Veröffentlicht: 12.10.2016
Entgegen unseren Befürchtungen klappt alles mit dem Flug auf die Hauptinsel Viti Levu. Wir sind rechtzeitig am Flughafen und tauschen noch mit Ellen und Renè, zwei anderen deutschen Travellern, die in die Gegenrichtung unterwegs sind, einige Erfahrungen aus. Nach knapp anderthalb Stunden landen wir in Nadi, wo schon unser Taxi wartet. Zum Glück hat den Fahrer unsere Nachricht von der Flugverschiebung noch erreicht und er musste nicht länger als notwendig warten.
Für die Fahrt zum `Beachhouse`, unserer nächsten Unterkunft an der Coral Coast, brauchen wir fast zwei Stunden. Man nimmt es wohl mit der Geschwindigkeitsüberwachung sehr genau auf Viti Levu, denn wir fahren nie schneller als die maximal erlaubten 80 km/h. Unser Driver muss wohl schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, denn er schimpft ziemlich über die neumodischen Kameras, die man häufig auf halber Höhe an Masten montiert sieht. Allerdings klappt es auch hier wie zuhause mit dem Warnsystem per Lichthupe aus dem Gegenverkehr. Denn eine versteckte Polizeistreife mit Radarpistole, die wir passieren, scheint ziemlich beschäftigungslos zu sein.
Beim Einchecken am `Beachhouse` gibt eine kurze Irritation. Wir sollen für ein Meal-Package, also Halbpension, 39 FJD pro Tag bezahlen. Da wir jedoch die Übernachtung mit Frühstück gebucht haben, sind wir damit natürlich nicht einverstanden. Die Dame an der Rezeption stellt sich auch noch etwas dumm, als wir ihr die Buchungsbestätigung vorlegen und meint, sie könne kein Deutsch lesen. Das der Zettel sowohl in Deutsch als auch in Englisch verfasst ist, übersieht sie geflissentlich. Bevor die Sache eskaliert, kommt der Chef vom Ganzen herzu und klärt uns darüber auf, dass sich seit unserer Buchung die Bedingungen geändert hätten und eine Übernachtung nur mit Frühstück nicht mehr angeboten wird. Allerdings kommt er uns da ohne weiteres entgegen und wir bezahlen nur noch für das Abendessen extra. Damit können wir leben, zumal es ringsherum keine alternativen Verpflegungsmöglichkeiten gibt.
Als wir unseren Bungalow beziehen, wünschen wir uns kurzzeitig in unsere schöne Bure auf dem beschaulichen Taveuni zurück. Der Wohnbereich der Anlage ist relativ groß und erinnert etwas an ein Kinderferienlager. Das Büdchen ist sehr einfach, die Einrichtung besteht aus einem Bett, einem Sideboard und zwei Nachtschränkchen. Ansonsten weder Sitz- noch Ablagemöglichkeiten.
Das Publikum ist ziemlich gemischt. Es gibt viele, meist jugendliche Backpacker und Partypeople, aber auch Familien mit Kindern. Genau, leise ist es nicht. Das Personal hier ist auf den ersten Blick etwas reservierter, als wir es bis jetzt gewohnt waren. Manch einer erschrickt doch wirklich, wenn man freundlich „Bula!“ im Vorbeigehen sagt. Uns wird noch einmal bewusst, wie schön wir es im `Aroha` hatten. Egal, zur happy hour pflanzen wir uns mit einem Fiji Bitter in einen der bequemen Liegestühle und beschließen, das Beste daraus zu machen. Und sooo schlecht ist es hier eigentlich gar nicht, wenn man sich erstmal mit den Gegebenheiten arrangiert hat.
Am nächsten Morgen rufen wir Alex von den South Pacific Adventure Divern an. Per Mail hatten wir uns für ein 3er Kombitauchpaket mit je zweimal Coral Coast, Beqa Lagoon und Shark Dive angemeldet und wollen nun wissen, wann es losgehen kann. Wir haben Glück und können am selben Tag gleich loslegen. Genauer gesagt, schon 15 Minuten später, denn da steht unser Abholer vor der Tür.
Die Tauchbasis ist im `Warwick-Resort`, etwa 10 Minuten Autofahrt vom Beachhouse entfernt, angesiedelt. Der ganze Betrieb ist ziemlich unpersönlich und auf Masse ausgerichtet. Die Guides und anderen Mitarbeiter sind zwar freundlich, aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Macht aber nichts, wir sind ja zum Tauchen da. Die zwei Spots am ersten Tag sind recht schön, besonders `The White Wall`. Eine riesige Felswand, über und über mit weißen Korallen bewachsen. Schade, dass unser Guide mehr auf Schnorcheln zu stehen scheint und nur das obere Drittel der Wand abtaucht. Allerdings sagt er auch nichts, als wir uns in Eigeninitiative etwas weiter unten umsehen.
Am zweiten Tag fahren wir in die Beqa Lagoon und tauchen in der Nähe von Yanuca Island. Die Fahrt dahin über teilweise raue See ist ein kleiner Höllenritt. Mit der Zeit lernt man, sich in dem Moment irgendwo festzukrallen, in dem der Käpt`n das Gas wegnimmt. In der Regel wird man kurz darauf ausgehoben und landet recht unsanft auf dem Allerwertesten. Die Tauchplätze hier sind ebenfalls recht ansehnlich, mit allerlei Kleingetier zum Fotografieren. Unsere drei Mittaucher sind mehr mit sich selbst und der Strömung beschäftigt und staunen hinterher, was wir alles gesehen haben.
Der dritte Tauchtag wird der aufregendste von allen werden. Wir fahren wieder in die Beqa Lagoon, diesmal zum sogenannten Shark Dive. Im Vorfeld hatten wir überlegt, ob wir uns das antun sollen, denn eigentlich sind wir gegen das Anfüttern von Fischen. Schließlich entscheiden wir uns nach etwas Recherche doch dafür, als wir erfahren, dass die Shark Dives Bestandteil eines längerfristigen Schutzprogrammes sind. Wir sollen es nicht bereuen.
Als wir gemeinsam mit Tauchern von drei anderen Booten abtauchen und auf ca. 19m hinter einem Wall in Stellung gehen, wimmelt es dort schon von unzähligen Rifffischen, Schiffshaltern und kleineren Haien. Der Platz heißt nicht umsonst `The Bistro`, denn als alle ihren Platz gefunden haben, bringen die Guides eine große Mülltonne mit Thunfischköpfen und anderen Leckerbissen nach unten und kippen den Inhalt in eine bereitstehende Kiste auf dem Grund. Einer der Fütterer streift sich einen Handschuh aus Metallringen über, als schon der erste Bullenhai auftaucht. Das sind eigentlich unberechenbare Kraftpakete. Allerdings sind die hier, immerhin Exemplare von über 3m Länge, an die Show gewöhnt und holen sich artig ihre Leckerlis aus der Hand. Unterdessen erscheinen noch weitere Bullenhaie, sowie Zitronenhaie, Graue Riffhaie, Silvertips und andere am Platz und lassen sich verköstigen. Das Ganze spielt sich keine 3m entfernt von uns ab und so mancher Hai kommt genau von vorn auf uns zu, um dann nur Zentimeter vor der Kamera abzudrehen. Das sieht man in der Form auch nicht alle Tage. Derweil sind andere Guides in unserem Rücken mit Alustangen in Stellung gegangen, um eventuelle Angriffe von hinten zu unterbinden. Letztendlich sind es doch Raubtiere und man hat lieber ein Auge zu viel als eines zu wenig darauf.
Nach 20 Minuten legt sich das Haigewimmel und zwei riesige Zackenbarsche (Grouper) sehen ihre Chance gekommen. Danach verlassen wir die Futterstelle und besuchen noch ein recht junges Schiffswrack nicht weit von der Aufstiegsleine. Als wir wieder auf dem Boot sind, haben alle ein dickes Grinsen im Gesicht. Auch wenn sich der eigentliche Star, ein ortstreuer Tigerhai von über 6m Länge, nicht hat blicken lassen, so war es doch eine ganz eindringliche Erfahrung, die wir hier machen durften. Auge in Auge mit einem Bullenhai, großartig.
Nachdem wir an den vergangenen drei Tagen immer schon kurz nach um 6 Uhr morgens aufgestanden sind, nutzen wir den ersten tauchfreien Tag mal zum Ausschlafen. Oder das, was alte Leute dafür halten, denn länger als halb acht hält es uns nicht im Bett. Dafür lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück und okkupieren danach zwei Liegestühle, um Tagebuch zu schreiben oder ein Alternativprogramm für die letzten Tage auf Fiji zu erstellen. Bis es zum Nachmittag hin zu regnen beginnt und erst nach dem Abendessen wieder für eine Weile aufhört. Das wir da zum letzten Mal die Liegestühle benutzen können, ahnen wir noch nicht.
Der nächste Tag beginnt wieder mit Regen, zu dem sich im Laufe des Vormittags ein immer stärker werdender Wind gesellt, der am Nachmittag plötzlich zu einem Tropensturm wird. In der ganzen Anlage wird alles, was nicht Niet- und nagelfest ist, durch die Gegend gewirbelt. Ein paar Bäume knicken ab und der Strom fällt ab und zu aus. Zum Glück sind heute Morgen eine Menge Leute abgereist, denn so reichen die Plätze im geschlossenen Restaurantbereich für alle, die noch da sind. Irgendwann wird klar, dass das hauseigene WiFi ausgefallen ist. An und für sich kein Problem, nur hatten wir am Vorabend eine Anfrage an Air Vanuatu geschickt, um unsere Inlandsflüge bestätigen zu lassen, und bis dahin noch keine Antwort erhalten. Na, wird schon gut gehen.
Am nächsten Morgen hat sich zwar der Wind etwas gelegt, aber es regnet immer noch ab und zu. Wir haben uns kurzerhand ein Auto gemietet und fahren in die ca. 85 km entfernte Hauptstadt Suva. Ein wenig shoppen und Sightseeing stehen auf dem Programm. Bis zum Nachmittag haben wir hier sogar Sonnenschein. Als wir alles erledigt haben, öffnen sich hier auch die Schleusen und wir treten den Heimweg an. Den letzten Abend verbringe ich mehr oder weniger allein, weil Maike sich was eingefangen hat und deshalb das Bett hütet. Beim Frühstück erfahren wir, dass es noch mehr Leute erwischt hatte, wer weiß, was da in der Luft gelegen hat.
Für uns wird es dann Zeit, Abschied zu nehmen. Fidschi, und da vor allem Taveuni, hat uns so gut gefallen, dass wir auf alle Fälle noch einmal wiederkommen wollen. Um 14.00 Uhr soll der Flieger von Suva nach Port Vila in Vanuatu gehen. Hoffentlich ist dort besseres Wetter, wir sind gespannt.