außergewöhnlich klingen, denn mit WC, Dusche, Strom und Wlan war dieser Stellplatz genau so gut ausgerüstet wie ein gewöhnlicher Campingplatz. Spannend war aber das Gespräch mit dem Eigentümer und der Grund für diesen kostenlosen, privaten Camper-Stop. Gemeinsam mit seiner deutschen Mutter und seinem griechischen Vater tourte er als Kind auch schon mit dem Wohnwagen durch Griechenland und Europa. Damals waren Wohnmobile in Griechenland noch nicht sehr alltäglich und sie wurden eher misstrauisch beäugt. Als ihre Heimat Thessaloniki aber von einem Erdbeben erschüttert wurde, das viele Menschen ihr Zuhause kostete, importierte die Familie Wohnwagen und baute einen eigenen Handel auf. Da die Geschäfte seit der Wirtschaftskrise auch in diesem Familienbetrieb nicht mehr gut laufen, stehen viele Stellplätze auf dem Firmengelände leer. Damit diese nicht ungenutzt bleiben und um ein bisschen Werbung für den Ersatzteilhandel zu machen, richteten sie kurzerhand einen gratis Camper-Stop ein. Ziemlich cool, finden wir!  


Blick auf die Insel bei Ioannina


Ansonsten haben wir nicht mehr so viel zu erzählen, außer dass es seit einigen Tagen furchtbar regnet. Einen Tag haben wir Zuflucht in einer heißen Quelle gesucht, was dank des Regens eine sehr interessante Erfahrung war. Falls ihr mal in der Gegend seit, dass Wasser in Pozar hat ganze 37 Grad und das Außenbecken 24 Stunden am Tag geöffnet. Da heißes Wasser im Van ein Luxusgut ist, haben wir unseren Aufenthalt dort sehr genossen.  


Trotzdem wäre es uns lieber, wenn es bald zu regnen aufhört, denn als nächstes wollen wir uns den Olymp aus der Nähe ansehen. 


Bis dahin und superlative on! 

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