Veröffentlicht: 22.09.2019
167 Tage. So lange ist es her, dass Linus und ich am 4. April in Hamburg ankamen und zurück waren von unserer Reise. Es ist September. Fast ein halbes Jahr ist seitdem wieder vergangen, fast genau so eine lange Zeit, wie wir unterwegs waren. Bald ist der 3. Oktober, genauer gesagt in 15 Tagen. Dann, vor genau einem Jahr war der Tag, als es uns loszog in die weite Welt. Es ist sehr viel passiert seit dem 4. April, für mich gibt es in weniger als zwei Wochen einen ähnlichen, wenn nicht noch signifikanteren Lebensschnitt, wie vor einem Jahr. Es geht zum studieren.
Und auch wenn der 4. April nun schon so weit weg ist und die Reise und all das so fern wirken mag, ist sie das nur auf dem Blatt Papier. In Gedanken und in meinem Kopf ist dieser Lebensabschnitt noch zu präsent, um das irgendwie so hinter mir zu lassen. Was bleibt von der Reise, ist die Frage, die ich mir stellen will.
Einen Nachtrag und einen letzten kurzen Eintrag, eine Art Fazit wollte ich der Reise eigentlich schon wenige Wochen nach der Ankunft in Deutschland widmen, aber wie es dann eben so ist, ist es dann doch nie dazu gekommen. Dabei kann ich es aber nicht belassen, wenn ich bedenke, dass meine letzten Gedanken zu dieser Zeit auf irgendeinem unbequemen Sitz einer Boeing Maschine und umgeben von nervigen Geräuschen niedergeschrieben wurden. Also. Wenn auch mit etwas Verzögerung, man sagt doch immer es sei nie zu spät, hier ein Nachwort.
Es ist Nachmittag und ich sitze in meinem Kinderzimmer und überlege wie ich anfangen soll. Draußen scheint die Sonne und die herbstliche Luft weht sanft durch meine offene Balkontür herein und lässt mich nostalgisch werden. Vor genau einem Jahr liefen die Vorbereitungen für unseren Aufbruch auf Hochtouren. Heute vor einem Jahr haben wir die Unterkunft für die ersten Tage in Auckland gebucht, das zeigen mir die Screenshots von einer Buchungsseite auf meinem Handy. Das Kiwi, direkt in der Queenstreet im Herzen von Neuseelands größter Stadt. Wenn ich daran zurückdenke denke ich an den Skybus, der uns vom Flughafen aus in die Stadt gebracht hat und dessen Haltestation unter anderem genau vor eben diesem Kiwi lag, sodass wir mit unserem schwerem Gepäck nicht wie erwartet einmal quer durch die Stadt laufen mussten, sondern uns nur umdrehen konnten, um einzuchecken. Ich denke aber auch an ein junges hübsches Mädchen an der Rezeption, dass Linus und mir sofort ins Auge gestochen ist und das der Grund war, warum wir Monate später in eben diese Unterkunft zurückkamen. Natürlich hat sie uns nicht wiedererkannt. Und wenn ich an das Kiwi denke, denke ich auch an Auckland im allgemeinen. An die ersten Tage unserer Reise, an den Stress am Anfang, den geplatzten Autokauf und die verzweifelten zwei Stunden danach, die wir einfach nur stumm auf einer Wiese neben dem Händler saßen. Ich erinnere mich daran, wie Linus vorgeschlagen hatte, die Reise in Neuseeland doch einfach erst einmal mit Zug oder Bus anzugehen und wie sauer ich dann darauf war. Ich erinnere mich an John. Das Auto, das es dann zum Glück doch noch geworden ist. An unser erstes eigenes Auto. An die Zeit darin, die vielen Werkstätten, die Probleme mit Fenstern, Türen und dem Stauraum. Ich denke sofort an Hinges, also Scharniere die nie halten wollten, immer abgingen und die Mike vom Campingplatz in Maketu uns dann nach Wochen endlich vernünftig ran montierte. Ich erinnere mich an die Fahrten mit dem Auto, die Einkäufe, die kurvigen und steilen Strecken, die schönste Küstenstraße der Welt zwischen Wetsport und Greymouth, die kalten Nächte, die noch kälteren Morgen, wenn wir uns um 5:30 für die Arbeit fertig gemacht haben. Die Arbeit. Die Nacht in meinem ersten Hostel, die morgendliche Suche nach den Kiwifarmen und das Gemecker der Chefs aka „Supervisor“. Die Pausen mit Erdnussbuttertoast und Apfel, den einen Inder, der uns Cola und Fanta gebracht hatte nachdem eine Backpackerin eine Panikattacke hatte, weil die Arbeit doch so hart und die Inder so unfreundlich waren, das Feierabendbierchen.
Dann denke ich an die ganzen Orte in denen wir waren, ich kann noch alle chronologisch aufzählen. Tauraunga, Mahia, Waipawa mit dem schönen Campingplatz, Napier mit den doofen Deutschen im Tanktop auf der Aussichtsplattform, Te Awanga mit dem Spinner der neben uns campte und ständig brabbelte er kenne „god personally“, Featherston und der See wo es so windig war, Murchison und der eiskalte Fluss, Geraldine, Ohau unser südlichster Punkt in Neuseeland, Hurunui, wo die Seelöwen waren und wir mit den Holländerinnen die einzigen Camper in der Natur, Taupo wo wir endlich unser Gehalt bekamen und vorher zwei mal für 10 Dollar tanken mussten, Kerikeri und das nette AirBnB, Whitianga mit Linus Bruder. Auckland, Wellington, Christchurch. Die Fähre von der Nordinsel zur Südinsel. Ich erinnere mich an die Landschaften, die atemberaubende Natur, das Wasser, indem wir badeten und das Leitungswasser, das wir tranken und das nach Chlor schmeckte. Die Flasche, in die ich das Leitungswasser an den Wasserhähnen der Nation täglich frisch auffüllte, ich hab sie noch genau vor Augen.
Ich muss an die ganzen Menschen denken. Die wir kennengelernt haben, oder über die wir uns einfach lustig gemacht haben. Jean, unseren netten französischen Freund, was der wohl gerade macht. Matias, Janina und Cecilia von der Arbeit in den Weinbergen. Pat und Ingrid, Rocky, Mirka aus Nürnberg, Jonas, Paul, der wahrscheinlich gerade irgendwo in der Welt unterwegs ist. Aber auch die ganzen anderen, die wir nur so gesehen haben oder die irgendwas lustiges gesagt haben, was wir dann immer sofort in unsere Zitate Liste aufnahmen. Der Typ in Pukaki, der aussah wie Iniesta, der Deutsche während der Kiwiarbeit mit seinem „das ist so typisch deutsch“, obwohl er selbst die größte Kartoffel war. Die Brasilianerin, die meine Erdnussbutter geklaut hat oder die kleinen dicken Zwillinge in Pahia die wie in einer schlechten Sitcom Arschbomben von der Badeinsel machten und Leute vollquatschten. Oder das Pärchen in Opotiki, dass uns ihren restlichen Nudelsalat und ein paar Hähnchenteile geschenkt haben. Die „You dont have a toilet“ – Frau, die uns wutentbrannt mehrmals zuschrie, dass wir auf dem Stellplatz nicht stehen dürfen, obwohl sie da falsch lag. Rayman, die Maoris in Auckland, die Bunnings Angestellten und der nette Mann in Pikowei, der uns unfähigen Jugendlichen half, unseren Gasherd anzukriegen. Ich denke an meine langen Haare und an meine ganu kurzen. Ich erinnere mich an die Gedanken, die ich damals ganz am Anfang hatte. Selbstzweifel, Stolz, Lebensfreude, der Beginn eines Abenteuers.
Ich denke wenn ich an Neuseeland denke an die Landschaft aller sieben Kontinente. Ich denke an herzzerreißend zuvorkommende, hilfsbereite und einfach unwahrscheinlich freundliche und lebensbejahende Menschen. Ich muss an Bürokratie und Penibelheit denken, an Lockerheit aber ebenso. Ich denke an ein Land, das so weit abgeschlagen liegt und dies gleichermaßen genießt, wie neugierig zurücklässt. Ich denke an drei Monate Unabhängigkeit, drei Monate Freiheit, allerdings auch an neue Pflichten und Lernprozesse. Bei dieser Zeit denke ich an „das erste mal länger von zu Hause weg sein“, an Ungewissheit und an auf sich selbst gestellt und angewiesen sein. An das Verlassen meiner Komfortzone. Ich denke an die Herausforderung das Neue zu etwas Gewöhnlichem zu machen.
Neues Kapitel. Der Flug nach Buenos Aires. Nelson, der Brasilianer der neben uns saß und grinsend ein Bier nach dem anderen trank.
Dann denke ich an den zweiten Teil unserer Reise. An Argentinien, Chile und Uruguay.
Wow. So viel schießt mir jetzt in den Kopf und ich merke ein klassisches Nachwort ist was anderes, aber alles aufzuzählen, was mir sofort in den Kopf geht, wenn ich an diese sechs Monate denke, ist glaube ich der beste Weg, um das alles irgendwie nochmal so zu verarbeiten. Und es zeigt wie präsent das alles noch ist. Ich erinnere mich an die ersten Tage in Buenos Aires. An meinen beschissenen Jetlag. Die schlaflosen Nächte. Geschlafen von 6:00 bis 14:00 und dann was frühstücken. Zum Supermarkt zu Dia oder noch besser zu Carrefour. An den billigen Kakao und die Facturas aus den Bäckereien, also alles was süß und klebrig ist. Meistens versehen mit der Karamellcreme Dulce de Leche, die einem irgendwann zum Hals raushängt. Dann ging es Richtung Anden. 17 Stunden Busfahrt, super komfortabel mit Bettartigen Sitzen, aber Linus musste sich mitten in der Nacht übergeben und bis heute macht er die warme Mahlzeit, die wir am Abend bekamen dafür verantwortlich. Dann erinnere ich mich an unsere Reisemüdigkeit Mitte Januar in Bariloche. Wir saßen am See und standen schon seit Tagen beide unausgesprochen neben der Spur und wussten nicht so recht warum. Da habe ich die Importanz des miteinander redens gelernt. Wie wichtig es ist sich alles zu erzählen. Wir waren einfach erschöpft und es satt jeden Tag nach einer neuen Unterkunft und Busverbindung zu recherchieren und alle zwei Tage unseren vollgestopften Rucksack zum nächsten Terminal zu schleppen und weiterzuziehen. Also blieben wir ein paar Tage im gemütlichen Bariloche und planten die darauffolgenden zwei Wochen komplett durch, was die beste Entscheidung war, die wir hätten treffen können. Manchmal kommt es immer anders als man denkt und man weiß nie, ob das dann gut ist oder schlecht. Das muss man halt sehen. Wir fuhren dann für ein paar Tage über die Grenze nach Chile, wo es ganz anders zuging, viel traditioneller und ursprünglicher noch. Ich sehe den großen bunten Markt vor mir mit getrockneten Früchten, Gemüse und Fisch aus dem Pazifik. Dann erinnere ich mich an Patagonien. Das weite Land. Das endlose Nichts. Die Stille, der Durst. An Perito Moreno und den Magier Hamelin in dem trostlosen, aber doch so familiären und innigen Café. Esquel, wo wir nichts für das Hostel bezahlen mussten und der kleine Sohn vom Betreiber, Franco, mit dem wir auf einem uralten Monitor FIFA gespielt haben. Das Buffet Restaurant und die elegante Bankangestellte. El Bolson, wo wir bei Claudia waren und oben einen Schutzwall gegen ihre herumstreunende Katze gebaut haben, aus allen Dingen die wir oben finden konnten. Die Orte im Süden, El Calafate und El Chalten mit den schönsten Wanderstrecken, die ich je gesehen habe und dem geheimen Highlight der Reise, dem riesigen Perito Moreno Gletscher. Ushuaia. Die südlichste Stadt der Welt. Etwas mehr als 900 Kilometer von der Antarktis entfernt. Die Ruhe dort unten, die wir uns selber gaben. Dann die Atlantikküste Argentiniens und die raue Einsamkeit. Wir waren dort die einzigen Touristen, auf einmal sah man uns großgewachsene Europäer mit runden Augen an. Auf der Straße, am Strand oder im Supermarkt. Stille Neugierde bei den Argentiniern. In Viedma, als wir bei einer Familie unterkamen erfuhren wir, dass wir die ersten Gäste in ihrer Ferienwohnung waren, die aus Europa kamen. Wenn man Argentinien bereist, als Backpacker oder als Familie oder einfach als Interessierter dann sieht man sich Patagonien an, den Gletscher, die Anden, Buenos Aires natürlich und vielleicht noch die Wasserfälle und ein paar Dinge im Norden, aber niemals die triste Ostküste, nur mit ein paar unbedeutenden Städtchen, über die im Reiseführer nicht viele Worte verloren wird. Wir jedoch taten es und reisten vier Wochen vom Süden an der Küste bis Buenos Aires und das war vielleicht die beste Entscheidung unserer ganzen Reiseplanung. Dort lernten wir das Land kennen, wie es wirklich ist. Wie es tickt, wie die Menschen leben, was sie ausmacht, was sie antreibt. Die Menschen in Argentinien sind von ruhiger, ich würde fast sagen besonnener Natur. Sie sind wahnsinnig geduldig. Es kommt nicht selten vor, dass man an einer Supermarktkasse aufgrund der veralteten Kassensysteme 20 Minuten wartet und während Linus und ich oft fast einen Wutanfall bekamen, weil wir einfach nur mal wieder eine unserer unhandlichen 2 Liter Wasserflaschen kaufen wollten, sahen die Menschen um uns herum einfach in die Leere und warteten. Sie standen an und wir standen auch an. Und wir verbrauchten mit unserer Ungeduld Energie, aber kamen dadurch nicht eher an der Kasse an, als alle anderen. Was ich dadurch lernte war in gewisser Weise manchmal einfach geduldiger zu sein, aber vor allem wurde mir klar, dass das Bewusstsein über die Irrelevanz mancher Dinge das Leben doch so viel einfacher machen kann. Sich über Sachen aufzuregen, die man eh nicht ändern kann zum Beispiel. Man geht gelassener durchs Leben. Wie die Argentinier eben.
Wenn ich an die Ostküste denke, erinnere ich mich außerdem an die Strände, Menschen dicht an dicht, obwohl es Nebensaison ist, ich denke an das gute Eis, die „Churrrrrros“ rufenden Strandverkäufer, ich denke an die Peninsula Valdés, wo wir Pinguine und Orcas gesehen haben, ich denke an Daniel, unseren Guide, der quasseln konnte wie ein Weltmeister, ich denke an Mar del Plata, wo wir zehn Tage Urlaub gemacht haben und wo wir nach einem feuchtfröhlichem Abend getrennt von einander mitten in der Nacht quer durch die Stadt zum Hotel getorkelt sind und als ich ankam die Zimmertür aufstand und Linus auf dem Bauch mit all seinen Klamotten auf dem Bett lag. Was echt nicht lustig war, weil es an ein Wunder grenzt, dass wir da nicht ausgeraubt wurden („mar del plata es muy peligroso, especialmente denoche“).
Ich denke an Tandil mit der besten Salami Südamerikas, an Bahia Blanca, an Necochea, wo der kleine Senegalese Modu mit dem Neymar Trikot mit ein paar jungen Männern in einem Imbiss Zaubertricks geübt hat. Ich erinnere mich an unsere maximal ungesunde Ernährung, begründet durch selten eine Kochgelegenheit und wenig Geld. Also zum Imbiss. Ich denke an Milanesa an Hamburguesa, an Choripan und Empanadas. Sechs mal die Woche Fleisch, mindestens. Und immer Pommes. Ich denke an Uruguay. Und die wahnsinnig schöne Fährfahrt von Buenos Aires über den Rio de la Plata nach Sacramento. Die Skyline und im Hintergrund dieser Sonnenuntergang. Das war schöner, als jede Postkarte. Ich erinnere mich an die hohen Preise in Uruguay und unseren daraus resultierenden bescheidenen Lebensstil vor Ort. Dann denke ich an die letzten Tage in Buenos Aires. Die letzten Tage der Reise. Anfang April. Vor mehr als einem halben Jahr. Ich erinnere mich an das Gefühl des nicht verstehens, ein Gefühl des nicht wahr haben wollens? Wie oft haben wir auf der Reise über das Ende gesprochen, uns gefragt, wie es uns dann gehen wird, was wir denken wie wir drauf sind, wie wir uns entwickelt haben. Und dann kam es einfach. Und an unserem allerletzten Abend saßen wir in Buenos Aires am Hafen auf einer Bank mit einem Bier und ein paar Snacks. Und wir wollten große Töne spucken und aufgeregt sein, uns freuen und stolz sein und ein Fazit ziehen. Aber stattdessen saßen wir einfach nur da. Sprachlos. Nicht ansatzweise in der Lage zu verstehen, was eigentlich gerade los ist. Wir saßen da und konnten es einfach nicht verstehen. Es machte keinen Sinn. Deutschland. Lübeck. Eigenes Zimmer. Fester Standort. So etwas hatten wir seit sechs Monaten nicht gehabt. Und wenn man sich so an das Reisen gewöhnt und monatelang nicht sesshaft ist und von Ort zu Ort zieht, wo nichts gleich ist, sondern immer alles anders, dann geht es einen nicht in den Kopf, wenn man daran denkt, dass das auf einmal nicht mehr so sein soll. Das hat mich damals richtig fertig gemacht. Nicht, dass die Reise vorbei war, wir freuten uns unfassbar doll auf Deutschland. Auch nicht, dass dieser letzte Abend so anders war, als wir ihn uns vielleicht vorgestellt haben. Was mich aufregte war dieses Nicht begreifen können. Etwas wirklich einmal so überhaupt nicht greifen zu können. Null. Nada. Das hatte ich selten vorher. Wie sahen dann die erste Tage und Wochen in der Heimat aus... Schon komisch. Man war in der weiten Welt unterwegs, hatte die Zeit seines Lebens, das große Abenteuer und Lübeck war das alles so was von egal. Die Stadt hatte sich außer ein paar Kleinigkeiten nicht großartig verändert. Und auch die Menschen, die Familie, die Freunde. Es war schnell alles sehr vertraut. Obwohl die ersten Tage schon merkwürdig waren. Ich weiß nicht, wie ich es am besten beschreibe. Vielleicht ist der beste Vergleich hier wirklich der des Traumes. Als wär man am Morgen des 5.April einfach aufgewacht, leicht verwirrt, etwas irritiert, und es war alles nur ein Traum.
Dieser Nachtrag hier ist der mit Abstand längste Blogeintrag, merke ich gerade.
Was bleibt ist die Frage, was von der Reise bleibt. Ein halbes Jahr nach unserer Ankunft in Deutschland stelle ich einerseits fest, dass ich mich mittlerweile wieder voll und ganz an das Leben in Sesshaftigkeit gewöhnt habe und einer der schönsten Sommer meines Lebens hinter mir liegt. Andererseits vergeht auch kein Tag, an dem ich mich nicht mit einem Lächeln an die Zeit auf Reise zurückerinnere. Warum reisen wir? Was habe ich gelernt? Inwiefern habe ich mich als Persönlichkeit weiterentwickelt? Alles fragen die ich in diesen Einträgen schon öfter versucht habe zu beantworten. Warum wir reisen? Um zu lernen. Warum lernen? Um sich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Und das habe ich. Definitiv. Ich kann nur jedem empfehlen so etwas einmal zu machen und das muss nicht nach der Schule sein, auch nicht nach Neuseeland oder Argentinien. Es geht darum loszugehen, wohin auch immer. Neue Orte sehen, Menschen, andere Perspektiven. Neue Erkenntnisse zu gewinnen. Erfahrungen zu sammeln. Einfacher gesagt, und nicht so gezwungen hochgestochen: Dinge anders sehen als man sie vorher gesehen hat. Über die Welt aber vor allem über sich selbst. Auch mal etwas nicht verstehen können. Sich darüber aufregen und es trotzdem nicht verstehen. Die Reise war ein halbes Jahr meines Lebens, das ich nie vergessen werde. Es war vielleicht der spannendste und schönste sechsmonatige Ausflug, den ich bis jetzt hatte. Eine prägende, lustige, aufregende, lehrreiche Zeit, die einfach Spaß gemacht hat. Das liegt nicht zuletzt an dir Linus, meiner Reisebegleitung, denn ich hätte mir keine bessere Person vorstellen können, um diese ganzen unheimlich guten Momente, aber auch Herausforderungen und Probleme, die da auf uns warteten zu bestreiten. Wir hatten natürlich auch mal zwei verschiedene Meinungen, aber nie wirklich Stress. Dass es so unkompliziert so leichtfüßig und einfach so geil war, das verdanke ich vor allem dir.
Nun geht es also weiter. Ich weiß noch, als ich am 16. Februar in Bariloche in einem Bus saß und wir vom wandern zurück kamen, dachte ich ein bisschen über meine Einträge nach und da schoss mir im Zusammenhang zu einem möglichen Nachwort ein Satz in den Kopf, den ich so geistreich fand, dass ich ihn sofort in meine Handy Notizen tippen musste, um später darauf zurückkommen zu können. „Die Reise fängt dort an, wo sie endet.“, lautete der und ich muss zugeben, wo ich den jetzt so in meinen Laptop tippe klingt er schon ein wenig albern. Für uns fängt nun trotzdem eine neue Reise an. Die alte wird von einem Erlebnis zu einer Erinnerung. Das war es mit dem Kapitel weg.
„Es ist auch egal was jetzt noch passiert, was jetzt alles noch kommt ist nur noch extra, denn das was wir bis jetzt getan haben, kann uns keiner nehmen.“ Das ist ein Satz aus einem meiner Einträge, als die letzten Tage in Neuseeland anbrachen. Und ich muss sagen er ist immer noch aktuell.
Was bleibt also von der Reise? So einiges.
Was war das für eine Zeit.