Dibbeldabbeldour-Südsee und mehr
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23.10.2016 Vanuatu # Wracktauchen und Südseefeeling auf Espiritu Santo

Veröffentlicht: 23.10.2016

Wir sind pünktlich am Flughafen Suva in Nausori und wundern uns ein wenig, weil im Check-in-Bereich nichts los ist. Ein Angestellter am Schalter nuschelt auf unsere Frage etwas von 5 min, aber was er damit meint, bleibt sein Geheimnis. Als wir draußen noch eine rauchen, spricht uns ein Mann an, der mit seiner Leuchtweste irgendwie offiziell aussieht. Er fragt uns, wo wir hinwollen und auf unsere Antwort hin meint er, dass die Maschine aus Vanuatu heute früh nicht gekommen wäre. Die Hälfte seiner Ansprache ist leider unverständlich, irgendwie scheint er uns allerdings mitteilen zu wollen, dass unser Flug ausfällt. Wie von Zauberhand hält plötzlich ein Taxi neben uns, der Fahrer öffnet den Kofferraum und schaut fragend auf unser Gepäck. Die beiden kennen sich augenscheinlich. Was läuft denn hier? Wir beschließen, die beiden freundlich abzuweisen und wenden uns dem Schalter zu, wo sich dann doch irgendwann jemand bequemt, uns einzuchecken.

Später am Gate treffen wir Julie und die Hälfte ihrer Crew von den Taveuni Ocean Divers. Sie fliegen ebenfalls nach Port Vila und bleiben dort für ein paar Tage zu einem Musikfestival. Wir überlegen, ob wir uns ihnen anschließen sollen. Letztendlich erscheint der Aufwand an Umbuchungen zu hoch, so dass wir uns nicht durchringen können. Schade, hätte bestimmt Spaß gemacht, mit der lustigen Truppe.

Am Pekoa Airport in Luganville werden wir schon erwartet und sind nach ca. 10 Minuten Fahrt schon am Hotel. Wir wohnen im `The Espiritu` und sind angenehm überrascht von unserem großen Zimmer. Auch so machen Hotel und Restaurant einen ziemlich guten Eindruck. Hier hält man es schon für ein paar Tage aus.

Vanuatu mit seinen 83 Inseln ist eigentlich prädestiniert für Inselhopping. Es gibt einige lohnenswerte Ziele, die bequem mit dem Flieger oder der Fähre erreichbar sind. Für uns steht jedoch Tauchen im Vordergrund. Bei der Planung sind wir auf einen Tauchspot gestoßen, der für ein paar mehr Tauchgänge gut sein sollte- das Wrack der SS President Coolidge. Daher bleiben wir die ganze Zeit in Luganville auf Espiritu Santo, der größten Insel Vanuatus.

Den ersten Tag nutzen wir, um die nähere Umgebung zu erkunden und uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Das ist schnell erledigt, denn abseits der Hauptstraße mit ein paar Hotels, Restaurants und überwiegend chinesisch geführten Shops gibt es nichts weiter zu entdecken. So sprechen wir gleich bei den Aquamarine Divers vor, die bequemerweise gleich bei uns in der Hotellobby ihr Office betreiben. Am nächsten Morgen werden wir von Dave abgeholt und fahren mit dem altersschwachen Bus, dem schon fast die Schiebetüre aus den Angeln fällt, zum Tauchplatz.

Die `Coolidge` war ein ehemaliges Kreuzfahrtschiff von etwa 20.000 BRT, das im 2.Weltkrieg als Truppentransporter diente und amerikanische Truppen zu den Schauplätzen im Pazifik beförderte. Am 26.10.1942 lief sie vor Luganville auf zwei `freundliche` Minen und wurde vom Kapitän kurzerhand an den Strand gesetzt. Dort konnten sich bis auf zwei Mann alle retten, bevor das Schiff innerhalb einer Stunde kenterte und sank. Das Wrack mit seinen stattlichen 200 Metern Länge liegt jetzt seitlich unweit des Ufers in 20m (Bug) bis 70m (Heck)Tiefe und bietet vielfältige Möglichkeiten zum Betauchen. Die obenliegende Bordwand ist teilweise sehr schön bewachsen und bietet allerlei Kleingetier wie Shrimps etc. ein Zuhause. Wem das nicht reicht, der kann sich die vorderen Laderäume mit Militärfahrzeugen ansehen, die dank der großen Öffnungen noch reichlich Licht und Fluchtmöglichkeiten bieten. Und wem das immer noch nicht genug ist, der kann über endlose, dunkle Gänge bis ins Innerste des Schiffes vordringen. Die `Coolidge` gilt als eines der am besten begehbaren Wracks dieser Größe weltweit. Ich mache davon noch reichlich Gebrauch, während Maike sich lieber außen herum tummelt.

Ab dem zweiten Tag tauchen wir mit Rex, einem erfahrenen Guide, der das Wrack wie seine Westentasche kennt und irgendwann aufgehört hat, seine Tauchgänge dort zu zählen. Mit traumhafter Sicherheit führt er mich zur `Lady`, einer wunderschönen Porzellanfigur, in den Maschinenraum, das Doctor`s Office und andere Plätze, an denen man noch die Originalausstattung sieht. Hier und da sind noch ein paar Gimmicks versteckt, die wohl nur die Guides finden würden. Ein Höhepunkt waren mal wieder ein paar Flashlight-Fische (man verzeihe mir das Denglisch, aber Blitzlichtfisch klingt doof :-) ). Unsere Tauchgänge sind nur limitiert durch den Luftvorrat und die anfallenden Dekozeiten, man taucht hier leider nur noch mit Pressluft und Monoflaschen. Seit dem letzten Eignerwechsel hat sich bei `Aquamarine` tauchtechnisch leider einiges zum Schlechten gewandelt, da der neue Boss anscheinend nicht geneigt ist, da etwas zu investieren. Nitrox oder gar Helium, wie auf der Website zu lesen, sind gar nicht mehr erhältlich. Naja, und der Bus macht es sicher auch nicht mehr lange. Trotzdem habe ich die Tauchgänge sehr genossen, zumal ich vorher noch nie so tief in einem so großen Wrack war. Und die Jungs vom Team machen mit ihrer Art einiges wett. Insgesamt absolviere ich 8 Tauchgänge am und im Wrack und es hätten durchaus noch mehr sein dürfen.

Zwei weitere Tauchgänge mache ich mit Maike und Rex am Million Dollar Point. Dort haben die Amerikaner seinerzeit vor ihrem Abrücken unzählige Tonnen an Ausrüstung, Baumaschinen und Sonstiges im damaligen Wert von mehreren Millionen Dollar ins Meer gekippt, nachdem die hiesige Regierung es abgelehnt hatte, die Sachen zu einem Spottpreis zu kaufen. Die spekulierten darauf, dass sie sich nach dem Abzug der Amis eh alles für lau unter den Nagel reißen können, hatten aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Was blieb, war ein riesiger Unterwasser-Schrottplatz, der sich mittlerweile zu einem super Tauchspot entwickelt hat. Der Kontrast zwischen dem alten Eisen und dem Leben, was dazwischen im Entstehen ist, hat schon was. Für Fotoaufnahmen liegt gleich noch das Wrack der `Dedele`, eines ehemaligen kleinen Handelsschiffes, auf dem Weg. Ach, was altes Eisen doch für Spaß machen kann. :-)

Nach dem letzten Tauchtag ist es dann Zeit für Land und Leute. Wir mieten uns gleich im Hotel ein Auto für zwei Tage. Leider ist man sehr limitiert, was Ausflüge mit Mietwagen betrifft, da man nur wenige (asphaltierte) Straßen benutzen darf. Das macht einen Trip auf eigene Faust ins Hinterland praktisch unmöglich, da es dort keine asphaltierten Straßen gibt. So fahren wir die Santo East Coast Road in Richtung Norden. Die Landschaft besteht aus Resten von Regenwald und Palmenplantagen. Ein wichtiger Exportartikel Vanuatus ist Kopra, in Öfen getrocknetes Kokosfleisch für die Herstellung von Kokosöl. Daher wurde ein großer Teil der ursprünglichen Fauna durch Palmen ersetzt und man sieht überall die typischen Trockenöfen rechts und links der Straße.

Wir nehmen mal wieder einen Anhalter mit, der ist so begeistert, dass er sich unbedingt revanchieren möchte. Leider spricht er eine von den 120 Sprachen Vanuatus, die uns nicht geläufig ist, aber leider kein Englisch. Irgendwie hören wir heraus, dass er wohl Maike ein weiteres Leben mit Brille ersparen will und anbietet, durch Handauflegen oder so ihre Augen zu heilen. Wir lehnen dankend ab. :-)

Durch kleine, einfache Dörfer geht es bis ins ca. 65km entfernte Port Olry, wo wir am Olry Beach mit seinem schneeweißen Sand und dem klaren blauen Wasser noch einmal richtiges Südsee-Feeling genießen. Den eigentlich berühmteren Strand, den Champagner Beach, wo auch die Kreuzfahrschiffe ihre Passagiere an Land lassen, besuchen wir nur kurz. Schön, der ist auch nett. Allerdings ohne jegliche Infrastruktur wie Restaurant oder auch nur ein paar Liegen. Dafür kommt gleich jemand, der die Touristen in uns erkannt hat und will 1000 VAT p.P. Eintrittsgebühr. Okay, dann doch lieber nach Olry, wo man sich nach dem Planschen einen dicken Krebs einverleiben kann.

Auf dem Rückweg testen wir noch das Matevulu Blue Hole, einen kleinen Süßwassersee mitten im Wald. Eine herrliche Erfrischung nach einem Strandtag und eine gute Möglichkeit, sich komplett zu entsalzen.

Zwei Tage vor unserer Abreise besuchen wir am Abend noch das Pui Outsaili Holiday Village im Rahmen einer geführten Tour. Bei lokaler Folklore, einheimischem Essen und natürlich Kava vergeht die Zeit wie im Fluge. Die Leute hier sind unheimlich stolz auf ihre Kultur und freuen sich sichtlich, uns daran teilhaben zu lassen.

Am vorletzten Abend ist dann noch einmal Livemusik im `Espiritu`. Desmond, ein junger Musiker, spielt jeden Freitag Coversongs allmöglicher Richtung. Wir haben mit ihm am letzten Freitag schon Freundschaft geschlossen und so freut er sich uns wiederzusehen. Nachdem er alles gegeben hat, sitzen wir noch lange nach Barschluss zusammen und quatschen über dies und das.

Den letzten Abend in Vanuatu verbringen wir in der Hauptstadt Port Vila auf der Insel Efate. Von hier aus fliegen wir morgen früh um 7 Uhr nach Sydney. Es ist Sonntag, daher haben nicht alle Läden und Restaurants auf. Immerhin schaffen wir es, noch ein paar Patches für unsere Reisetaschen zu ergattern. Da hat sich der 25minütige Fußmarsch vom Coral Motel in die Stadt schon gelohnt. Jetzt wird noch der Artikel hochgeladen und dann gibt’s vielleicht noch irgendwo ein Absacker-Bier. Morgen geht es schon um halb 5 aus den Federn, da können wir nicht mehr so über die Stränge schlagen.

Vanuatu mit seiner wunderschönen Landschaft ist auf jeden Fall eine Reise wert. Die Menschen hier sind ebenso herzlich und freundlich wie wir es bis jetzt schon von den anderen Südseeinseln her kennen. Dazu kommt, dass nach dem verheerenden Wirbelsturm `Pam` von 2015 hier eine Menge investiert wird und eine gute Infrastruktur zu entstehen scheint, ohne dass der Tourismus Überhand nimmt. Abgesehen vom Tauchen gibt es viele Möglichkeiten, hier seine Zeit sinnvoll zu verbringen oder einfach nur bei Südseeflair zu relaxen. Wir waren jedenfalls gern hier und auf der Liste der Orte, wo wir nochmal hinfahren würden, steht Vanuatu ziemlich weit oben.

Antworten (3)

Fa
...man liest die Begeisterung für altes Eisen und mehr. Schön geschrieben, macht Lust sofort die Taschen zu packen 😎

Wolf
Danke.. Dann pack doch einfach und komm vorbei 😀

Fa
später 😎

#südsee#vanuatu#santo