Veröffentlicht: 08.05.2025
Am Vorabend hatten einige von uns noch den Stadtteil Plaka aufgesucht, in dem sich die typischen weißen kleinen Häuser im Baustil der griechischen Inseln befinden. Die Reise ist perfekt organisiert und so kommen wir sehr pünktlich an der Fähre an und können entspannt einchecken. Eine zwölfstündige Fahrt über Nacht von Piräus nach Lesbos liegt vor uns - zum Glück mit Kabinen.
Mit Kaffee in der Hand, Blick auf‘s Meer und teilweise noch etwas müden Gesichtern treffen wir uns am Morgen nach zwölfstündiger Überfahrt an Deck. Die Gruppe hat sich schon als gutes Team erwiesen.
Wir haben erst mal unsere Sachen im Hotel abgestellt und sind dann direkt losgezogen, um die Straßen von Mytilini zu erkunden.
Schon auf den ersten Blick merkt man, wie stark die Flüchtlingsbewegung das Leben auf der Insel geprägt hat.
Die Läden sind bunt, vielfältig, und man sieht überall Spuren von Zusammenarbeit – zwischen NGOs und den Einheimischen.
Was uns besonders aufgefallen ist: Die vielen Graffitis und Schriftzüge an den Wänden, die Solidarität mit Geflüchteten ausdrücken.
Lesbos ist nicht nur eine schöne Insel – sie erzählt auch viele Geschichten von Ankunft, Hilfe und Zusammenleben. Beeindruckend ist die Entstehung enger Kooperationsnetzwerke im NGO Bereich im Aufbau von funktionierenden Strukturen, wie wir im Laufe des Tages feststellen.
Unsere erste Station ist Caritas Hellas Social Spot, eine der wenigen Organisationen mit Zutrittsberechtigung zum Camp Mavrovouni. Das Unterstützungsangebot ist vielfältig: Anbindung an medizinische Dienste, Programme für vulnerable Gruppen, Förderung von Sprachkenntnissen, Kleiderversorgung bis zur Gestaltung von Erholungsmöglichkeiten. Die Bedingungen im Camp waren zu Beginn wegen den hohen Ankunftszahlen katastrophal, aktuell seien sie aber besser, doch die Warmwasserversorgung ist aufgrund technischer Mängel nicht gewährleistet. Die Wartezeit bis zum Interview hat sich stark verkürzt, von Jahren zu aktuell zwei Wochen bis zu einem Monat. Direkt vor Ort sind nur je zwei Psychologen und Sozialarbeiter. Die drei zusätzlichen Organisationen mit Zutritt haben monatliche Meetings, um die Bedarfe möglichst gut abzudecken. Die Anhörungsvorbereitung übernimmt der Legal Center, den wir heute auch noch besuchen. Alle Organisationen betonenden die Wichtigkeit der Präsenz im direkten Umfeld der Geflüchteten. Wegen fehlender Finanzierungsgrundlagen werden aber die meisten Programme Mitte oder Ende des Jahres eingestellt. Die Zukunft der Unterstützung der Geflüchteten vor Ort bleibt ungewiss. https://legalcentrelesvos.org/
Zweite Station: die Büros der Organisation „Welcome office“ .https://welcomeofficelesvos.org/
Die Mitarbeiterinnen haben mit uns offen über die Herausforderungen gesprochen, mit denen sie täglich konfrontiert sind – vor allem über den Personalmangel und die endlosen bürokratischen Hürden.
Trotz allem setzen sie ihre Arbeit mit Stärke und Entschlossenheit fort, um Geflüchteten weiterhin zur Seite zu stehen.
Ihr Engagement ist wirklich bewundernswert.
Dritte Station: Besuch im Legal Centre Lesvos.
Hier bekommen Geflüchtete rechtliche Beratung, Unterstützung in schwierigen Situationen und wichtige Informationen darüber, was im Camp Kara Tepe geschieht.
Die Arbeit, die hier geleistet wird, ist essenziell – und zeigt, wie wichtig Zugang zu Rechten und Informationen ist.
Ein großes Dankeschön an das gesamte Team!