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Hör mal, wer da hämmert

Veröffentlicht: 04.04.2023

Jetzt ist es mal Zeit für ein paar Worte zu unserem Haupt-Reiseziel dieser Tour.
Vor zwei Jahren haben wir die Baronnies provençal für uns entdeckt. Der Naturpark zwischen der Drôme im Norden und der Provence im Süden hat uns mit seiner unendlichen Stille, den schroffen Bergen, die bis zu 1500m Höhe erreichen und seinen vielen unterschiedlichen Landschaftsbildern überzeugt. Die Städtchen Nyon mit seinen berühmten Oliven und Vaison-la-Romain mit den bekannten römischen Mauergedöhns erhöhen die touristische Anziehungskraft der Gegend.

Blick über die Baronnies


Bis auf eine kurze Unterbrechung der Erholung durch einen unschönen Abschluss eines Marktbesuchs vor zwei Jahren https://vakantio.de/chateaugeschichten/montag-der-13 sind unsere Erinnerungen an diese malerische und entspannte Region wunderbar.

Und auch jetzt werden wir nicht enttäuscht. Die Weinberge und Platanen haben zwar noch keine Blätter, aber unter den immergrünen Olivenbäumen blüht es gelb, Blümchen in allen Farben wachsen am Wegesrand, der Raps steht schon in voller Blüte. An den Südhängen kleben Aprikosen-, Kirsch- und Apfelbäume und versprechen mit rosa und weißer Färbung köstliche Früchte.

Aprikosenblüte

 
Der erste Kuckucksruf des Jahres lässt uns Börsen schütteln und Geldscheine knistern. Zwar dauert es einen Augenblick, bis Zappa sein Portemonnaie findet, dann schickt der Vogel die Taler eben ein paar Tage später. Selbst die eine oder andere Zikade schnarrt schon in den Bäumen. Auch wenn der Lavendel noch weit entfernt vom lila Farbenrausch ist, von allen Ecken schaut der Mont Ventoux majestätisch auf und herab.

Mont Ventoux

Madame la Poste fährt auch in die kleinsten und entlegensten Dörfchen, die hochgelegen von steilen Hängen auf die Hektik der restlichen Welt hinabblicken. Hippies, Freakies und Alternative haben sich hier oft niedergelassen, bauen Biogemüse an, stellen zum Mittag Tisch und Stühle auf die Strasse in die Sonne, versperren dabei fröhlich winkend die Durchfahrt, schneiden sich gegenseitig die Dreadlocks und planen die nächste Revolution.
Wie es hier in der Hauptsaison zugeht, können wir derzeit freilich nur befürchten, aber im Moment geniessen wir die Ruhe, den Frieden und die Entspannung.

Faucon

Die Tage fliegen nur so an uns vorbei. Viele Spaziergänge durch pittoreske Orte oder hinauf zu den Dentelles de Montmirail, die sich wie Felszähne scharfkantig hoch in den provenceblauen Himmel recken, ausgedehnte Mittagspausen in der warmen Sonne, Bestimmungen von Pflänzchen am Wegesrand, Sammeln der Kräuter der Provence und ein paar Anekdoten aufschreiben, vertreiben ganz schnell jegliche Zeit. Natürlich sind wir beide auch sehr damit beschäftigt, für euch ansprechende und aussagekräftige Impressionen einzufangen, die unsere kleinen Geschichten illustrieren.

Dentelles de Montmirail

Ganz nebenbei beschäftige ich Zappa gern damit, Dinge zu reparieren, die mir versehentlich kaputt gehen.
Als harmlos würde ich bezeichnen, dass ich das Poltern beim Öffnen der Heckklappe des Kangoo ignoriere. Was zur Folge hat, dass mit einem lauten Bumms die Colaflasche auf den Asphalt knallt und sich binnen weniger Sekunden zwei Liter des köstlichen Gesöffs auf dem grauen Beton, dem grauen Auto und über meiner schwarzen Hose ergiesst. Mit Champagner stelle ich mir das fröhlicher vor. Gut, dass das Zeugs keinen Zucker enthält. Blöd nur, dass mein Held nun keine Cola mehr hat.

Im heißen Atem der Drachen gegarte Thai-Drunken-Noodles: zartestes Poulet de Bresse mit Thai-Noodles, ganzer Knoblauchknolle, gehacken Chillischoten und Ohrenpilzen an einer göttlichen Marinade von Soya- und Austernsoße mit braunem Rohrzucker gebraten - serviert mit einer Garnitur von erntefrischen Frühlingszwiebelgrün

Ganz ohne mein Zutun verrußen die Zündelektroden am Gasofen im Chateau. Das ist gerade sehr ungünstig, denn die Wetterfrösche versprechen nicht nur Nachts sinkende Temperaturen mit Bodenfrost und tieffliegenden Pinguinen. Ganz fix und ohne großes Aufhebens baut Zappa das Flammenkontrollfensterchen aus, enzündet die Flamme mit einem simplen Streichholz und reinigt dann den Schmuddelfink, so dass wir es nun wieder kuschelig haben.

Lavendel

Schlimmer ist schon, dass ich bald nach unserer Abfahrt die linke Schraube des neuen Loungetischchen übereilt, unsachgemäss und ohne sicherheitstechnische Einweisung beim Rückbau aus dem Schlafmodus aus der schon etwas bröseligen Wohnwagenwand reisse. Es wackelt jetzt! Und das nicht nur bei den Mahlzeiten, sondern immerzu!
Zum Glück findet Zappa in den unendlichen Weiten seiner Hosentaschen (was sich da schon alles gefnden hat!) eine lange Schraube und kann das Problem beseitigen. Mit Umbauten im Caravan halte ich mich nun aber dezent zurück.

Olivenhain

Am schlimmsten ist aber, dass ich die unersetzliche, unabdingbare und sehr nötige Lesehilfe demoliere.
Zum Entfernen der Krümel aus dem Bett, die mich Nachts immer pieksend quälen, stelle ich das Eckkissen auf das nun nicht mehr wackelnde Loungetischchen. Dabei breche ich einen Bügel der Brille irreparabel komplett ab, den zweiten knackse ich nur an!

Der kleine Tiger begutachtet die kaputte Brille.

 
Diese Brille ist nicht nur für den Genuss von literarischen Werken, für das Lesen von Straßenkarten und das Betrachten von Kunstobjekten notwendig. Nein, diese Brille wird zu Hause auch unbedingt für das Reparieren, Reinigen und Begutachten der historischen Kameras dringendst benötigt.
Das verschafft mir tagelang ein schlechtes Gewissen. Böse Zungen behaupten, ich sollte bald mal ein Abbruchunternehmen eröffnen.

Der kleine Tiger begutachtet die reparierte Brille.

Der kleine Tiger findet in Zappas Hosentasche eine Rolle schwarzes Coroplast und klebt das Objekt notdürftig, trotzdem rutscht das gute Stück immer von der großen Nase.
Ihr seht also, auch auf Reisen ist keine Zeit für Langeweile. Der Held muss immerzu etwas reparieren, geraderücken, anschrauben und ich bin dafür zuständig, seine Großtaten und meine Schuld an die Öffentlichkeit zu bringen.

Blick über die Baronnies


Antworten (2)

Hobbit
Die Landschaften da sind ja wunderschön! 😍 Ich hätte aber bitte gerne Fotos von den Pinguinen. 🐧🐧 Von Mr. Voodoo-Man soll ich ausrichten: Gut dass ihr den kleinen Tiger dabei habt! Er rät aber zu vorbeugenden lebensrettenden Ostergeschenken wie Brillenetuis.😁

Papi
Wie immer wunderschön geschrieben! Man ist (und leidet oder geniesst) im Geiste mit Euch! Viel Spaß weiterhin und nicht soviel Bruch machen! Liebe Grüße von uns! Und von Moppi, der meint: Gut, das süch der Kleene Tija bestens ün Zappis Hosentaschen auskennt!

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