Tag 7: Stuðlagil Canyon
Wir sind mittlerweile in der isländischen Zeit angekommen. Ich schlafe heute bis halb 8 Uhr. Abends wird es auch immer später. Dennoch verlassen wir meist vor den anderen Campern den Platz. Es ist deutlich weniger los auf diesem Teil der Insel. Viele fahren nur bis zu dem Gletscher Jökulsárlón. Unsere Strecke führt uns entlang der Küste. Wir sehen viele Vögel in der Natur. Das Wasser auf der einen Seite und auf der anderen die Felsen. Wir müssen einen Umweg von einer Stunde in Kauf nehmen, da wir mit unserem Camper eine Passstraße nicht fahren dürfen. Gegen Mittag erreichen wir Egilsstaðir, die größte Stadt im Osten. Sie beherbergt 2300 Einwohner. Wir gehen dort einkaufen und tanken. Sonst hat die Stadt für uns nicht viel zu bieten. Also steuern wir den Stuðlagil Canyon an. Dieser liegt ca. 1 Stunde westlich. Einen kurzen Halt machen an einer Ansammlung von Grasdachhäusern. Leider wurden die Wohnhäuser abgerissen für die Straße, aber die beiden Ställe stehen noch da. Wir können sie von innen besichtigen. Beim Rausgehen übersehe ich den niedrigen Türbalken und laufe voll dagegen. Die Kopfschmerzen dauern eine Weile an. Ich hoffe, dass es keinen blauen Fleck geben wird. Die Menschen früher waren wohl kleiner.
Gegen 14 Uhr erreichen wir über eine ziemlich schlechte Straße den Parkplatz vom Canyon. Es gibt zwei Zugänge. Wir wandern nun die 2,5 Kilometer auf einem Weg zum Canyon. Dann erscheint er vor uns. Hier hat sich das Wasser in den Basaltstein gearbeitet. Erst seit 2016 kann man dieses Naturschauspiel bewundern, denn durch eine Umleitung des Flusses sank der Wasserspiegel und förderte die Basaltprismen zu Tage. Aufgrund der unterschiedlichen Höhen sind die Steine sehr gut zum Klettern geeignet. Wir steigen in den Canyon und können sogar das Wasser berühren. Es ist eiskalt. Wir klettern eine Weile und sind stellenweise alleine. Es macht Spaß und die Farben des Flusses zeigen sich in einem strahlendem blau.
Dann treten wir den Rückweg an. Die Strecke zurück kommt uns viel kürzer vor. Am Parkplatz gibt es noch einen Cappuccino und Kakao, gut das wir den Camper haben.
Da die Anzahl der Campingplätze in der Region begrenzt ist, liegt vor uns noch eine Stunde Fahrt. Die letzten 8 Kilometer sind unbefestigte Straße. Aber der Campingplatz ist sehr schön. Hier stehen neue Grasdachhäuser, darunter ein Restaurant, Hotel und unserer Campingplatz. Wir richten uns ein und da besucht uns ein Rentier direkt am Auto. Es ist ein junges Tier. Wir erfahren später, dass es auf dem Hof lebt. Seine Mutter ist gestorben. Er ist frei, bleibt aber trotzdem. Der junge Isländer erzählt uns, dass er wie ein Hund ist. Wir sind aufgeregt, denn Rentiere sehen wir heute zum ersten Mal in freier Natur.
Abends spielen wir noch Karten.