Veröffentlicht: 04.10.2016
Wir kommen pünktlich gegen 5.00 Uhr morgens mit dem Flieger aus Samoa auf dem Flughafen in Nadi an und haben etwa zwei Stunden Zeit, bis die Maschine nach Matei auf Taveuni gehen soll. Arbeitsteilig plündere ich einen Geldautomaten, während Maike sich auf die Suche nach ihrem Tolino macht und dabei im Abflugterminal von Pontius zu Pilatus geschickt wird. Bis auf einmal eine dezente Hektik ausbricht und die Flughafenmitarbeiter alle Reisenden mit Nachdruck auf die Straße hinauskomplimentieren und das gesamte Terminal evakuieren. Wahrscheinlich handelt es sich um einen stillen Feueralarm o.ä., denn zu hören ist nichts. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei, so dass der Betrieb normal weitergehen kann.
Wir haben inzwischen für den Weiterflug eingecheckt. Das Inselhopping wird mit kleinen Twin Otters Maschinen (max. 19 Passagiere) betrieben und man hat nur 15kg Freigepäck. So wundern wir uns nicht, dass wir für die 10kg, die wir über dem Limit sind, natürlich prompt zur Kasse gebeten werden. Naja, mit 61,50 FJD kommen wir noch gut weg. Die letzten Minuten vor dem Boarding nutzen wir, um endlich das mysteriöse Office zu finden, das unser eBook beherbergen soll und lernen dabei fast den gesamten Bürotrakt des Flughafens kennen. Schließlich werden wir fündig und nach kurzer Suche findet die Angestellte auch das begehrte Stück. Alles wieder gut.
Der Flug nach Taveuni ist ganz angenehm. Wir sitzen in der zweiten Reihe und können den Piloten bei der Arbeit zuschauen. Zudem ist die Reihe vor uns leer und nachdem die Rücklehnen nach vorn geklappt sind, genießen wir das Couch-Feeling.
In Matei erwartet uns Jim vom Aroha Beach Bures und bringt uns in nicht ganz 30 Minuten direkt zu unserem Bungalow. Wir gratulieren uns einmal mehr zum glücklichen Händchen bei der Buchung. Das Aroha ist eine kleine, sehr gepflegte Anlage mit gleichermaßen geschmackvoll, wie praktisch eingerichteten, ausgesprochen sauberen Buren mit Blick auf die Somosomo Street. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl. Überall schallt es uns freundlich „Bula“ entgegen. Ein prima Universalwort. Man sagt es zur Begrüßung, wenn einer niest, beim Kavatrinken oder einfach, wenn man mit jemandem ins Gespräch kommen will.
In den ersten Tagen legen wir den Schwerpunkt auf das Tauchen. Das Rainbow Reef ist als einer der Top 10 Tauchspots in der Welt bekannt und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Den Kontakt zu Taveuni Ocean Sports haben wir schon Ende letzten Jahres geknüpft und dabei zwei Tauchtage gebucht. Da wir seitdem nichts wieder von der Basis gehört haben, sind wir etwas skeptisch, ob es denn mit der Abholung zum vereinbarten Termin auch wirklich klappen würde. Ja, tut es. Fast pünktlich auf die Minute werden wir von Julie, einer außerordentlich sympathischen Amerikanerin und zugleich Chefin der Basis, am Aroha aufgelesen. Bei ihr merkt man, dass sie selbst Taucherin aus Leidenschaft ist. Der Tauchbetrieb ist so organisiert, wie man es sich als Taucher wünscht und besticht durch viele feine Details. So gibt es auf den Booten Handtücher, was längst nicht überall die Regel ist. Die Verpflegung für die Oberflächenpausen besteht aus verschiedenen Getränken, reichlich Obst, Gemüse und Snacks. Es wird sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt, ohne die Taucher jedoch irgendwie zu Gängeln. Die Gruppen werden nach Erfahrungslevel zusammengestellt und die Guides haben allesamt eine gute Nase dafür, wann sie eingreifen müssen. Überhaupt macht es einen Riesenspaß, mit den Jungs zu tauchen oder mit ihnen in der Pause auf dem Dach des Bootes abzuhängen.
Das Rainbow Reef macht seinem Ruf alle Ehre. Wir absolvieren vier superschöne Tauchgänge an verschiedenen Spots und sind so begeistert von der farbenfrohen Unterwasserwelt mit den verschiedensten Hart-und vor allem Weichkorallen, dass wir direkt noch einen Tauchtag dranhängen. Auf einen weiteren zusätzlichen Nachttauchgang verzichtet Maike lieber. Hätte sie mal nicht tun sollen, denn der war auch Hammer. In einer kleinen Höhle im Riff sehe zum ersten Mal Flashlight Fishs. Nachdem alle ihre Lampen ausgeschaltet haben, erscheinen plötzlich hunderte kleine blaue Lichter, ähnlich LED`s, und erhellen den gesamten Eingang. Ein grandioser Anblick.
Den letzten Tauchgang am Rainbow Reef absolvieren wir am Swirling Rainbow. Da gerade Neumond ist, sind die Strömungen zur Zeit besonders stark und swirling grob untertrieben. Wir erleben eine echte Schnellzugfahrt unter Wasser und als Bill, einer unserer Tauchpartner, eine Flosse verliert und beinahe unkontrolliert durch die Landschaft treibt, sorgt das für eine kleine Schrecksekunde. Aber Manasa, unserer sehr erfahrener Guide, hat die Sache sehr schnell unter Kontrolle. An einen Felsblock geklammert, wird die Flosse wieder an den Mann gebracht. Kurze Zeit später treibt mich die unbarmherzige Strömung ein Stück von der Gruppe weg und ich habe keine Chance, auch nur wieder in ihre Nähe zu kommen. Ich lasse mich also treiben und überlege schon, allein aufzutauchen, als ich die Luftblasen einer anderen Gruppe im Strömumgsschatten sehe. Okay, schließe ich mich halt hier an. AP, der Guide, signalisiert mir auf meine Frage, ob die anderen mich nicht suchen würden, dass Manasa mitbekommen hätte, dass ich die Gruppe gewechselt habe und wohlauf bin. Das viele Arbeiten gegen die Strömung hat natürlich unheimlich am Luftvorrat gezehrt. Also beenden wir den Tauchgang nach nur 35min, aber mit ausreichender Reserve.
Schade, dass uns The Great White Wall verwehrt bleibt, einer der schönsten Spots hier, mit unzähligen weißen Korallen. Um dort zu tauchen, braucht es bestimmte Bedingungen, die wir gerade nicht hatten. Naja, ein Grund mehr, um wiederzukommen :-)
Am ersten tauchfreien Tag erkunden wir die nahe Umgebung zu Fuß. Im übernächsten Dorf soll es eine natürliche Wasserrutsche geben. Die wollen wir uns mal anschauen. Nach kleinen Irrwegen in der abartigen Hitze weist uns ein kleiner Junge aus dem Dorf schließlich den Weg durch den Dschungel. Wir folgen dem kleinen Pfad und gelangen an einen Bach, in dem das Wasser die großen Steine ziemlich ausgewaschen und geglättet hat. Als wir noch rätseln, wie wir da hineinkommen, erscheint plötzlich Rafa, ein einheimischer Guide eines anderen Resorts, mit zwei Chinesinnen an der Stelle. Er zeigt uns, wie man sich in die Rinne setzt, das Wasser etwas anstaut und sich dann etwa 10-15m bergab treiben lässt. Was für ein Spaß :-) Wir verbringen gut zwei Stunden dort in der angenehmen Kühle des Waldes. Zwischendurch plaudern wir bei einer Zigarette ein wenig mit Rafa. Er erzählt uns von dem Zyklon, der Fiji im Februar getroffen und riesige Zerstörungen angerichtet hatte. Es soll der heftigste gewesen sein, der je im südpazifischen Raum registriert wurde. Die ganze Insel, jetzt in sattem Grün, soll damals braun gewesen sein. Wir haben seinerzeit natürlich auch davon gehört und hatten Zweifel, ob wir überhaupt hierher kommen können. Umso froher sind wir, dass viele der Schäden inzwischen behoben sind und die Natur wieder ihr normales Aussehen hat.
Gegen 13.00 Uhr erscheinen, wie von Rafa vorhergesagt, plötzlich eine Menge Leute aus dem Dorf, vorwiegend Kinder, an der Badestelle. Wir werden neugierig beäugt und nach einem herzlichen Bula unsererseits auch nach dem Woher usw. ausgefragt. Wahrscheinlich auch wegen uns beginnen die Jungs sofort, halsbrecherische Kunststücke vorzuführen, indem sie die Rinne im Stehen hinunterfahren oder sich per Salto ins Wasser katapultieren. Leider müssen wir uns verabschieden, denn wir haben noch ein anderes Ziel an diesem Tag.
Taveuni ist einer der wenigen Orte, die vom 180. Längengrad, also der geografischen Datumsgrenze, durchschnitten wird. An Land wohlgemerkt. Bis zur politischen Verlegung der Datumsgrenze nach Osten war dies tatsächlich der erste Ort auf der Welt, wo die Sonne aufging. Geografisch gesehen ist es ja immer noch so. Die Leute hier sind ziemlich stolz darauf und es finden sich überall Hinweise auf „den Meridian“. So auch eine kleine Tafel am Rande eines Rugbyfeldes, wo man quasi gleichzeitig mit einem Bein im Heute und mit dem Anderen im Gestern stehen kann. Gleich daneben bäckt eine Frau in einem umgebauten Ölfass Brötchen für ein Catering. Leider sind gerade keine fertig, so dass wir nicht zur Kostprobe kommen. Lecker gerochen hat es allemal.
Einen sehr schönen Nachmittag verbringen wir in Meme`s Dorf. Meme arbeitet im Aroha und hat uns ziemlich ins Herz geschlossen. Ihre Familie zeigt uns einiges aus ihrem täglichen Leben. Einer der Jungen entert geschickt eine ziemlich hohe Palme, um uns ein paar Kokosnüsse zu pflücken. Ein paar Krebse werden kurzerhand aus dem Bach gefischt und in der schnell angerichteten Kokosmilch gekocht. Nix für mich, aber Maike hat es geschmeckt. Die Leute merken, dass wir sehr interessiert an ihrem Leben und außerdem selbst recht unkompliziert sind. Dadurch herrscht eine relativ gelöste Stimmung und jeder hat Spass. Nachdem wir noch vom Essen aus dem Erdofen, allerlei Gemüse, Wurzeln und Fisch, gekostet haben, ist es Zeit für die Kava-Runde. Von der Ernte der Wurzeln über die Herstellung des Pulvers und die Zubereitung bis zum richtigen Verhalten beim Trinken wird uns alles gezeigt. Zum Schluss sitzen wir in trauter Runde mit dem halben Dorf um den Kessel, rauchen von den selbstgedrehten der Locals, trinken die braune Brühe und schwatzen über dies und das. Die Leute sind mindestens so interessiert wie wir und fragen uns Löcher in den Bauch. Kava ist nicht wirklich lecker. Irgendeiner hat mal gesagt, es sieht aus wie Abwaschwasser und schmeckt auch so. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Von der angeblich beruhigenden Wirkung merken wir nichts weiter. Nur das pelzige Gefühl auf der Zunge zeugt noch eine Weile vom Genuss. Vielleicht war die Mischung aus Rücksicht auf uns ja nicht stark genug. Hat aber auch gepasst. Irgendwann müssen wir uns verabschieden, weil Meme arbeiten muss und uns gleich mit ins Resort nehmen will. Wir machen noch ein letztes Gruppenfoto und werden von allen mit Handschlag bedacht und gefragt, wann wir wieder kommen. Mal schauen, hat auf alle Fälle Spass gemacht.
Wir geniessen die letzten Stunden auf Taveuni, dass uns in den paar Tagen eine Menge von schönen Eindrücken beschert hat. Als wir am letzten Abend Meme Lebewohl sagen, hat sie ein paar Tränen in den Augen. Hier haben wir wohl Freunde gefunden.
Heute Nachmittag setzen wir nach Viti Levu um. Eigentlich sollte der Flieger um 11.20 Uhr gehen. Nach telefonischer Rücksprache von Jim mit dem Flughafen stehen wir aber erst für 14.00 Uhr auf der Liste. Mal sehen, ob das gut geht.