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19.03.23

Veröffentlicht: 09.04.2023

Es gibt Frühstück zusammen mit Omar Junior und Senior. Brot, Avocado, Käse, Rührei und Nescafé.

Danach fahren Omar und ich mit der Metro in die Stadt. Unterwegs erzählt er von seinem Job als Umweltingenieur in einer großen Parkanlage außerhalb der Stadt.

Seit ein paar Jahren sind sonntags in der Innenstadt viele Hauptstraßen für Autos gesperrt. So sind die Chilenen in Santiago erstaunlich fahrradbegeistert. Auch bei Omar zuhause stehen mehrere (Renn-)räder rum. Zunächst fahren wir mit der Gondel hoch auf den Cerro San Cristobal mit riesiger Marienstatue und Top-Ausblick. Die eine Hälfte der Besucher sind Touris, die andere sprechen Fürbitten aus. Tourismus und Religion vereint. An den Buden wird erstmal Zucker getankt. Mote con Huesillo (zuckrig-zimtiges, gekühltes Getränk mit Getreide- und Pfirischeinlage) sowie Palmera, ein knuspriges Blätterteiggebäck in Scheibenform und gebadet in Zucker.

Wir gehen zu Fuß runter und die Sonne brennt. Unten kommen wir am Plaza Italia vorbei, dem Versammlungsort des Volkes, wenn gefeiert oder demonstriert wird (wie z.B. 2019, eine Demo mit rund 1,5 Mio. Teilnehmern). Gewaltsame Konfrontationen mit den Behörden gehören auch mit dazu, Omar wurde bleibend am Auge verletzt, einer seiner Kumpel verlor ein Auge durch den Wasserwerfer der Polizei. Ein zugeschütteter Metro-Eingang wurde zur Erinnerungsstätte an die Opfer der Proteste umfunktioniert.

Danach besuchen wir das Museo Nacional de Bella Arte, gratis und neben zeitgenössischer Kunst gibt es auch eine künstlerische Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit mit ein paar (meiner Meinung nach) sehr gelungenen Werken.

Im Fischrestaurant direkt am lokalen Fischmarkt essen wir Ceviche (peruanisch/nordchilenische Fischspezialität, bei der der Fisch mittels Einlegen in Limettensaft “gegart” wird, kalt serviert) und frittieren Reineta (Fisch mit festem, weißen Fleisch, fast wie Hähnchen). Vor und nach dem Essen gibt es Pisco Sour und während dem Essen Bier. Kombiniert mit 30 Grad Mittagshitze knallt das doch mehr als gedacht.

Wir laufen über den Plaza de Armas und vorbei am Präsidialpalast. Bei einer mit Graffiti verzierten Unterführung bleibt Omar stehen und erzählt mir, dass diese durch die nationalen Medien berühmt ist, da sich dort Schüler zwei rivalisierender Schulen regelmäßig spektakuläre Schlägereien liefern.

Nach Aufstieg auf den Cerro Santa Lucia, ein kleiner grüner Hügel mit verspielten Bauten aus dem 19. Jahrhundert, der wie eine Insel wirkt inmitten des Hochhausmeers, gönnen wir uns zuckerhaltige Getränke. Coca Cola erfreut sich neben Gatorade und anderen Herstellern herausragender Beliebtheit. Bei dem schwimmbadartigen Geschmack des Leitungswassers auch nicht allzu verwunderlich.

Zum Schluss gibt’s noch original italienisches Eis im Künstlerviertel Lastarria.

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