Schuhraub im Breisgau!

Bevor wir nach Frankreich einreisen, machen wir am Abend noch einen Halt in Müllheim.
Die Camper-Erfahrung lehrt, dass altbewährte Plätze immer mal wieder angefahren werden müssen. Erst letzte Nacht mussten wir erleben, dass ein uns ans Herz gewachsener Fleck mit Baufahrzeugen aller Größen und Stärken vollgestellt, mit Riesenbergen Sand und Erde zugekippt, mit Bauzäunen abgesperrt und für uns zur Nacht nicht benutzbar war. Das ist blöd abends um 23:00 Uhr, besonders wenn die Bettschwere mit aller Macht zuschlägt und auf die Schnelle eine Alternative her muss.

In Müllheim ist zum Glück alles beim Alten und wir können bleiben. Der Waldboden auf dem Wanderparkplatz ist zugedeckt mit dunkelbraunem, fauligem Laub, das durch den anhaltenden Regen schwer von Nässe ist und an den Füßen klebt. Ungemütliches, nasskaltes Wetter treibt uns ins Chateau. Aber zunächst muss Zappa den Hundehaufen von seinem Latsch entfernen, der gut getarnt in den modrigen Blättern auf ihn lauerte und den er mit voller Breitseite erwischt hat. Brauner Mörderstink bis hin zur Socke!
Hernach genießen wir aber den entspannten Abend am Lounchtischchen mit einer deliziösen Mahlzeit und so langsam gleiche auch ich mein Schlafdefizit der letzten Tage aus.

Der nächste Morgen weckt uns mit trommelnden Regentropfen, die auf dem Caravan-Dach einen wunderbaren Resonanzkörper finden. Es gießt mal wieder in Strömen, regnet Eulen und Meerkatzen, wie die Kuh, die pisst, der Himmel fällt uns auf den Kopf. Nun ja, wir haben heute ja sowieso nur eine Autofahrt auf dem Programm. Nach dem Frühstück machen wir uns auf die Reise nach Frankreich.

Leider gibt es ein Hindernis: von Zappas Latschen befindet sich nur noch ein Exemplar im Wohnwagen. Wo kann denn nur der zweite sein? Wir durchsuchen alle Ritzen, Löcher, Spalten, Schränke, Geheimverstecke - nichts! Der Latsch ist spurlos verschwunden!
Diese Crocs haben auf unseren Touren ein echt mieses Karma. Nicht nur einmal hat der Fuchs den Latsch gestohlen, doch bisher konnten wir in gemeinsamen Kraftanstrengungen das kostbare Schuhwerk zurückerobern, ohne den Jäger zu holen.

Noch während ich darüber nachgrüble, warum ich mal wieder daran Schuld bin, dass der Latsch des Nachts aus dem Gefährt gefallen, vom Wildtier geraubt und nun unwiederbringlich verloren gegangen sein muss - eben jener Latsch, der gestern noch in mühevollster Kleinarbeit von der Hundekacka aus den Rillen befreit wurde - springt, hopst und humpelt Zappa schon durch den strömenden Regen auf einem Bein ins trockene Auto.
Ich ziehe mir meine Regenjacke über, um nach dem kostbaren Gut in den Pfützen Ausschau zu halten. Meine Hoffnung, dass der Croc unter dem Wohnwagen liegt, wird schnell zu Nichte gemacht. Auch das Auffinden des schwarzen Latschens in dem nassen, braunen Laub ist bei dem Mistwetter ein aussichtsloses Unterfangen. Wir geben zum ersten Mal ein geliebtes Schuhwerk auf!

Mit Trauerminen reisen wir ins Nachbarland ein. Nein, andere Treter möchte Zappa nicht kaufen, er hat schließlich noch genügend Ersatz zu Hause. Es muss eben so gehen, verkündet er mit Heldenstimme.
Wir machen Halt in einem Osterglockenwald, wo pro Person nur eine Handvoll Blumen gepflückt werden darf. Sie stehen leider noch nicht in vollständiger Blüte, dann ist der Wald wohl ein gelbes Farbenmeer.

 
Am Abend rumpelt Zappa im Badezimmer herum, es ist Zeit für die Rasur. Dabei muss der Fusstritt beiseite.
Und da staunen wir nicht schlecht: am Fuß des Höckerchens hat sich ein schwarzer Croc festgebissen! Ich - natürlich! - habe am Morgen zum Duschen den Tritt aus dem Bad geräumt und dabei wohl auf dem Latsch abgestellt. Der ist einfach faul dran hängengeblieben und hat sich so außerordentlich gut versteckt. Wie ist die Freude nun groß!

Besonders weil der sparsame Zappa den rechten Schuh nicht weggeworfen hat, weil das Gummizeugs ist bestimmt noch zu irgendwas nütze! Wie gut, dass ich nicht auf den Mülleimer bestanden habe, aber dann könnte ich mal wieder Schuld sein...