Jambo Kenya
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42° C

Veröffentlicht: 16.02.2019

Tag 134


Trelew – Chubut, Argentinien. 1.154 Kilometer nördlich von Rio Gallegos. 25 Kilometer bis zum Meer. Die Sonne ballert. Es sind 42 Grad im Schatten.

Seit ich das letzte Mal schrieb, haben wir eine ganz schöne Strecke Richtung Norden gemacht. Wir sind einmal mit dem Nachtbus gefahren und kamen heute nach weiteren fünf Stunden Bus in Trelew an, einer mittelgroßen Stadt in der Nähe von Puerto Madryn und der Halbinsel Valdés, die unser nächstes Ziel sein soll.

Die Busfahrten hier in Argentinien sind extrem. Und zwar extrem entspannt. Die Busse sind modern und die Ausstattung lässt einen staunen. Da es seit mehreren Jahren kein richtiges Schienennetz mehr im Süden des Landes gibt, hat sich hier ein ausgeprägtes Bussystem entwickelt, von welchem sich europäische Unternehmen eine mehr als dicke Scheibe abschneiden können. Es gibt in Argentinien zwei Komfortklassen, einmal „Semi Cama“ und „Cama“. „Cama“ ist die komfortablere Klasse, wobei diese auch nur wenige Euro mehr kostet, als die sich oft oben im Bus befindenden „Semi Cama“ Plätze. Die Sitze sind so breit, dass man es ausgesprochen bequem hat und sie lassen sich fast 90 Grad nach hinten kippen, sodass man, was vor allem auf Nachtfahrten von Vorteil ist, eine Art Bett zur Verfügung hat. Die Klimaanlage funktioniert, es gibt Fernsehre, eine Toilette und eine ganze Mannschaft an Busbegleitern, die einem im seltenen Fall sogar kostenlose Getränke anbietet. Generell fühlt sich Busfahren hier eher wie Fliegen an. Bei manchen Busgesellschaften gibt es überdies abends eine warme Mahlzeit, was aufgrund der wirklich sehr späten Essgewohnheit der Argentinier immer ein ganz lustiger Moment im Bus ist. Man fährt seit ein paar Stunden, das Licht ist gedimmt und mehr als die Hälfte der Passagiere schläft bereits. Dann, etwa gegen 22:00 kommt aus dem Nichts ein nettes Crewmitglied, stets mit Hemd und Krawatte, und verteilt die Mahlzeiten. Jeder wird geweckt, da wird niemand ausgelassen, und dann erwachen die Argentinier aus dem Schlaf, essen brav ihr Abendbrot und legen sich wieder hin.

„Semi Cama“, die niedrigere Klasse hat etwas schmalere Sitze, die allerdings immer noch um einiges breiter und gemütlicher sind, als bei Flixbus & co. Man hat auch dort viel Beinfreiheit und es ist überhaupt kein Problem mehrere Stunden auf diesen Plätzen im oberen Stockwerk zu verweilen. Was natürlich nicht zuletzt daran liegt, dass man die Aussicht hat, auf die Landschaft Patagoniens und das ist auch der Grund, warum Busfahren hier definitiv spannender ist als Fliegen. Wir buchen uns immer zwei Fensterplätze und während wir dann melancholisch in die endlose Weite aus dem Fenster schauen, hören wir meist Musik oder denken übers Leben nach. Dazu kommt noch, dass die Busse günstig sind und bis jetzt keiner von den bestimmt schon 15 Bussen, mit denen wir bis jetzt gefahren sind, ausgefallen ist oder länger als eine viertel Stunde Verspätung hatte. Jetzt habe ich glaube ich genug Werbung für das argentinische Busfahren gemacht. Zumindest sind wir jetzt schon wieder ein ordentliches Stück voran gekommen und nachdem wir ein paar wirklich beeindruckende Trekking Erfahrungen in den Anden hinter uns haben, in der südlichsten Stadt der Welt waren und das ein oder andere Mal gegen den kalten Wind anmarschierend gefroren haben, warten die nächsten Wochen wieder Wärme und Strand auf uns. Vorgestern waren wir das erste mal seit Neuseeland wieder im Meer baden, allerdings nicht im Pazifik wie zuletzt ausschließlich, sondern im kalten Atlantik. Am angeblich am südlichsten gelegenen Strand der Welt, war es leider jedoch so windig, dass wir nach nur wenigen Minuten in der Sonne brutzeln so viel Sand im Gesicht hatten, dass wir es am Strand selbst nur schwer ausgehalten haben. Trotzdem war es mal wieder schön das Meer und so auch ein Stück Heimat zu sehen und die Abkühlung im Wasser tat sowieso gut. Jetzt, zwei Tage später, sitzen wir in unserem Appartement in eben diesem Trelew. Rausgetraut haben wir uns seit Stunden nicht. Wir haben ehrlich gesagt Angst zu verbrennen – wörtlich gesehen. Vielleicht am späteren Abend nochmal, wenn die meisten Argentinier sowieso erst aus ihren Wohnungen gekrochen kommen. Das Leben auf den Straßen beginnt hier in Argentinien nämlich erst ab 21:00. Bis dahin dürfte es sich auf angenehme 37 Grad abgekühlt haben. Mal schauen. Nach Rechnung der Südhalbkugel ist heute theoretisch der 16. August und pünktlich zum Sommerferienende, wird es in ein paar Tagen langsam auch etwas kühler, sodass wir im März, beziehungsweise September hoffentlich noch aushaltbare Temperaturen an den Stränden der argentinischen Atlantikküste haben. 

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