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Rums, da geht die Pfeife los!

Veröffentlicht: 22.08.2022


Alles Gute zum Geburtstag für Zappas kleinen Bruder!

Nach sechs Wochen, 6000km und noch 23 verbleibenden Tagen stehen wir an einem Wendepunkt unserer Reise.
Die Picos de Europa hüllen sich heute in dicke Wolken, so dass uns der Blick auf die majestätischen Gipfel verwehrt bleibt. 

Picos de Europa

Ich habe uns so gut in die kantabrischen Berge manövriert, dass die Weiterfahrt in jede erdenkliche Richtung nur durch Unmengen hakliger Serpentinen zu bewältigen ist und viele Stunden dauern wird.

 
Doch wie soll die Tour nun eigentlich weitergehen?
Für die nächsten Tage ist an der Atlantikküste von Ost nach West Regen und Bewölkung vorhergesagt. In Richtung spanisches Inland, also südwärts stehen Sonnenschein und Temperaturen um 40°C in Aussicht. Was also tun?

Spanische Hutebuchen

Der letzte Ausflug ans Meer scheitert kläglich. Es verschlägt uns nach Comillas. Ein wirklich bezauberndes Städtchen mit einem beeindruckenden Palacio, einer von Gaudí entworfenen Villa und dem gigantischen Gebäude der ehemaligen päpstlichen Universität. Vor den Toren der Stadt ein angelegter Mammutbaumwald.

Wir sind nur auf der Durchreise, doch die Menschenmenge ist beeindruckend. Ein buntes Treiben auf den Straßen, in den Gassen, auf den Plätzen. Handys werden im Gedränge gezückt, Eis kleckert auf schicke Kinderkleidung, Souvenirshops werden geplündert, Kellner sind gestresst und hetzen durch voll besetzte Tische, dazwischen ein paar Jakobspilger auf der Suche nach dem richtigen Weg.

Schlafplatz am Meer

Die Zufahrten zum Meer sind gesperrt und auf den Strandparkplätzen ist das Übernachten verboten. Es ist nicht so, dass wir Angst vor vollen Stränden hätten oder uns nicht gemeinsam mit hunderten anderen Campern die Stellplätze teilen wollen, aber wir suchen eine andere Form der Erholung und Entspannung. Also treten wir den Rückzug in die Berge an.Jedoch nicht, ohne vorher in Torrelavega auf dem Hiergibtsallesplatz einen neuen Gaskocher zu kaufen. Anders als in Italien vor zwei Jahren -

https://vakantio.de/chateaugeschichten/ein-tag-im-regen

- hat es der alte nun endgültig hinter sich.

Tac-Romantik am Übernachtungsplatz


Die Gummidichtung ist kaputt und der Dorn durchsticht die Kartusche nicht mehr richtig, so dass das Gas zwar ausströmt, aber nicht im Kocher landet.
Zappa hat zusätzlich den besten Spirituskocher aller Zeiten vom Flohmarkt in Louhans an Bord, aber auch dafür müssen wir Brennspiritus besorgen.

Außerdem ist mir das Ding nicht geheuer. Beim morgendlichen Kaffeekochen müssen die letzten Tropfen der brennbaren Flüssigkeit in den Kocher. In der leeren Spiritusflasche hat sich ein explosives Gemisch gebildet, das sich nach dem Füllvorgang an der bereits bestehenden Flamme entzündet - uuund um es mit Wilhelm Busch zu sagen: "Rums, da geht die Pfeife los!"
Ein ohrenbetäubender Knall erfüllt die Stille, die grüne Flasche fliegt wie ein Geschoss aus Zappas Hand auf den geschotterten Weg und die Mülltüte steht in lichterlohen Flammen.

¡Empanada!

 
Zum Glück habe ich noch nicht am Frühstückstisch Platz genommen, sonst hätte ich nun diverse Brandlöcher in Klamotten und Schmusedecke am heutigen frischen Morgen. Und ich kann die Feuersbrunst geschwind mit meinen guten Gummi-Crocs austreten. Schließlich ist die letzte Brandschutz-Schulung noch nicht so lange her. Ich hätte aber auch gern mal den Feuerlöscher im Ernstfall getestet.
In jedem Fall ist mir gehörig der Schreck in die Glieder gefahren. Zappa stellt den Kaffee auf den Kocher und schaut unschuldig, ich setze mich erst mal.
Seitdem ist mir der Gaskocher irgendwie sympatischer.

Nun aber zurück zur Frage, wie geht die Reise weiter. Wir haben noch drei Wochen, da schleichen sich so langsam Gedanken an die Rückfahrt ein. Jeder Kilometer weiter Richtung Westen oder Süden muss auch entgegengesetzt bewältigt werden.

Nachdem wir also Kartenmaterial, Satellitenbilder und Wetterberichte für die nächsten Tage gründlich studiert haben, sind wir uns darüber einig, dass Ruhe, Einkehr und Besinnung dominieren sollen. Wir fahren an den Ebro! 


Antworten (1)

Kasi
☺️

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