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Tag 30 - 37 – Vorsicht Schlangen!

Veröffentlicht: 23.10.2018

Nach drei Wochen in Slowenien fuhrenwir Kroatien, eher gesagt Istrien, entgegen, um dort ausgiebig zuklettern. Seit unserer Einreise nach Österreich bekamen wir es mitder ersten Grenze zu tun, die auch besetzt war. Nach kurzerAusweiskontrolle durften wir aber ohne weiteres passieren. Von sowenig Turbulenzen ganz irritiert, fragten wir die Grenzbeamten, obsie denn sonst nichts von uns bräuchten. Die Antwort: ja, Eis, wennihr mit habt. Sorry, nächstes Mal packen wir welches ein!


Als erstes steuerten wir das GebietKompanj an. Geschickterweise waren wir das einzige Auto dort undkonnten direkt vor dem Zustieg campieren. Wir fanden ein überraschendgroßes Gebiet mit angenehm langen Routen vor, vorwiegend durchSinter- und Plattenspaß geprägt. So schön auch jede Route hiersein mochte, so knackig war sie auch bewertet – eine Erfahrung, diesich noch in anderen Gebieten bestätigen sollte. Zudem war die Wandsüdlich ausgerichtet und bot kaum Schatten, weswegen auch dievermeintlich leichteren Routen schnell zu einer schweißtreibendenAngelegenheit wurden. Wir mussten unseren Tagesablauf anpassen, umder schlimmsten Mittagshitze mit einer ausgiebigen Siesta in denHängematten zu entkommen. Im Winter sind die Bedingungen hiersicherlich perfekt!

Mittagspause.

In Kompanj lernten wir auch David, Kai& Chris kennen, die ebenfalls zum Klettern mit ihrem Van durchKroatien tourten. Sie versorgten uns mit Felsempfehlungen,Stellplatz-Tipps und nicht zuletzt mit Horrorgeschichten über dieortsansässige Gifttierwelt. Nach Chris lebhafter Schilderung vonSchlangen, die in Bäumen lauern und Ruhestörern ins Gesichtspringen, wirkte der Zu- und Abstieg ungleich aufregender und jederAst bedrohlich.


Die drei Jungs erzählten uns auch vomCampingplatz Raspadalica und lockten uns mit Erzählungen von einemgroßen Gelände, wenig anderen Campern, coolen Eigentümern,Lagerfeuer und einem Pool mit Blick auf die Berge. Nun, sie habennicht übertrieben. Dass es nur kalte Duschen gibt, hätten sietrotzdem erwähnen können.

Ist das nicht der coolste Pool?


Die Besitzer des Campings, Nevio &Ana, chillen dort den ganzen Sommer über in ihrer kleinen Hütte undsind immer für einen Plausch zu haben, der dann auch gerne mal eineStunde und länger dauern kann. Bei der Gelegenheit nahmen die beidenuns auch etwas die Angst vor giftigen Tieren und gaben uns einekleine istrische Tierkunde. Es gibt hier zwei giftige Schlangenarten,die Hornotter und die Kreuzotter. Beide sind aber sehr scheu undgehen einem aus dem Weg, wenn man sich durch gelegentliches lautesAuftreten bemerkbar macht (wenn ihr zwei Idioten seht, die lauttrampelnd durch den Wald irren, das sind dann wir). Außerdemverschwenden sie selten viel Gift auf Menschen, da diese ja als Beutenicht in Frage kommen. Die Skorpione hier sind ebenfalls eher harmlosund ein Stich sei weniger schmerzhaft als der einer Wespe. Amgefährlichsten ist tatsächlich die schwarze Witwe, die man vorallem abends im Gras antreffen kann und deren Biss sehr, sehrschmerzhaft sein soll. Das hat uns etwas beruhigt. Die Zeiten, indenen wir den Zustieg nur in Badeschlappen bewältigten, bleiben wohltrotzdem vorerst Vergangenheit.

Ana & Nevio erzählten uns auch,dass Klettern in Istrien als dem Tourismus förderlich angesehen wirdund dass der Staat das Material für das Erschließen und Ausbessernvon Routen bezahlt. Das erklärt auf jeden Fall, warum auch hieralles so wahnsinnig eng eingebohrt ist und jeder Umlenker mit einemKarabiner ausgestattet ist.

Auf demCampingplatz gönnten wir uns zwei Tage Entspannung in der Sonne undam Pool und Gretchen eine Aufräumaktion. Es mag nach Luxus klingen,aber wenn man so lange unterwegs ist und so viel erlebt wie wirmomentan, dann braucht man auch mal „Urlaub“ vom Urlaub.


Profis am Werk (Kamena Vrata)


Danach verbrachtenwir einen Tag im Gebiet Kamena Vrata gleich bei Buzet. Auch hierwaren die Linien sehr schön, aber super hart. Wir haben uns jetztdamit abgefunden, vorerst ein paar Grade leichter zu klettern.Immerhin bieten selbst die vermeintlich „leichten“ Routen sehrschöne Züge und der Fels war mit seiner abwechlsungsreichenStruktur aus riesigen Sintern, kleingriffigen Platten und riesigenLöchern trotzdem reizvoll. Ein weiterer Pluspunkt: Direkt neben demParkplatz befand sich ein Fluss, in dem sich der Dauercamper nacheinem langen Klettertag waschen kann.


Ausblick auf Buzet von unserem Stellplatz


Nachdem wir sietagelang aus der Ferne betrachtet hatten, besichtigten wir amnächsten Tag die Burg von Buzet. Diese stellte sich als ein altesDorf innerhalb von Mauern auf einem Berg heraus und bot einen schönenBlick über das Tal. Um den Ruhetag perfekt zu machen, besuchten wirdie Therme, mit der wir ebenfalls schon aus der Ferne geliebäugelthatten. Leider hatte das Bad aus den 70er Jahren schon bessere Tagegesehen und wartete, auch dadurch dass kaum Gäste da waren, miteiner echten Horrorfilm-Atmospähre auf. Komplett mit einem Raumvoller alter, schimmliger Inhaliergeräte und einer Gottesanbeterinim Wasser. Der Fakt, dass das angeblich heilende Wasser der Thermeleicht radioaktiv ist, trug auch nicht wirklich zu unseremWohlempfinden bei.


Am nächsten Tagging es zum Klettern ins nahegelegene Pazin. Leider mussten wirfeststellen, dass der Wandfuß und ein guter Teil der Routen unterWasser lag – mit Wasserfall, Fluss und Schildkröte. So schön derAnblick auch war, wir zogen dann doch das Winterklettergebiet Pazins,Lido, vor. Leider war dies das erste Gebiet auf unserem Trip, dassuns ganz und gar nicht gefiel (ha, und ihr dachtet, wir findeneinfach alles gut!). Die Routen waren so kurz, dass sie ohne Hakennoch als hohe Boulder durchgegangen wären, und so knackig, dasseinem gerade zu die Lust vergehen konnte.

Da es weiterhin fast zu warm zum Klettern war und wir gestern ja zufällig einen schönen Badeplatz entdeckt hatten, verbrachten wir einen weiteren Tag in Pazin. Zum ersten Mal kam es uns nicht entgegen, dass wir außerhalb der Hauptsaison reisen. Sowohl die Paziner Grotte als auch die Seilbahn durchs Tal, die wir besuchen wollten, waren geschlossen.  


Kopfüber ins überflutete Klettergebiet.

Die Ruhe, die wir am Wasserfall Zarečki Krov genießen konnten, hatdas aber mindestens wieder ausgeglichen. Wir fanden heraus, dass derOrt im Sommer ein richtiges Freibad ist. Jetzt im Herbst war vonAbsperrrungen keine Spur und wir konnten ganz für uns (ok, mit derSchildkröte und den Fischen) schwimmen, unter dem Wasserfall duschenund von den Felsen in den Fluss springen. Definitiv einer derschönsten Orte, die wir auf unserer Reise bis jetzt besucht haben,auch wenn das Klettern dort buchstäblich ins Wasser fiel.


Unsere erste Wochein Istrien hat uns gut gefallen, auch wenn (natürlich) alles nichtganz so lief, wie wir uns das vorher ausgemalt hatten. Zum wirklichenKlettern am Limit war es zu heiß und die Routen zu hart – oder wirzu billig, wer weiß. Zum Glück haben wir keinen Stress und könnenuns den Gegebenheiten anpassen und es auch mal ruhiger angehenlassen.


Gretchen will hoch hinaus!


Übrigens hattenwir trotz einiger Warnungen bisher kein Problem mit wildem Campen inKroatien. Tatsächlich fanden wir mit etwas Mühe immer einenpassenden Platz und es waren sogar ein paar der abgelegensten undschönsten der bisherigen dabei. Lohnenswert sind dabei häufig alteVerbindungsstraßen zwischen Dörfern, die mittlerweile eine kürzereund vor allem aspaltierte Alternative haben – da kommt quasi niejemand vorbei. Wir hatten aber auch so nicht das Gefühl,unwillkommen zu sein. Im Gegenteil, vor allem in den kleinerenDörfern wurden wir im Vorbeifahren aus den Gärten und von Traktorenherab immer neugierig beäugt und mit Handzeichen gegrüßt.

Die nächsten Tagewerden wir noch in Istrien verbringen, bevor wir dann in den Südenvon Kroatien weiterfahren und vermutlich einen Abstecher nachMontenegro machen.


Bis dahin,backflip on!



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