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Tag 3 – Zwischen Anspruch und Realität: Helios+ und das Adama Center in Athen

Veröffentlicht: 07.05.2025


Der heutige Tag in Athen war vollgepackt mit Informationen, Eindrücken – und auch einigen offenen Fragen. Zwei zentrale Stationen standen auf dem Programm: das neue Helios+ Programm sowie das Adama Center. Beide Einrichtungen setzen sich für die Integration von Geflüchteten ein – auf ganz unterschiedliche Weise.


Helios+ – Viele Pläne, aber noch wenig Praxis
Am Vormittag besuchten wir das neue Helios+ Programm, das seit Januar 2025 das vorherige Helios-Programm (2019–2024) abgelöst hat. Es wird gemeinsam von Caritas Hellas und der International Organization for Migration (IOM) umgesetzt und soll die soziale und berufliche Integration von anerkannten Geflüchteten in Griechenland fördern. Kofinanziert wird es durch den Europäischen Sozialfonds+ (ESF+) und orientiert sich an der nationalen Integrationsstrategie Griechenlands.
Das Programm klingt auf dem Papier vielversprechend: 13 regionale Teilprojekte sollen den Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Wohnraum und öffentlichen Dienstleistungen erleichtern. Sprachkurse, berufliche Qualifizierung und Unterstützung bei der Wohnungssuche gehören ebenso dazu wie Maßnahmen zur Förderung gesellschaftlicher Teilhabe.


Doch: Noch steht Helios+ ganz am Anfang.
Erfahrungswerte aus der praktischen Umsetzung fehlen weitgehend – viele Angebote sind erst in wenigen Regionen angelaufen, darunter Attica, wo wir uns heute aufgehalten haben. In anderen Landesteilen warten Träger und potenzielle Teilnehmende noch immer auf den Start. Auch die Finanzierung scheint noch nicht vollständig gesichert zu sein – Mittel der griechischen Regierung sind bislang nicht vollständig geflossen.
Besonders herausfordernd ist die Situation für Geflüchtete, die aus Deutschland zurückkommen– häufig mit verlorenen Anerkennungsbescheiden, die jedoch für die Teilnahme am Programm zwingend erforderlich sind: eine gültige Aufenthaltserlaubnis, eine Meldeadresse in Griechenland, Steuernummer und Arbeitslosenmeldung. Ohne diese Voraussetzungen ist eine Teilnahme nicht möglich – auch wenn der Bedarf groß ist.
Ein weiteres Problem: Die Person muss sich spätestens 24 Monate nach Anerkennung registrieren. Verpasst man diese Frist – etwa wegen bürokratischer Hürden oder fehlender Informationen oder Unterlagen müssen neu beantragt werden– ist eine Teilnahme ausgeschlossen. Gerade für Rückkehrende aus Deutschland stellt dies eine enorme Hürde dar.
Im Februar wurde in Attica ein erster Berufsvorbereitungskurs durchgeführt – mit rund 70 erwachsenen Teilnehmenden (150 Personen inklusive ihrer Kinder). Die Nachfrage ist vorhanden, doch wie nachhaltig und wirksam das Programm sein wird, bleibt abzuwarten.


Adama Center – praxisnah und direkt vor Ort
Ganz anders präsentierte sich am Nachmittag das Adama Center. Hier geht es deutlich praktischer zu: Das Zentrum bietet Asylbewerber*innen und anerkannten Geflüchteten Unterstützung bei der Arbeitssuche, beim Lebenslauf, bei Arbeitsverträgen oder auch bei bürokratischen Fragen.
Arbeitgeber, die über eine spezielle Plattform Jobs ausschreiben, werden im Vorfeld geprüft – das schafft Sicherheit und Transparenz für beide Seiten.
Wird eine Arbeitsstelle vermittelt, kann das Adama Center auch eine Nachbetreuung übernehmen. Besonders betont wurde, wie schwierig es ist, familienfreundliche Arbeitsplätze zu finden – vor allem für Frauen mit Kindern, da viele Stellen saisonal sind oder unflexible Arbeitszeiten mit sich bringen. Die Nachfrage im Zentrum schwankt stark: Zwischen September und Mai ist viel los, da dann die ganzen Verträge für die Saisonarbeit auslaufen-im Sommer ist dann eher weniger los . Insgesamt nutzen rund 1000 Menschen pro Jahr das Angebot.


Ein Tag mit offenen Fragen – und der Fähre nach Lesbos
Nach so vielen Eindrücken hatten wir am Nachmittag Zeit für eigene Erkundungen in Athen – eine gute Gelegenheit, das Gehörte sacken zu lassen. Am Abend bestiegen wir die Fähre nach Lesbos, wo uns morgen neue Projekte und Gespräche erwarten.
Ich nehme von heute vor allem eines mit: Integration braucht mehr als gute Konzepte – sie braucht Umsetzbarkeit, Verlässlichkeit und echte Unterstützung vor Ort.

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